Erfinden
„…Eine Erfindung dagegen betrifft stets eine neue Erkenntnis, die bisher nicht dagewesen ist. Diese Sache steht jedoch mit bereits Bekanntem in einem Zusammenhang, sie tritt nicht als etwas völlig Neues auf. Es werden an bekannten Gegenständen oder Verfahren Veränderungen vorgenommen, so dass ihre Wirkung qualitativ oder quantitativ verbessert wird….“ Quelle: Wikipedia
Was ist das – Erfinden.
Eine Lösung finden
eigentlich.
Das ist eine Fähigkeit, die jedem Menschen innewohnt, denn Lösungen müssen wir täglich, stündlich, minütlich finden.
Einfacher gesagt, wir greifen auf geprägte Routinen zurück.
Aber die müssen erst als Input in dem Gehirn angelegt sein.
Was aber macht den einen zum Stino und den anderen zum Innovator?
Warum begibt sich einer von der bequemen Routine auf dünnen Eis des Neulandes.
Es kann Nervenkitzel sein.
Es kann eine „Prägung“ sein, sich zu beweisen, etwas besser machen zu wollen
oder auch eine Winzigkeit an Unsterblichkeit zu hinterlassen.
Hat Erfinden etwas mit großer Geistesleistung zu tun? Ich sage nein. Nicht unbedingt. Außerdem muss man Erfindung und Entdeckung unterscheiden.
Mein Großvater, Willy, war ein Erfinder.
Er erfand eine Postsortiermaschine, die aber nie verwendet wurde.
Er lebte in einer Kleinstadt mit ca. 5000 Einwohnern und in einer Zeit, in der die Mechanisierung gerade erst aufkam. Der Verbrennungsmotor wurde in Serie gebaut. Opa Willy kannte sich damit aus. Das Radio hielt Einzug in die Wohnküchen. Willy verstand die
Baupläne eines Stereoempfängers und reparierte „Goebbelsschnauzen“.
Willy war ein Pionier des Recyclings, er pilgerte zum Schutt und brachte Verwendbares nach Hause. So entstanden Fahrräder, die wir Kinder nicht so toll fanden, weil sie waren ja aus zweiter Hand und nicht glänzend neu (siehe Entdeckung).
Einmal hatte mein Vater in der Fleischerei, die er leitete, eine neue Wurstsorte entwickelt, eine Salami mit Käse. In Opas Schuppen standen Willy und sein Schwiegersohn; mein Vater versuchte den alten Herren zu motivieren, eine Lösung für das Käseschneiden/-zerleinern zu finden.
Vater und Opa debattierten über einer ausgedienten Wurstschneidemaschine. Leider fanden sie keine praktikable Lösung.
Mein Schwiegervater Josef war auch ein Erfinder.
Er hatte eine kleine Werkstatt im Keller und reparierte alles Mögliche für den Haushalt und die Nachbarn. In der Schweißtechnik Finsterwalde erfand und entwickelte er Werkszeuge, die ihm die tägliche Arbeit (Automatenbau) erleichterten. Sogar zu Manfred v. Ardenne war er mal eingeladen.
Eine Erfindung war die Luftpumpe mit integriertem Manometer, die es heute natürlich im Supermarkt
gibt.
Hier stehe ich am Scheideweg, was ist Erfinden und was ist Basteln.
Ist die Verbesserung eines Verfahrens, einer Technologie, nicht auch eine Erfindung? Ist Erfinden nicht auch Kreativität, oder umgekehrt?
Heute entwickelt man Projekte. Früher hieß das „Schwarze Kunst“.
Projektentwicklung ist aber eigentlich nur eine ziel führende Verfahrensweise, eine „Wegbebeschreibung“.Ich habe als Kind einige Erfindungen gemacht. Mit den Motoren, die mein Onkel von PIKO mitbrachte und den Pressteilen vom Schutt, baute ich eine Kaffeemühle oder
Auto/Schiffsmodelle.
Vor dem Erfinden kam meine Vorliebe für das Entdecken der Zusammenhänge.
Dazu musste ich Maschine/Geräte zuerst demontieren und die Suche nach den Wirkprinzipien machte mir offenbar Freude.
Ähnlich verfahre ich beim Dichten, Schreiben bzw. künstlerischer Tätigkeit. Das Neue reizt mich, das schöpferische Spiel mit den „Zutaten“.
jfw