Vorwort
Jeder kennt sie, die Tage der Schwäche. An denen man sich selbst nicht grün ist, man sich selbst nicht leiden kann.
Oft bringt das mit sich, dass dann auch noch der Partner sich missverstanden fühlt und alles unendlich schwierig, ja, wirklich schlimm wird.
Am Ende des Tages fragt man sich, warum überhaupt? Was war eigentlich?
Für diese verflixten Tage habe ich diese Worte verfasst.
Andrea Minutillo
Unendlichkeit des Meins
Meine Hände, so rau und oftmals doch so sehr zart. Was sie alles können! Wie sie punktgenau den Pinsel führen oder wild mit dem Spachtel ein Bild zerpflügen – so lange, bis es mir perfekt erscheint.
Mein Körper, an dem die Zeit ein wenig herumknabbert. Der mich dennoch treu behaust. Der mir hilft Distanzen zu überwinden. Der sich bewegt zur Musik, mal weich, mal hart. Ganz ich.
Meine Art nicht Nein zu sagen. Kann schon sein – ja, manchmal – manchmal etwas ärgerlich. Doch die dankbaren Augen der Vielen geben mir recht.
Meine blauen Augen, die inzwischen ihre Lesebrille lieben. Die dennoch die aufregendsten Motive finden und sich von meinem Geist auf Weich umstellen lassen und sich somit für mich, ganz leicht die Dinge abstrahieren lassen.
Meine Nase, die das ganze Jahr zu laufen scheint und die so dick ist, dass ich mich deutlich vom allgemeinen Schönheitsideal abhebe.
Meine Lippen, die wirklich gerne lächeln. Und sobald sich der Richtige in der Nähe befindet, kommen sie gespitzt daher und können es einfach nicht seinlassen.
Meine Haare, die ich ganz allein schnippele. Nur ich darf bestimmen, wie sie liegen und wie lang sie sein dürfen.
Meine Phantasie, die mich auf so weite Reisen schickt, dass es mir selbst manchmal geradezu schwindelig wird.
Meine Zeit, die ich so gern für scheinbar unwichtiges verplempere.
Meine Gespräche mit mir. Die ich brauche um mir Klarheit zu verschaffen, über die Dinge, die ich nicht auf Anhieb verstehe.
Meine Gedanken, die gleich einem Wind, mal lau und auch mal sehr stark, in ihre ganz eigene Richtung schweifen.
Mein Magen, der es liebt, wenn Musik laut hineinfährt.
Mein scheinbar unstillbares Bedürfnis, anderen eine Freude zu bereiten.
Mein Bauch, der mich lenkt und selbst wenn es jedem unlogisch erscheint, mich zielsicher in die richtige Richtung schiebt.
Mein Gaumen, der mich beim Kochen manches mal ganz weit fortträgt. Mit ihm gemeinsam kreiere ich die unglaublichsten Speisen.
Mein Glaube, den ich mir ein wenig zurecht geschustert habe, bis er für mich plausibel und verständlich geworden ist.
Meine Ohren, die so gerne zuhören. Die Vogelgezwitscher genauso lieben, wie das Quaken der Frösche.
Meine kleinen Rangeleien, die ich mir mit meinen Pfunden liefere. Dabei hatte ich sie mir mit so viel Liebe draufgefuttert!
Meine Liebe, die wächst und wächst! Und je öfter ich sie teile, desto größer und unglaublicher wird sie.
Mein Herz, das ackert und ackert, Tagein, Tagaus. Das wird es immer tun, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich zur Ruhe lege und in die Unendlichkeit hinwegdämmere.