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MOHRENKOPF UND NEGERKUSS - Überlegungen

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"Schwarzweiß-Malerei oder ...?"
Veröffentlicht am 17. Juli 2015, 14 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Schwarzweiß-Malerei oder ...?

MOHRENKOPF UND NEGERKUSS - Überlegungen


















MOHRENKOPF UND NEGERKUSS


Am 27. August d.J. fand ich folgenden Hinweis in den Fürther Nachrichten. Ich zitiere: „Mohrenkopf“ und „Negerkuss“ - Vortrag: Rassistische Afrikabilder Um rassistische Afrikabilder in Kinderbüchern geht es beim nächsten Afrika-Stammtisch am 5. September um 19 Uhr in … . Referentin ist Gertrud Stelzer, Erste Vorsitzende des Vereins 3. Welt Saar. Negerkuss und Mohrenkopf gehören jetzt wohl der Vergangenheit an, doch wie steht es um „Zehn kleine Negerlein“ und andere koloniale Stereotypen?, fragt der veranstaltende Verein AfroDeutsche. Wie

wirken sie auf Kinder? Welches Afrikabild steckt dahinter? Gibt es Ansätze zur Überwindung dieser Denkweisen? nn.“ (Zitat Ende)

Ich begann mich mit diesem Thema aus meiner eigenen Erfahrung zu beschäftigen. So erlebte ich schon in den achtziger Jahren, dass Kinder völlig selbstverständlich mit Kindern aller Hautfarben und Kulturen umgehen. Sicherlich stellen sie Fragen, sind neugierig, etwas zu erfahren über die Heimat der Fremden. Erst durch den Einfluss der Eltern und deren geäußerte Vorurteile und Abwertungen geht diese Unvorein-genommenheit der Kinder verloren. Deshalb glaube ich, dass die Notwendigkeit

der Veränderung nicht in der "Ausmerzung" der Sprachbegriffe liegen muss sondern in der Veränderung des Denkens über Menschen anderer Hautfarben, Kulturen oder Religionen, auch darüber, dass wir endlich den Begriff der "Entwicklungsländer" abschaffen und einfach von anderen Ländern mit anderen Kulturen sprechen müssen. Schließlich haben auch wir uns erst zu dem entwickeln müssen, was wir heute sind. Und das haben auch die europäischen Länder nur durch Kulturaustausch mit Griechen, Römern oder Arabern geschafft.

Zum anderen habe ich oftmals das Gefühl, dass in den Köpfen der Zuwanderer auch Klischees vorhanden sind, welche sie dann

aufgrund unserer Geschichte der Neuzeit (Drittes Reich) uns zuschreiben. Natürlich kann ich dieses Gefühl nicht beweisen. Mit dem Glauben daran, dass in Deutschland Milch und Honig fließen, ist es doch ähnlich. Das machen Schlepper häufig den Fluchtwilligen auch nur vor. Und das kann sehr traurig enden.

Vor wenigen Tagen traf ich mich mit einer guten Bekannten, welche als Konrektorin an einer Schule mit vielen Kindern ausländischer Herkunft gearbeitet hat. Auch sie ist der Meinung, dass diese Wortklauberei ein politischer Schwachsinn ist und die Erwachsenen in ihrer Begriffswelt aufzuräumen hätten. So natürlich auch jene,

welche in den verschiedenen Interessengruppen noch zu solchem Denken fähig seien. Schließlich könnte man heute über das Internet ein sehr klares Bild von Afrika und anderen Ländern beziehen, das auf der Gegenwart aufbaut und nicht auf der Vergangenheit.

Und wie ist meine Haltung gegenüber allem Fremden entstanden?

Negerkuss und Mohrenkopf sind zwei süße Leckereien, mit denen einige Generationen groß geworden sind. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals irgendjemand etwas Negatives dazu gesagt hätte. Auch der "schwarze Mann" gehört in der Erinnerung zu

meiner Kindheit wie der Alteisensammler, der Scherenschleifer oder der Lumpensammler. Kein Mensch hat sich Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre etwas Böses dabei gedacht. An das Bilderbuch der "Zehn kleinen Negerlein" erinnere ich mich gerne. Farbige amerikanische Soldaten waren ein Bild, welches zu unserem Alltag gehörte. Gelegentlich sah man auch einen dunkelhäutigen Mann mit einer hellhäutigen Frau und braunen Kindern. Auch wenn dieser Anblick eher Seltenheitswert hatte, es wäre niemand auf die Idee gekommen, in der Öffentlichkeit zu lästern. Wie es allerdings hinter der vorgehaltenen Hand aussah, das weiß ich nicht. Und ob braune Kinder in der Schule gemobbt wurden, weiß ich auch nicht.

Damals hätten bestimmt die Lehrer hart durchgegriffen.

