Kurzgeschichte
Der Nieser

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"Was hilft und ist gut? Was heilt und befreit? Was tat ich, wofür diese Strafe? "
Veröffentlicht am 02. August 2015, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: annaluu
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe mich noch nicht selbst gefunden, möchte die Welt bereisen, entdecken, möchte ganz frei und ungezwungen schreiben und zeichnen und meiner Wanderlust nachgehen.
Was hilft und ist gut? Was heilt und befreit? Was tat ich, wofür diese Strafe?

Der Nieser

 

Ich bin seit jeher krank, fressende Fäulnis knabbert an mir, beißt in mein Fleisch und franst es aus.  

Immer krank und nie ganz am  Ende.


Es beginnt mit einer heißkribbelnden Nase, mein Geist jagt rasendschnell durch meine Nüstern, alles bläht sich, ich niese in tosender Spannung, mein Körper nach vorne gebeugt, verkrampft. Danach die glänzenden Augen, die Lider aufgequollen, wie fette Nacktschnecken.

Kratzender Hals und pulsierende Adern.

Jeder Herzschlag drückenddumpf.

Zeit den Arzt zu rufen? Herzbeschwerden muss man ernst nehmen.

Hilft die Medizin? Bitterer Nachgeschmack nach schmutzigem Metall und chemischen Verbindungen.

Nimm eine Decke, trink viel Tee! Wie denn? Oh wie soll ich einen Schluck durch den geschwollenen Speiseröhrenschlund bekommen? Kein Tropfen kann fließen, meine Mandeln so dick wie Walnüsse -ich spüre sie dort hinten im Rachen, harte Klumpen, die das Kopfwehwachstum beschleunigen.

Schlafen? Schlafen zwischen weichen, warmen, trockenrauschenden Deckenwogen? Mein Kopf  gebettet im Winkel der Nackenmassage? Ja, davon träume ich in fiebriger Windung, ich schwitze  und wälze mich, mein Laken verklumpt am Fußende und

keine Aussicht auf ruhende Stille.

Nachts macht mein Körper Geräusche wie ein altes, verfallenes Haus. Im Kopf knirscht es ganz  deutlich, vielleicht sind es auch meine Zähne, das Herz pumpt wie ein Wasserrohr nach dem  Toilettengang, Lungenrasseln und Bauchgluckern, meine hornhautschwieligen Füße schaben trocken aneinander.  

Oh was für eine Qual! Was zeigt mein Körper Schwäche in diesen Tagen!  Was hilft und ist gut? Was heilt und befreit? Was tat ich, wofür diese Strafe?  

Ich verfaule, mein Inneres voll bespachtelt von Bakterienkolonien, sie kleben an meinen Gefäßen, verstopfen Bahnen und erdrücken mich.

Ist mein gelbranziges Fleisch ersteinmal

verschwunden, bin ich nichts weiter als ein müdes  Gerippe, dem Tode versprochen und glücklich über die  Erlösung.

Aber wo bleibt das Ende? Das Fenster meines Zimmer ist zu weit weg, ich kann dort nicht alleine hinkriechen und mich mit

Wucht hinausschwingen, mir schwinden die Kräfte, selbst zum Blinzeln bin ich zu-


Und dann! Der Tag, der Letzte. In mir wallt plötzlich bauschend ein Nieser, ich hechle mit  rasendem Herzen nach einer  Erlösung des Kitzelns und da da da da kommt sie, angesaust und  schäumend.  Eine letzte Energiereserve, aufgehoben für den Höchepunkt meines Lebens, die scharfe Spitze, den Tod.

Ich fühle mich wie das Meer, das in sprühender Gischt an der Felsklippe brandet

Ich spritze den Schnodder, keuche und erhitze, bin still und kühle ab.

Der Tod klebt an meinen Wänden.

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annaluu
Ich habe mich noch nicht selbst gefunden, möchte die Welt bereisen, entdecken, möchte ganz frei und ungezwungen schreiben und zeichnen und meiner Wanderlust nachgehen.

