So der Prolog...quasi vorne weg :-)
Diese Geschichte nahm vergeblich an einem Wettbewerb zum Thema: Drogenerfahrungen teil-
„Hallo, ich bin es nur“, rief ich fröhlich, nachdem ich die Tür geöffnet hatte. „Ich bin der Neue, ich komme jetzt öfter“, fügte ich kleinlaut an und wartete auf eine Reaktion. Schweigen. „Bin ich hier richtig?“, startete ich einen dritten Versuch. Eigentlich blöd, ich WUSSTE, dass ich dort richtig war. „Jaaaahaaa!“, dröhnte mir eine derart
dunkle wie unwirklich klingende Stimme entgegen, dass ich schon geneigt war, gar nicht erst durch die soeben geöffnete Tür zu gehen. „TÜR ZU!“, knarzte eine zweite, nicht weniger unfreundliche Stimme. Ich schluckte. Flucht? Sicher, noch war Zeit dafür, aber was wären die Folgen? „Ach was! Einen Versuch ist es wert“, feuerte ich mich selbst an, trat schnell in den grell erleuchteten Raum und schloss die Tür hinter mir. So ... da war ich nun.
Man kennt das ja: Man kommt irgendwo neu hin und alle starren einen an, als hätte man Scheiße an der Nase kleben oder den Penis auf der Stirn statt weiter unten. Wobei, wirklich neu war die Situation ja gar nicht. Und ich selbst in dieser Runde auch nicht ... lediglich so, in dieser Konstellation, war es zumindest ungewohnt. „Mensch, das kennst du doch. Bekannte Gesichter sind auch da“, munterte ich mich auf und schaute nach einem freien Platz. Schnell fand ich einen Liegeplatz, der
wie jedes Mal eher unbequem als angenehm war und so dafür sorgen würde, dass ich auch hier wieder ewig hin und her wälzend meine Mühe haben würde, mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Noch schwiegen die anderen. So konnte ich mich, wie ich hoffte unbemerkt, umsehen. Ja, der Mann, der mir ein bisschen ähnlich sah und sich stets angewidert von mir abwendete, war auch wieder da. Er lag mir genau gegenüber. Der Typ in der Mönchskutte, die nackte Frau, Quasimodo … alle waren sie wieder da.
Zwei neue Gesichter erblickte ich ebenfalls. Nur der Bodybuilder fehlte. „Sie scheinen mir eine viel zu enge Beziehung zu ihm aufzubauen!“, hatte der Therapeut gesagt. „Ich glaube, wir sollten nun auf ihn verzichten, Sie bekommen Max und Moritz in die Gruppe“, hieß es weiter. „Freche Kinder?“ Ungläubig hielt ich nach ihnen Ausschau, konnte aber sonst niemanden sehen. „Wo sind die denn?“, zischte ich
unwirsch und hatte wohl lauter gesprochen, als ich es ursprünglich geplant hatte. „Die haben den Bus verpasst“, antwortete der Typ mir gegenüber gelangweilt. „Na toll“, dachte ich und wollte gerade noch etwas wie „Wozu sind die Drecksgören denn dann gut?“ sagen, als sich die nackte Frau einmischte. „Na, du hässliche Kackwurst, gefalle ich dir?“, säuselte sie. „Türrlich...“, stammelte ich mehr, als
dass es ein klar verständliches Wort war. „Na, dann wird dir das hier gefallen!“ Mit dem letzten Wort war sie aufgesprungen und blitzschnell auf mich zugekommen. Jetzt setzte sie sich rittlings auf mich und starrte mir auffordernd ins Gesicht.. Ich aber war wie paralysiert, lag nur da und ließ geschehen, dass sie anfing mit dem Becken Kreisbewegungen auszuführen, ganz so als wenn … Das dauerte jedoch kaum zwanzig Sekunden. Genauso schnell, wie sie sich auf mich geschwungen hatte, sprang sie
wieder von mir ab, spuckte mich an und nannte mich „fettes hässliches Schwein“, bevor sie es sich nicht nehmen ließ, eine Art Tanz vor mir zu vollführen. Diese Art Tanz, die Männer dazu bringt, neben dem Verstand auch alle Hemmungen zu verlieren. Mit aller Macht versuchte ich mich aus meiner Starre zu lösen, sie zu berühren, aber es gelang mir nicht. Gerade als ich es schaffte den Arm zu heben und grob in ihre Richtung zu bewegen, passierte das, was dann immer passierte. Ein Adonis-Typ erschien, klemmte sie sich unter den Arm und lief mit ihr zur
