Der Freiheit beraubt
Panisch laufend durch den Wald,
Füße suchen, finden Halt.
Einmal kurz nach hinten sehen
und du kannst ihre Angst verstehen.
Ihr Verfolger ist ganz dicht.
Tritt nur kurz hinter ihr in Sicht.
Ein großer Mann mit langen Mantel,
lief wie gestochen von der Tarantel,
mit Schritt auf Schritt hinter ihr her.
Keine Wut. Kein Zorn. Der Blick ist leer.
Völlig kühl und abgebrüht
Schaut er zu wie sie bemüht.
Bemüht sich ihr Leben zu erretten,
Sich zu befreien von den Ketten,
Welche sie Jahr aus Jahr ein,
hielten in dem Kellerlein.
Und heute – war es Zufall? War es Glück? -
da lösten sie sich doch ein Stück.
Und leise wie 'ne kleine Maus
schlich sie aus ihrem Gefängnis raus.
Mitten im Wald, in dunkler Nacht,
stand sie da und hat gelacht.
Gelacht ihres Glückes wegen,
es schien ihr wie ein wahrer Segen.
Doch blieb es nicht lang unentdeckt,
auch wenn sie suchte ein Versteck,
fand er sie dennoch schon recht bald
und jagte sie durch den eisigen Wald.
Keuchend, kreischend, rennt sie weiter.
Sucht verzweifelt nach der Rettungsleiter
Nach einem Ausweg. Nach einem Retter.
Doch zum Unglück ändert sich nur das Wetter.
Heftiger Regen prasselt nieder
und nun strauchelt sie nur immer wieder.
Der Boden bald völlig aufgeweicht
und macht die Flucht nicht gerade leicht.
Es kommt wie es kommen muss,
zum Verhängnis wird der Regenguss.
Mit einem Schrei verliert sie den
Halt
und kullert einmal durch den Wald.
Ehe sie begreift was geschieht
ist er es den sie sieht.
Er beugt sich über sie und haucht,
dass sei genau das was er braucht.
Eine kleine Jagd mache doch Spaß
wenn auch für sie wohl nur im Maß.
Er lacht und zieht die Waffe
und grinst dabei wie ein Affe.
Er steht da mit ungezähmter Macht
und wünscht ihr höhnisch 'ne gute Nacht.
Und auch wenn er sie zum Tode führt,
So hat sie doch die Freiheit gespürt.
Freiheit, die ihr war so lange untersagt,
daher sagt sie sich ganz unverzagt,
dass sie nicht mehr fürchtet der Todes Qual.
Im Verhältnis zur Freiheit schmeckt diese schal.
Sie ist zum Sterben nun bereit
und fühlt sich für alle Zeit befreit...