Schwimmen
Schwimmen am Morgen ist eine erfrischende Sache.
Mein Bike bringt mich bis zur Badestelle gleich neben der öffentlichen Badeanstalt.
Die ruhige Stimmung an der Havel überträgt sich sofort. Am Ufer dümpeln Enten und Blesshühner. Stadteinwärts grollt der Verkehr der Arbeitswilligen.
Ich breite mein Handtuch vor mir aus und entledige mich meiner Bekleidung.
Das Wasser fühlt sich fast wärmer als die Luft an und in dem Moment, wo ich
hineingehe, kommt die Sonne hinter einem Wolkenband hervor.
Das Panorama der Stadt ist wie ein frisch gemaltes Bild und als ich den Anblick genieße, kommt am Ufer ein neuer Badegast an. Eine vermummte Gestalt mit einem Rad. Die Gestalt pellt sich aus der Jacke und es ist eine Blondine mit einem Pferdeschwanz.
Sie legt ein Handtuch parat und mir scheint, sie macht es noch spannender, weil sie erst einen Schluck trinkt.
Jetzt rausgehen würde plump aussehen. Ich warte, was nun kommt.
In aller Ruhe lässt sie alle Hüllen fallen und präsentiert meinen Augen auf die Distanz die blanke Nacktheit – wow!
Leider im Gegenlicht.
Ein Stück von mir entfernt steigt sie in die Havel und schwimmt mit kräftigen Zügen davon.
Kein „Guten Morgen“, kein Lächeln von Weiten, kein Winken – schade.
Vielleicht kommt sie morgen wieder.
2012-07-31 jfw