Tür raus. Natürlich nicht ohne mir noch „DU? MIT DIR? NEVER EVER!“ zuzurufen. Gut, sie war nun weg und ich hoffte, sie käme nicht nachdem der Adonis Typ sie richtig durchgeorgelt hatte, wieder an, um ihr Spiel von vorne zu beginnen … wie viel zu oft eigentlich, Und hoffentlich würde die dämliche Sau mir gegenüber endlich mal seine Scheißfresse und sich selbst aus der ganzen Sache heraushalten. Unbemerkt war der Mönchstyp hinter mich getreten. Er wusste nur zu gut, wie nervös mich so etwas machte, genauso wie plötzliche Berührungen, die
mir im wahrsten Sinne des Wortes kurzfristig das Herz zum Stillstand brachten. Dennoch oder gerade weil das so war, tat er es immer wieder. Plötzlich saß er auf meinen Beinen. „Verdammt, wie ist der da nun wieder hingekommen?“, schimpfte ich und versuchte ihn abzuschütteln, was aber, wie eigentlich immer, auch dieses Mal erfolglos blieb. Langsam kroch Quasimodo an mir hoch und setzte sich schließlich auf meinen Brustkorb. Verdammt nochmal ... „Jedes verfickte Mal, wenn ich hier bin, die gleiche Scheiße“, fluchte ich
ungeniert und war nicht einmal bewegungsfähig, als der Mönchstyp vor meinem Gesicht auftauchte und Anstalten machte, mich küssen zu wollen. „Jetzt“, schoss es mir doch den Kopf. „Jetzt bräuchte ich den Bodybuilder ...“ „Komm, hör auf zu jammern, du Memme! Guck mal, wer gerade gekommen ist!“, mischte sich nun auch doch noch der Kackvogel mir gegenüber ein. Ich runzelte die Stirn, die einzige Bewegung, zu der ich fähig war. „Wer?“,
fragte ich schwerfällig. Aber da sah ich sie bereits, zwei frech grinsende und verlauste schmächtige Zwerge. Kleinwüchsige, die sich sofort daran machten, mich zu „belagern“. Wie eine Art Gremlins zogen und zupften sie an Quasimodo, klettern auf ihn und tobten auf seinem Rücken herum. „Wurde auch Zeit“, keuchte ich und versuchte den Kopf zu bewegen, um dem Mönchstyp auszuweichen, der mir noch ein Stück näher gekommen war. Erfolglos. Er ließ sich von Max und Moritz nicht sonderlich beeindrucken, er
fing lediglich an, sich auf mir unwirsch zu bewegen. Die Zwerge beließen es jedoch nicht bei Quasimodo, sie turnten nun auch munter und fröhlich giggelnd auf mir herum und waren dabei ungefähr genauso angenehm wie er. Immerhin! Sie hatten den Mönchstyp vertrieben, der, so schien es zumindest, schmollend auf einem Stuhl ganz in meiner Nähe Platz genommen hatte und darauf zu lauern schien, wieder zum Zuge zu kommen. Die Tür flog laut krachend auf und da war sie wieder … die nackte
Frau. „Oh bitte nein … nicht schon wieder“, flüsterte ich. Wieder machte sie mir eindeutige Avancen, nur um diese genauso schnell wieder und ziemlich beleidigend zunichte zu machen. Natürlich nicht ohne mir vor Augen zu führen, dass sie sowohl Quasimodo als auch den nervtötenden Zwergenm die irgendwie auch zu nix gut waren, und sogar dem Typen mir gegenüber mehr bereit war zu geben als mir. Um ehrlich zu sein, poppte sie vor meiner Nase mit dem Mönchstyp und begann ihr Spiel
erneut. „Du musst hier raus!“ Woher ich plötzlich die Energie hatte aufzuspringen und aus dem Raum zu laufen, weiß ich nicht mehr, aber ich war vorläufig frei. Zumindest etwas. Eine halbe Schachtel Zigaretten und rund zwei Liter Cola später überlegte ich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. „Wieder hinein? Wegbleiben?“ „Verdammt, du musst … Ohne geht auch
nicht … nicht für lang … das hattest du schon … und was war die Folge? Willst du das wirklich wieder alles so haben?“ „Geh nicht zurück! Die Arschbacken da nerven dich eh nur und machen was sie wollen! Die nehmen dich nicht ernst und Respekt kennen die auch nicht!“ Und schon war das Engelchen-auf-der-linken-und-Teufelchen-auf-der-rechten-Schulter-Spiel im vollen Gange. Es endet schließlich damit, dass die Vernunft beiden eines auf die Fresse gab und sie am Boden zertrat. Zögernd schritt ich zurück in den
