Fantasy & Horror
Die Wilde Ebene - 5 - Für eine Hand voll Münzen

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"Die Wilde Ebene - 5 - Für eine Hand voll Münzen"
Veröffentlicht am 09. Juli 2015, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: Jon Barnis
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Über mich gibt es erstaunlich wenig zu sagen. Ich schreibe. Hin und wieder. Zeitweise auch mal öfter und intensiver. Ich denke zu oft, urteile zu schnell und merke mir definitiv zu wenig ... zumindest zu wenig von den unwichtigen Sachen die die Welt bewegen und sie dennoch nicht verändern. Ich verabscheue Oberflächlichkeiten und Smal-Talk, rede gern, wenn ich wirklich was bei zu tragen habe, und schweige ansonsten lieber. Ah, und ohne die ...
Die Wilde Ebene - 5 - Für eine Hand voll Münzen

Die Wilde Ebene - 5 - Für eine Hand voll Münzen

Vorwort

Nachdem die Lady und Samuel im letzten Teil der Geschichte nun begonnen hatten, einige zaghafte Worte zu wechseln, artet dieses Kapitel in einen aufgeweckten Dialog aus. Wir lernen zudem etwas über Edelmetalle, und wie sie in den Vergessenen Landen als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Letztendlich wird die werte Lady vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt, die verlockender und gefährlicher kaum sein könnte.

Patrius

Für eine hand voll Münzen

Samuel begann in seinem dunkelgrünen Rucksack zu kramen, fand nach kurzer Zeit einen kleinen, schwer wirkenden Leder-Beutel und öffnete diesen vorsichtig. Daraus entnahm er zwei dreieckige Münzen aus Gold, eine aus Kupfer und eine aus Silber, reichte sie der verdutzt drein blinkenden Lady und sagte "Ihr Lohn, dafür das sie Gemschen wie vereinbart zu mir gebracht haben. Inklusive dem verlangten Aufschlag für die Gefahr, in die ich Sie damit gebracht habe." Sie nahm die Münzen, der Gewohnheit folgend, mit der rechten Hand entgegen und drehte sie etwas misstrauisch zwischen den Fingern hin und her. Schnell wurde ihr aber klar, das sie wirklich echt waren, vor allem aber, um welche Summe es sich dabei handelte. Ungeachtet der

Anderen befand sich darunter auch ein ´Silberner´! Zusammen genommen mit den übrigen Münzen war das deutlich mehr als vereinbart, selbst mit Gefahrenzulage. Um die Verwunderung der Lady nachvollziehen zu können, ist es wohl nötig, Ihnen kurz einen Einblick in die Edelmetall-Kunde der Vergessenen Lande zu geben. In diesem Teil der zweiten Welt sind Bodenschätze etwas anderes verteilt, was bei vielen Reisenden immer wieder Verwirrung stiftet. Gold und Eisen beispielsweise findet man quasi unter jedem Stein, in etwa gleich Mengen. Wobei Gold lediglich als Zahlungsmittel verarbeitet wird, da es sonnst eigentlich zu nichts taugt. Man kann weder haltbare Werkzeuge noch kampftaugliche Waffen daraus herstellen, sogar Essbesteck verbiegt sich recht schnell, wenn man es aus diesem seltsamen, gelb glänzenden Metall schmiedet. Auf die Idee

daraus Schmuck her zu stellen, ist bis heute allerdings niemand gekommen. Presst man es aber in Münzen, die in den Landen seit den Zeiten der Baronic eine dreieckige Form besitzen, kann man damit zumindest kleinere Waren und Dienstleistungen bezahlen. Seltener zu finden als Eisen und Gold ist das begehrte Kupfer. Auf dieses vielseitige Metall stoßen findige Bergleute nur mit gehörig viel Glück und Erfahrung. Um wertvollere Anschaffungen zu tätigen, eignet es sich daher am besten. Darüber hinaus ist ein Kupferling auch der Mindestpreis, den man einem Ayten zahlen muss, damit er sich auf den gefährlichen Weg durch die Wilde Ebene macht. Manche verlangen dazu noch einen kleinen Obolus, gemeinhin als „Spesen“ bezeichnet, um die Übernachtung in der Taverne auf dem Kirchberg zu begleichen.

