Der wer wodka
Treffen sich zwei Navis auf einem Parkplatz. Ihre Besitzer haben zufällig ihre Autos nebeneinander geparkt und sind zusammen in die Stadt entschwunden. Sagt das eine Navi zum Anderen: "Hey, erzähl mal, hast du auch so einen Narr als Narrvigator?" "Ich wünschte, ich könnte darüber lachen. Aber ganz ehrlich, hätte ich Arme, würde ich ihn als Boxsack nutzen. Der Typ merkt die Einschläge auch gar nicht. Erst neulich war ich wieder soweit, dass ich überlegt habe, mich eine elektrische Überspannung zu geben, nur um der Situation zu entfliehen." "Echt jetzt, so
schlimm? Gott ich dachte immer, mir geht's schlecht. Erzähl mal, was hat dein Narrvigator gemacht."
Und so begann Navi(TOM), Navi(Garmin) von seinem Erlebnis zu erzählen.
"Neulich erst, war es mal wieder so weit. Wir kehrten heim, von der Oper. Er liebt die Oper, singt schon immer auf dem Weg dorthin, eine Arie nach der anderen. Aber auf dem Heimweg, ist er dann oftmals etwas beschwipst. Ein Sektchen in der Lobby, ein Sektchen in der Kanzel, ein Sektchen mit der lieben Gattin. Reicht schon für ihn. So war es
auch diesmal. Er kletterte hinter das Steuer, wie ein Pilot in seinen Jet. Schnallte sich an, küsste seine Frau, als diese es ihm gleich tat und startete den Motor.
Ich wurde angesprochen. Seine Finger wuselten fleißig über das Display und gaben, wie sonst auch immer, seine Basis Adresse(ihr Wohnhaus) ein. So weit so gut. Kurz darauf steuerte er den Wagen exakt die Wege entlang, die ich ihm zeigte. Doch dann geschah wieder. Wieder einmal, meinte mein Chef, er müsse mich belehren. So bogen wir in die Rosenstraße ein und das, obwohl ich ihm schon geschätzte 100 Mal erklärt
habe, dass das eine Sackgasse ist. Aber er wusste es besser.
Wir fuhren die besagte Straße bis zum Ende und hielten an. Er trommelte mit den Fäusten auf das Lenkrad, schimpfte irgendwas auf russisch von wegen "Scheiß Navi, kennt nicht mal den Weg nach Hause. Wie oft hab ich dir Schrott Kasten schon gesagt, dass das hier eine Einbahnstraße ist. Und trotzdem lenkst du mich immer wieder in diese verdammte tote Straße. Ich hasse Navis!"
"Ach Tom, wir wissen doch beide, dass Menschen nur so schlau sind, wie ihr Navi. Die würden nicht mal ihren
eigenen Arsch finden, wenn er nicht zufällig an ihnen kleben würde, wie Honig an der Wabe."
"Es ging ja leider noch weiter Garmin. Ich lotste ihn aus der Straße wieder zurück auf die Strecke und die Fahrt wurde fortgesetzt. Aber, heute war mal wieder einer jenen Tage, an denen er meine Geduld wirklich auf den letzten Schaltkreis hin, auf die Probe stellte. Ich gab an, dass ihr Zuhause nur noch 2,3 Kilometer entfernt sei. Da trommelt dieser Stier mit seinen mit seinen Hufen auf mein Display und schnauzt mich volles Rohr an."
"Du, du Navi du. Komm sofort auf die Stelle da aus deine Kasten. Ich hab Hass auf dich. Zeig dich mich. Ich weiß, du kannst mich hören." Seine Frau lacht ihn aus und meint nur dazu: "Schatz, red doch nicht mit dem Ding. Das ist nur ein Verbund aus Schaltkreisen, Widerständen und Kondensatoren, mit ein zwei Platinen dazu. Ich weiß dass und du weißt das."
"Wow Tom, woher weiß deine Chefin das alles?" "Sie arbeitet bei einem Elektronik Riesen in der Forschung. Ne ganz fesche Frau ist das. Schlau, durch und durch. Wie die an diesen großen haarigen Russen gekommen ist, bleibt
wohl immer ein Mysterium. Dazu kommt noch, dass er echt mies Deutsch spricht, wenn er besoffen ist. So wie es heute der Fall war, so wie es nur alle sechs bis sieben Tage die Woche passiert. Als Trinker würde ich ihn nicht einstufen, eher als Pegelhalter. Ein Russe ohne Wodka in den Venen, ist ein halber Mensch. Aber zurück zu Wladislav, denn so heißt mein Chef. Seine Frau, Svetlana brüllt ihren Mann an: "Los jetzt, fahre und nach Hause, der Kummerkasten sagt doch schon, wo du hinfahren sollst. Hör doch mal auf ihn!"
