Bastian
Es war früh am Tag. Das dunkelgrüne Gras war noch feucht, es roch alles so frisch. Der Wind wehte mit einer sanften Brise und ließ die Felder, an denen wir vorbeischlenderten leise flüstern. In der Ferne rief ein Habicht und Vogelgezwitscher hing in der Luft. Am Feldrand blühte roter Mohn, die Sonne brannte heiß vom wolkenlosen blauen Himmel und wir hielten uns fest an der Hand. Schweigsam gingen wir nebeneinander. Der Weg führte zum Wald, der sich am Eingang verengte und in einen schmalen Pfad verwandelte.
Das Ende war in unseren Köpfen, darum
sprachen wir wohl auch kein Wort.
In den Baumwipfeln hallte ein monotones Rauschen, der Wald atmete, als wir durch das Unterholz streiften.
Bastian trug ein kurzärmeliges weißes Hemd, die obersten drei Knöpfe waren geöffnet und seine braune Haut schimmerte golden, wenn ein Lichtstrahl durch das Dickicht brach, doch sein Gesicht war gerötet, von der Anstrengung des Weges.
Plötzlich wichen die Bäume auseinander und eine Lichtung ward sichtbar, dabei fiel unser Blick auf den See, der unser Ziel war. Wir hatten noch den ganzen Tag vor uns.
Und hier wollten wir bleiben. Wir setzten
uns ins Gras, unsere Gesichter friedlich überflutet vom Licht des Sommers. Bastian ging ein paar Schritte zum Seeufer, ich blieb an meinem Platz, folgte ihm lediglich mit meinen Augen. Bastian kauerte sich an das Ufer und ließ seinen Blick über das Wasser schweifen. Ich konnte sein Profil sehen, sein braunes Haar, sein weißes Hemd, leuchtend hob er sich ab, von dem Blau des Sees, das sich in der Ferne mit dem Blau des Himmels vereinte. Er sah so lebendig aus. Manchmal strich er mit seinen Fingern durch sein Haar.
Er rupfte sich einen Grashalm, steckte ihn in den Mund und kaute darauf herum. Bastian drehte den Kopf und sah
mich an. Er lächelte zufrieden, dann erhob er sich und kehrte zu mir zurück.
Bastian liebte meine Nähe und ich liebte Bastian.
Schließlich legte er sich neben mich und schlief ein. Von Zeit zu Zeit streichelte ein Windhauch unsere Körper und bewegte für einen Augenblick unser Haar. Er schlief wie ein Kind, das Gesicht entspannt und den Mund leicht geöffnet. Was mochte er träumen? Hin und wieder zuckten seine Mundwinkel und Bastian lächelte sanft. Er war bestimmt glücklich. Ich wachte über ihn und über seinen Schlaf.
So verbrachte ich den Nachmittag bis sich der Tag
neigte.
Ich roch den Duft der Gräser, des Wassers, spürte den Wind und die Hitze der Sonne auf meiner Haut.
Bastian!
Und ohne Ende das Murmeln des Sees, das Wehen des Windes und ohne Ende die Dämmerung.
Bastian!
Er schlief, friedlich, ohne Frucht mit einem Lächeln auf seinem Gesicht, besiegt ohne Verlierer zu sein.
Bastian!
Ich bin mir sicher, er wacht nun über mich, aus einer anderen Sphäre.