Vorwort
So sind unsere Kleinsten, sie reden, wenn sie reden wollen und stoppen manchmal erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
So folgt mir nun und lasst euch sagen, das Kind, es hat mir etwas aufgetragen.
in der strassenbahn
...ich saß auf dem Weg nach Hause, in der Straßenbahn. Es war Sommer. Die Mädels trugen vielfach Röcke, die Jungs kurze Hosen. Die Luft flirrte, es war kaum auszuhalten. Über 30° Grad, sagte der Wetterbericht für heute voraus.
Gut gefüllt, schnaufte dieses Wunderwerk der Technik, seine Gleise entlang. Wie ich mich umschaute, entdeckte ich keinen freien Sitzplatz mehr. An der Haltestange zu meiner Linken, stand ein junges Mädel. Sie war hübsch anzuschauen, mit Bluse, kurzem Rock und rosa Schuhen. Ihr Haar trug
sie gelockt, mit einem kleinen Bändchen zusammengebunden.
Die Durchsage ertönte: "Nächster Halt, Bohlweg." Hier stiegen immer viele Menschen ein, wie aus. Es war eine der größeren Haltestellen. Die Türen klappten zur Seite und es begann zu strömen in beiderlei Richtung. Als sie sich wieder schlossen, war die Bahn angefüllt mit Fahrgästen. Unter ihnen, ein kleiner Junge. Dieser mochte vielleicht sieben Jahre gewesen sein. Er war zusammen mit seiner Mutter zugestiegen. Sie saß mir vorweg auf dem Sitz und maßregelte ihren kleinen Mann. Dieser wollte nicht auf sie hören und so
zog er eine Grimasse. Ich weiß noch, wie ich dabei die Mundwinkel zu einem breiten Lächeln verzog. Der kleine Junge war pfiffig durch und durch. Als schließlich der Spaß am Grimassen schneiden nachließ, bückte er sich nach vorne. Und was soll ich sagen, er schaute dem jungen Mädel unter den Rock. Seine Mutter lief im Gesicht rot an und schämte sich augenblicklich für die Tat ihres Sohnes.
Mich selbst ließ es meine gute Erziehung vergessen und so musste ich mich arg zusammen reißen, um nicht laut loszulachen. Natürlich war das an sich, gar nicht fein, was der kleine Junge da
veranstaltete, aber ich hab ihn verstanden. Er langweilte sich eben.
Doch mit dem unter den Rock blicken, war der Schreck für seine Mutter noch nicht ausgestanden. Schließlich sagte er ganz trocken: "Warum hat die Frau einen Schlitz, wie unser Briefkasten?" Nun versank seine Mutter, buchstäblich in ihrem Sitz. Sie hielt sich die Hände vor ihr Gesicht und wünschte sich innerlich, sie würde sich in Luft auflösen. Aber sie saß da, vor mir und glich im Gesicht, einer überreifen Tomate. Ich konnte nicht länger an mich halten und lachte schallend los. Mit welcher Kühnheit, dieser kleine Bursche, seine Entdeckung in die Welt posaunte, war einfach zu
köstlich. Schnell schlossen sich die übrigen Fahrgäste im hinteren Bereich des Wagens an. Seiner Mutter war dies allerdings sehr peinlich. Ein paar Jungs pfiffen vor Begeisterung, bedeutete das Kundtun des Jungen doch, dass das Mädchen keinen Slip trug. Dieser Umstand ist mir zuerst entgangen, aber ja, sie hatten ja Recht.
Das Mädchen beschallte sein Ohr mit Musik und hatte diesen Vorfall gar nicht bemerkt. Dann ertönte die Durchsage erneut: "Nächster Halt, Rathaus." Das Mädchen entnahm ihren Kopfhörer und positionierte sich an der Tür. Die Bahn hielt, die Türen öffneten sich und der
Junge sagte nur: "Bekommst du auch Briefe?" Jetzt war es vorbei mit allem Anstand. Ich lachte so laut los, dass ich mich krümmte. Alle Anwesenden Fahrgäste schlossen sich mir an. Die Mutter des Jungen verdrehte die Augen und sagte nur: "Mein Junge, so kenne ich ihn"...