Simon Belfare war einst einer der mächtigsten Zauberer im gesamten Reich und als Herr des Sangius-Ordens selbst vom Kaiser und all jenen gefürchtet, die sich ihm in den Weg stellten. Doch als er sich einiger Dörfler entledigen will, die ihm beim Bau seiner neuen Burg im Weg stehen, werden ihm seine Kräfte geraubt. Verwundbar und von seinen eigenen Leuten verraten befindet er sich alsbald auf der Flucht, mit nur einem Ziel: Zurückzuerlangen was ihm genommen wurde. Sein Weg führt ihn dabei durch Armut, Finsternis und
letztendlich auch die Folgen seines eigenen Handelns…bis er im Norden des Kontinents schließlich sein Schicksal findet. Zum Guten oder zum Bösen. Bildquelle el7bara / Everystockphoto.com
Asche stieg unter seinen Füßen auf, als Ordt sich einen Weg durch den zerstörten Wald bahnte. Was bei allen Ahnen war hier nur geschehen? Die Bäume auf einer graden, mehrere hundert Schritte langen Linie hatten ihre Blätter allesamt verloren und ihre Rinde wirkte, als hätte etwas mit gewaltigen Krallen oder Zähnen darüber gescharrt. „Was richtet so etwas an?“, wollte Maen wissen und fuhr mit der Hand über
das freigelegte Holz eines Baumes. „Magie.“, antwortete Tiege knapp, während er sich misstrauisch nach allen Seiten umsah. Der Paladin hatte auch, nachdem die überlebenden Söldner sich zurückgezogen hatten, das Schwert in der Hand behalten. Ohne ihn, dachte Ordt, hätte der heutige Tag deutlich schlimmer für sie enden können. Ordt konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber die vier toten Zauberer, die sie nach Ende der Schlacht gefunden hatten, schienen alle Tiege zum Opfer gefallen zu sein. Obwohl er nach wie vor nicht ganz auf den Beinen war, schien es dem Fuchs den Umständen entsprechend gut zu gehen. Sie waren lediglich alle
erschöpft… und Simon sowie Kiris wurden nach wie vor vermisst. Sobald klar war, dass ansonsten alle da waren, hatte man mehrere Suchtrupps ausgeschickt um den Zauberer und die ehemalige Dorfvorsteherin zu finden, bisher jedoch, war keiner davon mit guten Nachrichten zurückgekehrt. Und so hatten sie sich selber auf den Weg gemacht. „Wir werden zumindest nicht herausfinden, was hier geschehen ist, wenn wir rumstehen.“; meinte Ordt. Die Sorge um die verschwundenen Freunde trieb ihn vorwärts. Was immer auch geschehen war, er konnte nur hoffen, dass es ihnen gut ging.
Gefolgt von Maen und Tiege kletterte er über einige umgestürzte Baumstämme hinweg. Wenn Tiege mit seiner Vermutung recht hatte, hatte die Wucht des Zaubers sie schlicht umgerissen und entwurzelt, als wäre es nichts. Ordt wollte nicht einfallen, welche Macht dazu auch sonst in der Lage sein sollte. Stellte sich nur die Frage, warum. Sie folgten der Spur der Zerstörung, bis sich vor ihnen schließlich eine Wasserfläche auftat, um die herum der Wald wieder intakt zu sein schien. Ein See, wie er wusste, der etwas abseits der normalen Pfade lag, die ihre Jäger nahmen. Und das hatte seinen Grund… schon als Ordt unter den letzten Bäumen
hervortrat, bemerkte er die zwei Gestalten, die wenige Schritte entfernt vom Seeufer lagen. Direkt neben Simons ausgestreckter Hand schimmerte ein einzelnes Irrlicht, das sich aufgeschreckt von ihren Schritten in die Luft erhob und über den See verschwand. Tiege blieb derweil stehen, als er das Blut sah, das sowohl Simon als auch Kiris in einer Lache umgab. Zu viel, dachte Ordt, während er nähertrat und sich neben Simon auf die Knie fallen ließ. Maen beugten sich derweil über Kiris. Beide sahen furchtbar aus. Der Körper des Zauberers war mit Schnittwunden übersät.