Raum. Quasimodo nebst den Zwergen und dem Mönchstyp spielten zusammen Mau-Mmau. „Sind die nun verbrüdert?“, schoss es mir durch den Kopf. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, sprangen sie auf, als wenn sie mich schon erwartet hätten. „Ja, ich bin zurück ...“ Aber sie beachteten mich kaum. Statt sich gleich auf mich zu stürzen, posierten sie freundschaftlich vor einem
imaginären Fotografen und setzten sich wieder zurück an den Tisch. Genervt ließ ich mich wieder an meinen Platz fallen und wurde nicht oft, aber doch zu oft für meinen Geschmack abwechselnd von einem oder allen gleichzeitig genervt. Die nackte Frau war verschwunden. Vermutlich hatte sie wieder irgendeinen Stecher gefunden. „Pizza kommt gleich“, geiferte mein mir Gegenüber unvermittelt in die Runde, als endlich einmal für längere Zeit alle still am Tisch saßen. „Toll! Traumhaft. Endlich mal alle still oder beschäftigt und ich versuche, die
Zeit sinnvoll herumzubekommen, und dann machst du deine scheiß Schnauze wieder auf“, nörgelte ich. „Gewöhn dich dran, du Looser! Das war die Idee der Zwerge! Die wollten Pizza!“, fing er wieder an. „Ach, halt die Fresse!“ Ein dumpfes Pochen, das nicht an der Tür, sondern irgendwo hinter meiner Stirn zu ertönen schien, ließ meine illustren Gesellen aufspringen! Die Pizza kam! Scheinbar hatten sie Unmengen bestellt,
so dass der Pizzabote gleich dablieb und beim Vertilgen half. Irgendwoher kannte ich den Typen, der nun zu mir kam und mir eine abstruse Geschichte nach der anderen erzählte. Er ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, wenn Quasimodo oder die Zwerge oder alle zusammen ankamen, um mich daran zu erinnern, dass sie noch im gleichen Raum waren. Grauenhaftes Zeug oder völlig Sinn- und Zusammenhangloses redete er. Hin und wieder nörgelte mein Gegenüber was dazwischen, und schließlich bot mir der Pizzabote an, in seinem neuen Film
mitzuspielen. „Ein Porno?“, fragte ich mit einer Mischung aus Beängstigung und Neugier. „Nope! Schau mal, hab dir einen mitgebracht!“ Mit diesen Worten baute er eine Leinwand auf, zauberte einen Projektor hervor und ließ einen Film abspulen. „A nightmare on Elmstreet“ Schlagartig wurde mir bewusst, woher ich den Typen kannte. Schickes Kostüm, überlegte ich noch. Bemüht, mir den Film nicht auch noch ansehen zu müssen, musste ich an den
Bodybuilder denken. Sicherlich hatte der Therapeut Recht. Ich hatte wohl eine zu feste Bindung zu ihm; schließlich bemühte ich ihn auch außerhalb dieses Raumes immer häufiger. Er war zwar grotesk und irgendwie unsympathisch, aber statt mit Quasimodo und Co. Pizza zu bestellen oder Mau-Mau zu spielen, hatte er die von mir gezerrt, wenn sie mir zu dicht auf die Pelle rückten! Nicht immer, aber doch zufriedenstellend oft. Die lächerlichen Zwerge schienen mir eher Agenten der Gegenseite zu sein, als dass sie den Part des Bodybuilders erfüllen konnten. Er hatte selbst das Arschloch mir
gegenüber immer öfter zum Schweigen gebracht und die nackte Frau hatte kaum eine Chance gehabt, ihr bösartiges Spiel mit mir zu spielen. Selbst wenn der Elmstreet Typ an ihm vorbeikam, nie lange bevor er achtkantig hinausgeworfen wurde und überhaupt, wenn alles unter Kontrolle war, dann hatte er mir mit voller Wucht eine reingehauen, dass ich erst erwachte, nachdem die Sache zu Ende war! Oder wenigstens so, dass es Sinn machte, mich in diesem Raum zu bewegen. Aber so? „SIRRRRRRRRRRRRRR
SIRRRRRRRRRRRRRR“ „Juhuuu! Geschafft“, jubilierte ich und stand auf. Verabschiedete mich freundlich von meinen Begleitern und bat darum, die nackte Frau zu grüßen, da ich diese nirgendwo sehen konnte. Ich schaltete den Wecker aus, dessen Stellen ich mir auch hätte sparen können, tapste ins Bad und hoffte, dass man mir diese nun zehnte schlaflose Nacht in Folge nicht ansehen würde. Insgeheim suchte ich, wenn auch vergebens, nach dem Schlaf-Schmerz-Kombipräparat, das ich nicht mehr nehmen sollte, da es sonst zur Sucht werden könnte, fand aber nur die beiden
gering dosierten Schmerzmittel, die zumindest in dieser ersten Nacht keinerlei Nutzen gehabt hatten.