In den bekanntesten Ballsälen der Welt war sie wohlbekannt. Jeder kannte sie, auch wenn es teilweise nicht wegen ihrem Namen war, sondern eher durch die Tatsache, dass sie ein Mündel des englischen Königshofes war. Jeder kannte sie, doch keiner wusste wirklich etwas und das war ihr ganz recht. Sie hatte es immer so gehalten, nur das wichtigste zu erzählen und so war es auch geblieben. Lady Darcy Winley durchschritt den Ballsaal. Normalerweise mochte sie diese Bälle sehr, doch heute war sie nicht zum Vergnügen da. Sie blickte
umher und mustere unauffällig die Ballbesucher und sie erkannte einige Gesichter, den Duke of Hensworth, den Marquis of Milwey und dessen Gattin Lady Milwey, zudem noch einige andere, doch ihr war heute nicht danach, dem Vergnügen nachzugehen. Sie hatte zu arbeiten. Normalerweise liebte sie es, den Klatsch und Tratsch zu lauschen, denn selbst beteiligte sie sich kaum an den Gesprächen. Zudem hatte sie schnell gelernt, dass sie die wichtigsten Informationen teilweise aus dem Klatsch der Ballsäle filtern konnte. Als ihre Eltern damals gestorben waren, wurde sie zum Mündel der englischen Königsfamilie, die sie auch sehr gerne
aufnahmen, da ihr Vater ein weiter Verwandter der Königsfamilie war. Sie wurde freundlich aufgenommen und doch waren einige Verpflichtungen ausgesprochen worden, an die ihr Aufenthalt im Königshaus gebunden waren. Ihr selbst war die Etikette des Königshauses zuwider aber sie nahm diese Last gerne auf sich, da sie dadurch zu einer Familie, einem Zuhause und eine Aufgabe gekommen war. Darcy war heute im Auftrag des Königs unterwegs. Seit sie durch die Eingangstüre geschritten war, hingen alle Blicke der Ballbesucher auf ihr und unter anderen Umständen hätte sie diese
Aufmerksamkeit genossen, aber heute war sie durchaus hinderlich. Ihr Gesicht war eine Maske kühler Abweisung und ihre Körperhaltung zeigte kalte Ablehnung an. Ihre Einführung in die Gesellschaft lag schon ein paar Jahre zurück und doch wunderten sich die Leute, warum sie nicht geheitatet hatte. Darcy war eine junge Schönheit und sie hatte durchaus eine große Mitgift, zudem hatte es an Heiratsanträgen nicht gemangelt. Doch war sie nie eine Bindung eingegangen, doch alle hatten dies akzeptiert, genauso wie es alle akzeptierten, dass Darcy kaum sprach. Langsam ging sie auf die Gastgeberin der
Gesellschaft zu, Lady Bedford. Diese war gerade in ein Gespräch mit einigen Hofdamen der Königin vertieft, als Darcy zu ihr stieß. Kaum wurden die Damen ihrer ansichtig, erstarben ihre Gespräche. Lady Bedford wandte sich Darcy zu und knickste während Darcy nur leicht den Kopf nickte. Andere mochten dies als unhöfliche Geste sehen, doch viele wussten nicht, dass Darcy’s Vater der Halbbruder des Königs war, der Duke of Hereford. Sie hatte den Titel der Duchesse geerbt, doch diesen Titel benutzte sie nur zu bestimmten Anlässen. „Lady Bedford, es war ein sehr schöner Abend, vielen Dank dafür, doch ich muss
diese Gesellschaft nun verlassen.“ Lady Bedford nickte. „Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen Lady Winley, Ihr Kommen hat dieser Gesellschaft einen bestimmten Glanz gegeben.“ Darcy nickte noch einmal, dann wandte sie sich um und verließ das Stadthaus der Familie Bedford. Ihre Kutsche war schon vorgefahren und ein Diener half ihr hinein. Langsam ließ sie sich in die gepolsterten Sitze sinken und Atmete tief durch. Nichts und niemand durfte sie von ihrem Auftrag abbringen. Nicht nur ein Leben hing davon ab. Die Kutsche fuhr los und Darcy wurde in ihren Sitz gedrückt. Langsam
entfernten sie sich von dem Stadthaus und Darcy zog den Brief aus ihrem Mieder. Sie kannte dessen Inhalt schon in- und auswendig, dennoch las sie ihn noch einmal. Sie musste unbedingt den Schreiber dieses Briefes finden, die Zeit drängte. Seit einiger Zeit schon häuften sich die Drohungen gegen die Königsfamilie. Die Schotten und die Franzosen wollten ihren eigenen König auf den Thron bringen, jeder dieser Nationalität konnte der Schreiber dieser Drohungen sein, was den Kreis der Verdächtigen durchaus erweiterte und damit fast ins unermessliche wuchs. Heute war Darcy nur auf der Gesellschaft Lady Bedfords gewesen, um
Informationen aus dem neusten Tratsch und Klatsch zu ziehen, doch leider war nichts Brauchbares dabei gewesen. Schon seit Wochen besuchte sie die größten Gesellschaften nur aus diesem Grund. Wenn sie auch nicht offiziell auf diesen Fall angesetzt war, hatte sie doch durch ihren Aufenthalt im Königshaus davon erfahren, denn als Mitglied der Königsfamilie war auch sie eine, die von den Unbekannten bedroht wurde. Erst gestern Abend war die Königin auf sie zugekommen und hatte sie auf diesen Fall angesetzt und Darcy hatte sich sofort ans Werk gemacht. Eine der Bedingungen, die an ihren Aufenthalt geknüpft war. Gerade für das Königshaus
war es gut, eine Frau in ihren Reihen zu haben, die sich auf den Bällen der Adligen bewegen konnte, ohne groß aufzufallen und mit der man dort unbedarft reden konnte, ohne Angst zu haben, dass die Falschen Ohren etwas hörten. Denn kaum einer wusste etwas von ihrer familiären Verbindung zu der Königsfamilie. Dies nutzte sie als ihren Vorteil. Als sie damals vor zehn Jahren zu der königlichen Familie kam, begann ihre Ausbildung. Ihre Ausbildung zu einer Spionin des Königs. Sie war damals gerade erst acht Jahre alt gewesen und hatte seit dem viel zu lernen. Und sie hatte gelernt. Ihre Ausbildung war nicht
einfach gewesen aber letztendlich hatte sie es geschafft und sie wurde in die Reihen der königlichen Spione aufgenommen. Als Beweis dessen hatte sie das Königliche Wappen auf ihre Schulter tätowiert bekommen, sodass sie sich im Zweifelsfall ausweisen konnte. Die Kutsche hielt vor dem königlichen Palast und ein Diener öffnete ihr die Türe und half ihr hinaus. Schnell eilte sie in ihre Räume, legte ihr Cape ab und ging auf und ab. Sie brauchte schnell einen neuen Plan, das spürte sie. Darcy ging zu ihrem Schminktisch und zog sich die Haarnadeln aus den Haaren. Eine Fülle von Roten Locken fiel ihr über die Schultern und als sie in den
Spiegel sah unterdrückte sie einen Fluch. Sowas gehörte sich nicht für eine Dame. Auch wenn sie Adlig war hatte sie nicht lange gebraucht um die Sprache der Gosse zu lernen, auf der die zwar nur einen Monat lebte, die sie aber nie vergessen würde. Die Nachricht über den Tode ihrer Eltern ging erst einen Monat nach dem traurigen Ereignis in London ein, ein Monat in dem Darcy auf sich selbst gestellt war. In dem sie mehr verloren hatte als je zuvor in ihrem Leben. Nun fluchte sie doch. Darcy atmete tief durch und setzte sich an ihren Schreibtisch. Dort lagen die Akten, die sie über ihre Verdächtigen angefertigt
hatte. Informationen, die sie aus ihren Quellen hervorgequetscht hatte. Sie entspannte sich und las jede einzige Akte noch einmal durch. Auch diese konnte sie schon auswendig. Es handelte sich bei diesen Verdächtigen um die Personen des englischen Adels, die mit den Schotten oder den Franzosen verkehrten oder mit ihnen liebäugelten. Die Liste war lang und sie musste auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es sich bei der Person, die den König und dessen Familie bedrohte, um eine Frau handelte. Schnell fasste sie einen Entschluss und sie ging in ihr Ankleidezimmer, zog ihr Ballkleid aus hellblauem Samt aus und
zog eine schwarze Hose, ein schwarzes Hemd und schwarze Stiefel an. Dann zog sie sich eine schwarze Mütze über die langen roten Haare und legte sich ihren Waffengurt an. Sie ging aus ihren Räumen und nahm den Hinterausgang und ging zum Stall, dort sattelte sie schnell ihren Rapphengst und schwang sich dann auf seinen Rücken. „Cesan, es ist mal wieder Zeit für uns. Los!“ Sie gab Schenkeldruck und der Hengst galoppierte los. Schnell wie ein Pfeil galoppierte der Hengst durch die nächtlichen Straßen von London. Darcy wusste wohin sie wollte, also wusste es auch der Hengst. Die letzten Nächte hatte sie die Häuser einiger Verdächtiger
ausspioniert, hatte die Bewohner beobachtet, die Angewohnheiten erforscht und doch nichts Verdächtiges gefunden. Das hatte sie sehr frustriert. Heute Nacht wollte sie das Haus des Marquis of Malloren. Offiziell war er ein treuer Anhänger König Georges III, doch laut ihren Informanten hatte er viele Freunde in Frankreich und auch einige in Schottland, dadurch passte er durchaus zu den Verdächtigen. In ihr sträubte sich zwar alles, einen Freund ihres Gönners, als einen Verdächtigen hinzustellen, aber sie hatte geschworen, alles zu tun um die Familie des Königs mit ihrem eigenen Leben zu beschützen und somit
musste sie allen Hinweisen nachgehen. Jeder noch so kleine Hinweis konnte die Lösung dieses Rätsels bedeuten. Der schnelle Galopp tat dem Hengst wie auch Darcy gut, er klärte ihre Gedanken ein wenig. Der Wind kühlte ihr Gesicht und sie fühlte sich frei, so wie immer, wenn sie sich auf einem Pferderücken befand. Es dauerte nicht lange, bis sie am Haus der Familie Malloren angekommen war. Das große Stadthaus befand sich am Grosvenor Square. Der Marquis of Malloren war ein Erbe eines alten Adel Geschlechts, daher war er durchaus reich und angesehen. Sie selbst war ihm erst ein oder zwei Mal in ihrem Leben
begegnet und sie bezweifelte, dass er wusste er sie war, beziehungsweise sie einordnen konnte wenn er ihren Namen doch kannte. Sie stieg von ihrem Hengst, band diesen im Schatten des Hauses an und schlich sich dann an das Haus heran. Soweit sie den Maquis einschätzen konnte, hatte er höchstwahrscheinlich einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, sodass niemand so einfach auf dem Gelände seines Hauses oder im Haus selbst herumschleichen konnte. Wachsam hatte sie die Augen offen und schon bald wurde sie fündig. Im Garten sah sie einige Stolperdrähte und die Schlösser rund um das Haus, sowie die der
Gartentore waren sehr massiv und nicht einfach zu knacken. Doch sie wusste, dass sie kein Schloss zu knacken brauchte, nicht heute. Flink kletterte sie die Mauer hinauf, die das Anwesen umgab und auf der anderen Seite sprang sie vorsichtig hinab. Darcy wusste, dass es nicht gerade ungefährlich war, sich in Häuser oder auch nur in die Gärten anderer Adliger zu schleichen, besonders als Frau. Dennoch hoffte sie, dass der Marquis bereits zu Bett gegangen sei. Von einem Informanten wusste sie, dass seine jüngeren Geschwister zurzeit nicht in der Stadt weilten. Wenn Darcy ehrlich sein wollte, hatte sie großen Respekt vor dem
Marquis. Vor dem Tode seiner Eltern hatte er der Marine gedient. Dort hatte er auch das Vermögen der Familie Malloren, das schon immer recht beträchtlich war, noch vermehrt, doch vor etwa fünf Jahren, starben seine Eltern an einem Fieber und hinterließen ihm den Titel Marquis of Malloren, mehrere Anwesen und fünf kleine Geschwister. Ihre Informanten sagten, er hätte drei Brüder und zwei Schwestern. Eine der Schwestern, die älteste, hatte letztes Jahr ihr Debüt und hatte sich sogleich gut verheiratet, dennoch waren des Marquis Geschwister unverheiratet. Die jüngsten beiden, waren Zwillinge und sie waren erst sechzehn Jahr alt und
die Schwester des Marquis sollte nächstes Jahr ihr Debüt machen, wenn man dem Klatsch glauben durfte. Plötzlich stutzte sie. Der Marquis war ein Mann, der auf jeder Gesellschaft auftauchte, zu denen er eingeladen wurde. Doch sie konnte sich nicht erinnern ihn heute Abend gesehen zu haben. Schnell verwarf sie ihre Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihren Plan. Sie riss sich zusammen und befestigte das Seil, das an ihrem Waffengürtel hing, an einem Haken, der in der Hauswand steckte und kletterte die Fassade hinauf. Die Wand war glatt und Darcy hatte es nicht einfach, doch als sie den ersten Stock erreichte, sah sie
ein offenes Fenster. Langsam kroch sie heran, untersuchte es und als sie keine Gefahr bemerkte, ließ sie sich durch das Fenster in das Haus gleiten. Sanft wie eine Katze landete sie auf einem Teppich und sie sah sich um. Darcy war in einem Flur gelandet, neben einer Kommode, auf der eine griechische Vase stand. Der Flur war in Schatten getaucht, also ein perfektes Ambiente für sie. Leise schlich sie den Flur entlang. Sie wusste genau, wo sich die Bibliothek befand und hatte deshalb auch keine Schwierigkeiten sie zu finden. Leise öffnete sie die Türe und schlich hinein. Es brannte keine Lampe und auch sonst war kein Lichtschimmer
zu sehen. Sie verweilte und lauschte. Kein Laut war zu hören und doch, irgendwas ließ sie dort verweilen, ohne dass sie es wusste, was es war. Langsam schlich sie ein paar Schritte zurück und versteckte sich hinter einem Bücherregal.
