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Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 24

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"Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 24"
Veröffentlicht am 25. Mai 2015, 44 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 24

Simons Fall - Die Prüfung der Seher Kapitel 24

Einleitung


Simon Belfare war einst einer der mächtigsten Zauberer im gesamten Reich und als Herr des Sangius-Ordens selbst vom Kaiser und all jenen gefürchtet, die sich ihm in den Weg stellten. Doch als er sich einiger Dörfler entledigen will, die ihm beim Bau seiner neuen Burg im Weg stehen, werden ihm seine Kräfte geraubt. Verwundbar und von seinen eigenen Leuten verraten befindet er sich alsbald auf der Flucht, mit nur einem Ziel: Zurückzuerlangen was ihm genommen wurde. Sein Weg führt ihn dabei durch Armut, Finsternis und

letztendlich auch die Folgen seines eigenen Handelns…bis er im Norden des Kontinents schließlich sein Schicksal findet. Zum Guten oder zum Bösen. Bildquelle el7bara / Everystockphoto.com

Kapitel 24 Ordts Geschichte


Die Bäume wirkten gegen die roten Strahlen der Abendsonne fast schwarz. Nur einige wenige Lichtbalken fanden ihren Weg zwischen dem Labyrinth aus Stämmen hindurch und tauchten die kleine Lichtung auf der sie saßen in schummriges Licht. Tiege hatte bereits damit begonnen, mithilfe von etwas Feuerstein und seinem Schwert, ein Lagerfeuer zu entfachen, das er mit Rinde und Resten aus dem Holzeinschlag nährte. Kiris ging derweil den Beutel mit

ihren gemeinsamen Vorräten durch, die sie auf dem Weg gegen ein Messer und eine silberne Fibel eingetauscht hatten, die Kiris irgendwie verborgen hatte. Die waagenförmige Kette, die sie trug wäre wohl auch etwas wert, aber davon schien sie sich nicht trennen zu wollen. Viel war es ohnehin nicht, was sie bekommen hatten und noch heute würden sie sich wohl nach neuer Verpflegung umsehen müssen. Möglicherweise fanden sie auch vorübergehend bei einem der Bauern in der Gegend Zuflucht, wenn sie die Felder der Herzlande erreichten. Simon saß nur da, die Hände auf die Knie gestützt und schien wie so oft seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Alles wartete darauf, dass er sich überwand, zu sprechen, dachte Ordt. Und langsam wusste er zumindest, wie er beginnen sollte. „Wird das noch lange dauern?“ , fragte Simon ungehalten. Die spitze Bemerkung entlockte Ordt nur ein müdes Grinsen. Der Mann schien einfach nie zufrieden zu sein. Oder vielleicht suchte er auch absichtlich Gründe unhöflich zu sein, um sich dahinter zu verstecken. So oder so, sah man darüber hinweg, lernte Ordt ihn langsam schätzen, den er hatte mittlerweile gesehen, zu was dieser Mann in der Lage war, wenn er es wollte. So unwahrscheinlich das anfangs auch schien. Er hatte ihr aller Leben gerettet….

Zumindest ein Recht auf die ganze Geschichte hatte er sich damit verdient. „Wo soll ich beginnen...“ Ordt stocherte mit einem Ast im Laub, während er sich seine Worte zurechtlegte. „Rückblickend, war mein Schicksal hierbei vielleicht noch das leichtere. Der Clan in den ich hineingeboren wurde lebt südöstlich von hier, noch hinter Vara. Aber in meinem siebzehnten Sommer habe ich dort allem den Rücken gekehrt.“ „Das wissen wir.“, meinte Simon, die Arme vor der Brust verschränkt. „Aber warum ?“ Eine Augenbraue des Mannes hob sich fragend und verriet, dass er auf die Erzählung doch gespannter war, als

