Rose letzte Worte
Lange saß Rose an ihrem Schreibtisch und überlegte.
Sie fühlte sich einfach leer.
Keines der Gefühle, die gestern noch in ihrem inneren getobt und gewütet hatten waren übrig.
Sie waren weg und zurück geblieben war nur ein tiefes Loch.
Sie fühlte sich nur leer, sie war es auch.
Langsam stand sie auf und stellte sich vor ihren Spiegel und betrachtete sich.
Sie hatte sich nicht einmal mehr umgezogen, seit sie gestern die Wahrheit über ihren Freund erfahren hatte.
Es war doch alles gut
gewesen.
Sie waren glücklich, oder zumindest hatte sie das gedacht.
Er musste wohl einer anderen Meinung gewesen sein, wenn er sich einfach in das nächste Bett legte, das frei war.
Er hatte wirklich etwas mit ihrer größten Feindin angefangen.
Das Mädchen, dem sie mehr als alles andere vertraut hatte, das sie in ein Loch von Verzweiflung und Hass gestürzt hatte, als sie einfach gegangen war.
Sie hatte sie verraten und war gegangen.
Hatte sie blutend auf dem Boden liegen lassen und jetzt nahm sie ihr auch noch ihren Freund.
Er hatte seinen Teil dazu beigetragen,
das war ihr klar.
Gestern, da hatte sie ihn gehasst.
Als sie Lisa die Türe von der Wohnung ihres Freundes hatte öffnen sehen, da hatte sie ihn gehasst.
Jetzt konnte sie nicht einmal das mehr.
Sie wusste nicht mehr weiter und genau so sah sie auch aus.
Ihr Mascara war verschmiert und klebte ihr noch an den Wangen, ihre Haare waren strubbelig und ihr Kleid zerknittert.
Gestern, als sie mit all diesen Gefühlen nach Hause gekommen war, als sie geweint hatte, als sie sich einfach nur auf ihr Bett gelegt und zu einer winzigen Kugel zusammen gerollte hatte, da hatte
sie schon das Kleid getragen.
Warum ein Kleid?
Es wäre ihr Jahrestag gewesen, doch er hatte ihn nicht nur vergessen, sondern sie auch noch an genau diesem betrogen.
Er hatte ihr Herz erst geöffnet und es für sich eingenommen, nur um es dann zu packen und gewaltsam herauszureißen.
Er hatte es auf den Boden geworfen und war darauf herumgetrampelt.
Rose seufzte und legte eine Hand auf den Spiegel.
Alex hatte doch gewusst, dass sie keinen anderen hatte, dass sie alleine war und ihn brauchte.
Er hatte ihr versprochen immer für sie da zu sein und sie niemals zu verletzten und
das hatte sie jetzt davon.
Langsam, ganz langsam ging sie zurück zu ihrem Schreibtisch.
Sie setzte sich und holte einen Block und ihren Kugelschreiber.
Mehrmals holte sie tief Luft, bevor sie begann ihren letzten Worte aufzuschreiben.
Sie hatte sich zu etwas entschlossen und würde das jetzt vollenden.
Sie setzten den Stift an und begann zu schreiben:
Lieber Unbekannter,
wer auch immer du bist, ich bitte dich diese Nachricht zu
veröffentlichen.
Mein Leben hat jetzt erstmal sein Ende erreicht.
Ich möchte, dass alle Welt weiß warum.
Ich werde keine Namen nennen, aber die Geschehnisse, die mich soweit gebracht haben.
Ich habe keine Kraft mehr.
Kennst du das Gefühl, wenn du jemandem wirklich vertraut hast?
Nicht nur oberflächlich, sondern ihn tief in deine Seele hast schauen lassen und er das schamlos ausgenutzt und lächerlich gemacht hat?
Das ist mir zweimal passiert.
Meine beste Freundin hat mich
verraten.
Ich hatte ihr erzählt in wen ich mich verliebt hatte.
Ich verliebe mich nicht, das passiert mich nie, zumindest hatte ich das bis zu diesem Moment gedacht.
