1. Sabrina Schnitzl, geboren in Wien, jetzt mit Mann und Kindern in einer Kleinstadt wohnhaft, wollte in der abendlich wärmenden untergehenden Frühsommersonne den überquellenden Sack Müll in die Tonne stopfen, da vernahm sie ein fremdartiges Geräusch. Erschrocken fuhr sie zusammen, horchte dann aber erneut um die Quelle des eigenartigen Lautes zu finden. Im Nu erstarrte sie aber vor Angst, als sie diese
fand. Da stand ein Subjekt auf ihrem neu gedecktem Dach und starrte sie so unverfroren an, dass Sie im Augenblick dieser abscheulichen Begegnung nicht so recht zu wissen wusste, was zu tun sei. So verstrichen also endlose Augenblicke ehe laute Lebenszeichen aus dem kleinen Eigentumshäuschen drangen, die sie jäh aus ihrer Erstarrung rissen und lauthals um Hilfe schreien ließen. -“Wolfgang! Zu Hilfe!“ rief die dürre Mitvierzigerin zu ihrem Mann, der alsbald in der offenen Haustür erschien, die breite Stirn in tiefe Falten gelegt. -“Aber Sabrina, was schreist du so? Was werden die Nachbarn
sa..?“. Doch sie ließ ihn nicht aussprechen und hob den Arm, Zeigefinger nach vorn gestreckt, richtung Dach, wo die Gestalt im Schatten des großen Nussbaumes das Gesicht verbarg und einfach so die Frechheit besaß auf ihrem Grund und Boden zu stehen. Wolfgang glaubte erst nicht richtig zu sehen, dann rötete sich sein Gesicht vor Zorn. -“Ja aber...Das ist die Höhe! Da steht einer auf UNSEREM Dach!“ Er fuchtelte wie wild mit seiner Faust, da ergriff seine magere Gattin die klumpige Hand. -“Lass, ich werde die Polizei rufen,
sollen die sehen was sie mit solchen frechen Personen machen.“ Er schien kurz überlegen, beruhigte sich dann aber ein bisschen, sein Blick stets auf die Person auf dem Dach gerichtet, während seine Frau eiligst nach Haus zum Telefon stürmte. -“Lauf ja nicht weg, Kollege!“ drohte er mit dem Zeigefinger, doch die Siluette rückte kein Zentimeter. Schon kam Sabrina wieder aus dem Haus, die Hände in die Hüften gestemmt. -“Sie kommen gleich... Wenn das kein Drogensüchtiger oder Ausländer ist, stimmts Wolfgang?“ -“Jaja, oder einer dieser Terroristen, will sich und unser Haus in die Luft jagen,
jawohl, dass ist es.“ -“Wolfgang! Nicht, sowas sollte man ja nicht heraufbeschwören!“ Ihre schrille Stimme hallte durch die ganze Straße, eine Reihe Hunde wurde geweckt, nun bellten sie im ganzen Vorort. -“Was ist denn hier los?!“ rief ein wütender Nachbar und sein Gesicht tauchte plötzlich in seinem offenen Fenster im Haus nebenan auf. -“Rüdiger! Zu Hilfe, das ist ein Skandal! Ein Mann steht auf unserem Dach“ -“Was? Na wartet, ich komme zu euch gleich.“ Daraufhin kletterte er umständlich aus dem Fenster in der Parterre seines Häuschens, der dicke Bauch war etwas im Weg,so musste
Wolfgang zu ihm eilen und an dem Speckigen Arm des Metzgermeisters ziehen, ehe sie galant, Wolfgang mit Hintern, Rüdiger Gesicht voran, auf dem millimetergenau geschorenem Rasen der Schnitzls landeten. -“Um Himmels Willen, nun kommt doch,sonst läuft er weg!“ schrie Frau Schnitzl, da erschien ihre älteste Tochter Marianne in der Tür . -“Was schreit ihr hier alle so?!“ Doch Rüdiger Loibn schlug sie längst um ihre Lautstärke als er endlich das sah, weswegen er aus seinem Fenster kletterte. -“Ach Gott! Ein Selbstmörder! Das muss es sein! Bleiben sie da, Herr, das
