Kurzgeschichte
Blutmalerei

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"Blutmalerei"
Veröffentlicht am 13. Juni 2015, 26 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Blutmalerei

Blutmalerei

Tag, mein Name ist Lyss und ich habe mein Studium in Kunst gerade beendet. Ich habe auch gleich nach meinem Abschluss einen Job in einer bekannten Galerie bekommen, aber das ist nicht so wichtig, wichtig ist, dass ich neben meinem Job auch eine Website betreibe. Es ist an sich nichts besonderes. Ich stelle von mir selbst gemalte Bilder herein, frage nach der Meinung der Community und gleichzeitig können auch andere Menschen selbst entworfene Bilder hereinstellen, damit ich sie bewerten und ihnen Tipps geben kann. Die meisten Nutzer sind -wie ich früher- Kunststudenten oder Hobbymaler. Ich kann behaupten, dass die Website

ganz gut läuft und ich mit der Werbung, die ich darauf habe, sogar etwas Geld verdiene. Besser gesagt verdient habe. Alles begann an einem normalen Tag. Nach der Arbeit ging ich in meine Wohnung und startete die Website. Ich schrieb einige Kritiken zu den neu rein gestellten Bildern und chattete etwas mit ein paar Usern, doch dann wurde ein neues Bild rein gestellt. Ich öffnete die Datei und zu sehen war ein Bild, das aussah, als wäre es aus einem Albtraum entsprungen. Es war ein Gemälde mit Acrylfarbe gemalt. Es war ein Mädchen zu sehen. Sie war ungefähr 12 Jahre alt und saß mit den Knien auf dem Boden. Sie hatte nur

ein weißes Kleid an, die Hände hatte sie auf ihr Gesicht gelegt, als würde sie weinen. Doch wenn man genauer hinsah, sah man, dass sie lächelte. Die Augen waren allerdings bedeckt. Sie hatte schwarzes, zerzaustes Haar und sie saß in einer Blutlache, neben ihr lag ein Messer. Auf dem Bild war auch ein Schriftzug der aussah, als hätte das Mädchen ihn mit dem dortigen Blut geschrieben: AUCH DICH WERDE ICH BESUCHEN UND DANN WIRD ES DEIN BLUT SEIN! Ich war geschockt. Einerseits, weil das Bild so verdammt echt aussah und andererseits, wer würde ein solches Bild

malen. Ich meine dieser Mensch muss doch psychische Probleme haben. Ich schloss das Bild und fing gleich an ein Kommentar zu hinterlassen, ich schrieb: An 666: (das war der Name des Users, der das Bild herein gestellt hatte) Dein Bild ist dir sehr gut gelungen (…) weiter schrieb ich über seine tolle Technik und lobte ihn dafür, dass es so echt erschien. Als letztes schrieb ich noch: Wieso machst du als nächstes nicht einmal ein fröhlicheres Motiv? Dieses hier sieht sehr düster und angsteinflößend aus. Ich würde mich da nächste Mal über schönere Motive sehr freuen LG

Lyss. In der Sekunde, als ich den Kommentar abschickte, bekam ich eine Chatanfrage von 666. Ich zögerte sie anzunehmen, denn um ehrlich zu sein, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen und mir kam alles irgendwie seltsam vor. Wie auch der Username 666 der allgemein für die Zahl des Teufels steht. Aber letztendlich nahm ich sie dann doch an - schon aus reiner Neugier, was dieser User mir zu sagen hatte. -"Gefällt es dir nicht?" -"Was?" Schrieb ich, obwohl es mir klar was das er das Bild meinte. -"Das Bild, gefällt es dir

nicht?" -"Doch, es ist wirklich gut gelungen, doch wie ich in meinem Kommentar schon schrieb, finde ich das Motiv ziemlich düster. Doch mich würde interessieren was diese Nachricht auf dem Bild bedeuten soll." -"Genau was dort steht." -"Ich verstehe nicht." -"Ich werde dich besuchen, und dann wird es dein Blut sein." Langsam wurde es mir zu bunt. Ich schloss den Chat und tat das alles als einen üblen Scherz ab. Doch bevor ich die Website schloss, ging ich noch einmal auf das Profil des Users 666. Doch es wurde gelöscht. Das war sehr