Silber dagegen ist die Königin der Edelmetalle, die Krönung jedes Schürferlebens. Man erzählt sich, für eine Hand voll Silber wären schon ganze Dörfer verkauft worden, Einwohner und Viehbestand inklusive. So sind Münzen aus diesem Edelmetall natürlich extrem begehrt und selten. Mit einer solchen kann man etwa zwei Dutzend Pferde besten Gestüts erwerben oder ein hübsches, kleines Haus am Rande der Stadt. Noch wertvoller ist Platin, welches aber schon seit über hundert Jahren von keinem Bergmann mehr gefunden wurde. Daher lohnt es sich auch nicht, es als Zahlungsmittel ein zu führen. Würde man sämtliches je geschürftes Platin in Münzen pressen, hätte man am Ende nicht einmal zwanzig Stück

zusammen. Und dann gibt es da noch das sagenumwobene Mantin. Dieses ist so wertvoll und selten, das es noch nie seit dem Beginn der Ewigen Chroniken gefunden wurde. Es existieren lediglich drei, gerade mal fingergroße Statuetten aus diesem Metall, die "drei prallen Schwestern vom Steintal". Niemand weiß genau, welchem Zeitalter diese Relikte entsprungen sein mochten, aber damals mussten die Frauen mit deutlich üppigen Rundungen ausgestattet gewesen sein. Zumindest wenn man davon aus ging, das es sich um naturgetreue Nachbildungen handelte. Der Besitz einer der „Schwestern“ macht seinen Besitzer mit Sicherheit zum reichsten Einwohner der Stadt, wenn nicht gar des Landes, egal wie viel die hiesigen Kaufleute und Gilden schon an Vermögen angehäuft haben.

Nun sollte klar sein, warum ihr beim Anblick der silbernen Münze der Atem stockte, und winzige Schweißperlen die Stirn benetzten. "das ist..." begann die Lady, rang dann wieder nach Worten, immer noch wie gebannt auf das Häufchen Münzen starrend, welches nun ruhig in ihrer Hand lag und es genoss, angestarrt zu werden. "das ist viel zu viel!" "Lassen Sie mich kurz nachrechnen, werte Dame“ entgegnete Samuel ruhig. „Vereinbart waren: ein Kupferling für den Transport, plus ein Goldling für die Spesen. Den zweiten Goldling habe ich als die von Ihnen geforderte Gefahrenzulage drein gegeben, ich denke das sollte angemessen sein.


Der Silberne letzten Endes ist Ihr Lohn dafür, dass sie mich nach Baronica begleiten, einen Zweiten gleichen Wertes bekommen Sie, wenn Sie mich von dort zurück nach Strop Ton bringen. Ich hoffe damit konnte ich Ihre Befürchtungen ausräumen, ich hätte Sie überbezahlt." "Moment, wie kommst du darauf, das ich dich begleiten werde? Wer sagt überhaupt, dass ich wüsste, wie man die alte Stadt findet?" "Nun, es heißt, Sie seien der einzige, lebende Mensch, der jemals dort war, nach dem Niedergang der Baronic, und es zurück geschafft hat. Zudem ist Ihr Ruf als Söldner fast schon legendär, was liegt da näher, als Sie zu beauftragen?" Die Lady wurde plötzlich ungewöhnlich ruhig und nachdenklich. Scheinbar hatte Samuel einen

Punkt berührt, den sie lieber schon längst aus ihren Erinnerungen getilgt hätte. Währenddessen war es endgültig Nacht um sie herum geworden. Auch das letzte schale Licht, welches im Westen noch über den Bergen gehangen hatte, schien nun erloschen zu sein. Da die Reiterin noch nach Worten rang, schichtete der junge Mann seelenruhig die seltsam leicht wirkenden Holzscheite auf. Er machte daraus ein ansehnliches Häufchen und begann wieder in seinem Rucksack zu kramen. "Du weißt, das das nur Gerüchte sind, oder?" fragte sie ungewöhnlich kleinlaut. "Man erzählt sich viel in den Grenzstädten, über mich, über meine Vergangenheit. Und vor allem, warum ich immer noch am Leben bin, obwohl ich die Ebene schon länger als jeder andere Agenturist bereise.


Glaub mir, von all dem ist nur sehr wenig wahr." "Das ist mir wohl bewusst“ entgegnete er „Mehr als die Hälfte der Mythen, die sich um die ´Lady Yock´ ranken, sind schon rein logisch oder physikalisch unmöglich. Vor allem die Stroptoner sind ja berüchtigt für Ihren ausgeprägten Sinn, was Klatsch an geht und ihre Vorliebe für Ausschmückungen. Dennoch, jeder Mythen-See begann irgendwann ein mal in einer Pfütze aus Wahrheit, daher denke ich, dass zumindest der Teil mit Baronica zutreffend ist. Oder liege ich damit falsch? Sollten all meine Mühen und Vorbereitungen umsonst gewesen sein?" Es dauerte noch einen Moment, bis sie sich zu einer Antwort durch ringen konnte. Währenddessen machte sich Samuel daran, dass Feuer mit einem seltsamen kleinen Gerät zu

