„Päckchen packen“
Ich kann nicht mehr genau rekapitulieren, wann der Wahnsinn begann.
Vater hatte es eingeführt. Wir müssen schon im Vorschulalter gewesen sein. Jedenfalls bekam jeder einen Platz zugewiesen, an dem sein „Päckchen“ zu liegen hatte. Dort wurden die Anziehsachen akkurat gestapelt und zwar in der Reihenfolge, wie man sie am nächsten Morgen anziehen wird. Es könnte sein, dass es keinen Strom gibt oder es ist Eile geboten. Außerdem ist Ordnung gut für das Leben, meinte der
Vater.
Die gleiche Ordnung und Sauberkeit hatte im Schrank und Kinderzimmer zu herrschen. Darüber hinaus bei den zugeteilten Reinigungsaufgaben. Wenn „Staub wischen“ aktuell war, kam der Alte und machte Proben auf den Schränken und Borten, sogar auf den Querleisten der Stühle. Im Fall eines Staubfundes war die komplette Leistung nochmal zu erbringen.
Unseren Kleiderschrank, besonders die Fächer räumte Daddi mit schwungvoller Hand aus und alles flog auf den Boden. „Wie wollt ihr denn euer Zeug finden, wenn ihr es braucht? Bei so einer Ordnung?!“ Damit sich die Übung
einprägt, wurde das Ganze wiederholt.
Höhepunkt seines Erfindungsreichtums war das Herausdrehen der Sicherung und Aufkreuzen mit einer Kerze im Kinderzimmer. „Ihr habt in fünf Minuten in der Stube in Schulkleidung anzutreten!“.
Fazit: Wir sind angetreten. Der Mantel war schief geknöpft und auch sonst sah das nicht gut aus.
Folge: Strafexerzieren. Kommando gilt: In die Betten! Aus den Betten! Unter die Betten! Und das zur nächtlichen Stunde.
09112013 jfw