seltsam, denn normalerweise kann nur ich Profile löschen. Die User mussten mir einfach eine Nachricht hinterlassen und ich löschte die Profile dann. Doch ich konnte es unmöglich gelöscht haben, denn wir hatten noch vor einer Minute gechattet und ein Profil zu löschen dauert normalerweise etwas länger. Es beunruhigte ich etwas, denn dieses flaue Gefühl war noch stärker geworden. Ich schaute nach, ob das Bild noch da war und tatsächlich, die Datei war nicht gelöscht worden. Ich wollte sie öffnen doch irgendwas hinderte mich daran. Ich überwindete mich schließlich und klickte

darauf. Ich fiel fast von meinem Stuhl vor Schreck. Auf dem Bild war zwar das Mädchen und die Nachricht nach wie vor zu sehen, doch die Pose des Mädchens war eine andere. Sie stand aufrecht, die Hände bedeckten nun auch nicht mehr ihr Gesicht. Sie schaute mich direkt an, besser gesagt sie starrte mir in die Augen. Sie hatte gelb heraus stechende Augen und sie war unnatürlich dünn, so als würde unter diesem weißen Nachthemd nur noch ein Skelett stehen. Sie grinste immer noch, nun sah man auch ihre Zähne. Sie waren spitz und scharf wie Fangzähne. Und das

Messer, das vorher neben ihr lag, hielt sie nun in der Hand fest umklammert. Noch geschockt von diesem Anblick schloss ich schnell die Website und fuhr meinen Laptop herunter. Ich war etwas verstört, dann schaute ich auf die Uhr. Die Zeit war sehr schnell vergangen. Ich richtete noch einige Sachen für die Arbeit morgen und ging schließlich ins Bett. In dieser Nacht schlief ich aber nicht so lange, denn ich hatte Albträume von diesem abscheulichen Bild. Ich träumte von einem Mädchen, das mit einem Messer über zwei Personen stand. Man erkannte nicht mehr viel von diesen Personen, denn sie waren furchtbar

entstellt. Dann drehte das Mädchen den Kopf zur Seite, so als würde sie zu mir sehen und lachte hysterisch. An diesem Punkt wachte ich jedes mal auf, schweißgebadet vor Angst. Der nächste Tag verlief ganz normal. Als ich zu Hause ankam, ließ ich mich gleich ins Bett fallen - so müde war ich. Ich träumte wieder den gleichen Traum - nur, dass er diesmal länger war. Ich bekam mit, wie das Mädchen diese armen Personen abschlachtete und dabei so furchtbar grinste. Die zwei Personen waren ein Mann und eine Frau - sie schrien beide fürchterlich. Sie versuchten sich zu wehren, doch das Mädchen war schnell und

stark. Die zwei schrien einen Namen:Veronika. Und zum Schluss, als das Mädchen fertig war, nahm sie ihre Hand und tauchte sie in das Blut der zwei Personen und flüsterte:"Endlich hab ich wieder Farbe. Endlich darf ich wieder malen. Endlich ..." Ich wachte wieder auf. Ich war geschockt, alles hatte so echt gewirkt. Und da fiel mir es ein, es traf mich wie ein Blitz: Vor einigen Jahren hatte ein Mädchen, hier in der Nähe, ihre Eltern mit einem Messer ermordet. Ihr Name war Veronika K. Ihre Motive blieben unbekannt. Sie wurde wegen psychischer Störungen in

eine Nervenheilanstalt gebracht, doch dort angekommen, schaffte sie es sich umzubringen. Nun war ich wirklich beunruhigt. Das irgendein Kranker mich mit diesem Bild und dem Chat verarschen wollte, konnte ich mir noch gut vorstellen, aber was hatten diese Träume zu bedeuten? Ich beschloss etwas nachzuforschen, denn dieser Fall hatte mich plötzlich neugierig gemacht. Ich suchte etwas im Internet und fand eine Maria K. die Schwester des Vaters. Sie hatte ein Facebookprofil. Ich schickte ihr eine Nachricht, um sie über ihren Bruder und seinen Fall etwas zu befragen. Sie antwortete einige Stunden später mit dem

Satz: -"Gerne ich sage Ihnen alles, was sie wissen wollen." Das fand ich auch ziemlich seltsam. Ich erwartete so etwas wie: 'Tut mir leid aber darüber will ich nicht sprechen, oder was fällt Ihnen ein danach zu fragen!' - oder so etwas in der Art. Doch sie schickte mir eine Freundschaftsanfrage, damit wir über den Chat reden konnten. Ich machte den Anfang und schrieb: -"Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit dafür nehmen. Dürfte ich gleich mit einer etwas direkteren Frage beginnen?" -"Ja.", schrieb sie -"Ich interessiere mich sehr für diesen