Ihr stieg der Geruch nach Ledereinbänden und alten Büchern und Pergament in die Nase. Sie liebte diesen Geruch.
In den Tiefen der Schatten der Bibliothek hockte sie, atmete leise. Sie war wie erstarrt, als sie hörte, dass auf dem Gang eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie hörte Schritte den Flur heraufkommen. Die Schritte gingen an der Bibliothek vorbei und verklangen. Darcy atmete erleichtert auf. Langsam richtete sie sich auf und schlich zu dem Sekretär, der am Fenster des Raumes stand. Wenn sie Beweise für den Verrat des Marquis finden wollte, so würde sie diese bestimmt hier finden, wenn nicht, würde sie nach Malloren Castle reiten müssen, dem riesigen
Landsitz der Mallorens. Darcy atmete noch einmal tief durch, dann öffnete sie die oberste Schublade des Sekretärs. Dort fand sie einige Papiere, konnte aber aufgrund der Dunkelheit nicht erkennen, um was für Papiere es sich handelte. Konnte sie es wagen, eine Kerze anzuzünden? Nein, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Lichtschimmer unter der Tür hindurch sah, war einfach zu groß. Langsam schlich sie näher an das Fenster, durch das der Mond schien und gespenstisches Licht in den Raum warf. Das Licht reichte aus, dass sie die Papiere durchsehen konnte. Enttäuscht stellte sie fest, dass es keine Beweise für einen
Verrat, eine Zusammenarbeit mit den Franzosen oder den Schotten oder gar eine erneute Drohung gegen den König und dessen Familie war. Sie tappte noch immer im Dunklen und wusste nicht, was sie noch tun konnte. Der Marquis war ihr als eine sichere Spur erschienen. Er war ein gefährlicher, undurchschaubarer Mann, doch der König selbst hielt viel auf ihn. Jedoch konnte man einen König durchaus täuschen. Darcy durchsah auch noch die anderen Schubladen des Sekretärs, konnte aber nichts finden, was ihr behilflich war. Als sie die Turmuhr schlagen hörte, zuckte sie zusammen, dann hörte sie
erneute Schritte auf dem Korridor, die vor der Tür der Bibliothek stehen blieben. „Blake, ich kann Ihre Aufregung gar nicht verstehen, mein Lieber. Es läuft doch alles nach Plan“, hörte sie eine ihr unbekannte Männerstimme sagen, daraufhin verzog Darcy sich wieder tief in die Schatten der Bibliothek. „Lord Bromwell, Ihr scheint mich nicht recht verstanden zu haben! Ich möchte mit dem ganzen nichts zu tun haben. Ich bin weder an einem neuen König noch an einer Gewinnbeteiligung interessiert, vielen Dank“; sagte der Marquis leise aber scharf. „Ach haben Sie sich doch nicht so, Lord
Malloren. Es ist ein gutes für alle Beteiligten, wenn ein neuer König auf den Thron steigen würde.“ „Ich zähle mich aber nicht zu den Beteiligten, Lord Bromwell. Und wenn sie schlau wären, würden Sie mich nicht noch einmal darauf ansprechen. Ich bin meinem König treu.“ „Wer genau ist denn Ihr König, Mylord?“ „Darf ich Sie nun bitten, mein Haus zu verlassen, Sir? Sie haben sich schon viel zu lange hier aufgehalten.“ Lord Bromwells Schritte entfernten sich, doch Darcy war klar, dass der Marquis vorhatte, die Bibliothek zu betreten. Schnell sprang sie zum Fenster, öffnete es und schlüpfte hinaus. Sie schob sich
Schritt für Schritt den Fenstervorsprung entlang. Der Marquis öffnete die Tür zu seiner Bibliothek und fluchte lautlos. Schon auf den ersten Blick fiel ihm auf, dass jemand hier gewesen war. Auch das noch! Zuerst bekam er die Nachricht, dass ein Auftrag, den er für das Parlament erledigen sollte, zu scheitern drohte, dann wurde er von König George III zum Kew Palace gerufen, gerade als er sich zu einer Abendgesellschaft begeben wollte, und nun auch noch dies hier. Ein Eindringling in seinem Haus. Dieser Tag war echt verflucht. Wenn man zudem
bedachte, dass er den König nach einem einstündigen Ritt durch ganz London nicht antraf und dann auch noch von einer Gruppe von Verrätern angeworben werden sollte, konnte man eventuell seine schlechte Laune verstehen. Was für ein Tag. Langsam atmete der Marquis aus und schritt dann zu dem Fenster, das einen Spaltbreit offen stand, obwohl er sehr genau wusste, dass er es geschlossen hatte, bevor er das Haus verließ. Ja, es war hundertprozentig jemand hier gewesen, der Duft des Eindringlings lag noch in der Luft. Ein Duft, der ihm vage bekannt vorkam, dennoch konnte er den Duft nicht zuordnen. Noch
nicht. Die Sicherheitsvorkehrungen an seinen Häusern waren beachtlich und kaum einer konnte diese umgehen, ohne wenigstens von einem seiner Bediensteten, die regelmäßig Wache hielten, gesehen zu werden. Aber dennoch hatte es jemand geschafft. Nun fluchte er laut. Was der Einbrecher wohl gewollt hatte? Gestohlen worden war laut seiner Einschätzung nichts, nichts von materiellem Wert. Langsam schritt er zu dem Sekretär. Dieser war schon seit hundert Jahren in Familienbesitz und seine Mutter hatte ihn zeitlebens benutzt. Ehrfürchtig strich er mit der Hand über das glatte Holz der
Oberfläche, dann öffnete er die Schubladen, eine nach der anderen und überprüfte deren Inhalt. Alles war ordentlich, zu ordentlich wie er schnell bemerkte. Nicht, dass der Marquis unordentlich wäre, das nicht, aber so ordentlich, wie die Papiere in den Schubladen lagen, hatte er sie nicht hinterlassen. Nun war er sich sicher, dass der Eindringling etwas gesucht hatte, aber was? Und die wichtigste Frage war: Hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte? Der Marquis seufzte und schloss die Schubladen wieder sorgfältig. Was war dies nur für ein verfluchter Tag? Zwar hatte der den König in Kew Palace
nicht angetroffen, doch ein Diener richtete ihm aus, dass die Königsfamilie morgen in St. James Palace Einzug hielt und, dass er dort zu einem privaten Gespräch mit dem König alleine, erwartet wurde. Noch nie war eine Einladung ihm gegenüber mit einer solchen Dringlichkeit ausgesprochen worden, deswegen machte der Marquis sich große Sorgen, was ihn Morgen erwarten würde. Er war sosehr in Gedanken vertieft, dass er nicht mitbekam, wie sein Bruder Shane die Bibliothek betrat. So schrak er zusammen, als dieser seine Worte an ihn richtete. „Blake, warum stehst du hier in der
Dunkelheit, mitten in der Nacht?“ Der Marquis drehte sich zu seinem Bruder um und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Ein Lächeln, das nur seine Geschwister in sein Gesicht zaubern konnten. Shane war sein jüngster Bruder und er hatte keine Ahnung davon gehabt, dass er nach London kommen wollte. „Shane, lieber Bruder. Was treibt dich hier her? Warum hast du mir deine Pläne verschwiegen?“ Shane zündete eine Kerze an, denn er hatte nicht große Lust, in der Dunkelheit der Bibliothek zu verweilen. Ein spitzbübisches Lächeln umspielte sein schönes Gesicht. Er stellte die Kerze ab
und trat dann einen Schritt vor und umarmte seinen Bruder heftig. Dann witzelte er: „Ja Bruder, ich freue mich auch, dich zu sehen. Ja, meine Reise hier her war angenehm.“ In seinen Augen funkelte der Schalk. „Aber um auf deine Frage zurückzugreifen, ich kam hier her, um mich der Armee anzuschließen.“ Die Augen des Marquis verengten sich zu Schlitzen. „Du willst was, kleiner Bruder? Warum hast du es mir gegenüber nie erwähnt gehabt?“ „Du hättest mich nicht gehen lassen, das wissen wir beide.“ Der Marquis nickte erschlagen. „Stimmt, aber ist es das was du wirklich
willst? Du bist erst sechzehn Jahre alt, überleg dir das bitte gut.“ Als er sah, dass sein Bruder eine hitzige Bemerkung machen wollte, hob er beschwichtigend die Hände. „Nein, ich versuche dich nicht davon abzubringen, ich möchte nur sicher sein, dass du dir das gut überlegt hast. Wir beide wissen, dass du sehr oft aus dem Affekt handelst.“ Shane lachte. „Wie Recht du hast, lieber Bruder. Nun wie dem auch sei, es ist spät und ich werde mich nun zu Bett begeben.“ Shane verließ die Bibliothek und auch der Marquis machte sich auf den Weg in sein Zimmer, mit der Kerze in der Hand, die sein Bruder angezündet hatte.
