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Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 43

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"Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 43"
Veröffentlicht am 11. Juli 2015, 42 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 43

Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 43

Einleitung


Simon Belfare war einst einer der mächtigsten Zauberer im gesamten Reich und als Herr des Sangius-Ordens selbst vom Kaiser und all jenen gefürchtet, die sich ihm in den Weg stellten. Doch als er sich einiger Dörfler entledigen will, die ihm beim Bau seiner neuen Burg im Weg stehen, werden ihm seine Kräfte geraubt. Verwundbar und von seinen eigenen Leuten verraten befindet er sich alsbald auf der Flucht, mit nur einem Ziel: Zurückzuerlangen was ihm genommen wurde. Sein Weg führt ihn dabei durch Armut, Finsternis und

letztendlich auch die Folgen seines eigenen Handelns…bis er im Norden des Kontinents schließlich sein Schicksal findet. Zum Guten oder zum Bösen. Bildquelle el7bara / Everystockphoto.com

Kapitel 43 Erfülltes Schicksal

Ein halber Monat war ins Land gezogen, ohne, das sich viel getan hätte. Tiege war nach wie vor bewusstlos, auch wenn Maens Medizin langsam Wirkung zu zeigen schien. Der Mann atmete nicht mehr so bedrohlich flach wie bei ihrer Ankunft und wenn er einmal wach war, war sein Verstand meist überraschend klar. Ordt seinerseits hatte nie gefragt, was Simon überhaupt als Nächstes vorhatte und sollte er es tun… die Antwort war klar, dachte er, während er

sich zu der schlafenden Gestalt neben sich umdrehte. Kiris hatte sich zum Fenster gedreht, durch das die Sonne hereinschien. Simon überlegte, aufzustehen, dann jedoch entschloss er sich doch, noch liegen zu bleiben. Einen Moment wenigstens, dachte er. Eines hatte er mittlerweile gelernt, in der Siedlung der Gejarn gab es immer etwas zu tun und er nahm nur zu gerne Anteil daran. Wenn er die Gastfreundschaft der Wölfe irgendwie zurückzahlen konnte, würde er es tun. Vielleicht würde er sogar ein Handwerk lernen. Fadrin war über Nacht auf Jagd gegangen und auch am Morgen nicht zurückgekehrt. Das war so weit nichts

Ungewöhnliches, war der Wolf doch schon einmal tagelang verschwunden, doch Simon dankte ihm stumm dafür. Auch wenn er sich inzwischen entschlossen hatte, hierzubleiben, fürs Erste wohnten er und Kiris weiterhin in der Hütte des Gejarn und so war jede Gelegenheit, alleine mit ihr zu sein, kostbar genug. Gedankenverloren musterte er die Frau, die mit dem Rücken zu ihm lag. Wie sehr sich sein Leben doch in so kurzer Zeit umgekehrt hatte. Er war mal verrückt genug gewesen, zu glauben, er würde Tiberius ablösen. Und er musste wahrhaft verrückt gewesen sein… Größenwahnsinnig… nun, damit mussten

sich jetzt andere herumschlagen. Sollte Erik mit seinem neuen Posten glücklich werden, ihn würde er nicht wiedersehen…. „Bereust Du es schon?“ Kiris hatte sich zu ihm umgedreht, ohne dass er es gemerkt hatte. „Was?“, fragte er. „Nicht gegangen zu sein.“ Simon lachte. „Nein. Und das werde ich auch nicht.“, antwortete er. Die Entscheidung stand. Und es war eine Weile her, dass er das letzte Mal überhaupt daran gezweifelt hatte. Im Gegenteil. Mit jedem Tag, der verging, geriet seine Vergangenheit mehr in Vergessenheit. Er

liebte Kiris. Das zählte. Was weiter daraus werden würde, musste die Zukunft zeigen. Und die gehörte endlich wieder ihm. „Ich habe nur grade an einen alten… Freund gedacht.“, meinte er schließlich. „Es gibt immer noch ein paar Leute, denen ich nie wieder begegnen will. Einer davon hatte Spaß daran, mir mit seinen Gedanken die Rippen zu brechen.“ Kiris schüttelte den Kopf. „Sind alle Zauberer von Natur aus völlig wahnsinnig?“ „Genug, schätze ich. Und das trifft wohl nicht nur auf Magier zu.“ In diesem Moment hallte der Klang einer einzelnen Glocke durch den Raum.

