Journalismus & Glosse
Willkommen in der Zweideutigkeitsgesellschaft

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"Willkommen in der Zweideutigkeitsgesellschaft"
Veröffentlicht am 25. Juni 2015, 14 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Willkommen in der Zweideutigkeitsgesellschaft

Willkommen in der Zweideutigkeitsgesellschaft


Nachgesagt hat man unserer Generation schon so ziemlich alles. Politikverdrossenheit, Generation Praktikum, Generation Doof,… Das ist allerdings neu – Zweideutigkeitsgesellschaft. Es trifft nämlich nicht auf einen begrenzten Bereich einer Altersgruppierung zu, sondern ist ein allgemeines Phänomen. Aber was bedeutet das? Beginnen wir mit etwas Einfachem. Dass Sexualität offen ausgelebt werden soll, Homosexualität, etc. ganz normal sind, das haben wir, zwar nicht sofort,

aber glücklicherweise doch irgendwann gelernt. Überall hängen halbnackte Models in den Straßen, Musikvideos von heute ohne halbnackte oder ganz nackte Frauen kann man sich nicht mehr vorstellen und vorm Bildschirm des PCs können sich Mann und Frau, dank Internet, jederzeit die Anregung finden um sich mal ganz genüsslich einen von der Palme zu wedeln. Auch Erotikshops sind ja überall im Straßenbild zu finden und sogar in den Katalogen, in denen sich Haushaltswaren und Bekleidungsstücke finden, wie sie nur die Frau ab 50+ halbwegs freiwillig anziehen würde, finden sich die

Milchaufschäumer, die Mutti sich anstelle vom schlaffen Vati zwischen die Beine steckt. Aus alledem könnte man von einer Gesellschaft ausgehen, wo Sex keinen mehr hinterm Ofen hervorlockt. Doch was ist das? Da kaufen sich die Deutschen doch wie die Irren ein Buch und sehen den dazu gehörigen Film, wo eine junge Frau von einem jungen Herren in die Künste des Soft –SM eingeführt wird. Nein! Da geht es doch gar nicht um Sex, Unterwerfung und verbotene Lüste, die sich die verklemmten Leute nicht trauen auszuleben. Nein, das ist eigentlich eine Liebesgeschichte. Ja - glaubt nur

irgendwie Keiner. Nein alle sind ganz begierig und es wird so getan, als hätten uns 50 Shades of Porno endlich erlöst. Als wäre erneut Jesus gestorben, nur damit wir endlich laut aussprechen können, dass die Lehrergattin gerne mal das Tafellineal über den Allerwertesten gezogen bekommt oder der versnobte Banker von einer Kleinanlegerdomina sein gebügeltes Fressbrett neu richten lässt. Und in den Sexshop geht man immer noch ganz unauffällig rein, so dass einen auch niemand sehen kann. Sehen sie, was ich meine? Weiter, etwas komplexer. Menschen zu

helfen ist wirklich wichtig. Und wenn man jemandem mit den schweren Koffern nicht die Treppe hoch hilft, dann ist man ein böser Mensch. Oder Zivilcourage zeigen ist ebenso oberste Bürgerpflicht, denn klar ist, weggucken ist strafbar. Aber was, wenn eine wirklich große Katastrophe geschieht und sehr viele Menschen plötzlich unsere Hilfe brauchen? Sollten wir sie doch mit offenen Armen empfangen und ihnen ganz selbstverständlich helfen. Aber was ist, wenn diese Menschen Flüchtlinge aus den Krisengebieten des Nahen Ostens und Nordafrika sind? Wenn da auch Terroristen drunter sein

