In medias res
"Adieu Tristesse", dachte sie und glitt elegant wie ein Fisch in das homogene Menschenmeer, bereit ein Teil von ihm zu werden, sich in der Anonymität der Masse zu ertränken, aufzulösen wie in Säure, sich selbst zu verlieren, selbst vergessen - im Licht, im Lärm einer städtischen Sommernacht. Der alkoholische Inhalt ihres Glases und die vielen neuen Eindrücke überfluten den Kopf, spülen unliebsame Gedankengänge in andere Welten und Zeiten - nur in den stillsten Momenten des lauten Nachtlebens huschen finstere Gedankenfragmente geisterhaft durch die
eigene innere Welt, die sie immer neu gebiert. Ein Tanz, der Höhepunkt dieser Stunden, ein Tanz mit einer unbekannten Hand aber einem vertrautem Lächeln welches man schon seit Myriaden von Jahren zu kennen glaubt. Ein Tanz, mehr wildes Rotieren und halsbrecherisches durch die Luft fliegen - und was noch da war an unliebsamen Gedanken schleuderte sie in diesem wilden Wirbelspiel erleichtert von sich.
Eine bunte Nacht verblüht.
Zeit sich zu suchen, mit einem gekonnten Sturz in die vom Sternenhimmel behütete Nacht.
Zeit sich zu finden, in der kalten Einsamkeit, steppenwölfisch durch menschenleere Orte und entseelte Parks streunen, faustisches suchen treibt sie an und treibt sie weiter in eine gefährliche Gedankenwelt. Schnee erstickt langsam Licht und Lärm der bunten Stadt - Schnee im Sommer.