Das war einfach passiert und ich konnte nichts dagegen tun.
Er verstand mich und gab mir Kraft.
Warum ich das erzähle ist ganz einfach.
Sie hat alles daran gesetzt, dass sie ihn bekommt.
Immer wollte sie haben was ich hatte, ohne wenn und aber.
Die gleichen Klamotten, die gleiche Frisur, die gleiche Tasche.
Sie wollte immer meine Sachen, dann
erzählte sie allen sie hat sie gefunden und ich hätte gesagt sie seien hässlich.
Nicht schlimm solange es nur um solche banalen Sachen ging, aber das mit dem Jungen ging zu weit.
Ich habe sie zur Rede gestellt und sie hat dafür gesorgt, dass alle dachten, dass ich gegen sie sei und ich versucht hätte ihr den Freund auszuspannen.
Meine Klasse hasst mich seither.
Das geht nun schon seit eineinhalb Jahren so und ich hatte wirklich aufgegeben.
Mein Freund hat mich wieder herausgezogen, mir versprochen, dass ich nicht mehr alleine sein musste und mich
beschützt.
Ich habe ihn mehr als irgendjemand oder irgendetwas auf der Welt geliebt.
Gestern hatten wir unser einjähriges.
Ich habe mich so gefreut und wollte einfach hübsch für ihn sein.
Ich wollte, dass er lachte und mir sagt, dass er mich liebt, aber es sollte anders kommen.
Ich kam zu seiner Wohnung und sah meine ehemalige beste Freundin die Türe von der Wohnung meines Freundes öffnen.
Sie küssten sich zum Abschied und sie ging.
Ich ging auch.
Leise und ohne ein Wort zu ihm ging ich
zurück zu mir.
Ich legte mich auf mein Bett und weinte die ganze Nacht.
Jetzt sehe ich furchtbar aus und fühle mich genauso.
Es ist schlimmer als Schmerz, denn ich fühle nur noch Leere.
Keine Liebe, kein Hass und keine Trauer.
Ich werde jetzt nicht mehr herumheulen, denn dafür war dieser Brief nicht gedacht.
Ich habe nur eine Bitte.
Wenn ihr jemanden nicht mehr liebt, wenn ihr Probleme habt oder euch etwas stört, dann bitte bitte sagt er der Person, denn was mehr verletzt, als
jemanden zu verletzen ist ihn zu hintergehen und zu belügen.
Lernt aus meiner Geschichte und bringt nicht mehr Leute zum weinen als nötig.
Brecht keine Herzen, nein das stimmt nicht.
Brecht Herzen nicht so grausam, auch falsch...
Wenn ihr richtig mit einer Person umgehen könnt brecht ihr keine Herzen, auch wenn ihr sie verletzen müsst.
In Liebe Rose
Am nächsten Morgen wurde Rose tot in ihrem Zimmer gefunden.
Sie hatte sich die Haare geflochten und schön gemacht, in ihr Bett gelegt und
Schlaftabletten genommen.
Kein Schmerz, nur Leere.
Ich Gesicht hatte keinen Ausdruck.
Den Brief hatte sie neben sich gelegt.
Nach einer Woche wurde er auch, wie in ihm darum gebeten veröffentlicht.
Auch Alex und Lisa lasen ihn.
Es war nicht nur Rose, die ein gebrochenes Herz hatte.
Auch Alex Herz war gebrochen.
Es gab soviel, was er Rose hätte sagen wollen, doch nun war es zu spät.
Die Schuld, die auf ihm lastete, dass er sie belogen und betrogen hatte konnte er nie wieder begleichen.
Daran zerbrach er.
Lisa ging es
ähnlich.
Sie wusste, dass sie eifersüchtig auf Rose gewesen war, weil sie doch alles so viel besser wusste, aber sie hatte nicht daran gedacht, was sie Rose damit antat.
Sie hatte sich nur auf sich konzentriert und vergessen, was eine Freundschaft war.
Letzten Endes war nicht nur Rose die mit dem gebrochenen Herzen, sondern es waren drei.
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