Sehnsucht nach dem Frühling
„Mutti, hörst du wie die Amsel singt?“
„Mutti, der Vogel, der neue Hoffnung bringt.“
„glaubst du an den Frühling?“
„glaubst du, dass er kommen wird?“
„Ja mein Kind ich hör´s.“
„Er, der jetzt beim Winter um Einlass bittet.“
„Ach Mutti, glaubst du, das alles erblüht und grünt,“
und jeder Sonnenstrahl den Frühling näher bringt.“
„Mein Kind, so sei getrost, und erfreu´ dich an der Amsel Singen,“
„hörst du nicht, wie wunderbar die
Schneeglocken klingen?“
„ Ach Mutti, ich hör´ keinen Ton.“
„Ach Mutti, auch im komme schon.“
„Ich sehe nur Schnee,“
mit kalten, grauen Augen starrt er mich an.“
„Ach, verzage nicht!“
„Alles ist irrer Wahn!“
„ Du sollst mir bitte glauben.“
„Niemand darf da dir die Hoffnung rauben!“
„ Oh nein, ich kann`s nicht versteh´n.“
„ Ich fühle mir wird kalt in der Brust.“
„Ich wird den Frühling nicht mehr seh´n.“
„ und die Hand.“
Sie verbirgt ihr zartes Gesicht.
Und sie wird bleich,
aus ihr, der Seele schwindet ein Licht,
schluchzend wirft sie sich nieder.
Doch die Mutti,
mit sanfter Hand,
sie richtet die Mädchen auf,
und sieht es ja rufend an.
Sie spricht gar leise.“
„ Kind, schau hinaus.“
„ Der Frühling kommt ja wieder mit Blumen und mit Liedern.“
„ Aber werden die Veilchen wirklich blühen?“
„ Jetzt ist es versteckt,“
„ Und Nebel hüllen die Wälder ein.“
„ Aber das kann kein Frühling sein.“
„ Nur kalt und grau ist´s draußen und
hier.“
„ Keine Blumen zur Wiesenzier,“
„ würd´s wagen zu blüh´n und zu grünen.“
„Nur öde und kalt alles liegt.“
Ein Spatz sich wieget auf den kahlen Zweigen der Sträucher.
„ und wo bleibt die Sonne in meinem Herzen?“
„ Alles ist eisige Kälte und voller bitterer Schmerzen.“
„ ich fühl´s, es wird immer kühler.“
Die Mutti sieht betroffen aus,
sieht wie die Rose bricht,
der Schmerz, er reibet sie, sie rastet nicht.
Sie fasst das Kind am Arm,
und blickt besorgt es und ängstlich an,
doch da öffnet´s die Augen,
die Kraft kehrt im Leib zurück,
es blickt zum Fenster, und ruft aus:
„Mutti. Lass mich seh´n.“
„Ich will laufen, dort hinaus.“
„ Dort sie hast du´s der Boote.“
„ Mutti, das Licht !“
„ Mutti, die Blumen !“
„ Mutti, die Bienen, sie summen.“
„Mutti, ich hör ein Lied, die Amsel, sie singt.“
„Wie wunderbar, wie schön.“
„ Wie zart, die Schneeglocke klingt.“
„ da schau, im Gras die Veilchen,“
„ oh, es blüht!“
und die Kräfte sterben,
und steif werden die Glieder.“
Und nun langsam sinkt sie nieder.
Das Licht in den Augen erlischt.
Und der Geist entschwindet,
dort im Paradies lebst du weiter,
die Rose wird gebrochen,
der Blütenkelch mit feurigem Rote erglühet,
doch das Veilchen erblühet!
Copyright ©Text von Jenny Jatzlau