Tot
Ich existiere. Ich lebe nicht. Ich hatte versucht dem ein Ende zu setzen. Aber es geht nicht. Gift, Messerstiche, Feuer und Wasser. Alles war nur schmerzhaft aber nie tödlich.
Gefangen in der Unendlichkeit, hab ich also keine andere Wahl. Das Leben an sich macht schon lange keinen Spaß mehr. Ich verspüre keinen Drang, irgendetwas zu tun, weil ich das ja immer noch in 10.000 Jahren genau so tun kann. Die Welt im immerwährenden Wandel verändert sich und ich stecke fest in meinem Fluch.
Meine Freunde, meine Eltern, meine Kinder und Enkel sind schon lange tot Sie lebten und starben, als Teil des Kreises, der aus Leben und Tod und Leben besteht.
Ich bin weder tot noch lebendig, aber alt genug um zu wissen, dass erst etwas Altes sterben muss, damit neues Leben entstehen kann. Nur dann macht das Leben Sinn. Sinn, den ich bereits vor langer Zeit verlor.
Der Mensch wünscht sich immer am Meisten das, was er am wenigsten haben kann. Sterbliche wünschen sich mehr Zeit, da ihnen die Gegebene zu kurz erscheint.
Und ich wünsche mir zu sterben. Weil ich weiß, dass es genau diese Kürze ist, die das Leben lebenswert macht. Man hat eine Grenze, weiß, es könnte gleich vorbei sein. Darum versucht man in dieser Zeit möglichst viel zu erleben, zu bewegen.
Der Tod gehört zum Leben. Mir hat man den Tod genommen. Und damit auch das Leben.
Sei also froh, wenn du noch auf Beides hoffen kannst.