Wie man die Weihnachtsgeschichte auch erzählen kann...
Weihnachten wurde erfunden, weil die Menschen die Liebe finden wollten. Sie suchten sie als erstes in Gott und seinem Sohn. So erzählten sie sich von dem Geburtstag ihres Religionsgründers, denn ohne Gott, konnte es keine Liebe geben. Aber der kalte Dezemberwind wehte kein Glück in die kleinen Holzhütten und auch die lateinischen Predigten brachten keinen Frieden. Man bemerkte bald, dass es eine Art Liebe brachte, jemanden eine Freude zu machen. Man schenkte also seine Liebe, meistens in Taten, wie Versprechen von Treue, tiefer Freundschaft oder Hilfsangebote, denn niemand besaß Geld, um Geschenke zu kaufen. Das niedere Volk hatte bestimmt für ein paar Jahre das Glück, eine Art der Liebe an Weihnachten gefunden zu haben. Doch die Herrscher lebten ohne dieses Glück auf, denn sie besaßen Geld und konnten sich alle Geschenke der Welt kaufen. Und durch die daraus entstehenden vielen langen Kriege, wurde das letzte Stück Glück zerstört und alle vergaßen seinen Ursprung. Allerdings merkte man sich, dass man jemand anderem, der einem nahe stand, etwas schenken konnte, um weiterhin die Liebe zu finden. Frieden war lange nicht in Sicht, nur die Methoden ihn weiter hinauszuzögern wurden härter. Bomben fielen und Raketen starteten, und niemand dachte mehr an Weihnachten und seine Geschichte. Jahre vergingen, die Welt erholte sich, Menschen wurden vernünftig und schufen sich ihre Sicherheit mit Gesetzen gegen den Krieg. Sie konnten sich jetzt in goldenen Zeiten des Friedens auf die Liebe konzentrieren. Ein alter Instinkt ließ sie sich ans Schenken erinnern und sie kauften. Es entstanden Märkte, die nur weihnachtliche Dinge anboten, sie standen in der kalten Dezembersonne und der Wind roch nach Glühwein und Kuchen. Doch mehr und mehr drang der Zwang durch, der einen durch Straßen hetzen ließ, um Geschenke zu ergattern. Die Reichen verstanden noch immer nicht, dass selbst das teuerste Geschenk nur ein Geschenk ist. Die meisten, mit nur leicht gefülltem Geldbeutel, kauften allerlei Krimskrams auf den Weihnachtsmärkten, um jedem zu zeigen, dass man an sie denkt und sie liebt. Doch die Liebe dieser Geschenke war zu oberflächlich, um wirklich einen Sinn zu erfüllen. Einzelne hofften bereits, dass ihnen dieses Jahr jemand endlich diese eine Liebe zeigt, die sie vergessen hatten finden zu wollen.
Die Zeit vergeht und die Märkte werden größer, die Geschenke teurer, die Düfte zu süß und die Verkäufer schlecht gelaunt. Überall sprießen Männer in rot und mit weißem Bart aus der Erde, wie Unkraut in einer weißen Schneelandschaft. Niemand von ihnen verdient den Namen Weihnachtsmann, sie sollten eigentlich Liebe bringen, aber alles, was sie tun ist die Leute zum Einkauf zu zwingen, wenn ihre Kinder mit großen Augen an ihnen vorbeigehen und losschreien, wenn die Eltern der Ruhe wegen die Illusion der Kinder bevorzugen und mit großen Ahs und Ohs den missmutigen Mann mit Kunstbart loben und bezahlen. Der Zwang der Weihnacht. Der Zwang der Fröhlichkeit, Glückseligkeit, Liebe und Dankbarkeit, diesem Zwang, dem man nur an Weihnachten nachgibt. Schlussendlich erwartet man von der Familie, die all dieses glücklich vereint, denn ohne Familie kann es keine Liebe geben und das sucht man doch schon seit so langem.
Aber es ist nicht die Familie, die an Weihnachten die Liebe findet, denn das könnte sie auch an anderen Tagen. Es ist nicht der Markt, der die Liebe finden lässt, denn sein Zweck ist nur das Geschäft. Es ist nicht das Geschenk, denn die damit verbundene Freude ist nur von kurzer Zeit. Es ist nicht Gott, denn der versucht uns jeden Tag zum Suchen zu bringen. Es ist der Mensch, wenn er einem kleinen Mädchen eine Karussellfahrt ausgibt, obwohl er es gar nicht kennt und die Liebe im Lächeln wiederfindet, und nicht in der Freude allein. Es ist der Mensch, der Liebe macht, sie benutzt und sie verteilt. Niemand braucht die Liebe woanders zu suchen, als in sich selbst.