Sonstiges
Eine einzige Person

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"Eine Person kann einen Menschen völlig ändern. Sei es zum positiven, oder zum negativen, oder beides"
Veröffentlicht am 17. Juli 2015, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Eine Person kann einen Menschen völlig ändern. Sei es zum positiven, oder zum negativen, oder beides

Eine einzige Person

Titel

Vor vielen Jahren hatte sie es geschafft, mich vom Alkohol abzubringen. Dabei hatte sie gar nichts gemacht. Irgendwann flogen die Funken und ich hatte keinen Appetit mehr drauf. So einfach war das. Doch diese Frau trieb mich wieder in den Suff. Tiefer, als zuvor. Bevor ich sie traf und mit ihr zusammenkam, trank ich durchgängig. So, das ich den ganzen Tag über etwa den gleichen Alkoholgehalt im Blut hatte. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Grob geschätzt würde ich sagen eine halbe Promille. Vielleicht war es auch ein bisschen mehr. Ich habe es nie

nachmessen lassen. Hatte mir auch nie darüber Gedanken gemacht. Mir ging es gut. War fern von finsteren Gedanken. Mich störte es nicht, das ich keine Frau hatte. Oft war ich ganz froh darüber, allein zu sein. Keiner meckerte, wenn ich mal wieder zu viel getrunken hatte. Niemand machte mir Vorschriften. Meine Wohnung war sauber. Da hatte so mancheiner gestaunt. Einer hatte mir mal gesagt, das sich so manche Frau eine Scheibe von abschneiden kann. Aber das änderte sich, als sie in mein Leben trat. Zuerst war es nur irgendein Mädchen, welches fast jeden Tag zu mir kam. Die Tochter einer Bekannten, bei der ich ab und an mal war. Später ging

ich einige Wege mit ihr, da ihre Mutter keine Zeit hatte. Damals ging sie noch arbeiten und da ich Zeit hatte, ging ich eben mit. Es war ein fließender Übergang. Ehe ich es mich versah, hörte ich auf mit Trinken und war mit ihr zusammen. Kurz darauf zog sie bei mir ein. Zu Hause hielt sie es schon lange nicht mehr aus. Jedenfalls hatte sie das zu mir gesagt. Aber kaum war sie offiziell bei mir eingezogen, zog es sie zurück zu Mama, die sie angeblich hasste. Jeden Tag war sie bei ihr. Von frühmorgens bis in die späten Abendstunden. Ich sah sie kaum noch. Nur wenige Minuten vorm Einschlafen

und wenige Minuten nach dem Aufwachen. Reden tat sie gar nicht mit mir. Einmal hatte ich sie hartnäckig ausgefragt. Zuerst war sie nur Radfahren. Dann war sie nur kurz bei ihrer Mutter gewesen. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, das sie die ganze Zeit dort war. Angeblich wegen ihren Geschwistern. Damals hatte ich es ihr geglaubt. Später erfuhr ich, das sie nicht immer da waren. Logisch, sie hatten ja Freunde, mit denen sie sich treffen wollten. Warum sie wirklich jeden Tag zu ihr ging und so lange bei ihr blieb, weiß ich bis heute nicht. Habe nie eine Antwort darauf bekommen. Verstehen tue ich es nicht. Zu mir hatte

sie gesagt, das sie ihre Mutter hasst, was ich auch verstehen kann. Denn erst sie sie jahrelang Mamas Liebling und als dann ihre Schwester zu Welt kam, war sie es nicht mehr gewesen. All die Mutterliebe bekam nun das neue Kind. Was ich aber nicht verstehe und nie verstehen werde, warum sie erst jeden Tag bei mir war und dann, nachdem sie endlich ausziehen durfte und bei mir sein durfte, jeden Tag zu ihr zurück ging. Anfangs, als sie noch nicht zu mir ziehen durfte, da noch nicht ganz achtzehn, verbrachte ich viel Zeit bei denen. Wollt ja in ihrer Nähe sein. Doch da trank ich immer zu viel. Mit denen. Also mit ihrer Mutter und ihrem

Stiefvater, der zuvor ihr Schwager gewesen war und ihre ältere Schwester geschwängert hatte, als jene erst vierzehn war. So weit ich weiß, war er schon über zwanzig gewesen, zu dem Zeitpunkt. Unglaublich, aber wahr. Sie hatte mir nie gesagt, wohin sie ging. Konnte es mir nur denken. Nach dem Morgenkaffee sagte sie nur, das sie Radfahren will. Und weg war sie. Mir war klar, das sie nicht die ganze Zeit mit dem Rad unterwegs war, denn sie kam völlig ausgeruht zurück. Einmal blieb sie über Nacht weg und sagte mir kein Ton, das sie die Nacht woanders verbringen wird. Meine Telefonnummer hatte sie und ihre Mutter. Deshalb hatte

ich dann ihre wenigen Klamotten zusammengepackt und vor die Tür gestellt. Im Nachhinein muss ich sagen, das ich verdammt blöd gewesen war. Nicht nur, das ich mir das so lange hab gefallen lassen. Mehr deswegen, weil sie ihre Sachen nahm und wieder in meine Wohnung brachte und ich es zuließ. Wie viel Stress und Ärger und Geld hätte ich mir erspart, wenn ich sie richtig rausgeschmissen hätte. Wieso hatte ich sie nur behalten? Ihretwegen hatte ich wieder mit saufen angefangen. Und ich trank mehr, als zuvor. Einsamkeit tut höllisch weh. Niemand wollte mich verstehen, mir richtig zuhören. Ich hatte zwar eine Frau, aber ich hatte nichts von

ihr, weil sie nie da war. Ob ich wirklich der Erzeuger unserer Kinder bin, ist auch fraglich. Was weiß ich, was sie hinter meinem Rücken trieb. Gleich nach unserer Trennung hatte sie ja auch für jeden die Beine breit gemacht. Wer sagt mir, das sie das nicht schon damals gemacht hat? Es ist schon manchmal komisch. Eine einzige Person schaffte es mich vom Alkohol abzubringen und dann mich tiefer hineinzudrücken. Ihre Lügen, die sie verbreitete und die sie mir erzählte, kann ich gar nicht zählen. Auch nicht die Kerle, mit denen sie Sex hatte. Es waren zu viele.

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