Weihnachtsgedichte
Mitten unter uns - Herbergsuche heutzutage

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"Mitten unter uns - Herbergsuche heutzutage"
Veröffentlicht am 22. November 2008, 4 Seiten
Kategorie Weihnachtsgedichte
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Mitten unter uns - Herbergsuche heutzutage

Mitten unter uns - Herbergsuche heutzutage

Sie nannten ihn Joe, doch es war nicht sein Land,
seinen richtigen Namen hat keiner gekannt.
Er wollte nur leben, Arbeit und Brot
und nutzte jede Chance, die sich ihm bot.

Zwölf Stunden am Bau, meist wurden es mehr,
die Arbeit gefährlich, schmutzig und schwer.
Nachts eine Pritsche im Bretterverschlag
und Angst sein Begleiter, Tag für Tag.

Als sie dann kamen, ist er gerannt,
sie waren als hart und grausam bekannt.
Keine Wohnung - kein Job und umgekehrt,
ohne Papiere war seine Arbeit nichts wert.

Er lief durch die Straßen ohne zu schauen,
war nirgendwo sicher, konnt´ keinem vertrauen,
hatte kein Ziel, wohin sollt´er auch gehen,
da sah er sie an der Hausmauer stehen.

Ihr Blick war so sanft, gewölbt war ihr Leib,
sie lächelte ihn an und meinte nur."Bleib."
Ihr Name war Mary, auch sie war allein.
Er fragte verwundert:"Wie kann denn das sein?"

Da kam es ganz leise:"Es war der Herr."
Er sah ihr Gesicht und fragte nicht mehr.
Sie war verzweifelt, er konnt´es verstehen,
wollt´ sie beschützen und mit ihr gehen.

Sie ergriff seinen Arm, denn mit einem Mal
wurde jeder Schritt für sie zur Qual.
"Joe, ich glaube bald ist es soweit.
Ich kann nicht mehr. Es kommt meine Zeit."

Er ganz ruhig:"Da vorne ist ein Hotel,
dort klopfen wir an, die Fenster sind hell."
Der Mann an der Tür - er roch nach Wein -
stieß sie zur Seite und ließ sie nicht ein.

Mit einem Blick auf Marys Leibesmitte
fordert er schroff: "Ihren Ausweis, bitte!"
Erschrocken über soviel Herzlosigkeit
flüchten sie im Schutz der Dunkelheit.

"Das schaffen wir schon", glaubt Joe "bestimmt",
während er sie tröstend in die Arme nimmt.
"Alles wird gut, bitte glaube mir,
in ein paar Minuten bin ich wieder hier.
Ich hole Hilfe, halt noch kurz aus,
wir bringen dich in ein Krankenhaus".
Sie resigniert:"Das bringt nur Kummer,
ich habe keine Versicherungsnummer".

Tief unter der Erde eine U-Bahn-Station,
eine windstille Ecke auf dem Perron,
auf einer Bank mit Lumpen und Zeitungspapier
errichtet er für sie ein Notquartier.

Kurze Zeit später ist das Wunder geschehen,
man kann drei glückliche Menschen sehen,
Mary mit dem Kind und daneben steht Joe,
nie in seinem Leben war er jemals so froh.

Achtlos hasten viele Menschen vorbei,
ein Erdenbürger macht seinen ersten Schrei.
Es strahlen tausend Lampen, es säuselt der Wind:
"Sei uns willkommen, du liebliches Kind!"

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ulla

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Luap Wieder gerne gelesen... eine etwas andere Weihnachtsgeschichte und gerade deswegen gefällt sie mir so gut!

Wünsche dir von Herzen frohe Weihnachten!

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Re: Gern noch einmal gelesen, liebe Ulla. -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 21.12.2012 - 15:56 Uhr) Was soll sich da groß ändern, so lange ein Mensch weniger gilt, als eine Versicherungsnummer ......

