Kurzgeschichte
Fleischbefühlung - unumgänglich Forumsbattle 42

Forumsbattle 42 Thema : Auf den Hund gekommen Wortvorgabe:

Hundstage-Luxation-veredeln-Azubi- Knochen-kalibrieren-Nachrichten- Sadomaso-nacktes Fleisch-Boutique-wedeln-kollaborieren

Anmerkungen:

Das Titelbild ist 100% pflanzlichen Ursprungs.

Ein Wort im Titel frei erfunden.

Fleischbefühlung unumgänglich

Nacktes Fleisch, nah, turnte ihn an, Menschen aber hielt er lieber fern. So blieb ihm sein Beruf, reine Metzgerei.

Die Nähe des Todes nahm er gerne in Kauf.

Mit Leidenschaft knackte er Knochen, erzeugte so manche Luxation, bevor er in den Händen hielt, womit er sein Leben veredeln konnte. Lende, Bauch, Schenkel, Hauptsache Fleisch, Hauptsache nah und Hauptsache viel.

Ob Hundstage oder tiefster Frost, unaufhörlich umgab er sich mit den Überresten des kurz zuvor Lebendigen, gerade nicht mehr Atmenden.

Und fühlte es mit seinen Händen. Um das erleben zu dürfen vermochte er mit Menschen zu kollaborieren, übernahm, was viele nicht wollten, auch Dienste, die keiner mochte. Mit seinem imaginären Hundeschwanz zu wedeln wann immer von ihm verlangt, für ihn Ehrensache, so blieb er, dennoch beliebt, bei seiner Passion.

Als er in einer Boutique die Zeitung entdeckte, deren Inhalt er zunächst skeptisch betrachtete, ergänzte sich für ihn Entscheidendes. Sadomaso war nicht wirklich sein Ding, dachte er bislang. Bis er neben einschlägigen Nachrichten eine Anzeige fand, die ihn veranlasste Leben und Wollen neu zu kalibrieren. „Azubi verlangt, von Frau mit strenger Hand, tägliche Fleischbefühlung unumgänglich“ .

Diesen Ruf erkannte er und folgte ihm blind, er wurde empfangen, entsprechend geführt.

Seinen Beruf liebte er weiter. Berühren aber konnte er jetzt Leben und Tod.

Himbeere, Juli 2015