Ein heller Ton, doch das Lächeln auf Simons Zügen erlosch augenblicklich. Nein, dachte er, während Kiris aufstand um nach draußen zu sehen. Das war nicht gut. Simon folgte ihr, nicht jedoch ohne zuvor seine Waffe von der Bettseite zu nehmen. Das war ein Alarm gewesen. Und er war nicht bereit, zu glauben, dass es sich dabei um Zufall handelte. Spätestens der Blick aus dem Fenster bestätigte seine Vermutung. Das Dorf war in heller Aufregung, Dutzende von Gejarn strömten über die Wege in Richtung Dorfzentrum, Bögen oder Schwerter mit sich führend, während andere sich in ihren Häusern

verbarrikadierten. Das wiederum kam für ihn nicht in Frage. „Wir sollten nach den Anderen sehen.“, meinte Kiris ernst und er stimmte ihr mit einem Nicken zu. Ordts und Maens Hütte befand sich etwas abseits der Siedlung. Wenn wirklich Gefahr drohte, würden sie dort vielleicht gar nichts davon mitbekommen, bis es zu spät war. So oder so, er wollte so viele seiner Freunde in Sicherheit wissen, wie nur möglich. „Was immer auch passiert, bleib bei mir.“, erklärte Simon, bevor er die Tür aufstieß und in die kühle Morgenluft hinaus trat. Auf den ersten Blick wirkte nach dem verklingen der Glocke alles

ruhig, sah man davon ab, das die Straßen nun beinahe gespenstisch leer waren. In seinem Verstand hämmerte es, während er und Kiris rasch einem Weg zwischen den Gebäuden hin zum großen Zelt in der Dorfmitte folgte. Immer wieder nur ein Wort : Nein. Er hatte geglaubt hier sicher zu sein, oder? Er hatte geglaubt hier alles hinter sich gelassen zu haben…. Mittlerweile hatten er und Kiris das Dorfzentrum erreicht. Hunderte wenn nicht mehr Gejarn hatten sich in einem Halbkreis um das Zelt versammelt, vor dem bereits die Ältesten mit ihrer Leibgarde standen. Die Clanführer schienen genau so nervös, wie alle

Anderen, den noch schien niemand zu wissen, worin die Gefahr bestand. Nur, dass sie da war. Simon konnte die Anspannung in der Luft geradezu greifen. Ein Funke nur, und alles würde in Flammen aufgehen. Eine Bewegung am östlichen Waldrand zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Erst eine, dann eine zweite und schließlich immer mehr Gestalten tauchten zwischen den Bäumen auf, Musketen oder Schwerter tragend. Die meisten trugen einheitlich dunkle Kleidung, doch meinte Simon auch einmal, die türkisfarbene Robe eines Zauberers zu erkennen. Doch der Mann wurde so schnell wieder von der Masse

der Soldaten verschluckt, dass er sich nicht sicher sein konnte. Ansonsten jedoch, gab es keinerlei Rangzeichen, nichts, das sie irgendwie auswies…. Noch ein Grund unruhig zu werden, dachte er. Keine einfachen Banditen wären so dumm, sich mit einem ganzen Clan anzulegen. Die Waffen der kleinen Armee klirrten, als die Männer auf ein stummes Zeichen hin anhielten. Beinahe hätte man meinen können, die Schlacht hätte bereits begonnen… „Wer sind die?“, fragte Kiris. „Keine Ahnung.“, gab Simon zu. Doch er hatte eine düstere Vorahnung. „Und ehrlich gesagt kümmert es mich nicht. Bei erster Gelegenheit schlagen