entfachen, welches hier zu Lande sicher noch niemand gesehen hatte. "Selbst wenn es der Wahrheit entspräche, was man sich erzählt" begann sie, ohne auf sein Treiben zu achten "müsstest du auch gehört haben, das ich damals gerade mal ein heranwachsendes Mädchen gewesen sein soll. Allein in der Wilden Ebene. Wie glaubhaft klingt das für dich?" "Wenn Sie nicht Sie wären, die berühmte Lady, würde ich es für unmöglich halten. Aber ich weiß, das Sie dort waren, denn sie haben ein kleines... Souvenir mit gebracht" sein Blick glitt zu ihrer rechten Hand, mit der sie gerade die Münzen entgegen genommen hatte. "woher zum... wie kann es sein, das du mich so gut kennst und ich dich überhaupt nicht, Fremder?

Nur wenige, sehr wenige wissen über dieses Detail Bescheid. Eigentlich nur die Männer, mit denen ich ein mal das Bett geteilt habe, und du, Jungchen, gehörtest definitiv nicht zu diesem Kreis, daran würde ich mich erinnern." Er ignorierte das "Jungchen" ohne mit der Wimper zu zucken, wand sich dem kleinen, aber schnell heranwachsenden Feuer zu, welches knisternd begann, wohlige Wärme und goldgelbes Licht in die neugeborene Nacht hinaus zu senden. "Ich hege sicherlich nicht die Absicht, das Bett mit Ihnen zu teilen, werte Lady. Würden Sie dennoch den Handschuh für mich aus ziehen und... Es mir zeigen?" Sein Blick glich in diesem Moment dem eines kleinen, harmlosen, aber fest entschlossenen Hündchens, welches sich zwar nicht traute,

offen zu betteln, aber genau wusste, wozu die aufgelegte Miene imstande war. Das war ein Trick, dachte die Lady bei sich. Sehr geschickt! Er zwang sie dazu, das Geld an zu nehmen. Unter Argenturisten, kurz auch landläufig Ayten genannt, nach dem alten Wort "Ay" für Auftrag, gab es einen stillen, nur mündlich festgehaltenen Kodex. Zwar war vielen, die diesen Beruf ausübten, ein kurzes Leben und ein schnelles Ableben beschert, da früher oder später die Ebene ihren Tribut forderte. Dennoch befolgen sie diese Regeln sehr gewissenhaft, schon um etwaigen Missverständnissen oder nachträglichen Forderungen der Auftraggeber vor zu beugen. So galt zum Beispiel ein Auftrag erst als angenommen, wenn der Ayten die Bezahlung, falls es sich um einen Vorkasse-bzw.

Teilzahlungs-Auftrag handelte, in die Manteltasche steckte. Das Geld musste zudem immer mit der rechten Hand entgegengenommen werden, es sei denn diese fehlte, dann gab es natürlich eine Ausnahmeregelung. Allerdings war das selten der Fall, einarmige Recken überlebten in der Ebene noch schlechter als ihre voll ausgestattete Kollegen. Legte der Ayten das Geld dann, statt es ein zu stecken, von der rechten in die linke Hand, lehnte er den Auftrag somit automatisch ab. Von dort konnte sich der, vermutlich enttäuschte, Auftraggeber dann die Münzen wieder nehmen, und sich auf die Suche nach einen anderen Todesmutigen machen. Jetzt stand die Lady also vor der Wahl. Zeigte sie ihm das, was er sehen wollte? Dazu musste sie den robusten Leder-Handschuh aus ziehen. Die Verlockung genau das zu tun war größer als

es ihr lieb war, auch wenn sie sich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären konnte. Schließlich achtete sie sonst sehr genau darauf, das ihr „Makel“ verborgen blieb. Trotzdem musste sie sich jetzt entschieden, denn sobald sie das Geld in die Tasche steckte, war sie verpflichtet, den seltsamen jungen Mann in das Herz der Ebene zu begleiten. Legte sie es aber in die andere Hand oder gab es ihm gar so zurück, was ein grober Verstoß gewesen wäre, um den Handschuh aus zu ziehen, war der Silberne zumindest verloren. Noch nie hatte sie so viel Geld besessen, nicht ein mal ansatzweise. Obwohl sie die lukrativsten Aufträge bekam, allein schon weil man sicher sein konnte das sie ihren Bestimmungsort lebend erreichte, genügte ihr Barvermögen gerade so zum Leben. Nun könnte sich das gravierend ändern, vor allem, weil ihr Samuel ja noch einen zweiten Silbernen beim

