„Hier bitte. Es ist so gut wie neu.“ Mit diesen Worten überreichte mir der Schied das Katana meines Vaters. Ich zog es aus der Scheide und betrachtete es ausführlich. Es war erstklassige Handarbeit mit der der Mann diese Waffe gerettet hatte. Es war kein Tropfen Blut mehr zu finden. Der Gedanke an das Blut trieb mir Tränen in die Augen, doch die Tatsache, dass es nun nicht mehr an mir haftete befreite mich. Ich dankte dem Schmied und trat zurück auf die von Menschen überfüllte Straße. Die Sonne stand im Zenit und doch
wollte es an diesem Tag nicht warm werden. Fröstelnd zog ich meinen Haori um die Schultern. „Hey du! Bleib stehen!“, rief eine tiefe verärgerte Stimme hinter mir. Ich ging davon aus, es sei ein Händler, der einen Jungen beim Klauen erwischt hatte und so ging ich weiter. Doch als eine schwere Hand auf meine linke Schulter viel, wusste ich, dass ich gemeint war. Ich drehte mich um und erkannte das von Hass verzerrte Gesicht auf den ersten Blick. Oberstwachmeister Kaguya. Ich sog hörbar scharf die frische Luft ein, rang mich zu einem geklebt freundlichen Lächeln ab und fragte: „Guten Tag, wie kann ich Ihnen
helfen?“ Ohne große Umschweife und ohne ein Wort zu sagen hielt er mir ein großes Blatt Papier unter die Nase. Darauf waren eine Tuschezeichnung von mir und darunter ein Text der besagte: Gesucht! Akuma Tsukiya. Tot oder lebendig. Als Verbrechen werden über 50 Morde angeklagt, außerdem der Besitz und Gebrauch von Sprengstoffen und illegalen Waffen. Belohnung: 1.000.000 Yen. Meldungen bei der Polizeiwachstelle zu tätigen. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah dem Oberstwachmann direkt in die Augen. „Und nun? Wollen Sie mich verhaften oder ermorden?“, fragte ich mit gleichgültiger Stimme. Der Polizist
schnaubte verächtlich, dann zückte er sein Katana und richtete die Spitzte der Klinge auf mein Herz. Ich hatte keine Lust zu kämpfen, erst recht nicht jetzt, wo ich mein Katana gerade erst hab restaurieren lassen. Doch das schien mein Gegenüber wenig zu interessieren. Er sprang mit einem lauten Schrei auf mich zu und setzte dabei alles daran, mein Herz zu treffen. Ich jedoch sprang zur Seite. Die umstehenden Menschen schrien auf und wichen uns aus. Und das tat ich auch. Bei jedem Angriff des Oberstwachmeisters sprang ich zurück, zur Seite oder wich ihm sonst wie aus. Doch der alte Herr war nicht dumm und wurde zunehmend aggressiver und
präziser. Irgendwann blieb mir keine Wahl. Ich zog das Katana und blockte damit seine Angriffe ab. „Was ist los? Du bist doch ein eiskalter Killer? Kämpfe endlich wie ein Mann!“, schrie der Polizist immer wieder. Wieso konnte er nicht verstehen, dass ich nicht kämpfen wollte? Gerade als mein Gegner einen Satz zurück prang zog ich einen kleinen Sprengstoffkörper aus der Tasche meines Haoris und entzündete ihn. Doch er war nicht als Bombe im herkömmlichen Sinne gedacht, sondern als Change zu entkommen. Anstatt einen riesigen Krater in die Straße zu reißen, breitete sich eine gigantische Rauchwolke aus,
die mich schützend in die Arme nahm. Der Oberstwachmeister hingegen taumelte blind mit dem Katana herumfuchtelnd umher.
„Wer bist du und warum bist du in mich reingerannt?“ Der Punk, dem die Jacke gehörte mit der sie zugedeckt war, hatte sich als Chaos Valentin vorgestellt und saß nun im Sessel gegenüber von ihr. Ihr Blick blieb ständig an seinen Haaren hängen. Er hatte sie Seiten abrasiert und den Rest zu einem Mohawk gestylt. Eine Seite rot die andere schwarz gefärbt und auf jeder Seite mit der jeweils anderen Farbe ein Anarchie A gezeichnet. Auf dem schwarzen T-Shirt prangte ein großer weißer Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Danüber und darunter die Aufschrift: Rancid. 20 Years down.
„Ich… ich bin mit meinem besten Kumpel hier. Aber dort auf der Straße habe ich ihn verloren und…und ich bin los gelaufen, um ihn zu finden. Dabei bin ich in Sie hinein gelaufen“, stotterte die 16 – Jährige. Chaos legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue mit drei Piercings hoch. „Das Sie kannst du dir mal ganz schnell abgewöhnen. Ich bin nicht älter als du, klar?“, wies er Mizusu an. Diese nickte schuldbewusst. „Und was werdet ihr jetzt mit mir machen?“, fragte die 16 – Jährige mit leiser zittriger Stimme. Chaos zog eine Augenbraue hoch und brach in lautes Gelächter aus. „Jedenfalls nicht
kidnappen, falls du das dachtest. Wir suchen deinen Typ und bringen dich zurück“, erklärte der Punk und versuchte sich wenigstens ein wenig zu beherrschen. „Wie heißt er?“ „Yuki“ „Und weiter?“ „Yuki Tsukiya“ Mizusu´s gegenüber wurde plötzlich ernst. Seine Augen waren nurnoch schmale Schlitze und aus dem abgrundtiefen schwarz funkelte kalte Intelligenz. „Yuki Tsukiya also“, ein gefährliches Lächeln zog sich über sein Gesicht. „Flo, Zecke. Ihr wisst was zu tun ist“, wies Chaos die beiden Punks hinter sich an. Ohne ein Wort zu sagen gingen sie. Mizusu spürte ein seltsames Gefühl in sich, als hätte sie Yuki verraten. „Kennst du Yuki?“, fragte
sie zögerlich. „Kann man so sagen.“