Gedichte
Bootsfantasie

Bootsfantasie

Es wäre nett, ein Boot zu haben, um zu fahren über Kanäle, Flüsse, Seen. Kein Boot, um über die großen Meere zu fahren. Warum eine Schatzinsel suchen, warum ein großes Paradies finden? Ein Ankerplatz, an dem nette Menschen sind, das ist so ein Paradies. Ein Ankerplatz im Schilf, da liegt der unbezahlbare Schatz von Ruhe und Einkehr. Es wäre nett, ein Boot zu haben, aber ich habe keines, da lege ich eben ein Boot auf Kiel, meine Werft ein kariertes Blatt Papier. Strich um Strich wächst in seiner Symmetrie das Boot heran. Groß und geräumig ist es,

schnell, wie der Wind, ist es, leichtgängig sein Steuer. Die Zeichnung ist vollendet, die Fantasie holt den Anker ein. Jeder Traum darf mal an das Ruder, um seinen Kurs zu wählen.

Es wäre nett, ein Boot zu haben. Liegen Boote irgendwo vor Anker, dann tragen mich meine Füße zu ihnen. Ich schaue auf ihre Spiegelbilder im Wasser, erblicke ihre Namen an Bug und Heck, die Spiegelbilder menschlichen Denkens sind. Götter konnte ich ausmachen, Wünsche, Orte oder einfach nur Namen.

Es wäre nett, ein Boot zu haben. Ich habe doch eines! In allen Häfen dieser Welt vermag es zu ankern, auf allen glitzernden Wassern dieser Welt vermag es zu gleiten, allen Stürmen dieser Welt vermag es zu trotzen. Wirklich nett, es zu haben, dieses Boot der Fantasie.

Cover: © Angelo Zitto Fotos: © Ella Wolke & Tusitala

Worte: ©Tusitala