In seinem Zimmer entledigte er sich seiner Kleider und wusch sich, dann wandte er sich zum Bett und schlüpfte unter die Decken. Er war noch immer verwundert, wie erwachsen sein kleiner Bruder doch geworden war. Vor fünf Jahren, als er von der Marine zurückgekommen war, waren die Zwillinge Shane und Brenda gerade mal elf Jahre alt gewesen und hatten jede Menge Quatsch im Kopf. Er musste grinsen, als er an so manchen Streich dachte, den die beiden ausgeheckt hatten. Wieso hatte er nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war, wie erwachsen seine kleinen Geschwister nun
waren. Über diesen Gedanken schlief er ein. Der nächste Morgen kam sehr schnell für Darcy, sie hatte nicht viel geschlafen, doch sie war dies gewohnt. Heute würde der König mit seiner Familie eintreffen, das hieß, sie musste zur Begrüßung erscheinen. Sie freute sich darauf, Königin Sophie wieder zu sehen. Die beiden Frauen verstanden sich ausgesprochen gut und waren sich sehr angetan, was der König mit Freude bemerkte. Jedoch sah Darcy dieser Begrüßung heute mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie hatte aus vertraulichen Quellen erfahren, dass der
Marquis of Malloren ebenfalls geladen war und, dass dieser auch wirklich kommen würde, das stand außer Frage. Darcy fragte sich, was König George wohl von ihm wollte. Schnell nahm sie ein Bad und wusch sich mit einer Seife, die leicht nach Lavendel duftete. Dann ging sie mit dem Handtuch um ihren Körper gewickelt, in ihr Ankleidezimmer. Sie entschied sich für ein Blassgrünes Tageskleid aus Seide. Die Königsfamilie war sehr großzügig zu ihr. Nicht nur, dass sie keinerlei Kosten für ihre Garderobe scheuten, nein, sie ließen sie auch während ihrer Abwesenheit in dem St. James Palace
wohnen und für Darcy war dies keine Selbstverständlichkeit. König George hätte auch durchaus ein kleines Stadthaus für sie mieten oder kaufen können, aber davon war noch nie die Rede gewesen. Trotz all dieser Großzügigkeit, war es Darcy zuwider, diese auszunützen. Niemals hätte sie um etwas gebeten, was nicht notwendig gewesen wäre, und doch wurde sie von der Königin mit Geschenken überhäuft, Schmuck, Kleider, Schuhe, Hüte, Handschuhe. Sie wusste, dass es für die Königin ein Bedürfnis war und deswegen nahm sie die Geschenke hin. Sie wollte um nichts in der Welt undankbar erscheinen oder die Königin
vor den Kopf stoßen, deswegen nahm sie all die teuren Geschenke an, wenn auch meist sehr wiederwillig. Sie schlüpfte in das schöne Kleid und ließ sich von ihrer Zofe das Korsett schnüren. Dazu schlüpfte sie in schöne Brokatschuhe und ließ sich von ihrer Zofe Marie, das Haar machen. Zwei Strähnen wurden immer eingeflochten, bevor das Haar zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur verarbeitet wurde. Jeweils eine Locke kringelte sich jeweils auf jeder Seite um ihre Ohren. Schnell zog sie sich noch die Diamantohrringe und das passende Diamantkollier an, dann erhob sie sich anmutig und ging noch einmal zu einem
Schrank. Es würde niemals vorkommen, dass sie ihre Räumlichkeiten ohne irgendeine Waffe verließ. Sie kam zwar auch sehr gut ohne Waffen aus, fühlte sich aber besser, wenn sie welche mit sich trug. Sie schnürte sich ein kleines, kunstvoll angefertigtes Messer, mitsamt Scheide an den Oberschenkel und schob noch ein kleines Messerchen in ihr Mieder. Auch wenn sie nicht mit Problemen rechnete, war es immer besser, wenn man vorbereitet war, egal was kommen möge. Elegant schritt sie aus dem Raum und begab sich zum Salon, wo sie auf die Königsfamilie warten würde. Sie erreichte den Salon und bemerkte, dass sich schon eine
gewaltige Ansammlung Schaulustiger gebildet hatte, die die Ankunft des Königspaares mit ansehen wollten. Darcy seufzte, sie hasste solche Auftritte, denn wenn so viele Menschen zuschauten, musste sie sich im Hintergrund halten und konnte ihre Gönner nicht wie sonst begrüßen, schließlich war ihre Beziehung zu dem König und dessen Frau, für viele ein Geheimnis und für sie, das Rezept ihres Erfolges. Sie blickte sich unauffällig um und stöhnte unwillkürlich auf, als sie sah, wie der Earl of Thyrone auf sie zukam, zugleich bemerkte sie jedoch auch, dass der Marquis of Malloren den Salon betrat. Sie überlegte gerade, wie
sie dem Earl am besten entwischen konnte, als der Marquis sich an ihre Seite stellte und den Earl damit zwang, von seinem Plan Abstand zu nehmen. Sie dankte Gott dafür, denn der Earl war seit ihrer Einführung in die Gesellschaft ihr ehrgeizigster Verehrer und keiner der abgelehnten Heiratsanträge ließ ihn von seinem Plan, sie zur Frau zu nehmen, Abstand nehmen. Dabei konnte sie den schmierigen Earl nicht ausstehen. Er war mittelgroß und hatte blondes Haar, blaue Augen und war stämmig gebaut, doch sein Verhalten war Überheblich, gemein und schmierig. Er wollte sie nur heiraten, da sie das Mündel des Königs war und er sich somit näher an die
Königsfamilie heranbringen würde, doch weder Darcy, noch König George wollten diesen Mann ihn ihrer Nähe haben, so wurde Darcy also in ihrer Ablehnung gegen den Earl of Thyrone unterstützt. Der König hatte ihr versprochen, sie niemals gegen ihren Willen oder als Politisches Mittel zu verheiraten und sie war froh, dass er sich bis jetzt daran gehalten hatte. Sobald der Marquis den Raum betrat, sah er sie. Es stimmte durchaus, dass sie wie immer alle Blicke auf sich zog. Er schämte sich auch nicht, zuzugeben, dass er sie gerne sah. Sie war ja auch wirklich eine Augenweide. Ihr schönes
Blassgrünes Tageskleid betonte ihre rote Haarpracht, die wie immer perfekt frisiert war. Und wie immer konnte er zwei geflochtene Strähnen in der Hochsteckfrisur erkennen. Dies war Lady Darcy Winley’s Markenzeichen, dies und ihre natürliche Eleganz, für die viele der anderen adligen Damen töten würden. Da er schon seit einigen Jahren ein Vertrauter des Königs war, wurde er über ihre Herkunft unterrichtet. König George hielt es damals für wichtig, als sie in die Gesellschaft eingeführt wurde. Daher wusste er auch, warum die junge Dame noch immer bei der Königsfamilie weilte und warum sie den Palace weiternutzen durfte, während die Familie
auf dem Land verweilte. Er schaute sich prüfend im Saal um und sah sehr schnell den Earl of Thyrone, der lästigste aller Verehrer von Lady Winley. Der Earl meinte wohl, er könne heute zum Zug kommen, doch der Marquis vermochte dies zu verhindern. Er eilte auf Lady Winley zu und verbeugte sich vor ihr. Der König hatte ihn über die Abneigung seiner selbst und von Lady Winley gegenüber dem Earl in Kenntnis gesetzt und der Marquis war versucht, jeglichen Streit im Keim zu ersticken, bevor der König Zeuge einer solchen Auseinandersetzung werden konnte. Er wusste, dass Lady Winleys Mutter eine Irin war und dass
die Lady selbst einiges von diesem irischen Temperament geerbt hatte. Darcy reichte dem Marquis ihre Hand und dieser Hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Lady Winley, es ist mir eine Freude, Sie heute hier zu sehen. Schön und strahlend wie immer.“ Der Marquis lächelte kalt und er hielt ihre Hand einen Moment länger fest, als der Anstand es erlaubte. Darcy errötete ein wenig und ihr kam der Verdacht, dass er von ihrer nächtlichen Aktion wusste. Ihr war nicht bekannt, wieviel George ihm anvertraute, vor allem wenn es um sie ging, deswegen war es besser, vorsichtig zu sein, mit dem was sie sagte und was
sie tat. „Lord Malloren, die Freude ist ganz meinerseits.“ Sie knickst vor dem Marquis, weil sie wusste, König George würde es ihr übel nehmen, wenn sie seinen Freunden keinen Respekt zollte. Sanft aber bestimmt entzog sie dem Marquis ihre Hand, die bei seiner Berührung angenehm kribbelte. „Ich habe gehört Ihr Bruder möchte sich der Armee anschließen?“ Des Marquis‘ Gesicht zeigte Überraschung und er hob eine Augenbraue hoch. „Das stimmt, Mylady. Darf ich fragen, woher Sie Ihre Informationen beziehen? Ich selbst erfuhr es erst diese
Nacht.“
Leise aber bestimmt sagte Darcy: „Meine Quellen gehen nur mich etwas an, Sir.“ Dann wollte sie sich entfernen, doch der Marquis nahm schnell ihren Arm und legte ihn in seine Armbeuge. In dem Moment kam das Königspaar an und Darcy konnte sich nicht mehr weheren, ohne die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen, denn es war nun an ihr und dem Marquis, König George, Königin Sophia und Lord Bute zu begrüßen.
Als Darcy mit dem Marquis vor König George und dessen Frau standen, ließ er ihren Arm los und Darcy sank in einen tiefen Knicks, verharrte so und küsste den dargebotenen Handrücken des Königs. „Willkommen in London, Eure Majestät.“ Auch der Marquis, der sich verbeugte, blieb in der Verbeugung verharrt, bis der König das Zeichen machte, dass die beiden sich wieder erheben, beziehungsweise aufrichten konnten. König George wandte sich zuerst an seine Nichte.
