Vorbemerkung
Oliver, der 12 jährige Junge Oliver ist von Dinosauriern fasziniert.Eine Story mit Thrill!
Dies ist ein Beitrag zur Storybattle 15.
"Abenteuer im Dinosaurierland".
Bitte die Pointe nicht verraten!
Wegen vieler, neuer Abonnenten wieder eingestellt (26.03.2019).
Copyright: G.v.Tetzeli
Coverbild: Dank an pixabay
Montage: Monika Heisig
Internet: www.welpenweste.de
Diese Geschichte gehört zu meiner Reihe von Kurzgeschichten mit Vornamen.
Alle haben irgendwie kriminelle Züge.
Adam
Charly
Daniela
Klaus
Manni
Maria
Timmy
Oliver
Oliver war ein aufgeweckter Junge von 12 Jahren. Er war ein durchschnittlicher Schüler. Das lag einfach daran, dass ihn Mathematik, Geschichte und Deutsch nur mäßig interessierte.
An Intelligenz mangelte es ihm nicht. Wenn er sich für ein Thema einschoss, dann allerdings fraß er Fakten förmlich auf.
Früher einmal, da waren es Lokomotiven gewesen, die ihn in den Bann gezogen hatten. So hatte er die verschiedensten Modelle von Dampflokomotiven auswendig herunterrasseln können, samt fast sämtlicher, dazugehörigen Daten - von der Rad-Größe
bis zum Dampfdruck. Er wusste auch, dass ohne die Vorarbeit eines gewissen Herrn Trevithick Mister Stephenson seine „Locomotion“ gar nicht hätte bauen können. Und dass die erste deutsche Lokomotive der „Adler“ hieß, war für Oliver ein Klacks.
Wie gesagt, das war früher gewesen. Jetzt hatte ihn ein neues Thema gefangen genommen, nämlich die Dinosaurier!
Der Film Jurassic Park und die folgenden Teile hatten ihn derart begeistert, dass es praktisch zu einer Dino-Manie bei ihm wurde. Es folgten ein Bücherkaufrausch, Figuren, sogar regelmäßige Museumsbesuche.
Dinos, Dinos, Dinos.
Seine Klassenkameraden hatten ihm bereits den Spitznamen Olisaurus verpasst.
Gerade bog Oliver um die Ecke. In den Räumen der Dino-Ausstellung in Aschersleben, das unter dem Motto stand: "Abenteuer im Dinoland", hatte er die sechs Meter hohe Nachbildung des T-Rex links liegen gelassen. Der fulminante Urzeiträuber in täuschend echter Urzeitumgebung langweilte ihn inzwischen. Nur Kleinkinder konnten sich an dem Riesen noch erfreuen. Er aber war weit wissenschaftlicher in die Thematik eingedrungen, als dass dieser Raubsaurier an erster Stelle seines Interesses gestanden hätte.
Da er rechts abgebogen war, erwarteten ihn nun die kleineren, agilen Raptoren.
Aber nicht nur diese.
Ein freundlicher Herr sprach ihn an. „Entschuldigen Sie“, sprach der Mann höflich, „könnten Sie mir sagen, wie ich zu dem Compsognathus komme?“
Oliver war sehr geschmeichelt, weil ihn der Mann mit „Sie“ angesprochen hatte. Außerdem stellte der Mann eine fundierte Frage. Er hatte nicht gefragt, wie er zu den kleinen Dinosauriern kommen könne, sondern hatte sich offensichtlich mit Dinosauriern näher befasst.
So strahlte ihn Oliver an.
„Ich weiß nicht, ob hier
Echsenbecken-Dinosaurier überhaupt ausgestellt werden.“ "Tja, vielleicht habe ich hier wirklich kein Glück, junger Mann. Die Saurischia werden sowieso nicht allzu oft gezeigt.
Schade eigentlich.“
Nun war Oliver Feuer und Flamme. Offensichtlich war er zufällig auf einen Fachmann gestoßen. Nicht nur, dass Compsognatus lange Zeit als kleinster Raubsaurier galt, sondern auch den Fachbegriff Saurischia hatte der Mann auf der Pfanne gehabt.
Oliver grinste schlitzohrig. Er wollte den Mann testen.
„Wer fragt schon nach dem kleinsten Fleischfresser, wenn alle nur auf die Großen
schauen?“
Dabei zwinkerte er mit den Augen.
Der Mann lächelte zurück.
"Compsognatus gilt schon lange nicht mehr als der Kleinste. Um ein Beispiel zu nennen: Caengnathasia ist wesentlich kleiner."
"Und erst recht der Microraptor", stieß Oliver hervor.
"Mein Gott", lachte der Mann, "da bin ich ja auf einen jungen Einstein gestoßen."
Oliver war etwas verlegen.
"Ich denke, dass ich Einiges über Dinosaurier weiß."
Der Mann nickte zufrieden.
"Und ich darf sagen, dass ich auch Einiges davon verstehe.