wir uns zu Ordt und Maen durch und warnen sie.“ Und vor allem wäre Kiris so in Sicherheit, dachte er. Maens Haus lag genau in der den Soldaten entgegengesetzten Richtung. „Danach sehen wir, was wir hier ausrichten können.“ Noch während er sprach, kam Unruhe in die Reihen der Soldaten am Waldrand. Die Männer traten hastig beiseite um einer einzelnen Gestalt in schwarzer Kleidung Platz zu machen. Ein Schwertgriff, in dessen Knauf ein Sonnenemblem eingelassen war, ragte über einen Rücken. Simon lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sich seine

schlimmsten Befürchtungen auf einen Schlag bewahrheiteten. Roderick sah sich ohne sichtbare Gefühlsregung um, während er die Hand hob. Darin lag ein Gegenstand, den er erst in diesem Moment als Bogen erkannte. Und nicht irgendeiner, dachte Simon. Fadrin…. Auch Kiris musste erkannt haben, zu wem die Waffe gehörte. „Nein…“ Ihre Gesichtszüge nahmen einen harten Ausdruck an, während sie zu dem Assassinen sah. Währenddessen war einer der Ältesten aus dem Schutzkreis seiner Wächter heraus getreten. Wie zuvor Rodericks Soldaten ihm, machten die Gejarn ihrem

Anführer respektvoll Platz. Aber ohne die von Furcht getriebene Eile, welche die Männer des Auftragsmörders an den Tag legten. „Dürfte ich vielleicht erfahren, was Ihr wollt, dass Ihr hier mit einer kleinen Armee auftaucht, Fremder?“, rief er Roderick zu. „Nur, dass Ihr den Verräter Simon Belfare und seine Gefährten herausgebt. Sie werden allesamt vom Kaiser gesucht. Solltet Ihr Euch weigern, setzte ich den Willen seiner Majestät, mit Freuden, mit anderen Mitteln um.“ Täuschte Simons sich, oder klang der Mann weniger selbstherrlich als sonst? Ganz offenbar hatte das anders ablaufen

sollen, überlegte er. Auf den ersten Blick wirkte Rodericks Truppe schlagkräftig, aber… sie waren um einiges weniger, als die Gejarn. Hatte er anfangs etwas einen Überraschungsangriff geplant? Wenn ja, musste die Alarmglocke ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben… Aber auch so…. „Ich fürchte, dann haben wir ein Problem.“, erklärte der Älteste gelassen. Offenbar war ihm ebenfalls aufgefallen, dass es Roderick an Leuten mangelte. Was jetzt jedoch folgen würde, war sowohl ihm, als auch Simon nur all zu klar. „Ich wünschte ich hätte noch die

Macht, das alles zu verhindern.“, flüsterte er an Kiris gerichtet. Er wollte nichts hiervon. Und doch, er konnte auch nicht sich, Ordt und die anderen einfach ausliefern. „Niemand hier gibt Dir die Schuld.“, meinte Kiris. „Noch nicht.“, gab er zurück. „Warte, bis sie die Toten zählen.“ Rodericks Mine verfinsterte sich derweil. „So sei es. Tötet sie. Alle.“ Auf den Befehl hin wurden Dutzende von Gewehren angelegt, zeitgleich jedoch spannten die bisher nur abwartenden Gejarn ihre Bögen. Schwerter flogen aus den Scheiden…

Simon hielt den Atem an. Nein, er konnte das nicht mit ansehen. Zumindest nicht tatenlos… aber er war machtlos. Oder doch nicht? Ein vager Plan begann sich in seinem Kopf zu formen. Rodericks Männer wollten nicht gegen eine Übermacht kämpfen. Aber vermutlich fürchteten sie den Mann einfach zu sehr…. „Roderick!“ Er löste sich von Kiris und trat vor. Seine Stimme war laut genug, um den Donner der Arkebusen und das Zischen der Pfeile zu übertönen. Auf beiden Seiten fielen die ersten Kämpfer, die Gewehre wurden abgelegt, Bögen wieder gespannt. Die ersten Klingen prallten aufeinander….