„Lady Darcy, es freut mich, Euch wohlauf zu sehen. Ich könnte schwören, dass Ihr seit unserem letzten Zusammentreffen, noch schöner geworden seid, wenn das überhaupt möglich ist.“ Darcy errötete leicht. „Ich danke Euch, Majestät.“ Als sie sich zurückziehen wollte, gebot eine Handbewegung des Königs ihr Einhalt. So stand sie stolz und elegant neben dem Marquis of Malloren, von dem sie nach wie vor nicht wusste, was für ein Spiel er spielte. Nachdem der König und der Marquis einige höfliche Worte gewechselt hatten, wurden beide
entlassen, jedoch nur mit dem Befehl, sich zur Verfügung zu halten. Der Marquis ergriff wieder ihren Arm und schritt mit ihr zurück. Als sie sich weheren wollte, zischte er nur ungeduldig: „Was wir angefangen haben, sollten wir auch zu Ende bringen, nur so wird ein bleibender Eindruck entstehen und Sie werden Thyrone vielleicht viel schneller los sein, als sie denken.“ Darcy seufzte tief, spielte aber mit. Doch sobald sie außer Sichtweite waren, riss sie sich los und bedachte ihn mit einem kalten Blick woraufhin der Marquis nur eine Augenbraue spöttisch hob. „Wo ist denn die Leidenschaftliche,
temperamentvolle junge Dame hin, die ich fünf Jahren kennenlernte?“ Darcy warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu, dann verließ sie den Saal. Keiner achtete groß auf sie, nur der Earl of Thyrone, der dieser ganzen Vorstellung mit mörderischem Blick gefolgt war. Der Marquis wollte sich gerade abwenden, als er bemerkte, wie der Earl of Thyrone Darcy durch die Türe folgte. Da der Marquis sich denken konnte, was der Earl vorhatte, schlich er ihm langsam und leise hinterher. Er wusste, dass der König ihn dafür nicht tadeln würde, schließlich ging es um seine Nichte und um einen Mann, den sie beide nicht leiden konnten. Weder der
Earl noch der Marquis jedoch wussten von der Ausbildung, die Darcy absolviert hatte und dadurch wähnten sie sich beide nicht in Gefahr. Der Marquis beobachtete, wie Lady Darcy in einen kleinen Empfangssalon ging und den Earl wohl nicht bemerkte, als dieser hinter ihr in den Raum schlüpfte, während er sich an den anderen Eingang zu diesem Salon wandte. Unbemerkt betrat er den Raum und hielt sich im Schatten der Türe, versteckt vor den Blicken der Anwesenden, doch konnte er sehen und hören war vor sich ging und im Notfall konnte er auch eingreifen, falls der Earl zu weit gehen würde, doch nun lehnte er sich an den Türrahmen und
wartete. Lady Darcy Winley stand an einem der großen Fenster des Salons und schaute nach draußen. Sie hatte die Anwesenheit des Earls durchaus bemerkt, doch sie verriet es mit keiner Miene, selbst als dieser sie ansprach, ignorierte sie ihn erstmal. „Was war das gerade eben für eine Vorstellung? Warum gebt Ihr euch mit dem Marquis of Malloren ab, wenn Ihr doch mir versprochen seid?“ Als er merkte, dass Darcy ihm nicht antworten würde, versuchte er es nochmal. „Ihr seid die meine und ich werde eine solche Vorstellung nicht ein weiteres Mal dulden“, rief er erzürnt und
Darcy roch an seinem Atem, dass er getrunken hatte. Während des Gespräches war er näher gekommen. Zu nah für Darcy. Mit der einen Hand schob sie den betrunkenen Earl ein gewaltiges Stück zurück und mit der anderen Hand tastete sie nach dem Messer in ihrem Mieder. „Nein, ich war nie die Ihre noch werde ich je die Ihre werden! Weder König George noch ich wollen eine Verbindung mit Ihnen. Der König sprach sich mir gegenüber sehr abfällig über diese Verbindung aus und ich stimmte ihm zu. Ich werde Sie niemals heiraten!“ „Ihr tut doch nicht immer was der König euch sagt? Sicherlich seid Ihr seine
kleine Hure!“ Darcy zog eine Augenbraue hoch, so wie sie es bei dem Marquis oft gesehen hatte. „Ich des Königs Hure? Mein Lieber, das wäre Inzucht und dieses Risiko würde keiner in der Königsfamilie eingehen.“ Doch der Earl war zu wütend und zu betrunken um zuzuhören, doch Darcy war sich dessen mehr bewusst als der Earl selber. Zudem war sie sich auch der Anwesenheit des Marquis bewusst. Was bildete sich dieser eingebildete Vogel eigentlich ein? Dass sie seine Hilfe brauchen würde? Da konnte er warten bis er schwarz wurde. Durch ihre Gedanken hatte sie nicht mitbekommen, dass der Earl sich ihr
wieder genähert hatte. „Nun, wenn Ihr Euch mir nicht freiwillig hingebt, werde ich mir holen, was mir gehört“, zischte er, während er eine Hand auf ihren Mund presste. Nur keine Panik, nur keine Panik, sagte sich Darcy immer wieder. Mit den Fingern hatte sie das Messer aus dem Mieder gezogen, als der Earl anfing sie zu berühren. Jede dieser Berührungen waren ihr zuwider, doch sie weigerte sich stetig in Panik auszubrechen. Ihre Hände waren frei, also würde sie sich wehren können, aber sie musste den rechten Augenblick abwarten, um den Earl nicht versehentlich zu töten oder ihn schwer zu verletzen. Als der Earl
sich ein wenig bewegte, wollte sie schon zuschlagen, aber dann hörte sie ihn etwas sagen, was sie innehalten lies. „Sobald ein neuer König auf dem Thron sitzt, bist du die meine, denn du bist ein Mündel der Krone und nicht an den König gebunden.“ Es gab also wirklich einen Verrat. Sie wartete noch ein wenig, doch als nichts mehr von seiner Seite zu dem Thema kam, hob sie das Messer an seine Kehle und stieß ihn zurück. Als sich der Earl auf sie stürzen wollte, rammte sie ihr Knie in seinen Unterleib, dann knallte sie ihm ihren Ellenbogen gegen die Schläfe und setzte ihn K.o. Ohne den Earl eines weiteren Blickes zu
würdigen, ging sie aus dem Raum und in die Eingangshalle. Gerade in dem Moment kam ein Diener mit der Post hinein und sie nahm ihm die Post ab. Sie blätterte die Briefe durch, nichts Ungewöhnliches. Doch dann zuckte sie zusammen. Ein Brief, so wie die anderen, die Drohbriefe, die der Königsfamilie geschickt worden waren. Sie nahm ihn in die eine Hand und öffnete ihn. Derselbe Text wie bei den anderen Briefen. Sie fluchte, wandte sich um und eilte in den Salon, doch sie sah schnell, dass der König sich nicht mehr hier befand, doch sie hörte seine Stimme aus einem der Empfangszimmer. Darcy kümmerte sich nicht um die
Etikette sondern stürzte in den Raum, ohne anzuklopfen und ohne sich ankündigen zu lassen. Der König war im Gespräch mit dem Marquis of Malloren, doch als er ihr Gesichtsausdruck sah, kam er sofort auf sie zu, nahm ihr den Brief aus der Hand und las ihn, dann fluchte er laut. „Nicht noch einen!“
Dann drehte er sich zum Marquis um, den Brief fest in der Hand. „Blake, das ist der Grund, warum ich mit Ihnen sprechen wollte. Lesen Sie, am besten lesen Sie laut, ich selbst kann es noch kaum fassen.“ Blake nahm den Brief und las ihn erst einmal leise, dann hob er die Stimme und
las: „An die betrügerische Königsfamilie, Eure Tage auf dem Throne Englands sind gezählt, Euer Nachfolger ist bereits gewählt, keiner von Euch wird überleben, weil wir nach Gerechtigkeit streben! Wir werden siegen, und jeden einzelnen von Euch kriegen!“ Blakes Blick war ernst, als er erst zu König George und dann zu Lady Darcy sah. „Ich verstehe. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Darcy wollte schon zornig etwas erwidern, doch der König gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass
sie schweigen sollte. Wütend starrte sie den Marquis an. „Wir haben schon einen ausgebildeten Spion der englischen Krone darauf angesetzt, doch mir wäre wohler, wenn Ihr diesem Spion unter die Arme greifen würdet. Ihr könntet an Informationen gelangen, die unserem Spion verwehrt bleiben, Blake.“ Der Marquis überlegte, doch seine Gedanken wurden sehr schnell von Darcy unterbrochen. „Ihr zweifelt, Majestät?“, zischte sie erzürnt. „Nein, Darcy, aber mir ist bei dem Gedanken nicht wohl, unseren Spion in solch einer Gefahr alleine zu
lassen.“ Bevor Darcy etwas erwidern konnte, mischte sich der Marquis wieder in das Gespräch ein. „Wer ist dieser Spion, Majestät?“ Der König und Darcy wechselten einen langen Blick und Darcy zuckte ergeben mit den Schultern, daraufhin nickte der König und wandte sich Blake zu, doch Darcy wandte sich wütend ab. Wieso sollte sie sich vor jemandem wie dem Marquis rechtfertigen müssen? „Blake, bei unserer Spionin handelt es sich um Darcy. Als sie hier ankam wurde sie von den besten Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet und seit ihrer Einführung in die Gesellschaft ist sie uns
schon zu Diensten. Ich zweifle nicht an ihren Fähigkeiten, doch durch ihre Verwandtschaft zu uns, beinhalten die Drohungen auch sie. Das heißt, auch sie ist in Gefahr.“ Der Marquis schluckte, er war auf alles vorbereitet gewesen, nur nicht auf dies. Konnte er dem König, seinem Freund, den Gefallen tun, um den er ihn gerade bat? Er nickte, natürlich konnte er und er musste es auch. „Okay, ich helfe Ihnen, soweit ich kann, dennoch müssen Sie mir versprechen, dass ich frei Handeln darf, so wie ich es will, wann immer ich es will.“ George nickte und lächelte gezwungen. „Das ist mir Recht, bitte schütze sie so
wie Ihr mich schützen würdet.“ Grinsend wandte sich Blake nun an Darcy. „Nun sind wir wohl ein Team, kleine Lady.“ Darcy’s Augen wurden schmal, dann zischte sie: „Niemals Sir, und Ihr Gespräch mit Lord Bromwell überzeugt mich nicht von Ihrer Unschuld.“ Dann verließ sie schnell den Saal. Blake stutzte, dann musste er grinsen. Dieses verflixte Ding war also sein Eindringling gewesen. Das wohlerzogene Mündel des Königs war eine ausgebildete Spionin, keine feine Dame, so wie alle glaubten. Schnell erkannte er, dass dieses doppelte Spiel durchaus seine Vorteile hatte. Der König
kam somit schnell und effizient an Informationen, die man ihm freiwillig niemals zugetragen hätte. Lady Darcy hingegen musste auf nichts verzichten, sie bekam das Leben das ihr zustand. Auch wenn der Marquis bezweifelte, dass der König ihr weniger Güte gewährt hätte, wäre sie nicht seine Spionin. Er selbst hatte den König vor fünf Jahren als sehr gütigen und großzügigen Mann kennengelernt. Nachdenklich sahen die beiden Männer Darcy hinterher, doch der König war der erste, der sich wieder fasste. „Eure Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit scheint Lady Darcy nicht zu erfreuen. Blake, bitte bringt weder Euch noch sie
in Gefahr. Ich habe mich irgendwie an die Kleine gewöhnt und sie sehr liebgewonnen.“ Blake riss seinen Blick von der schon lange geschlossenen Türe los und lächelte den König gewinnend an. „George, ich denke, dass dies eine sehr interessante Zusammenarbeit werden wird.“ Lachend schüttelte er den Kopf, dann verließ er den St. James Palace, stieg in seine Kutsche und fuhr nach Hause, um dort seine weiteren Schritte zu planen. Darcy wusste, dass es nichts nützen würde, nur einen der Verräter zu enttarnen, sie musste gleich den ganzen
Verräter Ring entlarven. Viel hatte sie nicht, doch sie hatte diesen einen Namen. Lord Bromwell. Sie beschloss, dort anzufangen. Schnell zog sie sich ihre Arbeitskleidung an, legte ihren Waffengurt um, hüllte sich in ihr schwarzes Cape und eilte in den Stall. Ihr war egal, ob man sie heute sah, ihr war auch egal, ob man sie heute erwischte. Darcy wusste nur eins, sie war extrem wütend. Schnell zäumte sie Cesan auf, schwang sich auf seinen blanken Rücken und trieb ihn an. Sie wusste nicht, was der Marquis vorhatte, jedoch musste sie zugeben, dass es ihr auch ziemlich egal war. Trotz
des ganzen Vertrauens, das der König in den Marquis steckte, konnte und wollte sie dem Marquis nicht vertrauen. Darcy atmete tief durch um zur Ruhe zu kommen, dann sah sie sich um. Lord Bromwell besaß nur ein kleines Stadthaus in London und die Sicherheitsvorkehrungen waren lächerlich. Es war ein Kinderspiel dort hinein zu gelangen.
