Es war ein mal vor sehr langen Zeiten ein Prinzenknabe, der am Tische sitzend, beste Happen zugesteckt bekam, begleitet von mehrfachem verheißungsvollen Lächeln. Eines Abends versammelten sich bärtige, weise, in der Poesie bewanderte alte Männer in dem Hause seines Vaters. Der Prinzenbub wurde auf einen Hocker gestellt und aufgefordert, Gelerntes zu rezitieren. Der darauf folgende Applaus der von weit her gereisten Kenner der Worte ließ unseren Prinzenbuben in einen nie gekannten Rausch des Bewundertwerdens versinken.
Der noch nicht an Lebenserfahrung
gereifte Bube behielt dieses Erlebnis als größtes Ziel in seinen Wünschen. Das Stehen auf dem Hocker wurde zur unbefriedigten Sehnsucht in seinen Träumen.
Er wuchs heran zu einem stattlichem jungen Mann, den junge Frauen heimlich begutachteten.
Doch eines Tages flog der Drache der Eitelkeiten über das Land und suchte nach willigen Opfern. Da erblickte er den Prinzen und flog im Sturzflug auf ihn herab und packte ihn mit seinen gierigen Krallen und brachte ihn in seinen Bannkreis.
Der Drache lebte seit langem in den Wünschen des Vaters. Dort fraß er
dessen Träume von Hochachtung und Ehre.
Unser Prinz fand sich wieder in einem Turm aus Nichtigkeiten. Gefangen!
Genau zu dieser Zeit begann die Prinzessin, Tochter des Königs der Wahrheiten ihre Traurigkeiten zu begraben. Befreit und tief in der Wirklichkeit verwurzelt öffnete sie ihre Ohren und Augen. Aus ihrer linken Hand fielen Vergißmeinnicht-Blümchen auf vorzeitlichen Boden. Mit beider Händen zog sie das Schwert mit der kaum zu entziffernden Aufschrift: Excali...bur aus einem mannsgroßen Stein.
Im selben Moment begann ihr Herz laut
zu jubilieren: Geliebte Prinzessin Kinderglück, du bist die vor Jahrtausenden angekündigte Herrscherin der Zeit!
Dein Durchschreiten des Leides wusch deine Wertungen rein und fröhlich. Geh und mach dich auf den Weg, allen Prinzenbuben dieser Welten zu verkünden, dass der Tag des Erkennens nahe gekommen sei. Die Zeit der Leichtigkeit des Verstehens sei nahe.
Prinzesslein hüpfte vor Vorfreude geradewegs in eine glitzernde, märchenhafte Winterlandschaft.
Mit dem nächsten Schritt betrat sie das Reich des bösen Drachen-Zauberers.
Doch statt der zu erwartenden Kälte und Dunkelheit umsponn sie liebliche Musik, die ihre Lenden liebkoste. Ein warmer, duftender Lufthauch entblößte ihre Haare. Poesie, auf himmlischen Webstühlen gebildet, durchflutete die Ruhe. Ein süßliches „Ja, ich will“ verklebte ihre Pläne.
Mit der Kraft der sterbenden Kriegerin erhob sie das Schwert in ihrer rechten Hand, schwang es über ihrem Haar und stieß es mit allem Wissen aller Zeitlater in den Brustraum des Drachens. Dieser hatte sich fast unbemerkt von hinten an sie heran geschlichen.
Blut wie Wasserfälle umgriff sie. Unendlich viele Stimmen schrien ihre
Dummheit, ihre Gier und Machtsucht, ihre Lügen und Feigheiten, ihre Gewalträusche und vieles mehr in das Universum.
Das Hamsterrad, in dem sich der Prinzenbub verausgaben musste, stoppte langsam. Erschöpft und mißtrauisch tastete sich der aufblickende Prinz zur Hand einer klugen, weisen Prinzessin vor.
Der Schwung des Schwertes hatte ihre Wange berührt, so dass eine liebende Blutspur ihre Wange zierte.
Natürlich lebten die Prinzessin und der Prinz glücklich bis an ihr Lebensende. Der Prinz brach sich die Hüfte beim
Aussteigen aus dem Hamsterrad. Dieses Leiden begleitete ihn bis zum letzten und ersten Atemzug.
Auch das Blut auf der Wange der Prinzessin wurde abgewischt am Aufhören der Zeit.