Vorwort
Diese Geschichte entstand im Rahmen einer Ausschreibung für eine Anthologie mit dem Thema "Wenn alte Wellen singen" Leider hat sie es nicht in das Buch geschafft, daher wünsche ich Euch allen hier viel Spass damit.
Ihr dürft die Geschichte gern zum vorlesen etc.verwenden unter zwei Bedingungen.
1) Keinerlei Geld damit verdienen
2) Bei jedem öffentlichen Vortrag etc. Autorinnename Susanne Weinsanto aka JeanneDarc nennen.
Bei weitergehenden Verwendungswünschen bitte mich VORHER fragen, dann finden wir
ziemlich sicher eine Lösung
Karl der Grosse und der Main
Karl war im Jahre 790 wie so oft wieder einmal auf Reisen. Er hatte viele verschiedene Gebiete, die zu seinem Herrschaftsbereich gehörten und zu seiner Zeit Pfalzen genannt wurden. Immer wieder gab es Unruhen und Kriege zwischen den Pfalzen, die zu Karl gehörten, und den daran angrenzenden Fürstentümern. Karl mochte diese Kriege eigentlich nicht, aber er sah auch, dass er dadurch seine Macht ausbauen konnte, und wer weiß, vielleicht würde er ja eines Tages sogar „Karl der Große“ genannt werden.
Auf seiner Reise nahm er außer einigen wichtigen Menschen seines Hofstaates auch immer seinen Hofnarren mit. Manch einer hielt Karl aufgrund dieser kleinen Marotte für etwas verrückt, doch wer wollte schon Karl kritisieren? Eines Tages legte sich Karl abends in sein höfisches Bett in einem seiner feudalen Unterkünfte in der Pfalz, in der er gerade unterwegs war. Und Karl träumte. Er träumte einen seltsamen Traum. Er träumte davon, dass ein Attentat auf Papst Leo III. verübt werden würde. Und es würde sich dabei herausstellen, dass die Attentäter im Umfeld des vorherigen Papstes Hadrian! zu finden sein würden. Und dann wurde es noch seltsamer, er träumte davon, dass er Kaiser
werden würde. Sicher, er würde sich sehr freuen, wenn er wirklich Kaiser werden könnte, aber wieso sollte er das werden? Als Karl am nächsten Morgen aufwachte, rief er sogleich nach seinem Hofnarren, und nach seinem Astrologen, den er ebenfalls immer dabei hatte auf seinen Reisen. Karl erzählte den beiden von seinem Traum und der Astrologe versuchte sogleich, aus den Sternenkonstellationen herauszulesen, was dieser Traum bedeuten könnte und wie die Zukunft von Karl wohl aussehen würde.
Er sah, dass Karl ein sehr großes Ereignis bevorstand, doch ob dieses große Ereignis die Krönung zum Kaiser sein würde, das konnte er nicht in den Sternen sehen. Der
Hofnarr machte, wie immer, seine Späße und irgendwie brachte er heute Karl auf eine Idee mit seinen Späßen. Der Hofnarr erzählte die ganze Zeit etwas vom Rhein, vom Main, von der Donau und von der Verbindung dieser großen Flüsse. Der Hofnarr wollte damit eigentlich nur sinnbildlich sagen, dass Karl sich mehr um Völkerverständigung kümmern sollte, und verwendete hierbei die Flüsse als Metaphern für die Völker.
Karl wusste, dass man den Hofnarren normalerweise nicht ernst nehmen durfte, doch irgendwie brachte der Hofnarr ihn auf eine Idee. Vielleicht könnte man ja einen Kanal bauen, der den Main mit der Donau verband? Das würde sicherlich auch der
Wirtschaft im Reich gut tun. Man könnte wesentlich mehr Waren viel schneller transportieren. Je mehr er so darüber nachdachte, umso besser gefiel ihm diese Idee. Er rief seine Baumeister zu sich und ließ von diesen Pläne entwickeln, wie dieses Vorhaben möglicherweise realisiert werden könnte.
Die Baumeister berieten sich und schnell wussten sie, wie und wo dieser Kanal entstehen sollte. Da zur Zeit chronischer Geldmangel herrschte, sollte er allerdings erst einmal nur für kleine Boote gebaut werden. Karl fand diese Idee sehr gut und schon bald begannen die Arbeiten an dem Kanal, der den Main mit der Donau verbinden sollte. Karl
freute sich schon sehr darauf, den fertigen Kanal als Erster einweihen zu können. Doch dazu kam es nicht.
Wie es Karl geträumt hatte, wurde im Jahr 799 ein Attentat auf den Papst verübt, und im Jahre 800 wurde Karl dann auch zum Kaiser gekrönt. Jetzt, als Kaiser, hatte er keine Zeit mehr, sich um sein Vorhaben mit dem Kanal zu kümmern. Erst weit über 1000 Jahre später wurde die Idee umgesetzt. Von der alten Idee von Karl, dem Großen ist nur noch zwischen einem linken Nebenbach der Altmühl und der Schwäbischen Rezat in der Nähe des heutigen Ortes Graben nördlich von Treuchtlingen ein Rest erhalten. Heute sitzt Karl der Grosse oben auf einer Wolke,
spielt Harfe mit den Engeln, und ärgert sich ein wenig darüber, dass er das Projekt damals doch nicht umgesetzt hat, denn dann würde der Main-Donau-Kanal vielleicht Karlsgraben heißen, so wie er ihn damals hatte nennen wollen.