Sie band ihren Hengst in dem Schatten eines Gebüsches an und schlich langsam zum Haus. Aus einiger Entfernung konnte sie sehen, wie eine Frau das Haus durch den Dienstboteneingang verließ. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, vermutete Darcy, dass es sich um dich
Köchin handelte, die auf dem Weg zum Markt war. Als diese außer Sichtweite war, schlich sich Darcy in das Haus und landete in einer verwaisten Küche, da die Köchin gerade gegangen war, befand sich keine Person hier. Dadurch, dass Mittag war, waren auch die anderen Dienstboten beschäftigt. Nun musste sie überlegen wie sie fortfahren sollte. Sie kannte weder das Haus aus vorhergehenden Besuchen, noch kannte sie irgendwelche Baupläne von dem Haus also hieß dies, dass sie improvisieren musste. Auch nicht schlecht, das war mal etwas Neues und nicht Gewohnheit wie immer. Doch wie sollte sie vorgehen? Sie konnte
Lord Bromwell nicht umbringen, so wie sie es am liebsten machen würde, da dies den restlichen Verräterring warnen, aber nicht aufhalten würde. Jedoch bezweifelte Darcy nicht, dass Lord Bromwell eine führende Position in diesem Verrat innehatte. Doch wonach sollte sie dann suchen? Nach Beweisen? Dokumente, die ihn und seine Freunde verraten würden? Doch wo genau würde sie solche finden? In der Bibliothek, so wie sie es beim Marquis gedacht hatte, oder doch eher in seinen privaten Räumen, die niemand außer ihm und seinem Diener betrat? Schnell huschte sie die Dienstbotentreppe hinauf in den ersten
Stock. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo genau sich Lord Bromwells Räume befanden, also musste sie sich auf ihren Instinkt und auf viel Glück verlassen, doch Fortuna war weiblich und konnte somit eine gleichgeschlechtliche nicht im Stich lassen oder?
Gähnende Stille erwartete Darcy im ersten Stock und sie dachte schon sie wäre alleine im Haus, als sie den Flur hinabschlich, doch dann vernahm sie Stimmen durch eine Türe, an der sie gerade vorbeischlich. Beide Stimmen kannte sie und sie hielt inne. „Malloren, Sie scheinen es sich ja doch anders überlegt zu haben.“ „Sonst wäre ich wohl kaum hier, Bromwell. Also, willst du mich nun in den Plan einweihen, oder soll ich wieder gehen?“, brummte der Marquis of Malloren. Darcy sank das Herz, sollte ihr Verdacht
wirklich wahr sein? Sollte der Marquis gerade wirklich dabei sein, seinen König zu verraten? Doch eigentlich sollte es ihr egal sein, was der Marquis tat oder im Begriff war zu tun. Im Grunde genommen war es ihr sogar egal. Warum sollte es ihr auch etwas ausmachen, wenn der Marquis den König, der ihn für seinen Freund hielt, verriet? Dem König würde es das Herz brechen und das Vertrauen in seine Freunde ebenfalls. Sie fluchte lautlos, warum um alles in der Welt machte es ihr etwas aus? Warum machten sich Wellen der Enttäuschung in ihr breit? Warum um alles in der Welt wollte sie nur denken, dass er seinen Job tat und sich in den
Verräterring einschleuste, eine Möglichkeit, die sich ihr niemals bieten würde, wie sie mit Missfallen bemerkte. Langsam atmete sie tief ein und aus. Falls der Marquis gerade den König verriet, würde er unbewusst ihr die Zeit geben, zu finden was sie suchte, falls er jedoch dem König helfen wollte, würde er auch ihr helfen, da sie jedoch nicht wusste, ob sie ihm vertrauen konnte, würde sie ihm nichts von dem erzählen, was sie plante und bereits erfahren hatte. Erst dann wenn sie wusste, ob er auf ihrer Seite stand, würde sie ihm ihre Informationen anvertrauen. Doch falls er ein Verräter war, würde sie ihn mit all den anderen Verrätern aufdecken und sie
alle würden sterben. Darcy fluchte noch einmal lautlos und schlich dann schnell weiter. Sie bog in einen anderen Flur ein und öffnete dann vorsichtig die erste Türe links. Kurz spähte sie in den Raum und schlüpfte dann schnell hinein und schloss die Türe hinter sich. Dann atmete sie auf. Sie hatte die Privaträume von Lord Bromwell gefunden und dieser wusste nicht einmal, dass sie hier war. Doch nun stellte sich eine ganz andere Frage, wo würde der Lord seine wichtigen Dokumente aufbewahren? Sie sah sich um, doch sie entdeckte nichts, was als ein solches Versteck dienen konnte. Langsam wanderte sie durch die drei aneinandergrenzenden Räume und
überlegte. Wo würde sie solche Dokumente verstecken? Sie betrachtete ein Bild, nichts daran war wirklich interessant und sie fragte sich schon, warum es ihre Aufmerksamkeit erregte, als sie bemerkte, dass es schief hing. Ihr Blick glitt über die anderen Bilder im Raum, alle hingen grade an der Wand, doch dieses eine, es schien, als wäre es in aller Eile aufgehängt worden. Es zeigte eine Landschaft, die Darcy nicht kannte, doch sie vermutete, dass diese wohl in den Highlands liegen müsse, denn sie konnte auch ein paar Menschen erkennen, die Kilts trugen. Schnell nahm sie das Bild von der Wand und dahinter erschien eine kleine
Öffnung. Klever. Wirklich Klever, dachte Darcy, als sie das Bild auf den Boden stellte und in die Öffnung hineingriff. Heraus zog sie einige Dokumente und ließ einen schnellen Blick darüber gleiten. Dann hängte sie das Bild zurück und verließ gerade den Raum, als eine Türe der drei aneinandergrenzenden Räume aufging. Schnell verließ Darcy das Haus, ungesehen, wie sie sich hineingeschlichen hatte, bestieg ihren Hengst und ritt auf schnellsten und ungefährlichsten Wege zurück zum St. James Palace.
Der Marquis saß auf einem bequemen
Sofa in aufrechter Haltung und langweilte sich zu Tode. Doch es war eine Rolle die er spielen musste und nachdem Lord Bromwell ihn gestern schon aufgesucht hatte, würde es keinerlei Aufsehen erregen, wenn er sich den Freunden von Bromwell anschloss. Auch wenn er selbst den Lord zutiefst verachtete, doch dies war etwas, was nur der König und des Marquis‘ eigene Familie wussten und keiner würde dies je preisgeben. Er hatte sich direkt nach dem Gespräch mit König George auf den Weg gemacht um Bromwell aufzusuchen, denn er wusste, durch Bromwell würde er am einfachsten zu dem Ring der Verräter
kommen, die den König bedrohten. Zudem würde er so deren Namen erfahren, die er dem König nennen konnte, wenn die Zeit gekommen war. Doch bis dahin würde er eine Rolle spielen müssen, egal was es kosten würde, egal wie sehr es in langweilen würde und egal wie gefährlich es werden würde. Er selbst hatte keine Ahnung was Lady Darcy wusste oder geplant hatte, denn der König hatte ihm nichts verraten, falls er irgendetwas darüber wusste, doch so wie er Lady Darcy einschätzte, plante sie alleine und führte alleine aus, ohne irgendjemandem etwas zu erzählen, sei es um denjenigen zu schützen oder
um unabhängig zu erscheinen. Er wusste es nicht. Zudem wusste er auch nicht, wie er mit ihr, mit einer solch verführerischen Frau, zusammenarbeiten sollte. Doch sollte er sie niemals unterschätzen, da sie ihn heute sehr überrascht hatte, als sie den Earl of Thyrone bewusstlos geschlagen hatte. Er war schon dabei gewesen, einzugreifen, doch er hatte schnell bemerkt gehabt, dass dies unnötig war. In diesem Moment wurden seine Gedanken unterbrochen, als ein Diener von Lord Bromwell die Bibliothek betrat. Schnell blickte der Marquis zu dem dümmlich grinsenden Lord Bromwell, zu dem sich der Diener
wandte. „Mylord, die Dokumente, sie sind verschwunden“, murmelte der Diener erschüttert. „Was sagen Sie? Die Dokumente sind verschwunden? Wie um alles in der Welt ist das möglich? Nur Sie und ich hatten Zugang zu dem Dokument!“, donnerte Lord Bromwell und der Diener zuckte verschreckt zusammen. „Es tut mir Leid, Mylord. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie die Dokumente verschwinden konnten. Keiner hat die Räume betreten, außer Ihnen und mir“, murmelte der Diener verängstigt. „Ich weiß, Smith, ich weiß. Da ich weiß,
dass du sie nicht hast, muss sie jemand von außerhalb entwendet haben. Und das ist mehr als dilettantisch. Smith, finden sie denjenigen, der die Dokumente gestohlen hat! Bring sie mir zurück, selbst wenn du sie dem König persönlich stehlen musst!“ Der Diener, der Smith hieß, nickte ergeben und verließ den Raum. Auch der Marquis verabschiedete sich nun von Lord Bromwell, denn viel länger würde er es nicht mehr hier aushalten ohne seine Rolle fallen zu lassen. Kaum war er auf den Flur getreten, nahm er einen ihm bekannten Duft war und er wusste sofort, wer die Dokumente gestohlen hatte. Er lachte in sich hinein. Die
Dummheit von Lord Bromwell war kaum zu übertreffen, er ließ sich von einer Frau bestehlen. Vor dem Haus stieg er in seine wartende Kutsche und sah gerade noch aus den Augenwinkeln eine in schwarz gekleidete Frau auf einem riesigen Pferd davon reiten. Blake Malloren schmunzelte. Diese junge Dame hatte mehr drauf als er vermutet hatte. Rumpelt fuhr die Kutsche los und der Marquis lehnte sich seufzend in die Sitze zurück. Auf der Fahrt zu seinem Haus würde er sein weiteres Vorgehen planen können, doch schnell stellte er fest, dass er sich nicht auf seine Pläne konzentrieren konnte. Seine Gedanken
schweiften immer wieder ab zu Lady Darcy. Das würde noch sehr interessant werden, überlegte er. Wenn ihm noch vor ein paar Tagen jemand gesagt hätte, dass er Zeit damit verbringen würde an das Mündel des Königs zu denken, hätte er diesen für verrückt erklärt, vor allem wenn dieser die Art seiner Gedanken ihr gegenüber erwähnt hätte. Blake bemerkte wie viel sich in nur zwei Tagen geändert hatte. Rumpelnd fuhr die Kutsche durch die Straßen Londons. Auf den Kutschentüren prangte das Wappen der Malloren, groß und stolz. Und wiederum gingen des Marquis‘ Gedanken zu dem König. Denn nur dieser und er selbst
wussten, was er dem König alles verdankte. Als die Kutsche vor seinem Stadthaus hielt, stieg er aus und betrat sein Haus. Sofort kam ihm ein Diener entgegen, um ihm seinen Mantel und seinen Hut abzunehmen. Kaum hatte er sich dessen entledigt, ging eine Türe auf und eine junge Frau trat aus dem Essenszimmer. Blake hob fragend eine Augenbraue, als sie auf ihn zugeeilt kam. „Sinead, geliebte Schwester, was bringt dich in dieses Haus? Ich dachte, du wärst noch immer in Malloren Castle und würdest dort auf meine Rückkehr warten.“ Blake nahm ihre Hand in die seinen und lächelte seine kleine
Schwester an. „Ich bin gekommen um mich von Shane zu verabschieden, Bruder. Ich kann ihn nicht einfach so ziehen lassen.“ Sie küsste ihren älteren Bruder auf beide Wangen und dabei fiel ihr, wie schon so oft, auf, dass er keine Perücke trug, so wie es Mode war. Nein, alle ihre Brüder hatten ihre Haare lang und zu einem Zopf zusammengebunden, aber keiner trug je eine Perücke. Blake lächelte noch immer. „Er hat mir erst gestern von seinem Entschluss erzählt, ist er denn schon zurück?“ Traurig schüttelte Sinead den Kopf. „Uns anderen hat er es während eines Streites um die Ohren gehauen. Ich weiß
nicht, was ihn dazu bewogen hat, vielleicht will er in deine Fußstapfen treten. Oh Bruder, kannst du ihn denn nicht aufhalten? Ihn von diesem Gedanken abbringen? Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm dort etwas passieren würde und wenn dies das letzte Mal ist, dass ich meinen Zwillingsbruder sehen kann.“ Bedauernd schüttelte Blake den Kopf. „Ich denke in diesem Fall ist es das Beste, ihn ziehen zu lassen. Ich möchte ihn ungern zwingen hierzubleiben. Auch mir gefällt der Gedanke nicht, aber ich vertraue darauf, dass Shane weiß, was das Beste für ihn ist und zudem ist er nun in einem Alter, in dem er selbst
ausprobieren muss und in dem er sich gegen mich auflehnt. Mach dir nicht zu viele Sorgen, kleine Schwester. Er weiß dieses Mal was er tut.“ Sanft strich er über das schwarze lange Haar seiner gerade mal sechzehnjährigen Schwester. Alle Mitglieder seiner Familie hatten das Schwarze Haar seines Vaters geerbt. Wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit, schweiften seine Gedanken zu seinen verstorbenen Eltern. Machte er sie stolz? Hatte er seinen Geschwistern wirklich alles gegeben, was diese brauchten? Hatte er alles im Sinne seiner geliebten Eltern gemacht? Blake betrachtete seine Schwester von oben bis unten. Ihre blasse Haut trat in
einen fast schon krassen Kontrast mit ihren schwarzen Haaren, doch ihre Lippen, die rosa waren und ihre goldenen Augen, ließen diesen Kontrast nicht mehr so stark erscheinen. Das blassrote Tageskleid, das sie trug, schmeichelte ihrer schlanken Figur und betonte ihr Gesicht. Er lächelte erneut. „Sinead, was hältst du davon, wenn wir dich nächstes Jahr in der Gesellschaft einführen? Ich denke bald hast du das richtige Alter dafür erreicht und der Spaß, den du auf den Bällen haben würdest, würde dich um deine Sorge gegenüber Shane ablenken.“ Sinead strahlte. Auch ihr Gesicht wies aristokratische Züge auf, so wie bei
jedem in der Familie und sie hatte hohe Wangenknochen, ihr Gesicht war herzförmig. Und nun, als es strahlte, zeigte es eine Schönheit auf, die er bei vielen anderen Damen in der Gesellschaft vermisste. Er wusste, dass seine Schwester wie ein Stern sein würde. Seine Mutter war auch eine natürliche Schönheit gewesen. „Du willst mich nächstes Jahr wirklich in die Gesellschaft einführen?“ Ich denke bald hast du das richtige Alter dafür erreicht und der Spaß, den du auf den Bällen haben würdest, würde dich um deine Sorge gegenüber Shane ablenken.“ Sinead strahlte. Auch ihr Gesicht wies
aristokratische Züge auf, so wie bei jedem in der Familie und sie hatte hohe Wangenknochen, ihr Gesicht war herzförmig. Und nun, als es strahlte, zeigte es eine Schönheit auf, die er bei vielen anderen Damen in der Gesellschaft vermisste. Er wusste, dass seine Schwester wie ein Stern sein würde. Seine Mutter war auch eine natürliche Schönheit gewesen. „Du willst mich nächstes Jahr wirklich in die Gesellschaft einführen?“ Blake nickte und fühlte in dem Moment, dass er das richtige tat. Sineads schönes Gesicht verdüsterte sich jedoch kurzweilig wieder. „Aber du willst mich nicht verheiraten oder?