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luanna 
salü anna..

lese zu 99% keine geschichten.. lg. texte allgemein.. das hat etwas mit meiner erinnerung an meine schulzeit zu tun.. viel mußte ich da lesen und viel auswendig lernen, so dass mein hirn heute ohne tüv durch die gegend "keucht"..
:-)))))

" Ich fühle mich wie das Meer, das in sprühender Gischt an der Felsklippe brandet "

und

" Der Tod klebt an meinen Wänden. " ,

diese 2 SÄTZE solltest du dir patentieren lassen.. von mir gibt es für diese ausdrucksstarke sprache

STANDING OVATION..

abendHERZumärmleung

nelly
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Liebste Nelly,
was für ein Kompliment! Ich fühle mich unglaublich geehrt von deinen Worten und freue mich, dass der Text dieses 1% sein durfte und du dich an der Sprache erfreut hast!
Eine frühabendliche Umarmung und ein sonniges Wochenende,
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Fia__Sophia So nun bin auch ich zum Lesen gekommen :)
Den Titel finde ich gut, das Cover könnte man etwas mehr ausarbeiten und nimm doch das Bild und mach den Titel so drauf, da dieser MyStrys Streifen hier irgendwie zu viel verdeckt, finde ich.
Ich habe davor, ein paar Kommentare gelesen und auch mir sind diese etwas dichterischen Elemente deutlich aufgefallen. Es ist eben anders erzählt, als typisch, aber das ist ja nicht unbedingt schlimm. Zu abgehackt fand ich es eigentlich nirgends.
Da ich nicht besonders alt bin, kann ich mir dieses Siechen nicht so besonders gut vorstellen, noch bin ich es gewohnt, aber ich hatte vor einiger Zeit eine üble Ohrenentzündung mir Erkältung und habe mich in etwa so ähnlich gefühlt, du hast dieses Gefühl echt gut eingefangen.
Was jetzt die Idee des Themas angeht bin ich sehr zwiegespalten. Ich bin mehr so der Typ für lange Geschichten mit viel Handlung und das hier beruht ja mehr oder weniger nur auf einer Sache. Das ist nicht so hunderprozentig mein Stil, aber wenn man das mag, denke ich, dass es eine gute Idee ist.
LG Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Liebe Sophia,
ich danke dir ganz herzlich für deine Meinung und deine Ratschläge!
Bei der Covergestaltung bin ich zugegebenermaßen noch nicht so geübt, aber ich werde es noch besser bearbeiten!
Merci für deine Ausführlichkeit und ein schönes Wochenende,
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
strandgigant "dem Tode versprochen..."
ob der sich darüber freut, der Tod?
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Der ist sicherlich nicht begeistert, so "an den Wänden klebend" *lach* Danke für deinen Kommentar!
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cliffy sehr interessante Text habe ich gerne gelesen lieben Gruß Jenny
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annaluu Das freut mich sehr!! Liebste Grüße zurück :)
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Mein Kommentar im Rahmen von READING EXCHANGE #6 :))

Ich habe mitgelitten.
Tolle bildhafte Beschreibung des Siechtums, so kurz vorm Tode. Ständig lag mir ein Schmunzeln auf den Lippen und mei Kopf nickte ständig zustimmend.
Doch hin und wieder setzte mein Gehirn aus. Fehlen da Worte, Buchstaben, Satzteile ....? Lies am Besten nochmals drüber. Vielleicht habe ich mich ja geirrt und es muss so sein.
Sonst habe ich nichts zu bemängeln, nichts auszusetzen ----lach----
chreibstil und Ausdrucksweise ... TOPP :))
Annaluu, ich habe deine Kurzgeschichte sehr gern gelesen und genossen.

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
annaluu Liebe Antje,
ersteinmal: vielen Dank, dass du meinen Text gelesen und mit so einem langen, ausführlichen Kommentar bewertet hast!
Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich ursprünglich ein Gedicht schreiben wollte, weshalb manche Sätze ohne Punkt, im Nichts enden und Satzteile/ Wörter fehlen (Du hattest Recht: Es haben sogar Buchstaben gefehlt, die ich aber schnell ergänzt habe!) Bei der Überarbeitung habe ich gemerkt, dass diese dichterischen Elemente aber ganz gut passen und nichts daran geändert- meinst du dieses Fehlen, von dem du gesprochen hast, stört den Lesefluss? Dann überarbeite ich das Ganze nämlich nochmal *grins*

Auf jedenfall freue ich mich sehrsehrsehr über deinen Kommentar und deinen Lesegenuss, wünsche dir einen wundervollen Tag und liebste Grüße!
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
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