Gedanken an einem Werktagsommermorgen
Goldenes Morgenlicht liegt vor der Tür und
lässt die Hitze des Tages schon erahnen
die Luft aber ist noch kühl und feucht
riecht nach Wandern
schmeckt nach Freiheit
an einem solchen Tag sollte ich aufbrechen
weg von dem alten Quacksalber
der sich Alltag nennt
der mir Heilung verspricht
mich jeden Tag zur Ader lässt
und mir erzählt
das wäre gut für mich
auch wenn ich mich nach jeder Sitzung
schwach und müde fühle
vorbei an sonnentrunkenen Kornfeldern sollte ich schlendern
über sommerträge Flüsse hinweg
bis hin zu den Bäumen
deren Wipfel den Himmel berühren
dort sollt ich mich dann in den Schatten legen
und den Hummeln zusehen
wie sie mit ihren dicken Hintern
in Blütenkelche kriechen
und sich dort ärgern
dass sie seit letzter Woche
schon wieder zugenommen haben
stattdessen aber
steige ich in mein Auto und
reihe mich ein in den langen Sklavenzug
der sich jeden Morgen hin zur Stadt bewegt
fahre wie immer
zu dem großen Bau mit der 70-er-Jahre-Fassade aus Sichtbeton
und gehe zu meinem alten Quacksalber
so wie jeden Tag