Simon hatte Kiris im Gedränge bereits aus den Augen verloren, während die Masse der vorstürmenden Gejarn ihn schlicht mit sich trug. Einen kurzen Moment lang meinte er, einen Blick auf rötlich-graues Fell und einem ihn bekannten Lederpanzer zu erhaschen. Aber das schien unmöglich, dachte Simon. Tiege sollte nach wie vor bewusstlos sein und wenn er hier war… was war dann mit Ordt und Maen? Schwaden aus Pulverdampf waberten über das Schlachtfeld und ließen die Kämpfenden zu undeutlichen Schemen werden. Simon jedoch hatte sein Ziel längst erspäht.

„Stopp!“ Roderick befand sich grade im Zweikampf mit einem grau-schwarz gemusterten Wolf, den er jedoch mit wenigen gezielten Hieben neiderstreckte, bevor er sich zu Simon umdrehte. „Seid Ihr es müde wegzurennen?“ „Wenn ich mich richtig erinnere, seid Ihr das letzte Mal doch wie ein getretener Hund davongelaufen. Aber wenn Ihr hinter mir her seid… holt mich!“ Mit diesen Worten rannte er los, an dem verdutzten Assassinen vorbei. Er musste ihn an den richtigen Ort locken, oder sein Plan, so unsicher er war, wäre bereits jetzt zum Scheitern verurteilt.

Und wenn Roderick ihm nicht folgte… doch seine Zweifel erwiesen sich als unberechtigt. Der Mann setzte ihn, nach Kurzem überlegen, nach. Ihm war wohl klar, dass Simon etwas plante. Nur was, das konnte er nicht wissen. Und wenn er es herausfand, wäre es bereits zu spät…. Das Seeufer war erstaunlich ruhig, als Simon es schließlich erreichte. Der Lärm der Schlacht, die nach wie vor im Dorf tobte, war zu kaum mehr als einem beunruhigenden Grollen im Hintergrund geworden, als er darauf wartete, das Roderick ihn einholte. Der Assassine kannte die Gegend nicht so gut wie er und hatte offenbar Mühe, sich durch

Unterholz und über die versteckten Pfade zu kämpfen. Allerdings musste er nicht fürchten, dass Simon ihm davonlaufen könnte. Die Gejarn hier hatten ihm Zuflucht gewährt, vielleicht auch nur, weil sie nicht mit Sicherheit wussten, wer er war. Jedenfalls würde er sie nicht dafür zahlen lassen. Der Mann, der er einmal gewesen war, hätte das vielleicht getan. Aber dieser Mann war irgendwo zwischen hier und der Ordensburg gestorben und das war gut so. Langsam ging er am Ufer entlang und suchte den See mit den Augen ab, suchte nach einem Funken goldenen Lichts. Aber da war nichts, dachte Simon. Nur Nebel, der träge über das Wasser hinweg trieb….

Ein Rascheln hinter ihm sagte ihm, das seine Zeit abgelaufen war. Roderick stolperte zwischen den das Ufer bewachsenden Büschen hervor, das Schwert in der Hand. „Gebt Ihr endlich auf?“ , fragte er grinsend, während er ohne Vorwarnung auf Simon losging. Dieser sprang zurück und parierte den Schlag. Der Assassine war immer noch unvorstellbar schnell, aber dieses Mal war Simon darauf vorbereitet. Er wusste nur allzu gut, dass sein Gegner wenig von einem fairen Kampf hielt. Als die Schwerter aufeinanderprallten, fiel ihm sofort die harzige Beschichtung auf der

Waffe seines Gegners auf. Simon trat nach Roderick, während dieser grade versuchte, das Schwert zurückzureißen, um den Kampf fortzuführen. Der vereinigte Schwung des Stoßes, und des eigenen Gewichts des Mannes, ließen ihn zurückstolpern. Für einen Moment stand sein Gegner völlig offen da, mit einem Arm rudernd um das Gleichgewicht zu halten. Simon sah seine Gelegenheit gekommen und schlug zu. Roderick jedoch erwies sich als scharfsinniger, als der Zauberer gedacht hatte. Bevor Simon ihn treffen konnte, ließ der Attentäter sich zur Seite fallen. Zwar verlor er dabei das Schwert, entkam aber wenigstens einer tödlichen Verletzung.

