FB 42 - Am rand 2
Die Vorgabewörter sind:
Boutique, nacktes Fleisch, Azubi, Nachrichten, Sadomaso, Hundstage, Knochen, Luxation, kalibrieren,
wedeln, veredeln, kollaborieren,
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aus die maus
Der Boutique-Besitzer stand ratlos vor den Trümmern dessen, was er sich in 10 Jahren mühsam aufgebaut hatte. Er grübelte.
In den Anfangsjahren lief sein Laden richtig gut. Die ganze Szene kaufte bei ihm ein. Und sie ließen viel Geld bei ihm. Schließlich verkaufte er nur Sachen, die vom TÜV Rheinland auf Herz und Nieren geprüft, für diese Zwecke geeignet und als ungefährlich anerkannt worden waren. Und nie war etwas passiert.
Er hatte es sogar als Einziger erreicht, dass er hinter verschlossenen Türen kurze Clips
zeigen durfte, die den Gebrauch seiner Spielsachen Neueinsteigern über 18 Jahren als kleine Anleitung zeigten. Ganz nacktes Fleisch gab es aber nie zu sehen. Er fand, dass ein paar Grenzen da nicht schadeten. Er hatte sogar eine Azubine einstellen dürfen, die sich gerne mit dem einen oder anderen Outfit ganz lecker präsentierte, was ihm den Zulauf männlicher Kundschaft reichlich erhöhte und den Umsatz enorm steigerte. Über eine saubere Präsentation einiger gewisser Artikel ging es aber nie hinaus. Er hatte sich da mit einem schriftlichen Vertrag vor einem Notar rechtlich vollkommen abgesichert. Natürlich sorgten die Geschichten von seiner einzigartigen Werbeidee in den örtlichen Nachrichten für
einen mehr oder weniger großen Aufstand. Selbst auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Medien erhielt er nur positive Rückmeldungen.
Und nun das! Nach dem riesigen Hype um den Film FIFTY SHADES OF GREY hatten sie seinen Laden geradezu gestürmt und seine Regale nahezu bis zum letzten Stück ausgeplündert. Von einer guten Beratung und Einführung in einen sicheren Gebrauch wollten diese Verrückten nichts wissen. Neulinge in der Sadomaso-Szene wollten nur auf Teufel-komm-raus nachmachen, was sie im Film gesehen hatten oder dem Ganzen sogar noch eine Krone aufsetzen.
Dabei hatte sich ausgerechnet während der Hundstage ein Grüppchen von Neulingen ein paar irre Spielchen ausgedacht, wobei es zu mehreren Luxationen verschiedener Knochen gekommen war, die nur unter fachmännischem Einsatz zu kalibrieren gingen. Sehr zum Vergnügen gewisser Anwesender des ärztlichen Personals! Kein Wunder, dass diese Story in den sozialen Medien sofort die Runde machte. Um den Betroffenen die ausgestandene Unbill zu versüßen, wedelte er mit ein paar kostenlosen Geschenken. Er hatte gehofft, ihnen ihre Spielchen in Zukunft veredeln zu können. Aber mit ihm, seinem Laden und den schönen Spielsachen wollten sie nie und nimmermehr kollaborieren.
Erst danach erschienen die einschlägigen Fotos. Woher diese allerdings stammten, konnte er nicht ergründen. Er war schließlich nicht dabei gewesen.
So war er endgültig mit seinem Geschäft auf den Hund gekommen.
©HeiO 30-07-2015