In der Verwandtschaft meiner Mutter gab es einige Missionare, die in Afrika, Neuseeland oder anderswo auf der Welt arbeiteten und wenn sie einmal hier zu Besuch waren, gab es viele spannende Geschichten über fremde Länder zu hören. In der Schule im Religionsunterricht konnten wir eine wenige Seiten starke Missionszeitung erwerben, die äußerst interessant von fernen Ländern berichtete. Bei der Großmutter väterlicherseits lagen Handarbeiten aus China, weil der Ehemann einer Tante mitsamt Familie viele Jahre in Tsingtau gelebt hatte. Auch erzählten meine Eltern von

Völkerschauen, die sie selbst als Kinder Anfang des vergangenen Jahrhunderts erlebt hatten. Dort wurden Menschen fremder Länder "ausgestellt" so wie auch wilde Tiere. Für mich war diese Vorstellung schon als Kind gruselig und ich hatte mit diesen armen Menschen Mitleid. Aber auf diese Weise wurde bei mir die Neugier geweckt, fremde Länder und Menschen kennenzulernen. Museumsbesuche in allen möglichen historischen und völkerkundlichen Museen gehörten ebenfalls dazu. Wie es bei anderen Kindern war, weiß ich nicht.

Sicherlich äußerten Erwachsene Vorurteile gegenüber Ausländern, aber es war deren Weltanschauung, von der ich mich als Kind

nicht beeinflussen ließ. Und Nürnberg bot schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts vielfältige Möglichkeiten, Menschen aus fremden Ländern zu bestaunen oder mit ihnen in Kontakt zu kommen.

Und wie sieht es mit der Erziehung heute aus?

Kindern kann man doch gerade in Kindergarten und Schule durch Besuche von museumspädagogischen Veranstaltungen, Einladungen von Einwanderern und Elternbesuch von Migrantenkindern Spannendes über fremde Menschen und fremde Länder berichten oder erleben lassen. Das würde nicht nur der

Völkerverständigung sondern auch dem Abbau von Vorurteilen und gegenseitigem Verständnis dienen. Und man könnte verständlich machen, dass Ausdrücke wie Mohrenkopf und Negerkuss aus einer anderen Zeit stammen und die Menschen heute eben anders denken und unsere Welt einfach bunter geworden ist.

Ich für meinen Teil würde deshalb gerne bei Mohrenkopf, Negerkuss, Zehn kleinen Negerlein und dem "Schwarzen Mann" bleiben. Wohlgemerkt war der schwarze Mann schon immer ein Köhler oder einfach der Kohlenlieferant oder der Schornsteinfeger.


Am Ende meines Gedankenganges möchte ich aber darauf hinweisen, dass für Menschen, die gegenwärtig aus Gründen von Krieg und politischer Verfolgung hierher kommen, jegliche Hilfe und Unterstützung eine absolute Pflicht ist. Sie brauchen in ihrer Not unser Verständnis.

©HeiO 15-09-2014

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NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