„So endet das also.“, meinte Tiege kopfschüttelnd, der sich wieder zu ihnen gesellt hatte. In der Hand hielt er ein Schwert, das Ordt zum letzten Mal in Vara gesehen hatte. Die Waffe, die Roderick ihm abgenommen hatte… „Ich habe es da hinten gefunden.“, erklärte der Fuchs auf Ordts fragenden Blick. „Vermutlich brauchen wir uns um Roderick keine Sorgen mehr zu machen. Aber der Preis war hoch genug. „Ihr redet, als gäbe es keine Chance mehr.“, gab der Wolf unwirsch zurück. So wenig Hoffnung sie auch hatten, Ordt wollte zumindest Gewissheit. Und tatsächlich…. „Sie lebt noch.“, kam Maen ihm
zuvor. „Grade so. Was ist mit Simon?“ „Er atmet zumindest.“, gab Ordt zurück. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was den Mann überhaupt noch am Leben hielt. „Wir sollten sie ins Dorf zurückbringen.“, erkläre Maen derweil. „Hier kann ich kaum etwas für sie tun. Wenn überhaupt noch….“ „Wie meint Ihr das?“, fragte Tiege besorgt. „Ich meine, dass es ein Wunder ist, das einer der beiden überhaupt noch lebt. Das wird Zeit brauchen…“ Maen griff der bewusstlosen Kiris vorsichtig unter die Schultern. „Helft mir sie tragen. Ich glaube kaum, dass ihr es noch viel schlimmer
machen könnt.“ Ihre Rückkehr ins Dorf, war keine glückliche. Ausdruckslose oder traurige Gesichter sahen ihnen entgegen, während sie sich mit ihrer Last einen Weg durch die Straßen suchten. Nicht nur sie hatten heute Verluste davon getragen, wie Ordt nur zu gut wusste. Wie viele sie verloren hatten, konnte er noch gar nicht sagen, lagen die meisten doch nach wie vor, dort wo sie gefallen waren, auf der Ebene zwischen Dorf und Waldrand, oder in den Straßen der Siedlung…. In so einer engen Gemeinschaft, wie es die Clans bildeten, bedeutete jeder Tote einen Verlust für alle. Ohne zu fragen,
brachten einige Tragen, für die zwei verletzten Menschen herbei und halfen, sie durch die Siedlung zu bringen. Die Nachricht ihrer Rückkehr jedoch verbreitete sich, trotz der allgemeinen Trauer, wie ein Lauffeuer, ein Flüstern, das ihnen voranging… gab man ihnen die Schuld? fragte Ordt sich. Er könnte es zumindest verstehen. Die Männer, die dieses Leid über sie gebracht hatten, hatten nach ihnen gesucht und nach niemandem sonst…. Vielleicht verstand er grade besser, wie Simon sich gefühlt haben musste. Er hatte nichts davon gewollt. Aber er hatte es auch nicht verhindern können, hatte es nicht einmal kommen sehen….