er zugeben wollte. „Ich habe jemanden getötet. Einen Mann, der jemanden, der mir sehr viel bedeutet, verletzt hat. Ach verflucht, das…“ Ordt stockte. Hatte er wirklich geglaubt, es würde leicht werden, das alles wieder hervorzuholen? Nein, aber vielleicht wenigstens, das er seine Gefühle dabei aus dem Spiel lassen könnte. „Ihr Name war Maen und sie war die Schülerin der Heilerin meines Clans. Sie war es auch, die mir die Pflanze gezeigt hat, die ich am Seeufer benutzt habe. Ich muss damals vielleicht zehn gewesen sein. Ein dummer Unfall eines dummen Jungen. Ich hatte mich zu weit von

unserem Dorf entfernt und den Rückweg danach nicht mehr gefunden, also irrte ich eine halbe Ewigkeit durch den Wald ohne zu wissen, ob ich überhaupt in die richtige Richtung lief oder mich noch weiter entfernt….“ „Und niemand hat nach Euch gesucht?“, wollte Kiris wissen. „Ich dachte bei den Clans würden sich alle um den Nachwuchs kümmern.“ „Das ist auch in den meisten Fällen richtig. Selbst wenn beide Elternteile sterben, nimmt sich normalerweise eine andere Familie sofort den Hinterbliebenen an, seien es nun Kinder oder junge Erwachsene, aber…“ Ordt kratzte sich am Hinterkopf.„Ich bin ein Mischling.“

„Sieht man Euch nicht an.“, bemerkte Simon trocken. „Das sieht man auch nicht.“, kommentierte Tiege. „Und in Helike war das nie ein Problem. Ich schätze aber, für euer Volk schon?“ „Es hat sich einfach niemand wirklich für mich zuständig gefühlt.“, fuhr Ordt fort. „Meine Mutter war ein Wolf, mein Vater… soweit ich mich erinnern kann, hat sie nie wirklich über ihn gesprochen. Nicht mal als sie starb…. Ich schätze dass ich vielleicht gar nicht wissen will, wer er war. Niemand aus meinem Clan zumindest. Jedenfalls gab es zu dieser Zeit niemanden, der sich wirklich um

mich gekümmert hätte und als es anfing Dunkel zu werden, irrte ich noch immer umher. Das war das erste Mal in meinem Leben, das ich wusste, was echte Angst hieß… Kälte, Hunger, Einsamkeit…. An sehr viel mehr erinnere ich mich auch nicht mehr, nur das ich irgendwann zusammengebrochen bin und das Bewusstsein verloren habe. Als ich wieder aufwachte, fand ich mich in einer Hütte wieder….“ Ordt schloss kurz die Augen. Ihm war beinahe, als könnte er immer noch den Duft von getrockneten Kräutern riechen, der ihm damals als erstes in die Nase gestiegen war. Die dünnen Holzwände, durch die er das Rascheln der Blätter

draußen hören konnte waren ihm genauso in Erinnerung geblieben. In den Dörfern der Gejarn war nichts jemals wirklich fest gebaut, sondern immer darauf ausgelegt, möglichst schnell abgebaut zu werden, damit man es an einen anderen Ort wiedererrichten konnte. Und dann war da der Moment in dem ihm auffiel, das er nicht alleine war…. „Mir war klar, wo ich mich befand, aber nicht, wie ich dorthin gekommen war. Das Haus der Dorfheilerin, einer Frau um die ich, bisher, eigentlich einen großen Bogen gemacht habe. Wie alle eigentlich. Außer es ging ihnen schlecht. Dann haben sich plötzlich wieder alle an sie erinnert, aber ansonsten wurde Isbeil,

die Kräuterfrau meines Clans, meist gemieden. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann ich es wohl verstehen. Sie gab mir eine Handvoll Blätter zu essen, sobald ich wach war, die wie eingeschlafene Füße schmeckten… aber immerhin ging es mir schnell besser. Sie… nahm mich auf, warum weiß ich bis heute nicht, aber bei der Gelegenheit habe ich dann auch zum ersten Mal Maen kennengelernt, Isbeils Schülerin. Sie war ein Jahr jünger als ich selbst, aber….“ Ordt lachte bei der Erinnerung an das halbe Kind, das ihm auf Anweisung der alten Heilerin zwang, regelmäßig noch mehr bittere Blätter und Wurzeln zu kauen und streng darauf achtete, das der

