Der Rauch schloss mich in seine Arme. Er war ein Freund der Dunkelheit und somit auch mein Freund. Er half mir lautlos und ungesehen zum Oberstwachmeister zu gelangen. Dieser krabbelte vor mir auf dem Boden wie ein hilfloses Kind, welches seine Mutter nicht fand. Ich spürte wie alle Emotionen aus meinem Gesicht wichen und somit auch aus meinem Körper. Das Katana über meinem Kopf zum vernichtenden Schlag erhoben betrachtete ich den Mann vor mir. Der wollte mich töten? In diesem Moment drehte der Polizist sich um. In seinen
Augen stand pure Angst geschrieben. Ich wusste nicht warum, aber es befriedigte mich, zu sehen wie sehr Angst er vor mir hatte. Grade wollte er ein Wort sagen, flehen ihn zu verschonen, da fuhr mein Katana auf ihn herab wie ein Blitz und mit einem starken, präzisen Schlag, trennte ich Kopf und Körper. Während ich die Klinge vom Blut säuberte und das Schwert zurück in die Scheide steckte, rutschte der Kopf meines Gegenübers langsam von seinen Schultern und traf mit einem dumpfen Geräusch auf dem sandigen, nun von Blut überströmten, Boden auf. Ich wand mich ab und verwand im Nebel.
Von nun an beschloss ich, nicht mehr in die Stadt zu kommen. Ich würde einen Weg finden zu überleben, doch dieser alte, war definitiv zu gefährlich.
Am Standrand angekommen, hatte ich mich schon längst vom Rauch getrennt, roch jedoch noch nach ihm. Ich war stehen geblieben und sah ein letztes Mal auf die Stadt und ihr geschäftiges Treiben. Ich würde es nie wieder betreten. Dann wand ich mich wieder ab und ging über die Felder und auf den Wald zu, der mein zu Hause vor den Blicken Fremder schützte.
Yuki strich sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl der Himmel von Wolken verdeckt war, so herrschte eine schwüle drückende Luft. Yuki hatte viel zu spät bemerkt, dass Mizusu nicht mehr bei ihm war, doch er ging davon aus, dass sie wahrscheinlich wütend auf ihn war und ohne etwas zu sagen ins Hotel zurückgegangen war. Daraufhin war er seinem Plan gefolgt und hatte sich auf den Weg zu dem Schrein gemacht. Dieser lag weit außerhalb von Kyoto und er war den Großteil der Strecke mit dem Bus gefahren. Nun musste er jedoch den letzten Rest doch zu Fuß gehen, da
es keine Bushaltestelle am Schrein gab. Nach ungefähr 15 Minuten Fußmarsch stand der 17 – Jährige vor einem großen Torii, welches den Eingang des Schreins bildete. Er ging hindurch und folgte einer Steintreppe, die in den Berg, zu dessen Füßen das Torii stand, eingelassen waren. Nach unzählbar vielen Stufen war Yuki am oberen Ende der Treppe angekommen und stand unter einem zweiten Torii. Sein Blick wanderte über das weitläufige Gelände des Schreins. Ein Weg aus großen Steinplatten wies ihm den geraden Weg zum Hauptschrein, ein großes und gut erhaltenes Gebäude. Die Hauptfarben waren schwarz und rot, doch einige der
Verzierungen strahlten auch in Gold. Der 17 – Jährige betrachtete auch die zahlreichen Nebengebäude, die ebenfalls gut erhalten schienen. Dann beschloss er zum Hauptschrein zu gehen und den Gott, dem dieser Tempel gewidmet war, zu bitten ihn bei seiner Suche zu unterstützen. Das tat er indem er die drei Stufen des Tempels erstieg, vor dem Eingang blieb er stehen, klatschte einmal in die Hände, senke den Kopf und bat den Gott um Hilfe. Anschließend verbeugte er sich noch einmal und wandte sich dann zum Gehen, doch kaum hatte er die drei Stufen hinter sich gelassen, schmiegte sich eine kleine schwarze Katze an ihn.
Yuki kniete sich hin, lies die Katze an seiner Hand schnuppern und kraulte sie dann hinter den Ohren. Doch plötzlich lief die kleine Katze davon. „Hey, warte doch! Ich tu dir doch nichts“, rief Yuki ihr zu und lief ihr nach. Sie war um eine Ecke gebogen und als Yuki ihr es gleich tat, saß sie da und wartete auf ihn. Dann lief sie weiter. „Aber wohin führst du mich denn?“, wollte der 17- Jährige wissen, die Antwort war ein piepsiges Maunzen. Yuki folgte, immer weiter. Weg von der schönen Tempelanlage, die so gut erhalten war. Schließlich blieb die kleine Katze unter einem alten zerfallenden Torii stehen. Man konnte seine Aufschrift nicht mehr lesen und es
stand auch ein wenig schief. Der Weg aus großen Steinen war umgeben von Wasser, als würde der Weg durch einen Bach laufen. Dieser Wiederum war umschlossen von einem dichten dunklen Wald. Die kleine Katze mauzte und sprang von einem Stein zum nächsten und Yuki beschloss, ihr zu folgen. Je weiter er dem Weg folgte, desto dunkler und unheimlicher wunde es. Bald schon war er vollkommen in Dunkelheit gehüllt, als plötzlich ein seltsames schimmern vom Wasser um die Steine herum ausging. Yuki blieb stehen. Es war ihm gar nicht geheuer, was dort geschah. Er wollte gehen, doch als er sich umdrehte war dort weder
Wasser noch Steine. Es sah ihm nur eine absolute Dunkelheit entgegen, die ihn dazu drängte weiter dem Weg zu folgen.