1. Kapitel
Die Sonne scheint. Warm, hell, schön. Alles sieht rein und makellos aus. Eine Augenweide.
Doch hinter den Kulissen ist nichts rein und makellos. Hinter all diesem beherrschten Hass, Gier, Geld und Arbeit meine Welt.
Meine Eltern sind auch nur nach Geld und Arbeit gierig. Deswegen bin ich, Sou-Ellen, und mein Zwillingsbruder, Jey Ryan, immer alleine. Na gut, wir haben unsere Haushälterin Fön und unsere Tiere und davon haben wir viele. Wir haben einen großen Garten und ein sehr großes Haus, das heißt, wir haben
genug Platz für Tiere. Bei uns leben Tiger, Schneetiger, Leoparden, Geparden, Pumas, Panther, aber auch verschiedene Arten von Eulen und anderen Vögeln. Doch alle Tiere verstehen sich untereinander gut und wir können auch alle Tiere streicheln und sogar reiten, weil sie alle zahm sind. Mein Zwillingsbruder und ich haben eine Lieblingseule namens Lilo und eine Lieblingstigerdame namens Tora Josei. Jey und ich verbringen sehr viel Zeit mit den beiden, da wir immer alleine sind. Unsere Eltern sind entweder in ihrem Büro und haben keine Zeit für uns oder sie sind im Ausland und arbeiten dort.
Natürlich bringen sie unser Geld ins
Haus, was wir brauchen, um all unsere Tiere zu versorgen und damit auch wir was zu essen haben, aber ich und Jey finden, dass was unsere Eltern tun, ein wenig übertrieben. Außer Tora Josei und Lilo, verbringt Fön die meiste Zeit mit uns. Sie bringt uns zwar nicht mehr ins Bett, weil wir mit 16 Jahren das ja wohl nicht mehr brauchen, aber sie hilft uns. wenn wir Probleme haben, isst mit uns zu Mittag, erzählt uns alte Geschichten aus ihrem Land, Fön kommt nämlich aus Persien. Sie erzählte, uns wie sie und ihre Familie, die aus ihr, ihrem Mann, ihren zwei Kindern, ihrer Mutter und ihrem Vater bestand, immer in Persien herum gereist sind und viel dort gesehen
haben. Jey und ich waren noch nie außerhalb unseres Grundstückes. Unterricht bekommen wir hier und mit Freunden treffen geht schlecht, wenn wir keine haben. Wir kennen wahrscheinlich Föns Familie besser als unsere eigene. Das einzige was wir über unsere Familie wissen, ist, dass wir einen Großvater hatten, der angeblich durchgeknallt sein soll. Doch kennengelernt haben wir ihn nie. Angeblich soll er auch schon tot sein.
Jey liest gerne und deshalb haben wir eine große Bibliothek, damit Jey immer was zu lesen hat. Jey hatte wieder Lust zu lesen, wie immer, und deshalb waren wir in die Bibliothek gegangen. Er
suchte ein ganz bestimmtes Buch, was er nur einmal gelesen hat und jetzt wieder lesen will.
„Hast du es gefunden, Sou?“, fragte er mich.
„Nein, habe ich nicht. Wie sollen wir das auch finden, wenn du nicht mal weißt, wie es heißt?“, gebe ich angepisst zurück.
„Ich hab dir doch schon gesagt, wie es aussehen muss. Ich kann mich genau dran erinnern, dass es ein altes Buch mit braunem Umschlag ist. Außerdem ist der Buchrücken mit etwas Rotem verziert!“
„Ist ja gut, ich such ja weiter, aber trotzdem steht die Chance schlecht, es zu… AAAHHH!“
„Sou! Alles in Ordnung? Hast du dir was gebrochen? Soll ich einem Arzt holen? Sou! Antworte mir doch!“
Ich liege mit allen Vieren von mir gestreckt auf den Rücken auf dem Boden und mir tut alles weh. Die Leiter, die zu den höheren Regalen führt, stand blöd und als ich auf sie rauf stieg, ist sie umgekippt. Jetzt liege ich hier und Bücher um mich herum. Na toll, die können wir alle wieder einräumen.
„Mir geht es gut, Jey. Und ich kann nicht antworten, wenn du wie ein Wasserfall redest. Und nein, du brauchst keinen Arzt rufen, weil ich mir nichts gebrochen habe... Aua!“ Mir war schon wieder ein Buch auf den Kopf gefallen.
Während Jey zu mir eilte, guckte ich mir das Buch an, das mir auf den Kopf gefallen war. Es war schwer und hatte einen violetten Umschlag. Außerdem schmückten das Buch ein paar verschnörkelte, prunkvolle Verziehrungen und es war mit einem komischen Verschluss verschlossen. Plötzlich stand Jey neben mir.
„Ich hab das Buch gefunden! Oh, was ist das den für ein Buch! Das sieht voll interessant aus. Wie heißt es, Sou?“, sabbelte er wieder wie ein Wasserfall neben mir und zeigte mit leuchtenden Augen auf das lila Buch.
„Ich habe keine Ahnung. Es ist verschlossen!“
„Und was machen wir jetzt? Ich würde es so gerne lesen!“
„Wir bringen es zu Fön, vielleicht hat die eine Ahnung, wie das Buch aufgeht. Hilf mir mal hoch und lass uns dann losgehen zu Fön.“
Jey nickte, half mir hoch und wir gingen, ohne die Bibliothek aufzuräumen, zu Fön.