Leben...“ schrie er herum und fuchtelte mit seinen dicken Armen herum. Sabrina fasste sich ans Kinn. -“Ist das jetzt doch kein Ausländer?“ -“Ich dachte ein Terrorist.“ entgegnete ihr Gemahl -“Cool!“ rief ihre sechzehnjährige Tochter und zückte das Smartphone um die Gestalt auf dem Dach zu fotografieren, doch die Mutter ergriff ihren Arm. -“Du gehst ins Haus, das könnte ja auch ein Perverser sein.“ -“Einer der auch noch auf Drogen ist, das wäre schlechter Umgang für dich.“ fügte Herr Schnitzl hinzu. -“NIE DARF ICH
WAS!“ -“Junges Fräulein, ich verbiete mir diesen..!“ wollte Sabrina ansätzen, da unterbrach sie ihr Jüngster, der wie aus dem Nichts mitten im Geschehen erschien. -“Woooah! Ein Geist auf unserem Dach!“ -“Ulli, nein! Ab ins Haus! Du auch, Marianne!“ Des Vaters Ton wurde zunehmendst ungehalten. -“Wolfgang, schrei die Kinder nicht an, du schädigst sie psychisch!“ -“Der Terrorist auf unserem Dach schädigt sie weitaus mehr!“ -“Ja, aber das gibt dir doch nicht das
Recht..!“ Eine Sirene ertönte und Blaulicht durchflutete die Straße, ein älterer etwas rundlicher Polizist torkelte aus dem Wagen, sein Gesicht wirkte sehr ernst als er das Wort ergriff. -“Grüß Gott, da ist also ein drogensüchtiger Ausländer auf ihrem Dach?“ Sabrina nickte, Wolfgang dagegen schüttelte den Kopf. -“Ein verrückter Terro..“ wollte er grad den Satz zu Ende bringen, da warf plötzlich Rüdiger ein Wortschwall mit ein. -“Eine arme Seele auf dem Dach! Will sich das Leben nehmen, ich rede schon
die ganze Zeit mit ihm, aber er sagte noch immer kein Wort..!“ Der Polizist, der sich Karl-Heinz nannte, wedelte mit der Hand ab. -“Ich mach das, ich mach das!“ Dann schritt er an der Gruppe vorbei. -“He! Sie! Was machen sie da auf dem Dach der Familie Schnitzl?!“ -“Es war genau richtig Karl-Heinz anzurufen, er weiß ja was er tut, der gute Mann.“ schwärmte Sabrina und warf ihrem Mann einen spöttischen Blick zu. Herr Schnitzl schüttelte den Kopf. -“Ich verkaufe Autos und verhandle nicht mit Terroristen.“ -“Ja wie oft denn noch, die arme Seele will sich auf eurem Dach umbringen und
ihr streitet rum.“ warf der alte Metzger ein. -“Wir hätten die Ghost Busters rufen sollen..“ -“Ulli! Marianne! Geht endlich ins Haus, das ist nicht für Kinder!“ -“Lass uns doch, passiert doch eh nichts.“ nuschelte die Teenagerin, während sie am Handy tippte, Sabrina wollte ihr grad wiedersprechen, da gesellte sich Karl-Heinz wieder zu der Gruppe hinzu. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Die Verhandlungen gescheitert. -“Stur wie ein Esel, der hat ja Nerven, hört einfach nicht auf mich.“ er schüttelte seinen wuchtigen
Kopf. -“Unerhört, dieser Gesetzesbrecher! Wolfgang, nun tu doch was!“ kreischte die aufgebrachte Frau Schnitzl. -“Ja, aber was?“ dieser schien ratlos -“Werfen wir den Geist doch mit Steinen ab.“ rief der kleine Uli. -“AAAH!“ schrie die Mutter und drohte in Ohnmacht zu fallen, ihr Mann konnte sie mit Rüdiger gerade noch rechtzeitig auffangen. -“Uli, du Rabauke, schau was du mit deinen Worten bei Mutter ausgerichtet hast!“schrie der Vater, doch trotz Benommenheit ihres akuten Schwächeanfalls, fiel ihm wieder seine Frau ins
Wort. -“Wolfgang, wenn du ihn so psychisch schädigst, wird er noch drogenabhängig...ahh, mir ist so schwach.“ -“Ruft einen Krankenwagen!“ -“Und die Feuerwehr wegen dem verrückten auf dem Dach!“ 2. Mit Tatütata rückte die ganze Brigade an. Frau Schnitzl wurde in einen Krankenwagen gesetzt wo sich mehrere
Sanitäter um sie kümmerten, während der Teamleiter der freiwilligen Feuerwehr Thomas Schenk erschüttert den Kopf schüttelte als er hörte was die Zeugen ihm berichteten. -“Sowas hab ich ja in meinen ganzen Dienstjahren nicht gesehen, muss doch verboten werden.“ -“Herr Schenk, ich habe alles versucht, aber der kooperiert kein Bisschen.“ beschwerte sich der alte Vollstreckungsbeamte. -“Aber das glaub ich Ihnen ja aufs Wort, Karl-Heinz.“ den Blick zum Dach gewendet dann, fügte er hinzu: -“Dieses lebensmüde Bürschchen holen wir uns
