Mittagsduft
Emsig ackern die Gedanken
Wenn sie sich um Arbeit ranken
Und ich laufe hin und her
Manchmal wenig, manchmal mehr
Grad wie heute muss ich laufen
Denn es gibt nen ganzen Haufen
Zeug zu tragen und zu schleppen
Eben richtig für mich Deppen
Also bin ich nur am Eilen
Meine Augen auch bisweilen
Zu dem Zielpunkt Nachbarhaus
Blicken, ob schaut jemand raus
Könnt’ ja sein, man könnt’ ne Sause
Machen und auch etwas Pause
Denn die ganze Rennerei
Ist mir echt nicht einerlei
Doch was aus dem Fenster quillt
Ist kein Kopf der Fragen stillt
Nein – und das ist ganz gemein
Reizt ein Duft die Nase mein
Teufel auch, das riecht nach Essen!
Und ich stehe wie vergessen
Forschend, während Magen brummt
Und auch später nicht verstummt
Bitter ist's, wenn völlig brave
Zeitgenossen kriegen Strafe
Hier als Duft ins Riechorgan
Der entfacht den Lustorkan
Und da läuft auch schon das Wasser
Mir im Mund zusammen, krasser
Wird es, wenn der Appetit
Singt sein süßes lockend’ Lied
„Ach, sei still“ sag ich zum Bauch
Der auf einmal grummelnd auch
Sich zu Worte meldet eben
Wie es ist so oft Leben
„Kriegst ja auch gleich was zuessen!“
Doch den Duft kann ich vergessen
Leider nicht und so muss fasten
Eben ich und noch mehr rasten
Ach, welch bodenlose Qual …
Hätt ich doch nur jetzt die Wahl …
Würd mich stürzen aufs Gericht …
Länger halte aus ich’s nicht …
Und so zieht es mich ins Haus
Such mir auch was Leckres aus
Doch der Kühlschrank ist fast leer
Und der Duft, der lockt soooo sehr …
Nehme einfach trocken Brot
Was ja geht auch mal zur Not
Beiße ab und selig stelle
Ich mir vor - vom Duft ne Kelle …