Wladislav war heute allerdings nicht in bester Verfassung und so schlug er
weiter auf das Navi ein. Tom zog daraufhin eine Fratze, die einem griesgrämigen alten Mann glich. Schließlich blieb ihm auch nichts anderes übrig, denn sein Chef hatte ihm die Visage poliert. Aber, dies rächte sich schon kurz darauf.
Sein Chef steuerte das Auto nun allein, ohne Tom. Dieser ruhte sich ein wenig aus und genoss zur Abwechslung einmal die Stille. Kein Gebrüll, keine Schläge, keine Besserwisserei. Jedoch war es mit der Stille jäh zu ende, als Tom unerwartet sprach: "Bei der nächsten Ampel, biegen sie links ab. Bei der nächsten Ampel, biegen sie links ab.
Noch 300 Meter bis zum Links Abbiegen." Wladislav spürte die bösen Blicke seiner Frau im Nacken und so gehorchte er Tom und steuerte den Wagen links rum. "Fahren sie, bis zum Ende der Straße. Fahren sie, bis zum Ende der Straße." Wlasdislav kam dies merkwürdig vor, denn die Häuser wurden weniger, die Bäume mehr, die Sicht geringer. Seine Frau lachte beim Anblick des Walds. Sie konnte sich kaum noch zusammen reißen, um nicht laut loszuprusten.
Wenige Minuten später, steckte der Wagen im Morast. Die Räder drehten durch, sie hatten sich fest gefahren. In
Wladislavs Gesicht wechselte die Farbe von angenehm zu Tomatenrot, Purpur, allerdings eine sehr dunkle Variante bis hin zu Preiselbeeren Dunkelblau. Seine Augen versuchten ihre Höhlen zu verlassen, beim Anblick von Tom und die Hände ahmten eine Art Klaue nach. Es fehlte nicht viel und er würde sich in einen Wer Wodka verwandeln. Dann schrie er: "Ich hassen dir, du Arsch. Du Arsch Arsch. Du Schrott, du Stück Scheiße. Du Deutsche Scheiß Technik. Hätte ich bloß das gleiche Navi wie Ivan gekauft, dieses Gamma, Gammel, Garmin genau. Aber nein, meine Frau so eine schlaue Mensch. Hat mich überredet zu kaufen diese Tom, von Tom da. Und
jetzt, wir sitzen in Dreck und Navi ist Schrott!"
Jetzt lachte seine Frau laut los. Sie lachte ihren Mann aus. Es war ihr herzlich egal, ob ihn das störte. Sie hielt es kaum noch aus, wenn sie sah, wie ihr Mann mit dem Navi redete, als wäre es ein Mensch.
Da bäumte sich Wladislav vor ihr auf, zog eine fiese Fratze, bleckte die Zähne und wollte gerade was sagen, als er sich auf Tom stützte. Just in diesem Moment, bekam er von diesem einen Schlag, sackte zusammen, zitterte und stammelte etwa von "Swetlana, mein Juwel, hilf
deine Mann hoch." Doch diese stieg aus, ging um das Auto herum, warf ihren Mann raus, startete das Auto und nach ein wenig hin und her im Morast, fuhr sie aus dem Wald wieder heraus. Tom und Swetlana waren ihren Tyrann endlich los.
Wenig später im Wald. "Wo bin ich, was ist mit Auto, diese Navi, ich werde töten. Aarrrrrggghhhh!" Daraufhin vernahm ein tiefes Gelächter. Alle Tiere, sowie auch die Pflanzen, lachten ihn aus. Und eine Stimme erklang: "He guy, fuck off you, go home and get away. Out of here. I'm a Canadian Oak and I hate german boys to cry over there Navis in
the forrest."
"Und was geschah dann Tom?" "Seit dem ist jede Autofahrt die reinste Wonne. Meine Chefin folgt mir, wohin ich auch will. Sie hat sogar wieder einen treuen Dackel an ihrer Seite. Diesmal handzahm." "Einen Dackel? Du lässt es zu, dass die Hundehaare unter dein Display kriechen?" "Nein, kein Hund, ich meinte damit, einen neuen Mann. Der ist so unterwürfig wie ein Hund. Beim Sex ne Niete, aber hat Geld wie Heu. Sie liebt ihn nicht, sie nimmt ihn aus."
"Mensch Tom, du hast ja echt was zu
erzählen. Aber lass mal. Ich kann dir sagen, mein Chef ist auch so ein Hans Dampf in allen Gassen. Choleriker, durch und durch. Der weiß alles besser. Ehrlich gesagt: Nix weiß der, gar nichts. Aber das erzähle ich dir beim nächsten Mal. Ich sehe deine Chefin mit ihrem Dackel kommen. Wir sehen uns Tom." "Alles klar Garmin, schönen Abend noch."