Maen hatte mittlerweile die Führung der kleinen Gruppe übernommen und Ordt merkte kaum, als ihnen die übrigen Ältesten entgegenkamen, doch wo bei anderen Trauer und Wut zu sehen war, spiegelte sich auf den alten Gesichtern nur Resignation wieder. „Was ist passiert?“ „Das wissen wir nicht.“, entgegnete Maen, ohne langsamer zu werden. „Und wenn wir nicht viel Glück haben, werden wir das auch nicht mehr erfahren.“ Damit schien die Sache für die Wölfin erledigt und sie ging ohne ein weiteres Wort an den Ältesten vorbei. Ordt war insgeheim froh, sich nicht weiter mit ihnen auseinandersetzen zu
müssen. Für heute, hatten sie alle genug durchgemacht und der rote Schleier des Kampfes war nach wie vor nicht ganz aus seinem Geist gewichen. Er würde es zumindest niemandem empfehlen sich ihm im Augenblick in den Weg zu stellen. Vor allem nicht, wenn Zeit alles war…. Er ließ sich im Gehen, etwas zu den Tragen zurückfallen, um nach Kiris und Simon zu sehen. Nach wie vor atmeten beide, aber das war auch das einzige, dass einen Hinweis darauf gab, dass sie noch lebten. Simon war bleich wie Kerzenwachs und Kiris…. Die Verletzungen des Zauberers waren zahlreich, aber nicht tief, doch die
Wunde, die Roderick ihr beigebracht hatte… ein tiefer Schnitt direkt unter der Brust. Wenn sie Glück hätte, hätte der Assassine wenigstens ihre Lunge verfehlt, dachte er. Doch auch so war es Kiris, um die er sich am meisten Sorgen machen musste. Tiege sagte während des ganzen Wegs zu Maens Hütte kein Wort, sondern begnügte sich damit, mit einem grimmigen Gesichtsausdruck neben der Trage herzulaufen. Erschöpfung und ziellose Wut waren in den letzten Stunden ihre ständigen Begleiter gewesen und langsam, forderte das auch seinen Tribut, was ihren Geist betraf. Und vielleicht hatte der Fuchs auch nach
wie vor seinen ganz eigenen Kampf gegen das restliche Gift in seinem Körper zu kämpfen. Und wenn Ordt Roderick richtig einschätzte, hätte er auch dieses Mal sicher irgendetwas Heimtückisches in der Hinterhand gehabt… Geister, selbst im Tod machte ihnen dieser Mann noch Ärger. Aber Maen wusste wie man damit umging, dachte der Wolf. Oder zumindest, hoffte er das…. „Ordt…?“ so unglaublich es schien, Simon öffnete die Augen und blinzelte einen Moment schwach ins Sonnenlicht, das durch die Zweige über ihnen fiel. Mittlerweile hatten sie die Siedlung hinter sich gelassen und Maens Haus
konnte nicht mehr weit sein…. „Ruht Euch aus.“, meinte der Wolf. „Ihr…“ Simon lachte bitter, ein schwacher Laut, so als würde er kaum Luft bekommen, aber er hörte nicht mehr auf, bis einige Tropfen Blut über seine Lippen flossen. „Es ist vorbei, Ordt…“, meinte er nur. Bevor der Wolf noch etwas erwidern konnte, war der Mann bereits wieder weg. Sein Kopf sank zur Seite und einen Moment befürchtete Ordt, Simon würde nicht mehr atmen. Dann jedoch bemerkte er, wie die Brust des Menschen sich unmerklich hob und senkte. Der
Zauberer war zäh, selbst jetzt… aber Kiris…. Vielleicht die einzige Frau, die ihm bisher begegnet war, die es mit Maen an Willensstärke aufnehmen konnte, aber was nützte das, wenn der Tod nach einem griff? Er wünschte nur, sie würden endlich ankommen. Die kleine Gruppe, die sich ihren Weg durch den Wald suchte, kam ihm zunehmend wie eine verfrühte Trauerprozession vor. Als wollte die Welt endlich etwas für den heutigen Tag gut machen, tauchten vor ihnen die Umrisse eines Hauses auf, das halb unter den Baumwipfeln verborgen lag. Und trotzdem blieb ihm im Augenblick nichts übrig, als zu warten, ob Maen etwas für seine beiden
Gefährten tun konnte. Ordt hatte bisher nicht gewagt zu fragen, hatte er die Wölfin doch selten so angespannt erlebt, nicht einmal an dem Abend, an dem er so unverhofft zurückgekehrt war. Er fürchtete, dass sie vielleicht bereits wusste, dass sie weder Simon noch Kiris würde helfen können…. Drei Wochen später, schlug Simon Belfare schließlich die Augen auf. Einen Moment lang, wusste er nicht, wo er sich befand, oder auch nur, wer er war. Nur das sein ganzer Körper schmerzte, sodass sich ihm beim Gedanken an Bewegung der Magen umdrehte. Nur langsam wichen die Schatten von seinem Geist
und brachten einzelne Erinnerungen mit sich. Er war immer wieder kurz davor gewesen, das Bewusstsein wieder zu erlangen, und erinnerte sich an undeutliche Schemen, manche sprachen mit ihm, andere blieben nur schweigend stehen und wieder einige verbanden seine Wunden oder gaben ihm zu trinken, doch konnte er keinem davon einem Namen zuordnen. Noch nicht, denn mit seinen undeutlichen Erinnerungen kehrten auch Gefühle zurück. Emotionen, die er nach allem am liebsten vergessen hätte. Seine eigenen Schmerzen, vermischt mit einer tiefen Trauer, die er nicht benennen konnte und dem untragbaren Gedanken, etwas sehr Wichtiges verloren zu haben,
etwas, das er um nichts auf der Welt je vergessen haben könnte, ein Anker, etwas, das seinen Geist wieder ins Gleichgewicht brachte, eine Waage… Kiris…. Mit dem Namen stürzte alles wieder auf ihn ein, die Schemen in seinem Geist bekamen Gesichter, Geschichten… Freunde, Bekannte, Ereignisse, sein letzter, fataler Kampf mit Roderick…. Er war sich selbst jetzt nicht sicher, was er dem Mann eigentlich angetan hatte, nur das es vorbei war. In jeder Hinsicht. Plötzlich hatte er nicht einmal mehr das Bedürfnis aufzustehen, sondern blieb einfach weiter regungslos liegen. Am liebsten wäre er einfach hier gestorben.