Fall und wollte gerne wissen wieso Veronika ihre Eltern ermordet hat." -"Es wurde zwar gesagt, dass Veronika eine psychische Störung hatte, was auch der Fall war, doch die hatte sie nicht schon immer. Ihre Eltern waren daran Schuld, dass sie so geworden ist. Ich habe nicht viel mitbekommen, da ich nicht viel Kontakt zu meinem Bruder hatte. Doch was ich mitbekommen habe war, dass Veronika für ihr Leben gerne gemalt hat und das auch ziemlich gut. Ich weiß zwar nicht wieso, doch ihre Eltern hatten etwas dagegen - besonders ihre Mutter Claire. Ich vermute Claire selbst war psychisch geschädigt, denn jedes mal, wenn

Veronika eines ihrer Bilder vollendet hatte, hat Claire es genommen und zerstört. Sie hat auch jegliche Farben, Pinsel, Papier und auch sonst alles womit Veronika hätte malen können weggeworfen oder weggeschlossen. Doch es blieb nicht dabei. Claire fing an Veronika zu schlagen und ihr alles weg zu nehmen. Sie schloss sie sogar Stunden lang in einem Schrank ein, wenn Veronika auch nur etwas verdächtiges getan hatte. Mein Bruder erzählte mir viele solcher Stories, wenn wir ein seltenes Mal telefonierten. Er sagte auch, er liebe Claire mehr als seine Tochter, weswegen er auch nichts dagegen unternommen hätte. Das war auch einer

der wichtigsten Gründe wieso ich den Kontakt zu ihm mied." -"Haben Sie denn nicht versucht etwas zu unternehmen?" - "Also ehrlich gesagt ... Nein, habe ich nicht. Denn ich wollte so wenig Kontakt zu dieser Familie haben wie möglic. Es mag sich selbstsüchtig anhören, doch ich wollte nicht da mit reingezogen werden." -"Verstehe. Danke, dass sie mir das erzählt haben. Darf ich vielleicht noch fragen, wieso sie so offen damit umgehen?" -"Alle paar Monate werde ich von irgendwelchen Spinnern angeschrieben, die etwas über diesen Fall wissen wollen. Nichts gegen Sie, aber bei den meisten

ist es so, dass Sie nicht aufhören zu nerven und mich voll spamen. Also erzähle ich ihnen lieber gleich alles, anstatt mich so zu belästigen lassen." -"Alles klar, vielen Dank nochmal dafür." Kurz nachdem ich die letzte Nachricht abschickte, löschte Maria die Freundschaft. Ich schaute aus dem Fenster. Es war schon wieder dunkel geworden und es regnete. Ich fuhr meinen Laptop herunter, als ich bemerkte das es stockfinster geworden war, tastete ich mich also langsam zu meinem Lichtschalter, verfehlte ihn aber und fasste in irgendetwas nasses,

klebriges. Wieder mit diesem flauen Gefühl im Magen schaltete ich das Licht ein und erstarrte. Ich war kurz davor mich zu übergeben, denn die Wände meines Zimmers waren mit Blut besudelt. Wobei besudelt nicht das richtige Wort dafür ist. Es wurden mit Blut ganz einfache Bilder an die Wand gemalt, wie von einem 6-jährigen Kind. Da waren zum Beispiel eine Sonne, eine Blume und diverse Strichmännchen. Doch das war auch alles, was ich in diesem Moment wahrnahm, denn nun überrollte mich auch dieser Geruch. Es roch faul, zusammen mit einem süßlich-metallenen Geruch. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte raus aus diesem