noch.“ -“Aber passt ja auf, dass der sich nicht in die Luft jagt. Das Dach ist neu und ich weiß nicht wie das die Versicherung regelt.“ warf der in Vergessenheit geratene Herr Schnitzl, seine Frau wieder fit wie ein Turnschuh, stand hinter ihm und nickte bedächtig. Das waren sie ausnahmsweise einer Meinung. Schon wurde die lange Leiter aufgestellt und der Herr Thomas Schenk höchstpersönlich kletterte zuallererst auf. Sekunden der Stille verflogen, während alle unten vom Rasen aus, die Aktion beobachteten, da kehre plötzlich der schmächtige Feuerwehrmann um und stieg leise die Leiter wieder
hinunter. Die Gestalt hatte sich immer noch nicht bewegt, doch Herr Schenks Gesicht lief weiß bis fast grün an. -“Was ist los?! Hat er was getan?! Nun sag schon!“ rief der Polizist Schenk schüttelte den Kopf, dann aus seiner Lethargie erwachend, murmelte er: -Er war ja ganz grün...“ -“Vielleicht ist der Mann krank, ah deswegen wollt er wohl springen.“ warf Rüdiger ein. -“Grüner...“ -“Muss wohl ein Ausländer von weit her sein...“ nuschelte Frau
Schnitzl. -“Grün?“ -“Die rauchen doch alle Gras..“ -“Grün mit Tentakeln?“ -“Was, aber was erzählen Sie da?!“ rief Karl-Heinz und machte sich auf, die Leiter zu besteigen. Thomas wollte ihn noch aufhalten, doch da war es zu spät, der dickliche Polizist war ruckzug oben auf dem Dach. Es folgte erst Stille, dann ein Schrei. Der junge Partner des Bullen sprang auf. -“Herr Kommissar! Herr Kommissar!“ Eiligst rannte er zur Leiter und war augenblicklich oben, wo er mit gezogener Waffe die mysteriöse Gestalt
bedrohte. Um ein Haar wäre auch ihm ein Schrei entwichen, doch er beruhigte sich schnell. -“Herr Kommissar, sind Sie verletzt?!“ -“N-Nein, dieses Ding hat mich nur mit..äh, dem Tentakel gestreift..“ er schien deutlich verwirrt, da brauste sein Schüler schon mit nächsten Fragen: -“Herr Kommissar, ist das ein Alien?!“ Der Alte verschluckte sich fast an seinem Atem, unten auf dem Rasen schrie Frau Schnitzl wieder auf und fiel erneut in Ohnmacht, Marianne zuckte automatisch ihr Handy. Karl-Heinz fing sich wieder und richtete sein Wort an seinen jungen
Anwärter. -“Ruf... ruf bei der örtlichen Sternwarte an.“ -“Jawohl, Herr Kommissar!“ rief der Junge energisch und tippte blitzschnell eine Nummer ein, während nun der Alte den Fremden mit der Pistole in Schach hielt, wenn sich auch dieser nicht viel bewegte. -“Servus, ist das hier die Sternenwarte...jawohl, ja ich warte kurz.“ Michael verdrehte die Augen, dann begann er erneut: -“Hier Leutnant Gießig. An der Burgenstraße 17 steht auf dem Dach der Schnitzls eine unidentifizierte Person von
einem fremden Planeten.“ Die rüstige Stimme am anderen Ende hustete kurz. -“Auf dem Dach, sagen Sie?“ -“Jawohl, Herr Doktor!“ -“Hmm... Das ist nicht mein Aufgabengebiet. Ich beobachte mit meinem Teleskop Objekte die weit entfernt sind, nicht die im Garten der Schnitzls.“ -“Aber...“ -“Tut mir Leid, aber ich kenne einen Spezialisten für Weltraumrecht, warten Sie, ich gebe Ihnen die Nummer.“ -“Danke, auf Wiederhören.“ Schon gab Gießig die neue Nummer ein. Alle warteten
gespannt. Die Stimme der Frau klang etwas nasal, aber sie versprach in wenigen Augenblicken zu kommen, der junge Polizist atmete auf. -“Die Frau Gruberer wird gleich da sein.“ Karl-Heinz nickte, hielt die Waffe auf den Fremden weiterhin gerichtet, während dessen Tentakel bereits ihren Lauf erkundeten. -“Der ist ja lebensmüde...“ der Kommissar schüttelte den