junge Wolf die ekelhaften Pflanzen nicht gleich wieder ausspuckte. „Sie hatte Temperament, damals schon.“ „Klingt, als wäre da jemand verliebt.“, stellte Kiris grinsend fest. „Damals noch nicht.“, antwortete Ordt und seine Stimme klang plötzlich betrübt. „Ich habe sechs Jahre bei der Heilerin verbracht und ich und Maen sind praktisch zusammen aufgewachsen. Sie nahm mich ungefragt auf, gab mir einen Schlafplatz und eine regelmäßige Mahlzeit…. Vielleicht war Isbeil einfach nur einsam, auch wenn sie das nie zeigte. Aber als sie starb, hatte sie Maen alles beigebracht, was sie wusste, so dass

diese ihre Nachfolge antrat.“ Die Erinnerung an das struppige Gejarn-Mädchen, das nach all der Zeit zu einer stattlichen jungen Frau herangewachsen war, war nach wie vor frisch. „Und ich… ich glaube ich hatte mich da schon hoffnungslos verliebt….“ „Ich wusste es.“ Kiris warf Tiege einen ausgebeulten Topf zu, den dieser mit Wasser aus einer ihrer Feldflaschen füllte und über das Feuer hängte. Ordt schmunzelte. „Und ich wollte sie darum bitten, meine Gefährtin zu werden. Und das wusste sie auch, das spürte ich. Ich wusste nur nicht, wie sie reagieren würde. Leider habe ich es dann nie

gewagt, den ersten Schritt zu machen, auch wenn ich mir mittlerweile als Wächter meinen eigenen Platz im Clan verdient hatte. Am Ende war ich immer noch der, den man vor einigen Jahren noch zum Sterben im Wald zurück gelassen hatte. Hätte ich nicht so lange gezögert… vielleicht wäre alles ganz anders gekommen.“ „Was ist passiert?“, fragte Simon. „Ein Ältester Namens Tarkeen … hat ihr einen Antrag gemacht.“ Tiege sah von dem Topf auf, dessen Inhalt mittlerweile zu kochen begann. „Und das ist schlecht, oder?“ „Die Ältesten sind oberstes Gericht und Gesetz in einem.“, erklärte Ordt.

„Nur die würdigsten und edelsten Mitglieder aus den Reihen eines Clans werden dazu berufen. Oder zumindest dachte ich das bis dahin. Zumindest würde man einen solchen Antrag eigentlich nicht ablehnen. Aber Maen hatte schon immer ihren eigenen Kopf.“ „Sie hat ihn also abgewiesen?“ Ordt nickte. Und er wusste nur zu gut warum. Genauso wie er wusste, was danach passiert war. „Aber das ist doch gut. Ich meine für Euch zumindest.“, stellte Kiris fest. Tiege nickte. „Würde ich auch meinen. Ich meine, wenn Euch das nicht wachgerüttelt hat, was….“

„Er hat es nicht akzeptiert.“ Ordt flüsterte die Worte nur. Mit einem Mal war es totenstill, während der Gejarn seine Gedanken ordnete. „Ich weiß nicht, welcher Wahnsinn in ihn gefahren ist oder ob sein Stolz es nur nicht ertragen konnte, aber…. Er hat sich auf sie gestürzt und wäre vermutlich noch weiter gegangen, wenn ich mir nicht ausgerechnet diesen Tag ausgesucht hätte, um Maen zu besuchen. Die meiste Zeit war ich in den Wäldern, um unseren Lagerplatz herum, unterwegs und so sahen wir uns kaum, aber ich kam grade von einer längeren Spähmission zurück. Mir war sofort klar, dass etwas nicht stimmte, als ich ihre Hütte

