Die faulen Hasen
Wochenlang hatte es nicht mehr geregnet, hatte nur die sonne geschienen. Jetzt gab es kein Wasser mehr. Die Tiere litten große not. Die Wildgänse, die Schwäne, und die Wildenten, die man sonst immer nach einer Wasserstelle hätte fragen können, waren längst verschwunden. sie hatten sich weit in den norden zurück gezogen, da es dort noch Wasser gab. Der Uhu rief alle durstigen Tiere zu sich.
Es kamen viele verschiedene Vögel, die Hirsche, die Rehe, die Hasen, die Füchse, die Dachse, und alle anderen Tiere.
Gemeinsam beschlossen sie, so lange zu graben, bis sie auf Wasser stoßen würden.
Also, sprach der Hirsch, wir fangen gleich an. Er spuckte sich in die hufe, denn er hatte das Wasser vor allen anderen besonders nötig. Alle redeten durcheinander und waren sehr froh über die Aussicht auf Wasser. Nur die Hasen hockten etwas missmutig herum und sagten, ach was, grabt nur, wir brauchen nicht viel Wasser. Wir kommen schon durch.
Ja, wenn ihr euch nicht an unseren Brunnen bau beteiligen wollt, dürft ihr auch nicht daraus trinken, sagten die
Rehe. Ach, was brauchen wir kein Wasser, sagten die Hasen. Wir pfeifen uns ein fröhliches Lied irgendwann wird es schon wieder mal Wasser geben. Hasen, überlegt euch das genau, sagten die Rehe, vom Brunnen trinken nur die, die ihn auch gebaut haben. Na, dann baut mal schön, lachten die Hasen und hoppelten vergnügt davon.
Die Tiere arbeiteten hart in der prallen sonne, aber schon nach einen ganzen Tag und einen halben stießen sie auf feuchten Sand, und nach einen weiteren tag füllte sich die Grube allmählich mit gutem
Trinkwasser und alle tranken sich so richtig satt.
Als sie am nächsten tag zu ihrer Wasserstelle kamen, sahen sie überall die Fußspuren der Hasen. Nachts, als alle schliefen, hatten sie sich heran geschlichen und getrunken.
Die Tiere waren sehr empört.
Ich könnte sie fressen, riefen die Füchse und wurden ganz rot vor Zorn. Die Hirsche meinten, wir werden wohl eine wache aufstellen müssen. Besser es muss eine nachtwache sein, sagten sie. Ich denke, wir werden die Wache übernehmen.
Nachts schlichen sich die Hasen zur Wasserstelle. Als sie die wachen sahen,
ließen sie sich eine list einfallen. sie begannen, wundervoll zu pfeifen und zu pfeifen an, das konnten die Hasen damals noch.
Die Melodien der Hasen waren so wunderbar, dass den Hirschen die Köpfe immer schwerer wurden und sie schließlich tief und fest schliefen.
Am nächsten Tag waren die Tiere sehr wütend, als sie die Hirsche im tiefem schlaf fanden und überall Spuren von den Hasen.
Ihr seid vielleicht Nachtwächter, sagten die Wölfe. Nächste Nacht machen wir das die kommende Nacht hockten sich die Wölfe an die Wasserstelle, fest entschlossen, unter keinen umständen
einzunicken. Die Hasen schlichen näher. Sie sahen die Wölfe und fingen lustig an zu pfeifen. Den Wölfen gingen die fröhlichen Melodien in die Glieder und sie begannen sich langsam wiegend, zu tanzen. Sie tanzten und tanzten, bis sie müde einschliefen.
All die anderen Tiere waren, wieder sehr empört. Die Vögel wurden zur nächsten Nachtwache gewählt. Aber die Hasen pfiffen auch sie ihn in tiefen schlaf und tranken sich satt.
Da herrschte nun Ratlosigkeit. Ich weiß nicht, was man mit diesen Hasen machen
kann, wie man ihnen lehren kann, dass man nicht ohne Arbeit unser Wasser trinken darf, sprachen die Dachse.
Ein Eichhörnchen, das von einer Tanne zugehört hatte, sagte, ich habe eine Idee. Wir könnten doch aus Tannenharz ein Klebemännchen machen und aufstellen. Das schläft nicht ein, und die Hasen werden so verwirrt sein, über das merkwürdige und unbekannte Tier, dass es ihnen furcht macht und sie sich dadurch nicht ans Wasser trauen.
Eine gute und sehr friedfertige Idee, lobten die Füchse.
Das Eichhörnchen holte sich ein paar Freunde aus der Nachbarschaft und
gemeinsam fertigten sie ein Klebemännchen aus Tannenharz. Das stellten sie am Abend an der Wasserstelle auf.
Als es Nacht wurde, schlichen sich die Hasen heran. Sie sahen das unbekannte Wesen dort stehen und begannen zu pfeifen. Nichts rührte sich. Sie pfiffen fröhlicher und eindringlicher als je zuvor. Das Ding rührte sich nicht.
Da wurden die Hasen ärgerlicher. Wir treten euch eins vors Schienbein, sagten sie. Nichts tat sich. Los, macht was, oder es passiert was, sagten sie.
Weil sich das Klebemännchen wieder nicht rührte, holten die Hasen mit ihren Hinterläufen aus und traten dem
unbekannten wesen gegen das Bein, oder was sie davon hielten.
Aber, oh weh, die Beine blieben kleben. Lass los, schrieen die Hasen.
Da das Klebemännchen natürlich wieder nicht reagierte, holten die Hasen mit den Vorderpfoten aus und hauten blitzschnell links und rechts zu nur um mit den Vorderpfoten ebenfalls kleben zu bleiben.
Das ist die Höhe, schrieen die Hasen und waren völlig außer sich.
Mit der letzen freien Hinterpfote stemmte sich ein Hase, jetzt ein Hase gegen das Männchen, um sich abzustoßen. Und blieb ebenfalls kleben. So hing er hilflos da, bis der morgen
dämmerte und die anderen Tiere zur Wasserstelle kamen.
Alle lachten laut über die Hasen, die ganz rote löffeln, das sind die Ohren, bekamen. Sie lachten so sehr, dass sie sich den bauch halten mussten.
Erst gegen Mittag beruhigten sie sich allmählich wieder. Sie sagten zu den Hasen, sie hätten ab sofort bis in alle Zeiten ein striktes Verbot, zu pfeifen. Aber sie dürften von jetzt ab die Wasserstelle benützen, denn sie hätten hoffentlich eine Lehre fürs Leben erhalten.
Sie machten sie los und tief gekränkt hoppelten die Hasen davon. Sie scheuten sich aber von da ab sehr, zur
Wasserstelle zu gehen, denn wann immer sie jetzt dort ein anderes Tier trafen, mochte es sich das fast kaputt lachen.
Copyright ©Text und Cover von Jenny Jatzlau