Simon Belfare war einst einer der mächtigsten Zauberer im gesamten Reich und als Herr des Sangius-Ordens selbst vom Kaiser und all jenen gefürchtet, die sich ihm in den Weg stellten. Doch als er sich einiger Dörfler entledigen will, die ihm beim Bau seiner neuen Burg im Weg stehen, werden ihm seine Kräfte geraubt. Verwundbar und von seinen eigenen Leuten verraten befindet er sich alsbald auf der Flucht, mit nur einem Ziel: Zurückzuerlangen was ihm genommen wurde. Sein Weg führt ihn dabei durch Armut, Finsternis und
letztendlich auch die Folgen seines eigenen Handelns…bis er im Norden des Kontinents schließlich sein Schicksal findet. Zum Guten oder zum Bösen.
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„Geht weiter Mensch. Fürchtet die Dunkelheit nicht.“ Die Stimme kam nicht von draußen, wie Simon erstaunt feststellte, sondern hallte scheinbar direkt in seinem Kopf. Der Drache hielt also Wort, dachte er. Er könnte ihn tatsächlich leiten, wenn es nötig wurde. „Ich weiß nicht wohin.“ ,erklärte er leise. Seine eigene Stimme klang verloren in der schwarzen Weite, die ihn umgab. „Geht weiter geradeaus. Was Ihr vor
euch seht, waren einstmals die Hallen des Kastenrats. Heute jedoch sind sie verlassen… und vergleichsweise sicher. Ich glaube nicht, das sich etwas von weiter unten jemals hier herauf wagt.“ „Etwas?“ , fragte Simon, während er den Anweisungen folgte und durch den Raum ging. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Halbdunkel und er konnte kleine Alkoven mit zerbrochenen Statuen darin erkennen. „Seit einfach vorsichtig. Ich werde versuchen, Euch um die meisten Gefahren herumzuführen. Das alte Volk hinterließ hier mehr als nur kalten Stein.“ „Beruhigend…“Simons Schritte
hallten von dem steinernen Boden wieder und ab und an knirschte etwas unter seinen Stiefeln. Er wagte nicht nachzusehen, war sich jedoch absolut sicher, dass es sich dabei nicht um Steine handelte… Was immer es war, es war so uralt, das es unter seinen Füßen einfach zu Staub zerbröselte. Langsam konnte er auch vor sich etwas anderes erkennen, das sich aus der Dunkelheit schälte. Von außen hatte dieser Ort einen heruntergekommenen Eindruck gemacht, doch je weiter Simon sich vorwagte, desto intakter wirkte seine Umgebung. Die Statuen an den Seitenwänden, waren hier unbeschädigt und ließen die Züge von Wesen erkennen, die auf den ersten
Blick einem Menschen zum Verwechseln ähnlich waren, nur wirkten die in Stein gemeißelten Züge feiner, zerbrechlicher. Aber das alte Volk war so weit von den Menschen entfernt gewesen, dass sie es bis heute nicht verstanden, dachte Simon, während er gedankenverloren vor einem der Standbilder stehen blieb. „Was ist hier geschehen, Drache?“, fragte er. Es kam ihm seltsam vor laut zu sprechen, obwohl niemand in der Nähe war. Irgendwie behagte der Gedanke ihm nicht, dass der Geist dieses Wesens so mühelos in seinen eigenen dringen konnte. Hoffentlich stöberte es nicht zu sehr in seinen Erinnerungen…. „Das würde ich nicht tun.“
„Ihr habt es grade getan.“,erwiderte Simon. „Nur, was ihr grade denkt. Das lässt sich kaum vermeiden. Aber wenn ihr euren Weg alleine fortsetzen wollt, bitte sehr….“ Simon ging nicht darauf ein. „Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.“ „Was hier geschah, Mensch, geschah überall. Die gleiche Zerstörung, geboren aus dem eigenen Hochmut der Zauberer und den Folgen daraus. Eine ganze Zivilisation, verschlungen von ihren Sünden.“ „Ihr sprecht in Rätseln.“ „Betet zu Euren Göttern, dass ihr nie herausfinden müsst, wovon ich wirklich
rede. Ich war dabei, vergesst das nicht. Und wenn ich darüber schweige… hat das Gründe.“ Ein weiterer Durchgang schälte sich aus der Finsternis, als Simon weiterging, dieses Mal kleiner als das gewaltige Eingangsportal, aber immer noch groß genug, das dieser Ort entweder einst von vielen Leuten besucht wurde… oder vielleicht rituellen Zwecken gedient hatte. Wie hatte der Drache es genannt? Die Halle des Kastenrats ? Direkt über dem Tor vor ihm, befand sich eine seltsame Öffnung im Dach der Halle. Die gleiche Magie wie die am Eingang schien zu verhindern, das Licht hindurch drang.