Bruder, du hast mir versprochen, dass ich mir meinen Ehemann selber aussuchen darf.“ „Kleine Schwester, natürlich darfst du das. Nichts liegt mir ferner als dich unglücklich sehen zu wollen. In diesem zauberhaften Gesicht möchte ich keine Tränen sehen, nur ein Lächeln, das die Herzen aller erweicht.“ Sofort erstrahlte Sineads Gesicht wieder und ein schönes Lächeln breitete sich darauf aus. Dieses Lächeln war schon immer ihr größter Trumpf gewesen, mit diesem Lächeln konnte sie jeden für sich gewinnen. In diesem Moment schwor er sich selbst sie wirklich in die Gesellschaft
einzuführen, wenn er nächstes Jahr noch lebte. „Hast du schon zu gespeist?“ „Nein, ich hatte noch eine wichtige Besprechung und bin bis jetzt nicht dazu gekommen.“ „Dann speise mit mir, ich wollte gerade anfangen, als du nach Hause kamst.“ Dies ließ sich Blake nicht zweimal sagen, denn er hatte durchaus Hunger bekommen und er wusste, dass seine Köchin bestimmt etwas Leckeres gezaubert hatte. Das tat sie immer wenn Sinead im Hause war. Gemeinsam gingen die beiden in den Essensaal. Dort war ein prächtiges Mittagessen serviert. Blake setzte sich
neben Sinead und fing an zu essen. „Wie war deine Fahrt hier her?“ „Lang und sehr langweilig. Normalerweise lenkt mich immer Shane ab, aber dieses Mal…“ Blake verstand sie. Seit der Geburt der beiden waren sie nie getrennt gewesen, zumindest nicht freiwillig. Wo Shane war, dort konnte man auch Sinead finden. Beide hatten in ihrer Kindheit jede Menge Blödsinn angestellt und er hatte es nie einfach mit ihnen gehabt. Ihnen die Eltern zu ersetzen hatte er wohl nicht geschafft, dafür hatte er alles dafür gegeben, dass sie zusammen und glücklich aufwachsen konnten. „Wie lange möchtest du hier bleiben?
Und was machen unsere Geschwister auf dem Land? Haben sie auch vor her zu kommen?“ Sinead zuckte die Achseln. „Anfangs bin ich nur wegen Shane gekommen, die anderen wollten mich davon abhalten aber ich konnte Shane nicht einfach so gehen lassen. Aber ich denke ich werde noch ein paar Wochen bleiben, hier findet man so viel Zerstreuung.“ Blake seufzte lautlos, denn die Pläne seiner kleinen Schwester standen den seinen im Wege. Er hatte sich geschworen seine Geschwister niemals in Gefahr zu bringen, doch wenn seine Schwester hier blieb, dann war sie in Gefahr.
In dem Moment dachte er wieder an Lady Darcy, denn auch sie war in Gefahr. Je näher sie der Verschwörungsquelle kam, desto größer wurde die Gefahr für sie und er hatte George versprochen, dass ihr nichts zustoßen würde. Doch konnte er dieses Versprechen halten? Lady Darcy war ein Heißsporn genau wie Sinead und daher war es nicht leicht auf sie aufzupassen. Zudem weigerte sie sich ja auch mit ihm zusammen zu arbeiten. Demnach kannte er ihre Pläne nicht und konnte somit nicht wirklich Rücksicht auf sie nehmen. Der Mittag verging schnell und Sinead
zog sich bald zurück um sich von der Reise zu erholen. Blake begab sich in seine Bibliothek, setzte sich in den Sessel und goss sich einen Schluck Whiskey ein. Er starrte in das Glas und dachte nach. Nach einer Weile fing er an zu arbeiten. Er ging die Berichte seiner Angestellten durch, die für ihn Informationen eingeholt hatten und beantwortete Briefe seiner Verwalter, die in seiner Abwesenheit seine Güter betreuten. Erst am Späten Abend unterbrach er seine Arbeit und dachte nach. Sollte er heute noch ausgehen? Einladungen hatte er genug und keiner würde sich wundern, wenn er erst zu so später Stunde
aufschlagen würde, denn das tat er ohnehin fast immer. Darcy schritt im Ballsaal umher. Ihr folgte dezent ihre Anstandsdame, die auch gleichzeitig eine ihrer Ausbilderinnen war. Ihr war die heutige Abendgesellschaft zuwider und doch musste sie hingehen wenn sie weitere Informationen bekommen wollte. Langsam blickte sie sich um. Überall waren Damen, die über Gott und die Welt redeten und am liebsten über andere Damen, die nicht anwesend waren. Alles schien normal, so wie jeden Abend, daher konnte Darcy sich ihre innere Unruhe nicht erklären.
Noch einmal ließ sie ihren Blick schweifen bevor sie weiterschritt. Es waren viele Gentleman da, darunter auch Lord Bromwell und der Earl of Thyrone, der sich anscheinend soweit erholt hatte, waren ebenfalls anwesend. Darcy war überzeugt davon, dass beide in die Verschwörung verstrickt waren. Der Earl hatte sich selbst verraten und auch Lord Bromwells Dokumente, die sie entwendet hatte, machten ihn zu einem Hauptverdächtigen, genauso wie all die Namen, die auf dem Dokument verzeichnet waren. Nun galt es nur noch, die Verdächtigen aufzuspüren, denn von vielen der Namen hatte sie
noch nie etwas gehört und einen anderen Namen, den sie gelesen hatte, würde sie am liebsten vergessen. Langsam umging Darcy die tanzenden Paare und gesellte sich zu einer Gruppe von Damen, die sich gerade über die neuste Mode unterhielten. Doch lange hielt sie das Geschnatter der Damen nicht aus also schritt sie weiter durch den Saal. Viele tanzende Paare konnte sie sehen. Darcy selbst hatte mehrere Tänze abgelehnt. Viele Herren die in der Gesellschaft weit unter ihr standen versuchten sie zu umgarnen und später zu heiraten, um ihren Beziehung zum König zu verbessern, doch keiner von
ihnen ahnte wie wenig der König Darcy verheiraten wollte. Ebenso ahnte keiner, dass George ihr vor Jahren das Versprechen gab, dass sie sich ihren Gemahl selber aussuchen dürfe, wenn sie jemals das Verlangen nach einer Ehe verspürte. Gerade verstummte die Musik, als ein wenig Bewegung in die Gesellschaft kam. Darcy hob ihren Blick um zu sehen, was die Leute dazu veranlasst hatte, von ihren üblichen Gewohnheiten abzuweichen. Sofort fiel ihr Blick auf den Neuankömmling. Der Marquis Blake of Malloren. Darcy war bekannt, dass er öfters erst spät auf Gesellschaften
erschien, wenn er sich dann einmal dazu hinreißen konnte. Er war durchaus ein sehr gern gesehener Gast, nicht zuletzt weil er unverheiratet und sehr wohlhabend war, doch er zeigte sich nicht wirklich oft auf den abendlichen Gesellschaften. Blake war ganz in Schwarz gekleidet, so wie immer seit dem Tod seiner Eltern. Dennoch konnte Darcy nicht behaupten, dass ihn schwarz schlecht kleidetet. Er sah edel und adrett aus. Seine Kleidung unterstich seine schlanke, muskulöse Figur und seine gebräunte Haut stand in einem angenehmen Kontrast zu der schwarzen Kleidung und den schwarzen Haaren. Auch heute trug er keine
Perücke, so wie es zurzeit Mode war. Als Blake durch den Saal ging wichen die Leute zurück um ihm Platz zu machen. Auch das war üblich wenn der Marquis auftauchte. Sein harter Blick flößte allen Respekt ein und keiner wollte ihn sich zum Feind machen, denn jeder wusste, dass der Marquis während seiner Zeit bei der Marine vieles geleistet hatte und viele einflussreiche Freunde hatte. Darcy begegnete Blakes Blick und sie war sich nicht sicher was sein Blick bedeuten sollte. Normalerweise hatten sie sich bisher in der Öffentlichkeit schon fast peinlich gemieden. Doch plötzlich wurde Darcy klar, dass dies
nach dem Auftritt bei der Begrüßung des Königs nicht mehr möglich sein würde. Zudem könnten Gerüchte über die Art ihrer Beziehung zueinander aufkommen. Zu einer Beziehung die gar nicht existierte. Doch Darcy war auch klar, dass sie sich mit dem Marquis gut stellen musste, denn er konnte der Schlüssel zu ihrem Erfolg sein und er war ein sehr guter Freund des Königs, das war ein weiterer Grund um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. George würde ihr nie verzeihen wenn sie ihn Beleidigen würde, selbst dann wenn sie im Range höher stand als er. Blake Malloren wandte sich Lady Darcy zu und ging zu ihr. Bei ihr angekommen
verbeugte er sich höflich, Darcy knickste vor ihm. „Lady Darcy, was für eine Freude Euch hier zu sehen“, murmelte Blake. Darcy reichte ihm ihre Hand, die er zärtlich küsste. Ein Ritual, dass zwischen Mann und Frau bei der Begrüßung dazu gehörte. Darcy hatte normalerweise keine Probleme damit, doch bei Blake Malloren war sie kurz davor, ihm ihre Hand zu entreißen. Als seine Lippen ihre Haut berührten, ging ein Kribbeln durch ihren ganzen Körper und sie riss erstaunt die Augen auf. Auch Blake betrachtete sie nachdenklich, dann richtete er sich wieder auf und hatte ein leicht
spöttisches Lächeln auf den Lippen. Sein Markenzeichen. „Ich freue mich auch, Euch hier zu treffen, Mylord Malloren“, erwiderte Darcy leicht verwirrt. Als Blake nicht antwortete, versuchte sie erneut, ein Gespräch zustande zu bringen. „Wie ich hörte sollen sich Ihre jüngsten Geschwister in der Stadt aufhalten.“ Blake sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Woher wisst Ihr davon?“ Wenn diese Information bereits zu Lady Darcy vorgedrungen war, dann mussten auch schon andere davon gehört haben. Darcy sah seinen bestürzten Blick und
