Journalismus & Glosse
Sie quatschen uns zu Tode

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"Sie quatschen uns zu Tode"
Veröffentlicht am 20. Juli 2015, 6 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Sie quatschen uns zu Tode

Sie quatschen uns zu Tode

Weichspüler ist eine feine Sache, macht er doch auch das raueste Frotteehandtuch weich und griffig. Allerdings belastet er unsere Gewässer. Deshalb sollte das Wäsche waschende Individuum auf dieses Pflege-Add on verzichten und die Wäsche an der Leine trocknen und sich gegebenenfalls durchpusten lassen. Die Parallele zu unseren aktuellen Dampfplauderern ist unschwer zu erkennen: Stets geben sie sich weich und anschmiegsam, ecken niemals an, pflegen ihr Image des netten Schwiegersohnes, stellen niemals unbequeme Fragen. Auch die Frisur sitzt-

immer und überall, nicht nur morgens um 10 Uhr im Hamburger Nieselregen. Als Kind durfte ich gemeinsam mit meinem Vater samstags die Sportschau sehen, und ich erinnere mich noch an die ruhige und minimalistische Art eines Ernst Huberty- Netzer zu Bonhof-Bonhof zu Wimmer-Wimmer auf Heynckes, Tor! nein, kein Tor, abseits. Und so konnte es 90 Minuten lang weiter gehen. Sicher, Kommentar konnte man diese Art der Berichterstattung nicht nennen. Aber es interessiert mich auch nicht, ob van Gaal ein Feier-Beast ist oder nicht und warum Guardiola deutsche Fußballer nicht

schätzt... Hubertys Haare hatte den verbalen Kuschelsex mit den Kollegen wie auch mit den Gästen nicht nötig. Er stellte seine gezielten Fragen und erwartete eine ehrliche Antwort. Die er meistens auch bekam. Das hat sich mittlerweile erkennbar geändert. Modertoren* wie Lanz-Pilawa-Avatare und Konsorten, gerne auch weiblich, haben das Gefächel der Bussi- Gesellschaft in die Glotze gebracht. Und langweilen uns zu Tode. Obwohl doch der Neil damals lapidarisierte "Wir amüsieren uns zu

Tode"? Ach, wenn es doch so wäre! Aber der Postman klingelt halt doch nicht zweimal, gell?


PS Ha! da hab ich grad noch einmal in meinem Pamphleterl gelesen und was sehe ich da? Einen waschechten Freud! Den lass ich aber stehen. Diese ungewollte Metapher soll mir erst einmal wer nachmachen! Und ich wette mit euch: In wenigen Monaten steht der Modertor im... Duden!!! Ja-woll! Und da wird er noch stehen, wenn diese After-Moderatoren schon längst dem medialen Vergessen anheimgefallen sind. Vae victis!

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cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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Hiob2punkt0 Auch in Diskussionsrunden wird oft soviel gleichzeitig und durcheinander, das man gar nichts mehrmitbekommt. Sehr schön beschrieben.
Liebe Grüße
Markus
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cassandra2010 

Ooooooooooooooh ja... und in der U-Bahn, in der Kneipe, überall wird gequakt, was die Zunge hergibt!

Danke dir
Cassy
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HarryAltona Jawoll, recht haste. Da und mit. Furchtbar hohles Gelaber von sprechenden Sichelzellen kann einem das Leben gründlich vermiesen. Und nich nur beim Fussball.
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Gequatsche gab es auch schon bei Harry Heine;
https://www.youtube.com/watch?v=yMwCINw92Dc

(*.*) /`
Cassy
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mohan1948 Interessantes Buch - beim Fußball kenne ich mich nicht so aus, doch diese Bussi - Bussi Gesellschaft kann einem auf den Geist gehen!
Liebe Grüße
Hannelore
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cassandra2010 

Ja, liebe Hannelore, da können wir nur froh sein, dass wir ihn noch besitzen. Geist, Witz und Esprit!

Danke dir für dein Interesse und die guten Gaben
Cassy
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DoktorSeltsam Ernst Huberty! Ein Name aus den Tiefen der Zeit, eine quasi mythologische Figur des Sports. Seine schier endlosen Anmoderationen der samstäglichen Bundesliga-Berichterstattung haben gewiss tausende von Fußballanhängern in den Wahnsinn getrieben. Deine Beschreibung der damaligen Moderationstechnik trifft allerdings den Seeler auf den Kopf: Minimalistisch! Rudi Michels völlig emotionslose sprachliche Unterlegung des 74er WM-Finales gegen die oranjen Teufel, sollte eigentlich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach hinterlegt werden. Ach, Huberty, du bist nicht vergessen...

Ihr sehr geehrter
Horst-Dieter Höttges
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Hotte, du hast recht! Ich weiß auch schon, wo wwir ihn ablegen können. Direktemangneben den "Horen" oder, besser noch, zu den "Xenien"!

Pröbchen gefällig?
»So sei doch höflich!« – Höflich mit dem Pack?
Mit Seide näht man keinen groben Sack.

Johann Wolfgang Goethe: Gedichte - Zahme Xenien

Cassy von Stein zu Lengfeld
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