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Apollinaris Schützt unsere Köhler. ;)
Vergangenes Jahr - Antworten
Bleistift 
"MOHRENKOPF UND NEGERKUSS..."
Dein Buch und insbesondere deine Haltung dazu
haben mir sehr gut gefallen, weil sehr vieles,
was jetzt gerade in diesem sogenannten
politisch neu angepassten 'Umdenkungsprozess' passiert,
völliger Schwachsinn und total übertrieben ist.
Der Gipfel aller Dummheit besteht nun darin
Begriffe aus der Vergangenheit auszumerzen,
die sich historisch gesehen,
über einen langen Zeitraum entwickelt haben
und somit zum geistigen Erbe unseres Kulturgutes gehören.
Dieser geduldete, ja sogar forcierte Schwachsinn
wird so weit getrieben, dass man sogar anstrebt ,
aus den Märchenbüchern Worte und Begriffe zu entfernen,
bzw. sie umzuschreiben und meint,
sie damit "politisch korrekt" anzupassen zu müssen.
Aus der Vergangenheit sind solche fatalen Versuche ebenfalls bekannt,
denn in allen vorangegangenen Diktaturen war dieses Gebaren bereits mehr oder weniger offen, oder versteckt praktiziert worden.
Immer passend, zum jeweils vorherrschenden Geist der maßgeblich die Zeit und den politischen Inhalt der Gesellschaft bestimmte.
So werden wir uns jetzt wohl demnächst von Wilhelm Busch, Astrid Lindgreen und vielen anderen verabschieden, wenn dieser Trend nicht gestoppt wird.
Eines Tages wird uns über die Medien vorgeschrieben, was wir zu lesen, zu denken und zu sagen haben...
Dieser Prozess hat bereits begonnen und wird garantiert nicht von selber aufhören, wenn wir unsere Stimme nicht dagegen erheben...
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen...
LG Louis
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Für mich ist diese ganze Schwafelei sprachlicher Blödsinn und wird nur aus Langerweile in den politischen Sommerferien aufgekocht. Viel schlimmer ist der wirkiche Rassismus der immer noch herrscht.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
SabineDaus Es geht weniger um den Sprachgebrauch, sondern mehr um die Grundeinstellung der Leute gegenüber anderen Mitmenschen aus fremden Ländern und Kulturen. Wobei ich persönlich nichts so richtig fremd finde. Ich habe überall auf der Welt Freunde anderer Hautfarbe und hatte noch nie Probleme diese Menschen zu verstehen und vor allem zu mögen. Und die Türen zu andren Herzen öffnen sich doch auch immer mehr, u.a. im Rahmen der Globalisierung. Rassismus muss allerdings leider noch immer weltweit bekämpft werden. Kürzlich hatte ich Besuch aus Nigeria, Jacobe und Somi, und die nannten unsere Schaumküsse idealerweise "Negerküsse" und verzehrten sie lachend mit großem Genuß ! :-)
So kann das auch gehen .... hahahahaha....
LG
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Da hast du ein "heißes Eisen" angepackt. Ich finde, wie du, die Abschaffung solcher Begriffe völlig unnötig. Die Werbung der Firma "Nigrin" mit einem Schwarzen Mann, der "Sarotti-Mohr" oder aber auch das "Zigeunerschnitzel" sind nur Namen, bei denen kaum jemand etwas Verwerfliches vermuten kann. Mir scheint, mit solchen "Kinkerlitzchen" will man von den echten, wirklichen Problemen ablenken. ***** (Münzen habe ich leider noch keine). Ira
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Ich kann mich nur den Meinungen von Bärbel und Hannelore
anschließen. Es geht nicht um die Bezeichnung Neger, oder
Mohrenkopf, oder die "Zehn kleinen Negerlein", die man
verwendet, sondern WIE man mit diesen Menschen umgeht.
Ich erinnere mich immer noch gerne an den dunkelhäutigen
Amerikaner (siehe man Buch "Billy"), der meinem Bruder und
mir nach dem Krieg einmal einen unvergessenen Nachmittag
bescherte ...
Aber man kann`s auch übertreiben - meine ich: In einem Lokal
in München gibt es jetzt kein "Zigeuner-Schnitzel" mehr ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ich habe sie auch gern gegessen, Mohrenkopf und Negerkuss. Es kommt doch wirklich nicht auf die Namensgebeung an, wie manche Politiker das gern versuchen hochzuschaukeln. Du hast recht. Die innere Einstellung zu den Dingen ist maßgebend. Bei den Flüchtlingen kann ich Dir nur zum Teil recht geben. Es gibt sicher welche, die unsrer Hilfe bedürfen, aber es steht niemandem auf der Stirn geschrieben, warum sie nach D. kamen. Besonders, wenn ich die jungen Männer sehe, die mit neuesten Smartphone bewaffnet vor den Verkaufseinrichtungen stehen. Diese sehen oft nicht aus, als würden sie Hilfe in irgendeiner Form benötigen. Außerdem haben sich die Einbruchsserien in Geschäften, in Gartenanlagen u.v.m. verstärkt. Bei uns wurden drei Täter gefasst und rate mal, wer das war. Soll nun nicht heißen, dass alle Deutschen Engel sind. Auch da gibt es genug auf der schiefen Bahn.
Du hast aber recht, es beginnt alles mit der Erziehung. Diese ist das A und O, sowohl in Elternhaus, Kindergarten und Schule.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Da bin ich auch ganz Deiner Meinung! Es liegt in den Vorurteilen der Menschen, dass Fremdenfeindlichkeit entsteht. Kinder gehen noch ganz unvoreingenommen heran und kommen nicht auf die Idee, diese Kinder auszugrenzen. Bei uns in Graz gibt es immer wieder Feste mit den Kulturen anderer Länder und zur Völkerverständigung. Ich finde es auch sehr wichtig, dass Eltern ihre vorgefassten Meinungen endlich über Bord werfen. Vieles sind nicht einmal eigene Erfahrungen, sondern stammen von den Eltern oder Großeltern. Auch die Bezeichnung Mohrenkopf und Negerkuss (diese Bezeichnung gibt es in Österreich nicht) hat damit nichts zu tun. Das Buch "Zehn kleine Negerlein" war auch ein Lieblingsbuch von mir und meinen Kindern! Ich hatte sogar eine Negerpuppe , die ich ganz besonders liebte.
Was die Zuwanderung betrifft, sehe ich doch Riesenprobleme auf uns zukommen. Gegen Familien habe ich generell nichts, doch die tausenden jungen Männer als Asylanten, werden uns Frauen einmal sehr gefährlich werden.
Habe es gerne gelesen
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
LeopoldF Bin ganz auf deiner Seite, wenn man aber bedenkt, dass unsere Großeltern, damals das Wort Weib noch als normalen Ausdruck für Frau verwendet haben, und heute findet es nur mehr abwertend Verwendung.
Die Bedeutung mancher Wörter hat sich halt mit der Zeit geändert.

lg.
Leopold
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Bin einer Meinung mit dir ...
Beim Lesen kam mir der spontane Gedanke, ob nicht unsere Länder die eigentlichen Entwicklungsländer sind ... (Fröhlichkeit, Herzlichkeit, Lebensfreude)

Liebe Abendgrüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
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