legte ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm. „Ihr vergesst, dass ich dafür ausgebildet wurde, alle möglichen Informationen zu bekommen.“ Sie lächelte sanft und Blake beruhigte sich wieder etwas. Er wollte also nicht, dass andere davon erfuhren, dass sich seine Geschwister hier aufhalten, dachte Darcy. Das war interessant. Darcy fiel auf, das Blakes Blick genauso umher schweifte, wie der ihre. Ob er nach jemandem suchte? Plötzlich wandte er sich wieder an sie. „Haben Sie interessante Informationen auf Lord Bromwells Dokument gefunden?“ Darcy nickte langsam. Sie war nicht
bereit ihre Informationen mit Blake zu teilen. Noch nicht, erst musste sie sich einer Sache hundertprozentig sicher sein. „Ja, es standen einige interessante Namen darauf. Ein paar bekannte und ein paar unbekannte. Soll ich den Ihren ebenfalls hinzuschreiben, Mylord?“, fragte Darcy zynisch und ihre Augen blitzten wütend. Blake zog eine Augenbraue hoch und lächelte dann liebenswürdig. „Ihr seid sehr unvorsichtig, Lady Darcy.“ Darcy zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste, eigentlich war es längst schon Zeit für sie zu gehen, aber sie hätte einiges dafür gegeben, die
Informationen, die Blake hatte, ebenfalls zu bekommen. Doch wusste sie auch, dass er sie ihr wahrscheinlich nicht ohne weiteres erzählen würde. Das würde gegen seine Prinzipien gehen. Und doch würde sie nicht gehen, ohne seine Informationen gehört zu haben. „Der König hat angeordnet, dass wir zusammenarbeiten sollen. Daher wäre ich sehr erfreut, wenn ich Ihre Informationen ebenfalls einsehen könnte, damit ich meine weiteren Schritte besser planen kann.“ Blake betrachtete sie nachdenklich. Was hatte diese kleine, temperamentvolle Lady vor? Lange zögerte er, doch dann besann er sich und entschloss sich, Lady
Darcy ein paar Informationen zu verraten, jedoch nicht alle. Sie musste erst beweisen, dass sie sein Vertrauen wert war. Langsam nickte Blake, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: „Im Gegenzug zu einem Tanz mit Ihnen gerne. Und bevor Sie sich weigern, denken Sie daran, was viele der Leute hier denken, wenn wir so lange beieinander stehen ohne miteinander verwandt zu sein oder ohne zu tanzen.“ Darcy, die im ersten Augenblick ablehnen wollte, überlegte sich ihre Antwort nun gut. Sie war zwar nicht übermäßig auf ihren Ruf bedacht, doch hatte es durchaus Vorteile, einen
tadellosen Ruf zu besitzen. Blake schien zu wissen, was in ihrem Kopf vor sich ging und bot ihr lächelnd seinen Arm. Darcy legte ihre Hand hinein und blitzte wütend zu ihm hinauf. Sie wusste zwar, dass er dies nicht eingefädelt hatte, sondern, dass dies ihrer eigenen Unbedachtheit entsprungen war, dennoch suchte sie einen Grund sauer auf ihn zu sein und seinen Charme nicht zuzulassen. Zusammen schritten die beiden zur Tanzfläche. Es wurde gerade ein Walzer gespielt, so tanzten die beiden einen Walzer. Ihr Tanz war wie eine Vollendung. Beide hatten das Tanzen schon sehr früh erlernt und es immer
weiter geübt bis sie wahre Meister darin wurden. So ergänzten sich die beiden perfekt und viele der anwesenden Herrschaften sahen ihnen beim Tanzen zu. Es war ein seltenes Erlebnis ein solch vollkommenes Paar auf der Tanzfläche zu sehen, aber noch seltener war es, dass es sich dabei um Lady Darcy oder den Marquis of Malloren handelte. Keiner von beiden tanzte sehr oft auf Bällen und wenn doch, dann nur mit ausgewählten Partnern. So war es an diesem Abend eine angenehme Überraschung, gerad die beiden tanzen zu sehen, welche sich sonst nicht diesem Vergnügen hingaben.
Als die Musik verklungen war, brandete Applaus auf, der vor allem Lady Darcy und Blake galt, die ihn jedoch geflissentlich ignorierten. Blake begleitete Darcy noch von der Tanzfläche, dann verbeugte er sich, küsste ihre Hand und flüsterte: „Ich werde Ihnen die Informationen zukommen lassen, Lady Darcy. Sie ihr zu erzählen wäre zu gefährlich, denn man weiß nie wer einem zuhört. Ich verabschiede mich nun von Ihnen.“ Darcy nickte leicht und wieder merkte sie das Kribbeln in ihrem Körper, als Blake ihre Hand küsste. Nicht lange, nachdem Blake den Saal verlassen hatte, ließ auch Darcy ihre
Kutsche vorfahren. Doch als sie selbst den Saal verlassen wollte, wurde sie von dem Earl of Thyrone und Lord Bromwell aufgehalten. „Wohin so schnell, Lady Darcy? Etwa zu einer Verabredung mit dem Marquis?“, fragte der Earl of Thyrone und Darcy erkannte recht schnell, dass dieser angetrunken war. Sie versuchte die beiden zu ignorieren, doch hatte sie nicht mit deren Starrsinn gerechnet. „Fühlt Ihr Euch nicht erhaben genug mit uns zu reden? Oder denkt Ihr, dass Ihr als Mündel des Königs im Range über uns steht?“ Damit hatten sie ins Schwarze getroffen.
Denn tatsächlich stand sie im Range weit über den beiden Männern. Darcy riss sich zusammen und lächelte spöttisch. „Was Ihr nur über mich denkt, Thyrone. Wirklich enttäuschend das zu hören.“ Sie schüttelte leicht frustriert den Kopf dann sprach sie weiter. „Aber es stimmt durchaus. Ich stehe im Rang weit über Ihnen und das hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass ich ein Mündel der Krone bin, sondern eher damit, wer meine ehrenwerten Eltern waren. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet.“ Darcy knickse übertrieben höflich und verschwand dann durch die Türe und setzte sich aufatmend in ihre Kutsche.
An diesem Brocken würden die beiden Herren nun erst mal eine Weile zu kauen haben.
Die Kutsche fuhr ratternd durch London und hielt nur wenig später vor dem St. James Palace. Dort stieg Darcy schnell aus und betrat den Flügel des Hauses, in dem ihre Räumlichkeiten untergebracht waren. Der Schlafmangel und die Anstrengungen der letzten Tage begannen sich bemerkbar zu machen und Darcy unterdrückte ein Gähnen.
In Gedanken vertieft betrat sie ihren eigenen kleinen Salon. Niemals hätte sie jemanden in ihren Räumlichkeiten erwartet, daher erschreckte sie sich gründlich, als sich eine dunkle Gestalt aus den Schatten des Salons löste. Schnell hatte sie das Messer aus ihrem Mieder gezogen und hielt es der dunklen Gestalt an die Kehle, diese jedoch bewegte sich nicht mehr. Langsam bewegte sich die Hand des Eindringlings nach oben und legte sich auf Darcys Hand mit dem Messer. Sofort verriet das Kribbeln in ihrem Körper wer es war, doch weigerte sie sich, als
erstes nachzugeben. Weiterhin hielt sie das Messer gegen Blakes Kehle gedrückt, bis er einen Schritt nach hinten machte und schnell eine Kerze entzündete. Das goldene Licht der Kerze beleuchtete sein Gesicht und Darcy konnte den leichten Hauch des Schreckens darin wahrnehmen. Sie legte das Messer auf den Sekretär zu ihrer linken und sah sich im Salon um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches sehen und doch wusste sie genau, dass Blake nach etwas gesucht hatte. „Habt Ihr gefunden, wonach Ihr gesucht habt?“, fragte sie scharf und hoffte, dass man ihr den Schrecken, den sie verspürte nicht
ansah. Blake schüttelte den Kopf. „Nein, nicht direkt. Ich habe nichts von Ihren Aufzeichnungen und Infor-mationen gefunden, dafür aber Ihr Waffenarsenal und einige Briefe, die mich leicht verwirren.“ Darcy starrte ihn an. Er hatte ihre Briefe gelesen? Blake hob ein paar Briefe in die Luft und Darcy sog scharf die Luft ein. „Diese Briefe betreffen Ihre Eltern, nicht wahr? In ihnen wird auch Ihre Beziehung zum König nahegelegt.“ Darcy schluckte hart. „Diese Briefe gehen Sie nichts an, Blake Malloren!“ „Ihr seid auf der Suche nach Eurem
verschollenen Bruder, nicht wahr, Lady Darcy?“ Er sah sie ein-dringlich an, doch Darcy wandte sich von ihm ab und durchschritt den Salon in Richtung ihres Schlaf-zimmers. Sie wollte nicht antworten. Sie wollte nicht darüber reden, nicht darüber, nicht über ihre verstorbenen Eltern, noch über ihren verschollenen Bruder. In diesem Moment war sie ganz froh darüber, dass Blake ihre Aufzeichnungen zu den Verdächtigen nicht gefunden hatte. Sie hatte schon fast die Verbindungstüre erreicht, als Blake ihren Arm umfasste und sie zu sich um-drehte. „Beantworte meine Frage, Darcy. Ich bin nicht sehr geduldig bei solchen
Dingen!“ Noch immer weigerte sich Darcy zu antworten, jedoch konnte sie nun nicht mehr wegsehen, denn Blake zwang sie dazu, ihn anzuschauen. Sie spürte den leichten Druck seiner Hand auf ihrem Arm und ihr Herz fing an zu rasen. Nicht aus Panik, denn sie wusste, dass der Marquis ihr niemals etwas antun würde. Es war egal wie finster er immer blickte und wie teilnahmslos er immer tat, jedoch würde es gegen seine Prinzipien verstoßen, wenn er einer Frau wehtun würde. Ihre Haut begann zu kribbeln. Darcy verfluchte die Schwäche ihres Körpers. Warum musste sie gerade auf den
Marquis reagieren? Sie fluchte lautlos und starrte den Marquis finster an. Sie wusste, dass sie um eine Antwort nicht herumkommen würde, doch sie war nicht bereit ihm die volle Wahrheit zu sagen. Es würde nichts schaden, gründlich über eine geeignete Antwort nachzudenken. Eine Antwort, die ihn zwar befriedigen würde, ihm jedoch nicht mehr als unbedingt notwendig erzählen würde. Langsam senkte Darcy ihren Blick und versuchte leicht beschämt auszusehen. „Ja, ich suche nach meinem Bruder. Man hält ihn für tot, doch das glaube ich nicht. Doch bisher habe ich nicht viele nützliche Informationen gefunden, Sir.
