Die Mücke Mü und die Motte Mo
Vor langer Zeit, lebte eine fast 100 Jahre alte Frau in einer ziemlich verfallenen Hütte. Einst hatte diese, ihre Urgroßeltern erbaut und bewohnten sie mit ihren Großeltern. Zuletzt bewohnte sie ihre einzige Tochter, die einst einen jungen Mann heiratete. Diese, wohnte sehr gerne in dem kleinen Häuschen, das Mitten im Wald stand. Obwohl fast ihre gesamte Familie Opfer des Weltkrieges wurde, und auch fast all ihre Freunde verstorben waren oder auch nach Übersee auswanderten, liebte sie ihr kleines Häuschen. Sie war eine zufriedene Frau. Vielleicht gerade deshalb, da sie in der
Natur wohnte und diese auch sehr schätzte. Wenn sie ein Vögelchen zwitschern hörte, oder wenn sie von einem Hasen oder von einem Reh die Losung fand, war sie überglücklich. Einmal fand sie sogar einen Feuersalamander oder sie sah ein anderes Mal einen Igel. Manchmal hörte sie auch einen Kuckuck oder einen Nusshäher. Eichkätzchen sah sie sehr oft, daher sammelte sie auch viele Nüsse, die sie sehr gerne annahmen. Dies überwältigte Frau Erna so sehr, dass sie sich oft Mitten im Wald niederkniete und betete. Sie bedankte sich für die Geschenke, die sie als Leihgaben bezeichnete und versprach mit allen pfleglich damit
umzugehen. Es gelang ihr ein paar Wochen ganz gut, bis sich eine Motte, im Kasten, wo sich noch der letzte Mantel ihres verstorbenen Vater befand. Die Frau kam mit Eiben und einem feuchten Tuch, um diese Motte zu töten. Diese flüsterte ihr plötzlich mit ängstlicher Stimme zu, ich heiße Mo, bitte töte mich nicht. Ich verspreche dir, dass ich nichts anstellen werde, ich schenke dir aber einen Wunsch. Der Frau tat diese Motte, die ganz allein im Kasten wohnte, sehr leid, daher ließ sie diese am leben. Trotzdem war es ein herrliches Gefühl für Frau Erna, nicht mehr in der Hütte allein zu leben. Aber es sollte noch besser kommen. Da diese Frau, wie
schon erwähnt, sehr alt war, und keine Zähne mehr im Mund hatte, musste sie immer noch Breichen essen. Diesen löffelte sie am liebsten mit Himbeersaft. Da aber Frau Erna zudem auch noch sehr schlecht sah, übersah sie eine kleine Mücke, die, da sie ihren Grießbrei etwas verschüttet hatte, über diesen mit Heißhunger heranmachte. Die kleine Mücke hieß Mü und bat auch wie die Motte Mo, dass sie am leben bleiben durfte. Da aber die Frau, wie gesagt sehr tierlieb war, ließ sie selbstverständlich auch dieses Tier am leben. Der Wunsch, den sie unausgesprochen gerne gehabt hätte, nicht mehr alleine zu wohnen, wurde von diesen beiden kleinen
Tierchen erfüllt, und seitdem sind diese drei, wenn auch ungleicher Art unzertrennliche Freunde bis zum heutigen Tag. Denn wenn sie nicht gestorben sind, leben noch ihre Urahnen in dieser, schon längst verfallenen Hütte. Freundschaft ist etwas wunderbares, bitte hüte sie aber auch. Denn man hat sehr selten aufrichtige Freunde.
Copyright ©Text und Cover von Jenny Jatzlau