Nur herrschte hier noch ein anderer Zauber… als Simon darunter trat und nach oben sah, fragte er sich erst, wie viel Zeit vergangen sein musste. Durch die Öffnung schimmerte ihm der Nachthimmel, übersät mit tausenden von Sternen entgegen. Aber die Lichtpunkte wirkten… größer, klarer, als er sie natürlicherweise je erblickt hatte. Nur langsam Verstand er, dass die Öffnung in der Decke offenbar nur Sonnenlicht schluckte. Sternenlicht kam, wie es schien aber durch…. „Wozu hat das gedient?“, fragte er fasziniert. „Muss alles einen Zweck für Euch haben, Mensch? Vielleicht ist das der
größte Unterschied zwischen Euch und dem alten Volk. Kunst und Magie sind keine zwei trennbaren Mysterien. Sie sind miteinander verwoben. Solange Ihr das nicht versteht, bleibt Eure Macht immer begrenzt.“ „Ihr sprecht nach wie vor in Rätseln.“ „Ihr fragt nach Wissen, das Ihr nicht verstehen würdet, selbst wenn ich ein Jahrtausend darauf verschwenden würde, es Euch beibringen zu wollen.“ Trotz der Kälte draußen war es erstaunlich warm geworden, seit Simon die Hallen betreten hatte. Und langsam verstand er den Grund dafür. Das alte Volk mochte tot sein, seine Magie jedoch glomm in jeder Felsspalte, in jedem
Mauerstein hier nach. Wie musste es an diesem Ort bloß zu seinen Glanzzeiten gewesen sein? „Götter, was für eine Magie hat hier geherrscht, dass sie nach all dieser Zeit noch spürbar ist?“ „Wer sagt, dass sie erloschen ist, Mensch? Geht weiter.“ Simon setzte sich nur zögerlich wieder in Bewegung. Irgendwie trugen die Worte des Drachen nur äußerst wenig dazu bei, ihn zu beruhigen. Ganz im Gegenteil. Das Gefühl der Bedrohung, dass er schon draußen in der Ruinenstadt verspürt hatte, kehrte mit Macht zurück und Eis-Hände schienen nach ihm zu
greifen. Auf der anderen Seite des zweiten Portals, befand sich eine Kammer, ähnlich der ersten. Nur gab es hier keine Statuen und kein magisches Zierwerk mehr. Simon fand sich inmitten eines kalten, grauen steinernen Würfels wieder. Es gab weder Schutt, noch Reste von Farbe, als wäre dieser Ort noch genau in dem Zustand, in dem er einst erbaut worden war. Dort, wo in der vorherigen Halle Statuen gestanden hatten, zweigten hier jedoch Dutzende von Gängen in alle Richtungen ab. „Wo lang?“, fragte er, ohne zu zögern. Er wollte das plötzlich nur noch hinter sich bringen und sei es auch nur, um das ungute Gefühl in seiner
Magengegend Lügen zu strafen. „Nehmt die mittlere Tür, Mensch. Aber tretet vorsichtig auf. Ihr befindet Euch damit auf dem Pfad der Erzmagier.“ „Was soll das wieder heißen?“ „Einst wurden an diesem Ort Zauberer geprüft und nur Zehn aus jeder Generation beschritten je den Pfad des Erzmagiers. Nur einer von diesen zehn kehrte am Ende auch zurück. Der letzte Erzmagier des alten Volkes, Ismaiel, war sogar der einzige seiner Generation, der es wagte.“ „Vielleicht ist es Euch entgangen, Drache, aber ich verfüge im Augenblick über so viel Magie, wie ein Gejarn. Also
keine. Wie genau glaubt Ihr, soll ich das Überleben?“ „Das ist der Grund, aus dem Ihr noch lebt. Die meisten Prüfungen sind lange erloschen, aber die, die es nicht sind, werden Euch nicht finden. Sie suchen nach Magie. Ein Lebewesen ohne diese elementare Eigenschaft war für das alte Volk schlicht nicht denkbar. Und selbst die meisten Menschen besitzen einen Funken davon. Ihr jedoch….“ „Und da seid ihr Euch sicher?“ „Ihr wärt beim Durchtreten der zweiten Tür verbrannt, wäre dem nicht so. Der Schutzzauber dort, ist noch aktiv. Ihr habt die Wärme doch gespürt….“
