Kurzgeschichte
Ich zeig dir, wie man lebt

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"Ich zeig dir, wie man lebt"
Veröffentlicht am 29. Mai 2015, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich bin wirklich grottenschlecht im über mich selbst schreiben. Aber ich versuchs mal. Also ich bin eine dezent verrückte (also so kreativ-verrückt) 17- Jährige aus dem Süden Deutschlands. Dass Schreiben zu meinen Hobbys gehört, ist schätzungsweise nicht schwer zu erkennen, aber ansonsten liebe ich Lesen, Musik hören, Volleyball spielen und Circus. Ich bin absoluter musicaddict und wenn ihr mich jemals ohne meine Kopfhörer irgendwo hingehen ...
Ich zeig dir, wie man lebt

Ich zeig dir, wie man lebt

Ich zeig dir, wie man lebt

Der erste Satz ist vom Forumsbattle #40, nur die Wörter haben mir nicht gepasst, deshalb hab ich die Geschichte dann so geschrieben.


Juna fuhr nach Spanien, um zu sterben. Am Tag ihres achtzehnten Geburtstags, dem Tag den sie ewig herbeigesehnt hatte, stieg sie mitsamt ihren liebsten Gegenständen in den roten Wagen ihres großen Bruders und fuhr gen Süden.Ihre Reise führte sie unter anderem in ein Hotel, in dem auch ein gewisser Jonah nächtigte. Er wollte ebenfalls nach Spanien, allerdings um dort zu leben, so

richtig frei zu sein und nicht, um zu sterben. Als er Juna zum ersten Mal sah, wie sie abgekämpft und völlig fertig an der Rezeption stand und versuchte ein möglichst billiges Zimmer zu bekommen - Geld hatte sie auch nicht mehr viel - beschloss er diesem Mädchen ebenfalls etwas Lebensgeist einhauchen zu wollen.


"Hey du kannst dir auch ein Zimmer mit mir teilen. Da sind zwei Betten drin", sprach er sie unvermittelt an, und erschreckte die auf die Rezeptionistin wartende Juna damit zu Tode.


"Wer bist du denn überhaupt? Ich kenn

dich ja nicht mal."


"Ich bin Jonah. Freut mich auch, dich kennenzulernen." Jonah reichte Juna die Hand und schüttelte sie kräftig. Seine starken, gebräunten Finger ließen ihre blasse Hand nur noch kleiner und schwächer wirken. Sie versank beinahe in seiner Hand.


"Und du bist?", fragte Jonah neugierig und wollte unbedingt den Namen des Mädchens erfahren, das ihn aus so toten Augen anstarrte. Ihre Augen waren nicht wirklich tot, es war aber auch nichts Lebendiges in ihnen, also fand Jonah, dass sie tot waren.


"Juna", grummelte sie und zog ihre Hand mit einem Ruck aus seiner. "Und ich werde mir kein Zimmer mit dir teilen." Sie hatte beschlossen, ihn nicht zu mögen. Außerdem wollte sie in den letzten Tagen ihres Lebens unter keinen Umständen noch etwas finden, das sie vielleicht umstimmen würde. Sie hatte ihr ganzes Leben mit lernen verbracht, nur um dann zu merken, dass sie nie gelebt hatte. Nun wollte sie auch nicht mehr leben und niemand sollte das ändern.


"Es tut mir wirklich leid, wir haben keine Zimmer mehr frei", meldete sich da

die Rezeptionistin vorsichtig zu Wort. "Sie können einzig und allein zu jemandem in ein Doppelzimmer."


"Ich nehm sie mit", verkündete Jonah und schleifte die völlig verdutzte Juna zum Aufzug und dann in sein Zimmer. Erst dort kam wieder Leben in sie.

"Hey ich will gar nicht mit dir in ein Zimmer."


"Was willst du denn sonst machen?"


"Im Auto schlafen oder so."


Jonah lachte laut auf. "Ernsthaft? Du ziehst dein Auto einem Bett mit mir im

Zimmer vor?"


"Ja. Ist das so unnormal?"


"Irgendwie schon. Was machst du überhaupt hier."


"Geht dich nichts an", knurrte Juna und drehte Jonah den Rücken zu.


"Jetzt sei doch nicht gleich so eingeschnappt", versuchte Jonah zu beschwichtigen, bewirkte damit jedoch genau das Gegenteil.


"Ich und eingeschnappt? Wer hat mich denn einfach in sein Zimmer gezerrt?"

Junas Gesicht lief rot an und vor lauter Wut fing sie an nach Luft zu schnappen.


"Das war doch nur, weil ich dir helfen will."


"Und wobei sollte ich Hilfe brauchen?"