Ich bin nämlich so Einer, der solche Modelle
herstellt."
"Was", rief Oliver, "das ist aber interessant." "Komm, setzen wir uns", riet der Mann.
Dann fachsimpelten sie über eine halbe Stunde und Oliver erfuhr, dass der Mann Waldemar hieß. Sie waren längst zum kameradschaftlichen Du übergegangen, als Waldemar einen Vorschlag machte.
"Was meinst du, Oliver, magst Du Dir vielleicht mein Atelier mit meinen Modellen ansehen? Es wäre ganz in der Nähe."
„Klar doch, supi“, glühte Oliver.
"Ich habe noch Kleinigkeiten zu erledigen", sprach Waldemar.
"Am Besten, wir treffen uns in 10 Minuten am
Ausgang, okay?"
"Prima!"
Oliver wartete ungeduldig vor dem Ausgang und hatte schon die Befürchtung, dass ihn Waldemar im Stich lassen könnte.
Aber da kam er ja! Oliver fuhr mit Waldemar etwas außerhalb von Aschersleben zu einem Gehöft.
"Wir sind da", sagte Waldemar.
Dann öffnete er die Scheune.
In der Halle standen circa 20 Dinosaurier-Modelle. Keines war größer als zwei Meter. Celophysis gefiel Oliver besonders gut.
„Der ist mir wirklich gelungen“, meinte Waldemar stolz.
"Vor allem, weil er fast zwei Meter groß ist, war es schwierig mit den Einzelteilen.“
„Die Saurier sehen ja wirklich, wie echt aus. Nicht so künstlich, wie in den Ausstellungen.“
„Ich brauche auch eine ganze Menge Zeit, bis so ein Modell fertig ist“, erklärte Waldemar.
„Die Proportionen müssen genau stimmen. Komm, ich zeige Dir meine Werkstatt.“
Sie gingen durch eine Tür in den hinteren Teil der Scheune.
Eine perfekt ausgestattete Werkstatt, die penibel aufgeräumt wirkte, ließ Oliver staunen. Neben dem Werktisch stand ein weiteres Modell.
„Der hat ja Federn! Was ist denn das für einer“, fragte Oliver.
„Erkennst Du ihn denn nicht? Das ist Deinonychus.“
„Etwa der aus Jurassic Park, dem Film?“ „Genau der!“
„Mit Federn?“
„Die neueste Forschung hat es bestätigt. Deinonychus, die "schreckliche Kralle", war gefiedert.“
„Hab' auch schon gehört“, sinnierte Oliver, „dass es gefiederte Saurier gab.“
Waldemar schlug ein Buch auf und gab es Oliver.
„Lies“, sagte er, „ich hole uns inzwischen etwas zu trinken und zu naschen.“
Oliver blätterte. Es gab wesentlich mehr gefiederte Dinosaurier, als vermutet, las er.
Es soll sogar so etwas wie Warmblütigkeit gegeben haben. Und das Gehirn sei auch schon für das Fliegen vorbereitet gewesen, zumindest bei einigen, gefiederten Saurierseglern.
Waldemar erschien wieder mit einem Tablett. „Limo und Kekse, ist das was?“
Oliver fackelte nicht lange, langte zu und brachte noch ein mampfendes „Danke schön“ heraus. Mit dem nächsten Keks in der Hand besah er sich den „Vogel“ mit der schrecklichen Kralle näher.
Ein Arm fehlte.
„Er ist noch nicht fertig“, entschuldigte sich Waldemar.
Plötzlich fiel Oliver ein, warum die Dinos so
super realistisch aussahen.
„Da sind ja gar keine Hilfsstützen zu sehen“, bröselte er mit dem Keks.
„Haben Sie da ein Stahlgestell innen drinnen?“
„Nein, nein“, erläuterte Waldemar, „ich verwende ausschließlich Knochen. Dann weiß ich auch, ob die Statik stimmen kann. Den Halt erziele ich, indem ich die Knochen verschraube. So wie Chirurgen es auch machen.“
„Aha!“
„Ich bin zwar Künstler“, fuhr Waldemar fort, „aber ich bin auch bemüht so realistisch, wie möglich zu modellieren.
Siehst Du? Da drüben am Seitentisch habe ich die zweite Kralle für Deinonychus schon
fertig. Mir fehlt noch die Elle und Speiche in der richtigen Größe. Die vorderen Gliedmaßen sind ja im Verhältnis zur Körpergröße von zwei Metern relativ klein"
„Das ist ja interessant“, wiederholte sich Oliver und trank durstig an der süßen Limo.
Das gefiederte Deinonychus-Modell erzielte einen hohen Preis, als ihn das New Yorker Naturkundemuseum von einem Modellierer aus Aschersleben aufkaufte. Das Modell war makellos vollständig und wirkte so lebensecht.
"Vermisst wird immer noch ein 12 jähriger Junge mit Namen Oliver, der zuletzt bei einer Dinosaurier-Ausstellung in Aschersleben gesehen wurde."