erfolgreichen Abschluss des Unternehmens versprochen hatte. Dennoch, ließ sie ihre geldgierige Seite mal außen vor, beängstigte sie nichts mehr als auch nur an das große, aschgraue Tor zu denken, vor dem das kleine Mädchen damals stand, lang bevor es zur berühmten „Lady Yock“ wurde. Sie sah deutlich vor sich die feinen, roten Adern die die Mauern überzogen, spürte die Vibration in der Luft, die muffig und abgestandenen, aber auch lebendig und voller Energie waren. "Sehen Sie sich bitte nicht gezwungen, diesen Auftrag an zu nehmen. Sie können genauso gut den Silbernen in die linke Hand wandern lassen, ihren verdienten Lohn ein stecken und von Dannen ziehen.



Ich werde es dann allein versuchen, oder besser gesagt, mit der Hilfe von Gemschen." Die Lady dachte lange schweigend nach und verharrte fast regungslos in der Position. Schließlich war das eine Entscheidung, die man nicht einfach so fällen konnte, ohne lange schweigend darüber nach zu denken. Es gab tatsächlich einige Gründe, welche den Auftrag und die damit verbundenen Reise für sie lohnenswert machen würden. Nicht nur die Aussicht auf mehr Reichtum als sie jemals ausgeben konnte. Es gab da auch noch dieses Gefühl, welches Sie immer wieder packte, wenn sie auf dem Wilden Weg unterwegs war. Sie verspürte einen eigenartigen Drang, so grausam und verworren die Erinnerungen an damals auch sein mochten, zu diesen Ort wieder zurück zu kehren. Vor den großen Mauern von Baronica zu stehen, das riesige,

verzierte Tor zu bewundern, die Hand nach dem geschwungenen Griff aus zu strecken, der dem Horn eines Yock´s nachempfunden war. Ganz so wie damals, vor unendlich langer Zeit. Je näher sie der alten Hauptstadt des Barons kam auf ihren Reisen, desto größer wurde der Drang, die Sehnsucht, und ließ erst nach, als sie die Ebene wieder hinter sich gelassen hatte. Jetzt, mit der Hilfe des sonderbaren Fremden und dessen seltsamen Artefakts, konnte sich die beste, einzige und vielleicht auch letzte Chance ergeben, an diesen Ort leidlich unbeschadet zurück zu kehren. "Du meinst es wirklich ernst, oder? Ich habe schon viele Verrückte getroffen in der Ebene, Abenteurer und Wagemutige, alle auf der Suche nach der alten Stadt, nach unermesslichem Reichtum, Ruhm und einer eigenen Seite in den Ewigen Chroniken.

Keiner von ihnen ist je zurück gekehrt, manche fand ich Tage später in Einzelteile zerlegt, irgendwo in der Ebene. Und du denkst, nur weil du dieses... dieses eigenartige ´magische´ Artefakt besitzt, von dem du sicher noch nicht ein mal weißt, wie lange es funktioniert und uns Schutz bietet, würde uns die Ebene verschonen?" "Nun, ich kann Ihnen versichern, das es uns Schutz bietet, bis wir unsere Reise beendet haben. Es ist an mich gebunden, je stärker und lebendiger ich bin, desto stärker ist es auch. Schließlich habe ich es dem Baum nicht entrissen, er hat es mir anvertraut, wie schon erwähnt. Das hier ist ein StoAx, ein Geschenk des Waldes, wenn ihnen das ein Begriff ist, und ausgesprochen selten" Jetzt wurde die Lady sichtbar neugierig. Vermutlich unbewusst steckte sie die Münzen,

auch die Silberne, in die Tasche, setzte sich zu ihm ans mittlerweile wohlig warme Feuer und sah den jungen Mann mit wachsender Bewunderung an. Er hatte es geschafft, einen StoAx zu bekommen, das verdiente Respekt, auch von jemanden der Magie eher skeptisch gegenüber stand.

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JonBarnis
Über mich gibt es erstaunlich wenig zu sagen. Ich schreibe. Hin und wieder. Zeitweise auch mal öfter und intensiver. Ich denke zu oft, urteile zu schnell und merke mir definitiv zu wenig ... zumindest zu wenig von den unwichtigen Sachen die die Welt bewegen und sie dennoch nicht verändern. Ich verabscheue Oberflächlichkeiten und Smal-Talk, rede gern, wenn ich wirklich was bei zu tragen habe, und schweige ansonsten lieber. Ah, und ohne die rudimentäre Rechtschreibkorrektur von Open-Office wäre ich schon komplett aufgeschmissen. Was sagt das alles über mich aus? Falls jemand die Antwort weiß, bin ich für jede Nachricht diesbezüglich offen :)

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