Nun war es Simon, der plötzlich ins Leere lief. Zumindest, bis ihm Roderick ein Bein stellte und er ebenfalls der Länge nach auf dem Boden landete. Im Gegensatz zu seinem Gegner jedoch, hielt er den Schwertgriff fest umklammert. Wenn er jetzt auch noch seine Waffe verlor, wäre es vorbei. Die beiden Kontrahenten kamen zeitgleich wieder auf die Füße, Simon schwer atmend und Roderick erneut mit dem Schwert in der Hand. „Seid Ihr plötzlich mutig geworden, ja?“, spottete der Mann. „Oder hat dieser Wahnsinn einen anderen Grund? Ihr könnt mich nicht schlagen.“ Leider befürchtete Simon, dass er

damit nur zu Recht hatte. Noch konnte er sich behaupten, die Frage war, für wie lange. Erneut wanderte sein Blick hinaus zum See. Vielleicht hatte er sich verschätzt. Und vielleicht unterschätzte sein Gegner ihn auch. Wenn Roderick eines war, dann viel zu selbstsicher. Simon wusste bereits, dass er sehr wohl geschlagen werden konnte… zumindest, würde er nicht einfach aufgeben. Seine ganze Hoffnung beruhte darauf, dass die Truppen sich nach Rodericks Tod zurückziehen würden. Und mit jedem Moment der verging, würden Leute sterben… Leute, die ihm Schutz gewährt hatten, welche, die er Freund nannte, Ordt, Tiege, Maen… Kiris. Er durfte

sich nicht von etwas Überheblichkeit einschüchtern lassen. Simon griff ohne Rücksicht an und verwickelte seinen Gegner in einen langen Schlagabtausch. Stahl prallte funkenschlagend auf Stahl, während Roderick tatsächlich gezwungen war, zurückzuweichen, auch wenn er jeden Hieb sicher parierte. Seine Sinne waren aufs Äußerste gespannt, für ihn gab es nichts mehr, außer dem Wunsch, dem hier ein Ende zu machen…. Aber lange würde er das nicht durchhalten, das wusste Simon. Er brauchte nur einen Fehler machen…. Dann jedoch gab Roderick sich endlich eine Blöße. Simon stieß die

Klinge des Mannes beiseite und verpasste ihm eine tiefe Schnittwunde am Arm. Mit einem Aufschrei stolperte der Mann zurück. Endlich, dachte Simon. „Nur damit Ihr es wisst, das ist für Tiege!“, rief er und machte sich bereit, seinen Gegner endgültig zu Fall zu bringen. Er stieß die Klinge vorwärts auf die ungeschützte Brust des Attentäters. Bevor das Schwert jedoch traf, schoss plötzlich etwas Silbernes an ihm vorbei und er spürte nur noch, wie sich etwas schmerzhaft in seinen eigenen Arm bohrte. Sofort breitete sich ein Taubheitsgefühl von der Wunde her aus, während Simon nach wie vor

verständnislos auf den Dolch in Rodericks Hand starrte. Dasselbe Schimmern wie auf der Schwertklinge des Attentäters lag auch auf dem Messer…. Roderick wartete nicht, ob sein Opfer sich von dem überraschenden Angriff erholte, sondern ging dazu über, Simon mit dem Dolch zu traktieren. Das Schwert ließ er dabei achtlos zurück, mit der verletzten Hand konnte er es wohl ohnehin nicht mehr richtig führen. Simon selbst hatte die gleichen Schwierigkeiten, doch im Gegensatz zu Roderick, keine zweite, leichtere Waffe in Reserve… bald gesellten sich ein halbes Dutzend mehr oder weniger tiefe