Aber das war natürlich unmöglich. Nach wie vor war er ein Gefangener, in einem Spiel, dessen Sinn er nicht verstand. Kiris letzte Worte hallten durch seinen leeren Geist. „Du hast mich mal gefragt, von wem ich glaube, dass er diese Leute führen könnte. Ich habe meine Antwort, Simon. Vergiss es nur nicht.“ Und das würde er nicht, dachte Simon. Er könnte es gar nicht. Die Worte waren längst ein Teil von ihm. Unter unsäglichen Mühen schaffte er es schließlich, sich auf einen Ellenbogen hoch zu stützen. Sein ganzer Körper schien in Verbände gehüllt und er konnte nicht verhindern, dass sich seine Augen
mit Tränen füllten, woran die körperlichen Schmerzen den geringsten Teil Schuld trugen…. Ihm fehlte die Kraft, sie wegzuwischen, und so ignorierte er die feinen Wassertröpfchen einfach. Als er endlich aufrecht saß, war ihm so schwindelig, dass er einen Moment abwarten musste, bis er den Versuch wagen konnte, auf die Füße zu kommen. Erstaunlicherweise versagten seine Muskeln ihm nicht den Dienst, während er auf die Tür am Ende des Raums zu schlurfte. Er wusste, wo er sich befand, nur nicht, wie er hierher gelangt war. Als er die Tür vorsichtig öffnete, fand er vor sich einen weiteren Raum, mit
einer Liege auf der jemand lag. Die dunklen, bräunlichen Haare, die über ein Kissen gebreitet lagen, verrieten ihm bereits, um wen es sich dabei handeln musste. Neben der Liege wiederum saß Maen, die eine von Kiris Händen hielt, als würde sie nach einem Puls suchen. Nur langsam drehte die Heilerin den Kopf in seine Richtung… allein diese Geste sagte ihm, was er wissen musste, aber er weigerte sich, es so einfach zu akzeptieren. „Maen ?“ Simon eigene Stimme kam ihm fremd vor. „Bitte sagt mir die Wahrheit, wie geht es ihr?“ Ein seltsamer Ausdruck trat auf das
Gesicht der Wölfin. Bitte nicht, dachte er nur, bevor sie endlich antwortete….
Terazuma Waaaah! Sag mal, geht's noch? Grummel, grummel, grummel! Das ist echt mega-fies! Jetzt lässt du uns gleich zweimal vor Ungewissheit zurück. Besser gesagt, du hast uns nochmals Hoffnung gegeben, was Kiris betraf, nur um sie wieder zu zerschmettern? Das ist noch fieser als jeder Cliffhänger! Und es war volle Absicht! Ich weiß das! XDDD Das war wirklich mehr als mega-fies, aber echt gut gemacht.^^ LG Tera |
abschuetze So was macht Eagle gern ;) |
EagleWriter Danke ich tue mein schlimmstes . Und ich bin noch nicht ganz durch damit :D Lass dich überraschen. Das Buch ist noch nicht zu Ende. lg E:W |
EagleWriter :D lg E:W |