Die verfluchte Echse will mich umbringen, dachte Simon, während er vorsichtig durch die Tür trat, die der Drache ihm gewiesen hatte. Vor ihm erstreckte sich ein langer Tunnel, dessen Seitenwände mit schwach glimmenden Kristallen besetzt waren. Andere Steine leuchteten bereits überhaupt nicht mehr und andere flackerten, offenbar kurz davor, ihre Kraft zu verlieren. Etwas huschte vor ihm durch das Halbdunkel, während Simon weiterging. Mäuse, sagte er sich. Sicher nichts als Mäuse… Der Gang endete in einer kleineren, aber genauso würfelförmigen, grauen Steinkammer, wie die, die er zuvor erst verlassen hatte. Fünf weitere Pfade
zweigten davon in alle Richtungen ab und Simon blieb einen Moment lang in der Mitte der Kreuzung stehen. „Wohin jetzt?“, wollte er wissen. Das hier unten musste das reinste Labyrinth für jeden sein, der nicht wusste, wo er sich befand. Und die kalten, grauen Wände gaben keinen Hinweis darauf, der Stein war auch nach all den Jahrtausenden noch glatt und ohne jegliche Risse, die wenigstens dazu dienen könnten, herauszufinden, ob man im Kreis lief…. Das einzig Bemerkenswerte hier war ein Zirkel aus miteinander verschachtelten Runen, der in der Raummitte lag.
Die in den Stein gemeißelten Symbole waren dunkle Kerben, nicht mehr, trotzdem konnte Simon den vertrauten Wärmeschauer und das Kribbeln verloschener Magie spüren, je näher er darauf zutrat. „Ich schätze, das war eine der Prüfungen?“, fragte er, da der Drache nach wie vor nicht antwortete. „Nein, Mensch. Es war die letzte Gelegenheit umzukehren.“,meldete sich die Stimme endlich zurück. „Tretet hinein. Ich glaube, es ist noch aktiv. Seht Euch an, was vor Euch liegt.“ Simon zögerte einen Moment, tat dann aber, wie ihm geheißen. Sobald er
einen Fuß in den Runenkreis setzte, füllten sich die Rillen im Stein mit flüssigem Licht. Ein bläulicher Schein, der flackerte und sich verschob, als wäre der Zauber nach all den Jahrtausenden nicht mehr ganz stabil. Aber er schien seine Wirkung zu tun, den einen Moment erschreckte er ihn zu Tode. Der Boden unter Simons Füßen verschwand ohne Vorwarnung und ließ nur ein gewaltiges, gähnendes Loch zurück. Einen Moment, glaubte er zu fallen, was er unter sich erblickte, schien unmöglich, ein gewaltiges Geflecht aus Röhren und Hallen, die ineinander übergingen und ein gewaltiges Spinnennetz zu bilden schienen…. Nur langsam wurde Simon
klar, dass seine Füße nach wie vor sicher auf dem Boden standen. Die Felsen, auf denen er stand, waren also nicht verschwunden. Aber sie waren… durchscheinend geworden. „Ihr hättet mich vorwarnen können.“, erklärte Simon grimmig. Langsam fragte er sich, ob das Ganze hier einen Zweck diente, oder ob der Drache sich einen üblen Scherz mit ihm erlaubte. „Seht hinab.“ ,befahl das Wesen in seinem Kopf nur und mit einem seufzen, überwand er sich schließlich, erneut in die Tiefe zu blicken. Sein erster Eindruck erhärtete sich. Durch die nun nicht länger sichtbaren Felsen erhielt er einen Blick auf ein schier unendliches
Gewirr aus Gängen und steinernen Röhren, Hallen, Kammern… Selbst wenn er davon ausging, das die Stadt draußen nur einen Bruchteil ihrer ehemaligen Fläche widerspiegelte, das hier unten war größer, größer sogar, als jedes zusammenhängende Bauwerk, das er je gesehen hatte. Man bräuchte nicht Wochen oder Tage um sich hier zu Recht zu finden… man bräuchte wahrhaft Jahre…. Kam man einmal vom richtigen Weg ab, gäbe es keine Chance mehr, je zurückzufinden. Ohne einen Hinweis war man verloren… und dann sah er doch etwas. Ein schwacher, purpurner Schimmer in der Ferne, den er erst gar nicht wahrgenommen habe. Er war so