Liebe Grüße
fleur


Danke Fleur,
wie Recht du nur hast, es ändert sich NICHTS, der Amtsschimmel wiehert, Vorschrift ist Vorschrift
die Hartherzigkeit und der Konsumwahn...
und doch morgen ist der Heilige Abend, ich freue mich
dir schone Feiertage und einen guten Rutsch
glg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Re: Keine Scheune, -
Zitat: (Original von kullerchen am 21.12.2012 - 14:09 Uhr) die U-Bahn aber das ist das Einzige, was sich da änderte. Der Mensch in seiner Herzlosigkeit, seiner Unbarmherzigkeit hat sich nicht viel geändert.

Ob es diese Kind ist, was die Welt ändern wird, uns?

Eine traurige Weihnachtsgeschichte, die da doch eien Hoffnungsschimmer birgt, dies Neugeborene, vielleicht hat es mal ein besseres Leben!

Toll geschrieben, ergreifend, tiefgehend und nachdenklich machend. So sollte Kunst unter anderem sein!

LG Kullerchen!


Danke Kullerchen,
hoffen wir, dass es nie Realität wird, doch Bürokratie und Herzlosigkeit feiern noch immer jeden Tag ihre Feste
dir frohe Feiertage und einen guten Rutsch
glg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Gern noch einmal gelesen, liebe Ulla. - Was soll sich da groß ändern, so lange ein Mensch weniger gilt, als eine Versicherungsnummer ......

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
kullerchen Keine Scheune, - die U-Bahn aber das ist das Einzige, was sich da änderte. Der Mensch in seiner Herzlosigkeit, seiner Unbarmherzigkeit hat sich nicht viel geändert.

Ob es diese Kind ist, was die Welt ändern wird, uns?

Eine traurige Weihnachtsgeschichte, die da doch eien Hoffnungsschimmer birgt, dies Neugeborene, vielleicht hat es mal ein besseres Leben!

Toll geschrieben, ergreifend, tiefgehend und nachdenklich machend. So sollte Kunst unter anderem sein!

LG Kullerchen!
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Re: Eine ergreifende -
Zitat: (Original von baesta am 10.01.2012 - 23:26 Uhr) etwas andere Weihnachtsgeschichte. Du hast es gut aufgezeigt, wie Menschen mit Menschen eigentlich nicht umgehen sollten.

Liebe Grüße
Bärbel


Wollen wir hoffen, dass diese erfundene Geschichte niemals Wahrheit wird danke fürs Vorbeischauen
glg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Eine ergreifende - etwas andere Weihnachtsgeschichte. Du hast es gut aufgezeigt, wie Menschen mit Menschen eigentlich nicht umgehen sollten.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Re: -
Zitat: (Original von matzetino am 27.12.2011 - 15:44 Uhr) Die Weihachtsgeschichte mal etwas anders.
Sehr gut gelungen.

LG Martina


Danke Martina,
war nett, dass du vorbeigeschaut hast
dir noch einen gemütlichen Abend
lg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Re: So sollte es sein, Ulla! -
Zitat: (Original von pekaberlin am 24.12.2011 - 16:47 Uhr) Egal ob Mary und Joe, oder Maria und Joseph, den Menschen zu achten, ihn zu schützen, wenn er erst geboren ist, das vermag unsere Gesellschaft nur unvollkommen. Vollkommen ist wohl nur der Schutz des ungeborenen Menschen. Doch wozu?
Liebe Grüße Peter


Du bringst es auf den Punkt, Peter. Der Mensch zählt längst nicht mehr, nur das Geld regiert, wobei es ziemlich egal ist, welche Partei gerade das Sagen hat,
Danke fürs Kommentieren und noch einen netten Abend wünscht dir
ulla

Vor langer Zeit - Antworten
ulla Re: -
Zitat: (Original von Harzhexe am 22.12.2011 - 16:04 Uhr) Wunderbar geschrieben !
Das kann vielleicht in nicht zu weiter Ferne Wirklichkeit werden.
Letztens las ich einen Bericht wonach schon Tausende keine Krankenversicherung mehr haben und es in Deutschland Länder gibt, in denen die Armut immer größer wird (z.B. Meck-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen usw.).

Liebe Grüße,
Rena


Ja leider, Rena
und immer wieder hört man im Gesundheitswesen muss gespart werden, zuviele Spitalsbetten etc. einfach erschreckend
Danke für deinen ausführlichen Kommentar und dir noch einen netten Abend
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
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