"Beim leben. Du siehst aus wie jemand, der nicht mehr weiß, wie man lebt."


Juna schwieg ein paar Sekunden, eingefroren im Moment. "Ich weiß sehr wohl wie man lebt", protestierte sie dann eher halbherzig, da sie genau wusste, dass sie log.


Jona wusste das offensichtlich auch. "Du lügst", sagte er ernst und sah Juna direkt in die toten Augen. "Deine Augen sind ganz tot, du kannst gar nicht richtig leben."


"Und wie lebt man deiner Meinung nach richtig?"


"Das kann ich dir Morgen zeigen", bot Jonah an. "Aber jetzt schlaf ich erst mal. Du kannst hier bleiben oder in dein Auto gehen."


Juna blieb in dieser Nacht und sie blieb auch am nächsten Tag bei Jonah. Das Auto ihres Bruders ließ sie mitsamt ihren

Sachen stehen - Jonah hatte sie überzeugt, dass sie ohne den alten Ballast das Leben viel besser entdecken könnte.


Das Erste was Jonah ihr zeigte, war das grenzenlose Gefühl von Freiheit, das man erlebte, wenn Seilbahn fuhr. Die beiden fuhren auf einen Berg in der Schweiz. Dort wurden sie auf die Schaukel der Seilbahn gesetzt und rasten den Berg hinunter. Junas Haare wehten im Wind und sie fühlte sich tatsächlich frei, genauso wie Jonah es ihr versprochen hatte.


Jonah und Juna machten nicht jeden Tag

etwas Besonderes. Auf ihrer Fahrt durch Europa, saßen sie immer wieder auch nur im Auto, zeigten sich gegenseitig Musik und genossen die Freiheit hinzugehen, wo sie wollten.


Zwei Wochen später hatten Junas Augen wieder etwas glanz bekommen und blickten nicht mehr ganz so trüb und tot vor sich hin. Jonah betrachtete ihr Gesicht immer wieder zufrieden und freute sich darüber, dass seine Begleiterin nun nicht mehr so schlecht aussah wie damals, als er sie zu seinem Schützling gemacht hatte. Ihre Haare glänzten nun wieder mehr, ihre Schultern waren nicht mehr gebeugt und

ihr Gesicht strahlte die meiste Zeit.


"Jonah was machen wir denn als Nächstes?", fragte Juna ihn aufgedreht und wippte im Takt zur Musik auf ihrem Sitz mit. Ihre Finger trommelten immer wieder im Rhythmus auf dem Amaturenbrett.


"Das entscheidest du", antwortete Jonah. Es war das erste Mal, dass er sie ganz allein entscheiden ließ.


"Ich will Bungeejumpen gehen." Junas Augen funkelten begeistert. "Das wollte ich schon immer einmal machen. Und danach gehen wir feiern. Das war ich

schon ewig nicht mehr."


Jonah grinste fröhlich vor sich hin und hielt kurze Zeit später den Wagen am Straßenrand einer Straße Portugals an. Die Sonne knallte auf das Dach seines blauen Gefährts und wärmte es auch von innen ziemlich aus. Seinen beiden Insassen schien die Hitze jedoch nichts auszumachen, während sie eifrig versuchten einen guten Ort zum Bungeejumpen zu finden.


Vier Tage, viele Gespräche und einige Abenteuer später waren sie schließlich in den französischen Alpen angekommen, in denen Juna den Sprung

wagen wollte.

Obwohl sie sehr sicher wirkte, überkam sie beim Warten auf den Sprung hinter den anderen doch die Nervosität. Ihr Magen klumpte sich zusammen und sie ärgere sich gehörig, auf die Schwachsinnsidee mit dem Bungee-Jumping gekommen zu sein. Dennoch machte sie keinen Rückzieher und wenige Minuten später stand sie auf der Plattform, von der sie gleich springen würde, und wurde mit diversen Sicherungsseilen verbunden. Jonah stand unten - er wollte nicht springen, da ihm das zu gefährlich war - und beobachtete wie Juna laut kreischend dem Boden entgegen flog,

kurz davor aber von dem Seil, das an ihrem Rücken befestigt war, angehalten wurde.


Nach dem Bungeesprung kam Juna begeistert zurück und umarmte Jonah stürmisch.


"Das war so genial. Ich habe mich noch nie so unglaublich gefühlt. Da waren nur ich und der Boden, auf den ich zuflog."


Jonah lächelt und löste sich schließlich aus der Umarmung. "Ich glaube so langsam Ist unsere Reise beendet. "


"Wieso das?" Erstaunt hob Juna den Kopf.