Zimmer, doch die Tür war verschlossen. Aber wie konnte das möglich sein? Zu diesem Zimmer fehlte mir schon seit Jahren der Schlüssel und auch sonst konnte ich mich nicht erinnern die Tür geschlossen zu haben! Ich stolperte zum Fenster, dieses war ebenfalls versperrt. Dann ging das Licht aus. Na toll, als wäre es nicht schon schlimm genug, das mein Zimmer mit Blut vollgeschmiert wurde, war es dazu noch stockfinster. Draußen begann es zu donnern und zu blitzen, was etwas Licht in mein Zimmer ließ. Wenn auch nur für wenige Sekunden. Meine Augen gewöhnten sich nur schwer

an die Dunkelheit. Ich konnte jedoch erkennen, dass sich die Tür meines Kleiderschrankes, dem ich nun gegenüber stand, sich langsam öffnete nur einen Spalt. Ich bekam Panik. Ich war kein Mensch der an dieses übernatürliche Zeug glaubte, doch das, was hier passierte ging entschieden zu weit. Ich wollte irgendetwas tun, doch ich konnte mich nicht bewegen. Lag es an der lähmenden Angst, die mich in diesem Moment durchfloss oder war ich bereits so benebelt von diesem fürchterlichen Geruch nach Verwesung, der mich umgab? Ich weiß es nicht. Ich konnte nur zusehen, wie die Schranktür sich immer

weiter öffnete und ich etwas aufblitzen sah, als ein Blitz hell durch das Zimmer fuhr. Es sah aus wie eine blanke Klinge. Nun tat sich die Tür noch ein Stückchen auf und ich sah ein Augenpaar. Ein Paar hellaufleuchtender gelber Augen, wie die Augen auf dem Bild mit dem Mädchen. Nun wurde es mir erst richtig bewusst. Sie war gekommen, um mich zu holen. Um sich neue Farbe zu beschaffen. Doch so leicht wollte ich mein Leben nicht aufgeben. Ich konnte mich endlich wieder bewegen. Ich torkelte zur Schranktür und ließ mich dagegen prallen, sodass die Tür sich mit einem lauten Knall wieder schloss. Ich

hörte ein Schreien, es klang unmenschlich tief und gleichzeitig schrill, sodass es in den Ohren weh tat. Ich horchte. Nichts war mehr zu hören. Der Regen und der Donner hatten inzwischen auch aufgehört. Es war Totenstille. Das gefiel mir nicht. Sollte das eben wirklich der Geist, des verstorbenen Mädchens gewesen sein, würde sie sicher nicht so leicht aufgeben. Wie aufs Stichwort hörte ich eine leise Stimme hinter mir: -"Du erlaubst es mir also auch nicht zu malen." Ich erschrak und sah fast gegenüber von mir, in der Ecke, wieder dieses

Augenpaar und dazu einen Schatten. Er war klein und mager, er gehörte dem Mädchen. Ich wusste zwar das jede Fluchtmöglichkeit versperrt war, doch lief ich noch einmal zu meiner Tür. Wie erwartet war sie verschlossen da hörte ich wieder diese leise Stimme. Diesmal vermischt mit einem energischen Keuchen: -"Was ist los? Willst du etwa abhauen?" Ich hörte ein lautes Lachen. Es klang hysterisch, sie schrie fast. Sie kam auf mich zu gerannt. Ich wollte ausweichen, stolperte jedoch über ein Paar Schuhe und viel unsanft zu Boden. Das Mädchen rannte weiter auf mich zu, stand nun über mir. Ich konnte mich

wieder nicht bewegen, woran es lag, kann ich diesmal jedoch nicht genau sagen. Meine Augen hatten sich nun vollends an die Dunkelheit gewöhnt, dazu kam das die Wolken sich verzogen hatten und nun auch helles Mondlicht durch das Fenster schien. Jetzt konnte ich das Mädchen sehen. Sie war dünn, wie ein Skelett, ihre Haut war grau, ihre Haare schwarz und zerzaust. Sie grinste mich an, so konnte ich ihre Zähne sehen, sie glichen denen eines Raubtiers, spitz und mit Blut besudelt und zuletzt ihre Augen, diese strahlent gelben Augen. In ihnen erkannte ich die Mordlust, die sie zu solchen

schrecklichen Dingen antrieb. Das Mädchen holte schließlich mit dem Messer aus und stach es mir in meine Brust. Der Schmerz umgab mich. Sie stach noch einmal zu ... ... und noch einmal ... ... und noch einmal. Schließlich wurde es dunkel um mich herum. Das Letzte, was ich hörte, war ein leiser Satz des Mädchens -"Endlich wieder schöne rote Farbe." Und dann wieder dieses hysterische Lachen. Dann starb ich

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Natha

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Tusitala Die Geschichte hat mich sehr gefesselt bis zur letzten Zeile.
Ein Abendgruss Tusitala
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