könnten? Dann…lieber nicht so viel helfen. Es ist absurd, wenn man Menschen, die von dubiosen Banden angestachelt ihr ganzes Hab und Gut verschachern um dann in der Wüste raus gelassen zu werden, mit dem Hinweis, wo denn das Meer ist, wo sie hinwollten. Menschen, die einen erbarmungslosen Marsch durch die Wüste hinter sich haben, die Banden haben inzwischen schon neue Opfer gefunden, auf denen Unzählige von ihnen sterben und dann die Küste erreichen und in Nussschalen gepfercht werden, wo fast schon klar ist, dass ein Großteil niemals das nicht allzu ferne europäische Festland sehen wird. Dass

wir solchen Menschen, die dies alles überstanden haben dann solche tollen Ideen anbieten, wie die Schlepperboote an der Küste Afrikas schon zu versenken also die Menschen dort zu behalten, von wo sie fliehen wollen oder dann keinen Bock haben irgendwen aufzunehmen. Helfen, klar! Aber doch nicht ich! Das kann doch der Andere viel besser! Und wer dann zu uns kommt wird dann von manchem reichsdeutschen Security in einem Asylbewerberheim brutal zusammengeschlagen bzw. die Aufnahmeeinrichtungen platzen aus allen Nähten und Privatsphäre ist ein Fremdwort.

Wenn man Menschen, die wenig zum Leben haben und die einem extremen Lagerkoller ausgesetzt sind dann vorwirft, dass sie sich nicht immer ganz brav benehmen oder dass sie unsere Sprache nicht lernen (der Staat gewährt dies kostenlos erst mit Anerkennung des Flüchtlingsstatus), dann ist man genau dort, wo wir mit unseren angeblichen Werten nicht wollten. Noch was zu unseren hehren Werten? Edel ist es keine Diktatoren zu unterstützen. Da wird mir ja dann auch keiner wiedersprechen. Aber wer böse ist und wer nicht, das legt leider eben

nicht der kategorische Imperativ fest oder die Frage, wer sich brav an die Menschenrechte hält. Brav ist, wer uns nützlich ist. Das hat mit Moral aber nichts mehr zu tun? Natürlich nicht. Aber dazu müsste man ja hinter den Schleier sehen. Saudi-Arabien hat eine Sunnitische Herrscherkaste, die so extrem steinzeitislamisch eingestellt ist, dass man es einfach nicht glauben will. Und gegen die ungläubigen anderen Brüder, insbesondere die Schiiten, unterstützen diese in Geld schwimmenden Herren dann so nette Weltverbessererorganisationen wie ISIS, ehemalige Diktatoren wie Mubarak in

Ägypten, Al – Quaida,… Außerdem nutzen sie Panzer um in ihren Nachbarländern mal schnell Frieden herzustellen, wenn die Schiitischen Schweinepriester es wagen gegen ein diktatorisches sunnitisches Minderheitenregime aufzubegehren. Ja, aber warum finden wir die Saudis denn dann nicht richtig scheiße? Ja, weil die Öl haben bis zum Abwinken und in den 70ern demonstriert haben, wie sehr sie den Westen bei den Eiern haben, wenn sie mal den Hahn abdrehen. Darum sind sie auch schon seit den 30ern ein strategischer Verbündeter der USA, denen die Umtriebe der Wahabiten so egal sind, wie wenn in China ein Sack

Reis umfällt. Und die deutsche Politik liefert brav Waffen, insbesondere die guten Panzer, mit denen man dann ganz toll Demonstranten wegballern kann und die MGs, die man dann an die Ziegenficker mit den Fusselbärten verkloppen kann. Wo ist da nun unsere Moral? Die haben sich die Politiker der freien Welt wohl gerade genüsslich durch ihre Poritze geschoben und gut gespült, damit ja nichts kleben bleibt. Natürlich sind das keine Beispiele, die für alle Menschen und Bürger gelten. Gerade die letzten beiden Beispiele werden herrlich widerlegt von vielen,

gerade ehrenamtlich, agierenden Menschen, die wirklich der Welt vormachen, wie man zusammen in Würde leben kann und sich somit keiner Zweideutigkeit hingeben muss.

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RogerWright
Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.

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