Stichwunden, zu der an seinem Arm, dazu. Er hatte längst aufgehört zu zählen, während das Blut aus den Wunden seine Kleidung durchtränkte. Die Meisten waren nur oberflächlich, aber das Gift zeigte seine Wirkung. Seine Beine gaben unter ihm nach, das Schwert fiel ihm aus der Hand… ein letztes Mal wanderte sein Blick zum See. Nichts… er hatte schlicht zu hoch gesetzt und verloren, dachte er. Aber einen Weg könnte es noch geben…. „Also schön.“, brachte er hervor. Um ihn herum schien sich alles zu drehen, während das Gift sich einen Weg durch seine Venen fraß. „Ich ergebe mich, wenn Ihr Eure Leute sofort zurückpfeift.

Sonst könnt Ihr vergessen, dass Erik mich lebend bekommt. Und ich bezweifle, dass er darüber zu erfreut wäre….“ Unter Schmerzen richtete er sich wieder halb auf. Vielleicht wäre das wenigstens eine Möglichkeit, das hier zu beenden, ohne das noch mehr Blut floss. „Schade, dass diese Einsicht etwas zu spät kommt.“, meinte Roderick. „Leider zahlt der Kaiser mehr für Euren Tod.“ Mit diesen Worten holte der Assassine erneut mit der Waffe aus. Simon schloss die Augen. Eigentlich hatte er nie damit gerechnet, dass sein Weg einmal so enden würde. Doch der Schlag kam nicht. Stattdessen durchbrach das Klirren

von Stahl den Moment der Stille. „Man kann dich keinen Augenblick alleine lassen.“, meinte einem ihm zu vertraute Stimme. Am liebsten hätte er die Augen nicht wieder geöffnet, es irgendwie geändert…. Kiris hatte Rodericks verlorene Waffe an sich genommen. Das Schwert, das zuvor Tiege gehört hatte, wirkte beinahe etwas zu schwer für sie, trotzdem hatte sie Rodericks Hieb ohne Probleme abgefangen… sie musste ihm gefolgt sein, nachdem er das Dorf verlassen hatte, dachte Simon. Und genau das war das Problem. Seine Füße wollten ihn erneut nicht länger tragen, während Roderick lediglich den Kopf schüttelte.

„Das ist ja geradezu putzig.“, meinte er grinsend. „Passt auf, dass euch das Grinsen nicht gleich jemand aus dem Gesicht wischt.“, gab Kiris zurück. Simon konnte nur zusehen. Er wusste, was passieren würde, oder? Hatte es die ganze Zeit gewusst… und er würde es nicht zu lassen. „Kiris… geh.“, murmelte er mit letzter Kraft. Sie schüttelte den Kopf und der traurige Blick in ihren Augen verriet, dass sie es genauso wusste, wie er. „Du hast mich mal gefragt, von wem ich glaube, dass er diese Leute führen könnte. Ich habe meine Antwort, Simon.

Vergiss es nur nicht.“, erklärte sie, bevor sie die Waffe in Richtung Roderick schwang. Der Assassine parierte den Schlag mühelos und ging selber zum Angriff über. Die Klinge verfehlte knapp ihren Hals und durchtrennte dabei das schmale Band, das den Anhänger an ihrem Hals hielt. Die silberne Waage fiel zu Boden. Kiris taumelte und versuchte einen festen Stand wieder zu finden. Roderick war jedoch schneller…. „Nein!“ Simon sah das Aufblitzen des Stahls, bevor dieser sich in Kiris Körper bohrte. Der Assassine stieß die verletzte Frau von sich, scheinbar ohne jedes echtes Interesse und trat erneut auf

Simon zu. Dieser schleppte sich derweil zu der gefallenen Gestalt, so gut, dass sein zerschundener Körper noch zuließ. Das konnte einfach nicht sein, dachte er immer wieder, während er spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. Seine Sicht verschwamm noch mehr als ohnehin schon, doch durch seine verschleierten Augen, drang von irgendwoher Licht. Ein kaum sichtbarer, leuchtender Punkt, der über das Wasser auf ihn zu schwebte…. „Verrückte Frau.“, meinte Roderick abfällig. „Ihr habt sie gemocht, verstehe…bringen wir das jetzt ohne Störungen zu Ende….“