erreichte. Maen lebte wie Isbeil zuvor ein Stück außerhalb der Siedlung und es war nicht ihre Art, die Tür unverschlossen zu lassen und sobald mir klar wurde, was vor sich ging….“ „Ihr habt Rot gesehen?“ Kiris Hände verkrampften sich. Für seine Zuhörer war das wohl auch nicht unbedingt einfach mit anzuhören. Und wenn er es gekonnt hätte, er hätte Tarkeen hier und jetzt gleich noch einmal getötet, weil er selbst im Grab und all den Jahren scheinbar noch Leid über sie bringen konnte. Der Mann hatte wohl nicht mal gewusst, das Ordt existierte und doch sein Leben ruiniert. Seines… und Maens. Und Letzteres war, was er nicht

verzeihen konnte. „Da noch nicht. Ich meine, verflucht ich hätte den Kerl auf der Stelle umbringen können, aber mir war auch klar, wer er war…. Also habe ich ihn nur nach draußen gezerrt und wollte ihn zur Rede stellen, ihm wenigstens die Gelegenheit geben, sich zu verteidigen, vielleicht auch einfach nur um Verzeihung zu beten….“ „Und was ist dann passiert?“ Selbst Simon schien kurz unwohl zu sein. So viele Verbrechen der Mann begangen haben mochte, Vergewaltigung zählte offenbar nicht dazu. Für den Zauberer hatte wohl immer nur Macht gezählt. „Er hat mich angegriffen, als ich

grade nach Maen sehen wollte. Ohne Vorwarnung . Und ich hatte meine Waffen bereits abgegeben, als ich ins Dorf zurückgekehrt war. Aber Tarkeen war kein Krieger. Ich hab ihm das Schwert entwendet, es kam zu einem kurzen Handgemenge… und er ist in seine eigene Klinge gestürzt. Danach haben Maen und ich die Leiche versteckt, aber uns war klar, dass sie nicht ewig unentdeckt bleiben würde. Genauso, wie klar war, wen sie verdächtigen würden…“ „Wieso verdächtigen?“ Simon war von seinem Platz aufgesprungen. „Den Bastard zu töten kann Euch wirklich niemand übel nehmen und das sage ich

Euch grade! Das ist ungerecht, das ist….“ „Es ist wie es ist.“, meinte Ordt nur und bedeutete dem Mann sich wieder zu setzen, auch wenn ihn der Ausbruch erneut zum Schmunzeln brachte. „Und es ist Vergangenheit. Sowohl Maen als auch mir war klar, dass man mich verdächtigen würde. Und mir war klar, dass man ihr nicht glauben würde. Schon alleine weil Tarkeen ein Ältester war. Wie würden die anderen reagieren, wenn man einen der ihren bezichtigte? Bestenfalls hätte man sie mit mir verurteilt.“ „Was habt Ihr getan?“ „Ich bin gegangen, Kiris. So konnte

Maen wenigstens leugnen von irgendetwas zu wissen und ich… ich wäre nicht mehr da. Ein Mörder auf der Flucht. Die Sache wäre erledigt… und zumindest einer von uns könnte noch ein normales Leben haben.“ „So einfach ist das nicht.“, stellte Tiege fest. „Glaubt Ihr, das wäre mir nicht auch klar geworden? Für mein eigenes Volk bin ich ein Mörder, die Frau die ich liebe werde ich nie wiedersehen… und jetzt kehre ich in das Land zurück das ich nie wieder betreten wollte.“ Ordt hatte jetzt Mühe, seine Stimme zu beherrschen. „Sie kam zu mir, damals, bevor ich ging…“