Ich vermag nicht dasselbe Glück zu haben wie Ihr.“ Damit blickte sie den Marquis langsam an. Er schien befriedigt und nachdenklich. Langsam entwand sie ihm ihren Arm und ging in ihr Schlafgemach. Der Marquis hingegen blieb an der Türe stehen und blickte Darcy hinterher. Nachdenklich fragte er: „Weiß der König von Euren Nachforschungen, Lady Darcy?“ „Nein, Sir. Natürlich hat George nach ihm suchen lassen, nach dem Tode meiner Eltern, doch er fand nichts über ihn. Es war so, als wäre er vom Erdboden verschwunden.“ Darcy konnte
ihre Traurigkeit nicht verbergen und in diesem Moment sah Blake das kleine Mädchen, dass sie nach dem gewaltsamen Tode ihrer Eltern gewesen sein musste. Er erinnerte sich daran, dass er sie damals einmal flüchtig gesehen hatte, nachdem sie des Königs Mündel wurde. Ein junges, schmutziges Mädchen mir traurigen grünen Augen. Das Bild des kleinen Mädchens würde er nie vergessen. Nicht dass sie damals hilflos gewirkt hatte, nein, das hatte sie wirklich niemals. Er war damals sogar überrascht gewesen, was für einen Hass und welche Wut sie damals verspürt hatte. Natürlich hatte ihn niemand über die genauen Umstände, was den Tod der
Familie des Duke of Hereford betraf, informiert, daher hatte er angenommen, sie seien einen natürlichen Tode gestorben. Er hatte ihre Wut als eine Art jugendlicher Rebellion angesehen, doch nun hatte ein bestimmter Unterton in ihrer Stimme ihn Aufmerksam gemacht. In diesem Moment beschloss er, sich über die genauen Ursachen, die den Tod ihrer Eltern herbeigeführt hatten, zu informieren. „Der König würde Eure Nachforschungen zu Eurem Bruder wohl eher nicht gut heißen?“ „Er würde es für Zeitverschwendung halten denn seine eigenen Nachforschungen ergaben damals
nichts.“ Der Marquis blickte sie nachdenklich an. Weshalb hatte sie ein so plötzliches Interesse daran, ihren Bruder zu finden? „Habt Ihr irgendwelche Anhaltspunkte zu dem Verbleib Eures Bruders?“ Darcy nickte. „Kürzlich erst erhielt ich ein paar nützliche Informationen. Doch Ihr wart nicht deswe-gen hierhergekommen. Warum seid ihr hier?“ Der Marquis erinnerte sich nun an seinen eigentlichen Grund und er übergab ihr einen dicken Brief, dann verabschiedete er sich und verschwand so lautlos, wie er gekommen war. Darcy las den dicken Brief und legte ihn zu ihren Unterlagen. Die Informationen
des Marquis waren interessant und gaben ihr ein paar neue Anhaltspunkte. Sie nahm an, dass dieser ebenso seine Spione in den Umlauf gebracht hatte. Eine Woche später wurde ihre Anwesenheit vom König und der Königin gefordert und sie wartete nicht lange und machte sich schnell, nach Eintreffen der Nachricht, auf den Weg zu dem Privaten Salon des Königs. Schnell durchschritt sie die langen Gänge, ihre langen roten Locken gingen ihr bis zur Taille und schmeichelten ihrer schmalen Statur. Die Türe des Salons stand einen spaltbreit offen und Darcy wollte schon
eintreten, doch dann zögerte sie. Der König und die Königin waren in ein privates Gespräch vertieft das sie nicht stören wollte, doch genauso wenig jedoch wollte sie lauschen. Egal wie eng ihr Verhältnis zum Königspaar war, deren private Gespräche gingen sie nichts an und sie interessierte sich auch nicht wirklich dafür. Sie hatte sich schon umgedreht um sich leise zu entfernen, als sie aus dem Gespräch ihren Namen heraus hörte. Sie blieb stehen und lauschte nun doch, wenn auch ungewollt. Unbewusst wollte sie wissen, was der König und die Königin über sie dachten und was sie besprachen, wenn sie selbst nicht
anwesend war. „Du hast ihr versprochen, dass sie selbst entscheiden kann, ob sie heiraten möchte und wenn sie es will, wen sie heiraten möchte!“, sagte Königin Charlotte in diesem Moment zu König George. „Ich weiß, meine Liebe. Ich möchte mein Versprechen ihr gegenüber auch nicht brechen, jedoch wäre es mir lieber sie nun in Sicherheit und gut verheiratet zu wissen. Gerade jetzt, in dieser gefährlichen Zeit, liegt mir ihre Sicherheit mehr am Herzen als jemals zuvor.“ „Ich mache mir doch auch Sorgen um sie. Doch nehmen wir mal an du machst
ihr diesen Vorschlag, ich bezweifle ernsthaft, dass sie ihn gut aufnehmen würde und dir dankbar sein würde dafür, dass du dir solche Gedanken um ihre Sicherheit und ihre Zukunft machst. Es würde sie betrüben. Vor allem, was eine viel wichtigere Frage darstellt, wen hättest du für sie vor Augen? Es gibt nicht viele Männer von adligem Blut, mit einem Titel, die ihr nur im Geringsten ebenbürtig sind. Nicht nur von Geburt und Stand, sondern auch was ihren Charakter und ihr Temperament betrifft.“ „Einen geeigneten Ehemann für sie zu finden ist nicht einfach, damit hast du durchaus Recht meine Liebe. Doch ich
gebe zu, dass ich schon länger mit dem Gedanken spiele, sie unter die Haube zu bringen. Das richtige Alter dafür hat sie ja und schön ist sie ebenfalls. Ich schulde es zudem meinem verehrten Bruder, der sein Leben meinetwegen ließ. Jedoch was würde mit ihr passieren, wenn uns etwas geschehen würde? Ich habe Angst auch nur daran zu denken. Was jedoch einen passenden Ehemann betrifft, so gibt es, denke ich, durchaus ein paar passende Kandidaten. Es ist durchaus wichtig, dass diese selber einen Titel, einiges an Vermögen und Besitz haben, um ihren Titel und Besitz unangetastet zu lassen.“ „Liebster, wen hast du im Sinn? Welcher
Mann könnte ihr derart ebenbürtig sein? Wer würde sie so nehmen und akzeptieren wie sie ist?“ George dachte kurz über die Einwände seiner Gattin nach. Gab es den tatsächlich jemanden, der Darcy so nehmen würde, wie sie war, sie so akzeptieren würde, ihre Freiheiten nicht einschränken würde und ihr temperametvolles Wesen so lassen würde wie es war? „Eventuell der Marquis of Malloren. Ich weiß, er schwor sich selbst, niemals zu heiraten, doch ich denke er würde es mir zu liebe tun. Er würde mir diesen einzigen Gefallen erfüllen wenn ich ihn darum bäte. Doch Darcy wünscht sich
eine romantische Liebesheirat und ich weiß, dass eine derart geschlossene Ehe sie nur unglücklich machen würde. Doch lass uns lieber über ein anderes Thema sprechen, bis Darcy selbst sich zu uns gesellt.“ Leicht zitternd lehnte sich Darcy an eine Wand und atmete tief durch. Sie war fassungslos über das, was sie eben gehört hatte. Der König liebäugelte mit dem Gedanken sie zu verheiraten? Er hatte sogar schon länger über einen passenden Ehemann nachgedacht? Zumindest beruhigte sie die Wahl die der König getroffen hatte. Den Marquis zu heiraten wäre kein großes Übel und
sie wusste, dass dieser sie genauso wenig heiraten wollte, wie sie ihn unter diesen Umständen. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass gerade der Marquis of Malloren der einzige Mann wäre, den sie bereit wäre zu heiraten, falls es jemals dazu kommen würde. Sie wusste, dass der Marquis sie so akzeptieren würde, wie sie war und er würde sie auch nicht zwanghaft verändern wollen. Doch wäre es so keine Ehe die sie schließen wollte, denn es war keine Liebesheirat. Darcy hatte sich vor einiger Zeit selbst geschworen, nur aus reinster, tiefster Liebe den Bund der Ehe zu schließen und nicht, weil irgendjemand es für eine
passende Verbindung oder eine gute Partie halten würde. Vernunftehen waren ihr zuwider und Darcy besaß das Glück, nicht auf das Geld und den Rang eines Mannes angewiesen zu sein, so wie es viele Frauen waren. Diese mussten natürlich versuchen, sich bestmöglich zu verheiraten. Doch genau in einer solchen Situation war Darcy nicht, was bedeutete, dass sie niemals heiraten musste wenn sie nicht wollte. Darcy atmete noch ein paar Mal tief durch, dann betrat sie entschlossen den Salon. Sie hoffte, dass sie gefasst genug wirkte, sodass weder der König noch die Königin etwas von ihren Gedanken und Gefühlen bemerkten. Sie wollte sie
weder beunruhigen noch undankbar wirken, nach alldem, was die beiden für sie getan hatten. Darcy hob langsam den Blick, knickste vor dem Königspaar und verweilte so. „Ihr habt mich rufen lassen, Majestäten?“ George teilte ihr mit einer Handbewegung mit, dass sie sich erheben solle, dann nickte er. „Ich hoffe Ihre Zusammenarbeit mit dem Marquis of Malloren klappt soweit reibungslos, Lady Darcy?“, er zog eine Augenbraue nach oben. Er wusste um Darcys Sturheit besser als sonst jemand, denn er hatte von Anfang an damit zu kämpfen gehabt. Nicht das Darcy jemals
unhöflich gegenüber ihm gewesen war, doch sie wusste immer genau was sie wollte und was sie nicht wollte. Und George war klar, dass sie nicht mit dem Marquis zusammenarbeiten wollte. Darcy nickte freundlich. „Ja, Majestät. Wir haben erst vor ein paar Tagen unsere Ergebnisse und Informationen zu dem Fall ausgetauscht. Ich denke, dass wir bald Neuigkeiten für Euch haben werden.“ König George war nicht überrascht. Sie wusste, dass Darcy sich, um das Königreich zu retten, selbst in eine Grube mit Schlangen gelegt hätte. Dagegen war die Zusammenarbeit mit dem Marquis eher ein Spaziergang.
Erfreut bedeutete er Darcy, sich zu setzen. „Wir haben großes Vertrauen in Euch, Lady Darcy“, ließ sich nun die Königin vernehmen. „Und doch machen wir uns auch Sorgen um Euch. Ihr seid immer so alleine und könnt die Bälle und Abendge-sellschaften, die Ihr besucht nicht wirklich genießen. Seid Ihr sicher, dass Ihr dieses Leben fortführen wollt?“ Darcy erstarrte. Wollten der König und die Königin sie etwa wirklich verheiraten? „Wie meint Ihr das, Majestät? Ich diene Euch gerne und würde dies um nichts auf der Welt aufgeben
wollen.“ Besorgt blickte Königin Charlotte zu ihrem Gatten. „Genau das macht uns Sorgen, Lady Darcy. Falls Ihr denkt, Ihr würdet uns etwas schulden, dann vergesst dies bitte schnell wieder. Wir sorgen uns darum, dass Ihr jegliches Leben aufgebt, dass nichts mit der Spionage zu tun hat. Das wollen wir nicht. Wir waren immer stets Freunde und ich wünsche mir für Euch eine Familie.“ Sie blickte wieder zu ihrem Gemahl und nun ergriff dieser das Wort. „Lady Darcy, Ihr würdet uns, meiner Charlotte und mir, die größte Freude machen, wenn Ihr Euch endlich einen Ehemann suchen würdet. Wir wollen
Euch gut versorgt wissen.“