Simon starrte nur wie gelähmt auf das Licht. Warum jetzt?, fragte er sich. Und natürlich kannte er die Antwort. Es war ein abgekartetes Spiel gewesen, die ganze Zeit… Tränen, hervorgebracht durch Wut und Trauer gleichermaßen liefen jetzt seine Wangen hinab. Sie hatten nie eine Chance. „Es hat etwas, den Moment zu sehen, in dem ein Mann seinen Grund zu kämpfen verliert.“ Der Assassine hob das Schwert zu einem weiteren, einem Letzten Hieb. Doch Simon achtete noch immer nicht darauf. Es war vorbei. Aber nicht für ihn…. „Das Problem ist, Roderick, das habt Ihr nicht…“ Kiris hatte an ihn geglaubt

und er würde diesen glauben nicht enttäuschen. Zitternd streckte er eine Hand aus und das Licht kam wie ein Blitz angeschossen, berührte seine Fingerspitzen…. Es war als würde sich flüssiges Feuer durch seine Venen ergießen, Feuer, das selbst das Gift des Assassinen übertraf, in seinen Geist und seine Seele strömte und die Asche dessen, was einstmals seine Magie gewesen war, für den Moment neu entfachte. Das Licht an seiner Hand wurde dunkel, purpurfarben und Simon konnte sehen, wie sich Rodericks Augen vor Schreck weiteten. Ein Gedanke nur und der Körper des Assassinen war

gelähmt. „Ihr spielt mit Angst Roderick.“, erklärte Simon tödlich leise. „Aber Ihr habt selber noch keine Ahnung, was wahre Furcht ist!“ Er ließ den Strom angestauter Wut Form annehmen, der in seinem Geist tobte. Simon versuchte erst gar nicht, den Zauber zu lenken, er legte einfach alles hinein, was er hatte. Ein Wall aus Schatten brach aus seinen Fingerspitzen hervor und hüllte den Mann vor ihm ein. Die Schreie, als das, was darin verborgen lag, Rodericks Fleisch von den Knochen riss, würde er sein Leben nicht vergessen und als das Licht an das Seeufer zurückkehrte, waren von dem Mann nur noch einige

Kleiderfetzen geblieben. Simons Zorn war genauso kurzlebig, wie das Aufflackern von Magie. Nachdem von Roderick nichts mehr blieb, zerfiel was er noch an Kraft gehabt hatte, auf einen Schlag zu Asche und ließ nur grenzenlose Müdigkeit zurück. Vorsichtig drückte er Kiris regungslosen Körper an sich, während die Dunkelheit ihn selbst einzuhüllen drohte. Er hatte verstanden…. „Ich will nichts hiervon Seherin, hört Ihr mich?“, rief er, reine Verzweiflung war alles, was ihm noch die Kraft dazu gab. „Ich will nichts zurück…“ Nur Sie. Das war sein letzter Gedanke, bevor er das Bewusstsein

verlor.

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EagleWriter
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Terazuma *heul*
Obwohl ich es ahnte, ist es dennoch schlimm. Echt schlimm. Simon tut mir jetzt wirklich leid. Früher gönnte ich ihm all das Lehrgeld, dass er zahlen musste, doch jetzt, wo er sich so verändert hat, finde ich es schrecklich traurig. Sein Schmerz ist echt und du hast dieses Kapitel wirklich ausgesprochen berührend geschrieben. Man kann mit Simon zutiefst mitfühlen - vor allem, dass er zu gerne auf all seine Macht verzichten würde, wenn es ihm nur Kiris zurückbringen würde. *snief*
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Das Kapitel hat seinen Zweck ganz offenbar erfüllt, da bin ich ja zufrieden ^^. Und ja das war... vielleicht einer der fiesesten Parts bisher, und damit meine ich nicht nur für dieses Buch.
lg
E:W
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