Gedichte
AbstellGleis

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"**Während ich einem stillgelegten Gleis begegnete, erschien es mir, als ob ich mir selbst begegne.**"
Veröffentlicht am 21. Juni 2015, 10 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Da ich schwerhörig zur Welt gekommen bin, hat meine Mutter mir während der Grundschulzeit das Tagebuchschreiben als tägliche Hausaufgabe aufgegeben. So musste ich viel Zeit und Übung investieren, um das Lesen und Schreiben zu lernen. Auf diese Weise entwickelte sich eine Schwäche zur Stärke, denn auch im Berufsleben habe ich viel schreiben müssen. Privat habe ich immer gerne Tagebuch, Gedichte, Kurzgeschichten und kleine Texte geschrieben. Meine ...
**Während ich einem stillgelegten Gleis begegnete, erschien es mir, als ob ich mir selbst begegne.**

AbstellGleis

AbstellGleis



Ein Mensch, der nicht mehr funktioniert, das Arbeitspensum nicht mehr erreichen kann, den Erwartungen eines Arbeitgebers nicht mehr genügt, wird abgestellt und bekommt eine Rente als Abfindung.



Mit fünfzig Jahren, die Hälfte davon im Einsatz für die Gemeinschaft, gleichzeitig ein Kind allein großgezogen, hat fertig mit dem Leben. Schluss – Ende – Aus – Feierabend und vorbei…..


Auf dem AbstellGleis, ohne Aufgabe, Sinn und Zweck, beschränken sich seine zwischenmenschlichen Interaktionen auf kurze Gespräche mit den Nachbarn, der Verkäuferin, und Seinesgleichen im Wartezimmer des Hausarztes.



Auf dem AbstellGleis darf er sich von den Strapazen und körperlichen Beschwerden erholen, ist zur Ruhe und Bewegungslosigkeit verdammt.



Kaum ein inspirierender Gedanke kann entflammen, denn Ideen flackern im Miteinander auf. Zum tatenlosen Beobachten gezwungen, kehrt Einsamkeit ans Tageslicht, denn heutzutage ist wer, der arbeiten geht.



Doch nach Zeiten der Ruhe und Erholung, nach Wechselbädern von Gefühlen wie Enttäuschung, Trauer und Nutzlosigkeit, nimmt die Natur ihren Lauf.


Stillgelegte Gleise werden von wildwachsenden Pflanzen, hohen Gräsern und kleinen Blüten, stillschweigend angenommen. Frische Frühlingsgräser und

zartfarbene Blüten verzieren das nutzlos gewordene Gleis

und fügen ihm eine neue Bestimmung zu. So ein AbstellGleis passt sich mit der Zeit seiner Umgebung an, schenkt den Gräsern freien Blick für großzügige Bewegungen, schenkt den blühenden Büschen seine Freude ob der

Farbenvielfalt. Und es gibt noch sehr viel Raum für weitere und neue Möglichkeiten rund um das stillgelegte Gleis.



Dem Lauf des Lebens Raum und Zeit geben......








Fotos und Text:

Gabriele Busch

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Hörbuch

Über den Autor

Gabriele
Da ich schwerhörig zur Welt gekommen bin, hat meine Mutter mir während der Grundschulzeit das Tagebuchschreiben als tägliche Hausaufgabe aufgegeben. So musste ich viel Zeit und Übung investieren, um das Lesen und Schreiben zu lernen. Auf diese Weise entwickelte sich eine Schwäche zur Stärke, denn auch im Berufsleben habe ich viel schreiben müssen. Privat habe ich immer gerne Tagebuch, Gedichte, Kurzgeschichten und kleine Texte geschrieben. Meine Lieblingsthemen sind: der Mensch, das Leben, Psychologie, die Natur und Engel.

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Luap Mir gefallen die positiven Gedanken, die du am Schluss dem Abstellgleis doch noch abgewinnen kannst!
Vielleicht ist ja das Abstellgleis gar nicht so schlecht. Habe mir gerade überlegt, von wie vielen Zügen ich mich als Geleis in meinem Leben schon überrollen lassen musste und immer noch muss. Am Ende sehe ich nur noch das Zugschlusslicht ... ob die Züge aber wirklich am Ziel angekommen, weiss ich nicht. Von einigen habe ich im Nachhinein erfahren, dass sie entgleist sind...