"Weil du jetzt weißt, wie man lebt. "


"Vielleicht. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich dank dir einen Sommer lang gelebt habe und das werde ich nie vergessen."


Juna und Jonah fuhren zurück zu dem Hotel, in dem er sie aufgegabelt hatte, wo sie sich voneinander verabschiedeten und versprachen, in Kontakt zu bleiben. Außerdem musste sie Jonah versprechen, nie mit dem Leben

aufzuhören.



Juna war nach Spanien gefahren, um dort zu sterben, jedoch nie dort angekommen. Stattdessen hatte sie gelernt zu leben.

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Hörbuch

Über den Autor

Fia__Sophia
Ich bin wirklich grottenschlecht im über mich selbst schreiben. Aber ich versuchs mal.
Also ich bin eine dezent verrückte (also so kreativ-verrückt) 17- Jährige aus dem Süden Deutschlands.
Dass Schreiben zu meinen Hobbys gehört, ist schätzungsweise nicht schwer zu erkennen, aber ansonsten liebe ich Lesen, Musik hören, Volleyball spielen und Circus.
Ich bin absoluter musicaddict und wenn ihr mich jemals ohne meine Kopfhörer irgendwo hingehen seht, stimmt irgendetwas nicht so ganz (oder ich habe meine Kopfhörer mal wieder verloren).

Achja und dann liebe ich noch Sprüche über Träume, das Leben und alles, was irgendwie schön ist.

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Magnolie Eine ganz wunderbare Geschichte! Sehr gern gelesen!
Liebe Grüße
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Fia__Sophia vielen dank :)
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Hallo Fia__Sophia
durch die Zuteilung über Reading Exchange # 6 hab ich dieses Buch intensiver gelesen, als ich es vielleicht sonst getan hätte.
Vorweg muss ich Dir schreiben das ich eine Frau von über 50 mit viel Lebenserfahrung bin. Täglich habe ich mit alten und jungen Menschen zu tun die sehr,,sehr krank sind und trotzdem ihr Leben genießen und jede Minute darum kämpfen.
Die 1.Seite Deines Buches bereitet mir nämlich große Kopfschmerzen und hätte und hat mich bisher am weiterlesen gehindert.
Zitat
„Sie hatte ihr ganzes Leben mit lernen verbracht, nur um dann zu merken, dass sie nie gelebt hatte. Nun wollte sie auch nicht mehr leben und niemand sollte das ändern“
und das genau an ihrem 18.Geburtag. Diese Lebenseinstellung kann und will ich bei so einem lapidarem Grund nicht gut heißen.

Kenne natürlich das Thema des Forumsbattles „J. fuhr nach Spanien um zu sterben“ weil auch ich mich daran beteiligt habe.
Da Du aber nicht wirklich einen Wettbewerbsbeitrag eingereicht hast, brauchst Du Dich auch nicht an das Thema zu halten, sondern kannst statt für das „endgültige“ sterben „total frustriert, völlig ausgepowert oder ein anderes zutreffende(s) Wort(e) aus der heutigen Umgangsjugendsprache verwenden. Ich und vielleicht auch so manch anderer ältere Leser kann das dann durchaus glaubhaft nachvollziehen

Nach diesem (für mich inhaltlichem Schock) bereitete mir Lesen Deines Buches von Seite zu Seite mehr Vergnügen. Die Aufforderung von Jonah an Juna mit ihm in seinem Zimmer zu übernachten fand ich witzig und machte mich neugierig ob sie sich darauf einlässt.
Jonah, dieser junge, lebensfrohe, coole Typ gefällt mir gut. Auf seine spontanen Ideen möchte man sich am liebsten selbst einlassen und so wundert es mich auch nicht, dass Juna mehr und mehr von ihm eingenommen ist und dadurch ihre Lebensfreunde zurückgewinnt. Daumen hoch für ihren Bungeesprung. Da gehört schon eine Portion Mut ,Überwindung . Vertrauen ins Leben und zu den anderen Menschen dazu.

„Ich habe mich noch nie so unglaublich gefühlt“ mit diesem so positven Zitat von Seite 14 möchte ich meinen Kommentar beenden und Dein Buch „Ich zeig Dir wie man lebt“ (solltest Du es nicht überarbeiten) jungen lebensbejahenden Lesern und Menschen die bereit sind sich mit dem Leben ernsthaft auseinander zusetzen, empfehlen.

Grüße an Dich schickt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Das ist ja eine tolle Geschichte! Ich bin ganz begeistert. Bitte mehr davon.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Fia__Sophia Ohh.danke das freut mich:) du kannst ja bei meinen anderen Sachen vorbeischauen :D
LG Sophia
Vor langer Zeit - Antworten
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