subtil, dass Simon es mehrmals aus den Augen verlor, aber irgendwie machte die… Struktur dieses Lichts ihn unruhig. Wabernd, sich ausdehnend, beinahe, wie ein pulsierendes Herz. Wenn es so etwas wie dunkles Licht geben konnte, Licht, das keines war… dann sah er es grade hier vor sich. „Was ist das?“, fragte er flüsternd, so als hätte er Angst, das Ding dort draußen auf sich aufmerksam zu machen. „Weshalb Ihr gekommen seid.“ ,antwortete der Drache. „Wenn Ihr es habt, ist meine Wacht vorbei. Es gibt etwas hier unten, Mensch, das sich davon nährt, etwas, das niemals entkommen darf. Nehmt ihm seine Nahrung.“
„Deshalb bin ich also hier.“ Simon trat aus dem Runenkreis zurück, der flackernd verlosch. Im gleichen Moment wurde auch der Stein im inneren des Zirkels wieder fest und blickdicht. „Aber wenn Ihr schon so lange Wache haltet, verratet mir eines, warum habt ihr nie jemand anderen geschickt? Warum ich, warum jetzt ? Es geht nicht nur um die Fallen hier, oder?“ „Nein, da habt Ihr recht. Die letzten der Alten meinten, es würde eines Tages jemand kommen. Aber ich weiß nicht, wer das sein soll. Wenn Ihr jedoch versagt, könnt Ihr es nicht noch stärken, Mensch.“ „Und Ihr hatte vor mir wann zu sagen
das ich praktisch... Kanonenfutter bin?“ „Eigentlich nie. Aber es ist wichtig, dass Ihr so oder so keine Gefahr seid. Das Wesen von dem ich spreche ist stark geschwächt, auch nach all der Zeit. Es wagt sich nicht an die Oberfläche. Aber eines Tages wird es das….“ „Ist... es… das was das alte Volk zerstört hat?“, Simon wagte kaum zu fragen. „Fürchtet Ihr es deshalb so? Habt Ihr es hier eingesperrt?“ Die Antwort, die er darauf in seinem Kopf vernahm, klang nach einem donnernden Lachen. Aber es war kein glücklicher Laut. „Würde es in meiner Macht stehen, es einzusperren oder aufzuhalten, bräuchte
ich dann jemanden, der es für mich tötet, wenn auch nur indirekt? Nein. Es entkam hierher. Wäre es nicht so geschwächt, es könnte mich mit einem Gedanken aus der Tiefe heraus vernichten. Aber noch kann es nicht mit mir aufnehmen. Und ich es nicht erreichen. Geht weiter… der dritte Durchgang.“
Simon seufzte und setzte sich, das ungute Gefühl nun nur noch gestärkt, wieder in Bewegung.
Terazuma Hi Eagle! So gesehen hat Simon direkt Glück gehabt, dass ihm alle Magie genommen worden ist. Ansonsten wäre er nur mehr ein Aschehäufchen. XDDD Andererseits wäre er ohne diesen 'Zwischenfall' wohl niemals dorthin gekommen.^^ Hehehe... aber der Drache gefällt mir immer noch! Und vor allem bin ich schon neugierig was Simon dort unten alles erwartet und was dieses Wesen überhaupt ist. LG Tera |
EagleWriter Nothing Nice, so viel verrate ich schon mal :D lg E:W |
abschuetze es ist aber nicht der Geist oder so von Ismaiel oder eine seiner Machenschaften, dem sich Simon da stellen muss ... Auf jden Fall möchte ich nicht in Simons Haut stecken mt diesen vagen Antworten des Drachen ... LG von Antje |
EagleWriter Nein ist es nicht, so viel sei verraten. ( Kleiner Spoiler : Es war Ismaiel, der den Drachen da überhaupt äh ,, abgestellt" hat. Freilich noch in den Tagen bevor der Gute völlig Wahnsinnig wurde^^) lg E:W |