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Hallo lieber Paul :-)
erstmal herzlichen Dank für deinen Besuch am AbstellGleis - und - ganz besonders lieben Dank für deinen tollen Kommentar:
Da habe ich ja gar nicht mehr dran gedacht, wie schnell man auf dem "normalen" Gleis überrollt wird / wurde...... Oh ja, da ist es dann doch viel ruhiger und stressfreier auf so einem stillen Gleis :-D
Ich wünsche auch dir einen angenehmen ReiseWeg und Freude während der Fahrt......
Liebe Grüße zurück, Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer Liebe Gabriele ,
ein schöner mitfühlender text . doch sehe ich es etwas anders , man wird nicht auf ein abstellgleis geschoben , nein man hat nach jahren der arbeit , des friss oder stirb system, endlich die zeit , die man für sich nutzen kann , man bekommt die verantwortung wieder für sich selbst , und diese kann und sollte man nutzen , es bringt einen nicht weiter dem job hinterher zu weinen , jetzt ist die zeit da zu zeigen was jahrelang unterdrückt wurde ,, idee und einfallsreichtum ,
man kann ehrenamtlich tätig werden , es gibt sovieles was man machen kann ,,,,, wobei man nie vergessen sollte , alt fängt im kopf an.
die rente ist meiner meinung ,das ergebnis worauf man in jungen jahren hinarbeitet , und es ist ein geschenk, ein neuer lebensabschnitt ,
bgeschoben wird man ins altenheim , aber solange man rüstig ist , stehen einem viele türen offen , man muss nur hindurch gehen ,
man ist nun sein eigener arbeitgeber .

lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Hallo lieber Rainer :-)
ich freue mich, dich wieder zu lesen !!
Selbstverständlich gebe ich dir vollkommen Recht - genauso denke ich ja auch! Doch bin ich von meinen Gefühlen, welche sich nun bei der "Bewilligung" der vorzeitigen Rente wegen Erwerbsunfähigkeit eingestellt haben, überwältigt worden...... Und ich hatte den Eindruck, sie brauchten erstmal Platz, bevor ich die Möglichkeit, mein eigener "Arbeitgeber" zu sein, mit Freude nutzen kann......
Ich danke dir für deine Lesezeit und den ausführlichen und freundlichen Kommentar! Mit lieben Grüßen, Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe gabriele ,
sicher ist es eine umstellung , wenn man von heute auf morgen, in die rente geschickt wird ,
also das ganze erstmal in ruhe verarbeiten, die zeit erstmal ala urlaub sehen , und mit der zeit werden sich dann auch positive gedanken breit machen,,,,, es werden sich gedanken melden, die dir sagen werden ,,,, du wolltest du dieses oder jenes nicht immer schon mal machen.

lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Lieber Rainer,
vielen Dank für deine aufbauenden Worte!!
Liebe Grüße zurück, Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
Albatros99 Ja, liebe Gabriele, den Text hast du wunderbar und so treffend geschrieben und ich kann ihn so nachvollziehen. Wie es ab September mit mir weitergeht, weiß ich noch nicht. Zum Glück stimmte bis jetzt das Sprichwort mit der Tür immer, hoffe, es bleibt so. Ich weiß, wie schwer es ist, selbst nach neuen Ufern zu suchen. Dir viel ´, viel Kraft dafür und auch Glück, das braucht man.
Ganz liebe Grüße
Christine
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Hallo liebe Christine,
vielen Dank für deinen Besuch und über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut - ja, du hast es so passend erspürt: "...selbst nach neuen Ufern zu suchen" :-)
Was steht denn für dich ab September an?? Gehst du dann in Rente??
Viele liebe Grüße für einen guten Wochenstart,
Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
Albatros99 Leider nein, ich habe noch 9 Jahre, also sind Ideen gefragt. Und ich bekam als Lehrerin für die Hartz Vi leute nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Ich hoffe, dass sich neue "Schüler" finden, damit es weiter geht.
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Oh liebe Christine,
da drücke ich dir mächtig die Daumen!!!
Das mit den befristeten Verträgen in Maßnahmen für Arbeitslose und Hartz IV Menschen kenne ich aus meinem Berufsleben zu gut...... bisher aber gab es doch immer wieder neue Projekte!!
Viele liebe Grüße und alles Gute auch für dich, Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
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