Kopf. 3. Frau Gruberer, Elisabeth mochte gerne den großen Auftritt, mit fünfzehn Minuten Verspätung parkte sie ihren blitzblanken BMW auf dem beinah kahlgeschorenen Rasen. Inzwischen hatten sich Masssen an Polizeibeamten, Feuerwehrmännern, Sanitätern, aber auch sensationsgeilen Nachbarn, vor dem Haus gebildet. -“AAAH, mein Rasen!“ schrie Herr
Schnitzl. Gruberer spitzte die Ohren. -“Hat die außerirdische Person Ihren Rasen Beschädigt?!“ -“Ähm, nein..“ -“Sie müssen wissen, ich bin eine führende Expertin auf dem Gebiet des Weltraumrechts.“ -“E-Eigentlich hat er nichts gemacht.. Er steht nur da.“ warf Herr Schenk ein. -“Was? Aber wieso haben Sie mich dann zu dieser späten Zeit hierher gelockt?!“ -“Ja, aber was hätten wir tun sollen? Er steht da auf unserem Dach und verbreitet Angst und Schrecken.“ jammerte der Mann. -“Das übersteigt meine Kompetenzen,
hätte er ja ihren Rasen geschädigt könnte ich ja eine Schadensförd..“ Ein Schrei unterbrach sie mitten im Satz. -“Er hat sich bewegt! Er hat sich bewegt!“ ging es durch die Menge. -“Es muss endlich was passieren!“ rief der alte Karl-Heinz -“Das Außenministerium! Da rufen wir an!“ rief Michael. Das Alien schien sich am Kopf zu kratzen. -“Das Innenministerium besser auch!“ -“Zu Hilfe, einen Botschafter! Einen Dolmetscher!“ Allgemeine Panik brach aus, alle Versammelten hingen an ihren Telefonen, schrien durcheinander,während der Außerirdische, der einzige der ruhig
blieb, nach seiner langen Beobachtungsphase mit einem gezieltem Sprung vom Dach, auf dem ebenso grünem Rasen landete. Sabrina Schnitzl schrie auf und versteckte sich hinter ihrem Mann, fast genauso grün im Gesicht, wenn auch anderer Gründe wegen. Karl-Heinz mit Michael gleich hinterher. -“He! DU musst dich ausweisen!“ -“Halt, Stop!“ Das Wesen blieb stehen, zu aller Bestürzung aber, machte es keine Anstalten sich auszuweisen. Der alte tobte vor Wut, doch sein junger Anwärter rüttelte sanft an seinem Arm. -“Herr Kommissar, ich glaube der Mann
ist illegal eingewandert.“ -“Gütiger Himmel! Erst Alien, dann auch noch illegaler! Was kommt denn als nächstes?!“ -“Er ist ja nicht mal EU Bürger..“ schüttelte Rüdiger den Kopf -“Ja, aber dann braucht er ja eine Aufenthaltsgenehmigung!“ -“Im Innenministerium sagten Sie ohne Pass, keine Genehmigung!“ -“Den gibts nicht ohne Geburtsurkunde.“ -“Was ist mit Asyl?“ -“Ja, aber woher willst du wissen ob er wegen Krieg, oder wirtschaftlichen Lage ausgewandert ist?“ -“Das kann ja alles nicht nachgewiesen werden. Er braucht einen
Pass.“ -“Ihr seht doch, dass er keinen hat..!“ -“Er muss dann nochmal zurück.“ -“Was wenn dort Krieg herrscht?!“ -“Was wenn er drogenabhängig ist...?!“ -“Er muss UNSERE Sprache....“ 4. Hallo. Ich bin Harald und ich bin ein Alien. Ich bin illegal auf der Erde eingewandert, ich wusste ja nicht wie angsteinflößend die Bürokratie der Menschen ist. Ich weiß nicht wie man einen Mindestsicherungsantrag stellt und ohne
Pass kann ich das eh nicht und eigentlich darf ich ja nicht, weil ich ja abgeschoben werde wenn ich es tu. Ich muss zum Arbeitsamt und mir eine Arbeit suchen, aber ich habe keinen Schulabschluss und auch eigentlich keine Arbeitsgenehmigung. Eigentlich nicht mal eine Aufenthaltsgenehmigung... und keine Wohnung, ohne Wohnung kein Job. Ah ja, ein Konto hab ich auch nicht, geht ja nicht ohne Wohnung.
Die Menschen sind ziemlich kompliziert