Der Geruch von nassem Laub hatte sich wie jedes Ereignis an diesem Tag in sein Gedächtnis gebrannt. Der Herbst hatte grade begonnen und die Blätter der Bäume um die Siedlung verfärbten sich langsam bunt, während das Licht der untergehenden Sonne allem einen roten Schimmer verlieh. Ordt jedoch hatte für das Farbenspiel, das sich draußen bot keine Augen. Er wusste nicht, wie viel Zeit ihm blieb, aber vermutlich würde man den Ältesten bereits vermissen. Die meisten Einwohner des Dorfes würden spätestens jetzt von ihren täglichen Arbeiten zurückkehren, Jäger, Bauern und die noch in den Wäldern verbliebenen Wächter….. Es würde

auffallen, wenn jemand fehlte. Ihm blieb nicht viel Zeit um alles zusammenzusuchen, was er mitnehmen wollte. Viel war es ohnehin nicht, dachte er, während er die kleine Hütte am Rand der Siedlung betrat. Wie die übrigen Gebäude auch bestanden die Wände aus einfachem Flechtwerk, das man rasch von den tragenden Balken lösen und transportieren konnte. In einer Ecke stand ein Bogen mit einigen Pfeilen neben einem niedrigen Strohlager. Die würde er hierlassen. Er hatte ohnehin nie viel damit anfangen können. Rasch zog er einen einfachen Stoffbeutel unter dem Lager hervor und begann das wenige an Vorräten, dass er hier hatte einzupacken.

Normalerweise teilten sie alles untereinander auf und die Wächter bekamen für ihren Dienst Nahrung von Jägern und Viehhirten und umgekehrt. Jetzt jedoch war Ordt froh, wenigstens ab und an etwas beiseite geschafft zu haben. Froh… das Wort klang schon falsch wenn er es nur dachte….4. Der Wolf hielt inne und sah unwillkürlich an sich herab. Seine Hände sowie das Schwert, das er dem Ältesten abgenommen hatte, hatte er, so gut es ging gesäubert, aber auf seiner Kleidung prangte nach wie vor ein deutlicher Blutfleck. Tarkeens Blut… Geister, was war nur in diesem Mann gefahren? Und was sollte er jetzt bloß tun? Es war klar,

dass man ihn verdächtigen würde, sobald man den Körper des Ältesten fand. Er war derjenige gewesen, der seit Jahren gezaudert hatte was Maen anging und vermutlich wussten das auch alle…. Und wenn dann noch jemand wusste, das Tarkeen der Heilerin einen Antrag machen wollte… man musste nur eins und eins zusammenzählen. Und würde doch zu der falschen Schlussfolgerung kommen. Und Maen…. Ein Teil von ihm wollte seine Fluchtpläne hinwerfen und wieder zu ihr zurückgehen nur um sicherzustellen, dass sie wieder in Ordnung kam. So kurz diese Zeit auch sein würde… der andere, rationale Teil seiner selbst wusste, dass

das Wahnsinn war. Und er fürchtete nach wie vor, was noch geschehen konnte, wenn er blieb. Wäre er weg, hätte Maen keinen Grund mehr zu versuchen, jemandem die Wahrheit zu sagen. Zumindest hoffte er das. Es reichte, wenn Tarkeens Taten ein Leben völlig zerstört. Maen würde in Ordnung kommen, das wusste er. Sie war stark genug. Aber nicht, wenn sie einen Ältesten anklagte. Einen toten Ältesten. Einen ermordeten Ältesten. Die anderen würden das niemals akzeptieren. Bevor er es selber merkte hatte er ausgeholt und der dünnen Wand seiner Behausung einen Schlag versetzt. Das aus kleineren Ästen bestehende Flechtwerk gab fast

ohne Widerstand nach. „Ordt…“ Er sah nicht hin, doch er erkannte die Stimme nach wie vor, trotz des unterschwelligen Zitterns, das nun darin lag. Sie stand in der Tür, ohne das er sie kommen gehört hätte. Aber Maen konnte sich beinahe lautlos bewegen, wenn sie es wollte. Ordt atmete tief durch ehe er sich zu ihr umdrehte. Sie noch einmal zu sehen würde nichts einfacher machen. Und doch war sie hier. Das grüne Gewand, das sie trug spiegelte beinahe die Farbe ihrer Augen wieder, ein satter, dunkler Ton, der an Blätter im Sommer erinnere. Der normalerweise silbrige Pelz der Gejarn bekam im letzten

