Meine echte Liebe
Meine Oma, Gisela, kam eines Abends zu uns und erzählte über Krieg. Damals hatte sie schöne Beine, so sagte sie immer, wenn sie die Vergangenheit revidierte. Sie bat jeweils um einen Kafe und eingemachte Pfirsichstückchen, weil sie bedauerte, dass diese Leckerei ihr bester Freund irgendwann mit großer Lust vertilgte.
Sie erzählte auch, dass er einen starken Haarwuchs hatte und oftmals aufgekämmt werden sollte. Die Rücksicht, die sie gegenüber ihm hatte, war in der Tat maßlos. Er hasste diese räudigen Agitatoren, die beim
Kriegsausbruch mit ihren bestaubten gebrauchten Stiefeln überall stampften und wetterten. Heil Hitler! Sagten sie beim losgehen und mein Freund strengte sich und horchte gehässig auf. Manchmal fauchte er leise unter dem Bett. Aber dass konnte nur ich hören und ich war froh, dass er bei mir wohnte. Denn es gibt auf der Welt nichts so gemütlicheres, als einen Gleichgesinnten zu haben. Er dachte gleichfalls wie ich und ich war glücklich.
Es war Anfang Juni und die Warmluft drang sich langsam durch meine Fenster und hätschelte das Haar meines Freundes, er kniff seine Augen
zusammen und genoss die farbigen Sonnenstrahlen, die seinen ganzen Körper durchwärmten. Ich deckte den Tisch sorgfältig auf. Schneeweiße Tischdecke und Pralinen, Konfitüren, Butter, Rosinenkuchen, Schokolade und kleine eingemachte Pfirsichstückchen auf einer weißen Untertasse, die nach Blumen riechen.
Ich nahm meinen Freund sachte am Arm und er bewegte seine Schnurren als ich auf den Stuhl sich langsam setzte und er reckte seinen Hals gegen die Festtafel. Er tupfte per Zufall mit seiner grauen Nase an den Pfirsichstück und schreckte auf und begann rasch seine Nase zu lecken. Ich lachte und tauchte
meinen Finger in das Konzentrat und schmierte seine Nase und seine Zunge bewegte sich schnell und ärgerlich. Und so saßen wir auf diese Art und waren glücklich.
Plötzlich kreischten ominösen Sirenen und das Getrappel begann. Die Tür öffnete sich und mein Freund machte sich los und fauchte und kratzte. Zwei Soldaten liefen herein und fassten mich an. Betroffen sah ich meinen Freund, der erschrocken durch die offene Tür abtrabte. Ich schrie und wollte ihn holen, aber die Männer ließen mich nicht fort. Sie stopften mich barsch in den Bunker, wo eine Dose andere Leute sich häuften. Ich presste meine Hände
gegen die eiserne Tür und fühlte wie heiße hoffnungslose Tränen über die kalte Wangen liefen.
Die alte Frau lächelte und sagte: “Und viele Jahre später ist er zurückgekommen. „
“Wer? „, fragten wir erstaunt.
“Mein Freund, natürlich! Sehen sie ihn nicht? „ Und sie bewegte sanft ihre alte Hand.
Sie streichelte die Luft...