Tageslicht einen rötlichen Ton. „Geht es Dir gut?“, fragte er lediglich und schalt sich gleich dafür. Die Antwort kannte er…. „Eigentlich sollte ich das Dich fragen.“, entgegnete Maen, während sie eintrat. Sie deutete auf seine Hand. Splitter aus der Wand hatten mehrere tiefe Schnitte darauf hinterlassen. „Solltest Du nicht.“ Ohne ein weiteres Wort trat sie zu ihm und holte einige Blätter aus einem Beutel an ihrem Gürtel hervor. Ordt erkannte die Pflanze sofort wieder, während die Heilerin ihm das Bündle in die Hand drückte. „Die wirst Du brauchen…“, meinte

sie und rang sich ein kurzes Lächeln ab. „Und es wird Dich am Leben erhalten. Das ist was wichtig ist.“ Ordt zwang sich dazu, nicht darauf einzugehen. „Maen… Du darfst ihnen nicht sagen, egal was…. Sei einfach Vorsichtig.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht fair, Ordt und das weißt Du so gut wie ich. Geh nicht. Wir finden einen Weg und….“ „Und was dann? Wollen wir alleine vor die Ältesten treten und einen der ihren beschuldigen? Was meinst du würde passieren? Was meinst du würden sie tun? Nein ich kann Dir das nicht zum….

Bevor er den Satz beenden konnte, drückte sie ihre Lippen auf Seine. Die Berührung fegte sämtliche Widerworte hinweg, die ihm grade eben noch einfallen wollten und die Blätter, die Maen ihm gegeben hatten, fielen zu Boden. „Das ist meine Entscheidung.“, erklärte sie ruhig, als sie sich wieder voneinander lösten. „Bitte…“ Er wusste, wie stur sie sein konnte, aber dieses eine Mal musste sie darauf verzichten ihren Kopf durchzusetzen. „Maen… ich könne nicht mit dem Gedanken leben. Versprich es mir.“ Die Gejarn trat einen Schritt zurück.

Sie gab ihm kein Versprechen. Aber ihre nächsten Worte hätten beinahe gereicht, das Ordt auch den letzten Mut verloren hätte. „Ich liebe Dich. Und genau deshalb hätte ich Tarkeen nie angenommen. Und ich lasse Dich nicht gehen, ohne dass du das weißt.“ Dieses Mal war er es, der die Initiative ergriff. Er küsste sie erneut, sog ihren Duft ein, in dem Wissen, dass es das letzte Mal sein würde. Maen roch immer nach Tannenadeln und den Kräutern mit denen sie arbeitete. Die Wölfin ihrerseits ließ ihre Hände über seinen Rücken wandern, drängte sich an ihn…. Ein Teil von ihm wollte es hier

beenden, sie zum Gehen auffordern… der andere dachte nicht mehr nach, sondern lies alles einfach geschehen, suchte Zuflucht darin. Ordt war sich noch halb bewusst, wie ihre Kleider verschwanden und sie beide umschlungen auf das Lager zurücksanken. Maens Finger wanderten über seinen Körper und er tat es ihr gleich, erforschte das feste Fleisch ihrer Brüste…. Vor wenigen Tagen noch hätte er sich genau hiernach gesehnt, sie wirklich zu lieben… und zu wissen, dass sie es ebenso tat. Nun war das Ganze mit einer Bitterkeit verbunden, die den ganzen Akt… schal erscheinen ließ. Falsch. Es war das erste Mal. Es war das letzte Mal. Und er wusste bereits, dass er

wohl nie jemand anderen finden würde. All diese Gedanken wurden jedoch hinweg gespült, als Maen ihn erneut an sich zog, ihn führte, zu der geheimsten Stelle zwischen ihren Beinen. Als er in sie eindrang konnte er spüren, wie sie kurz zusammenzuckte und einen Moment war er versucht, sich wieder aus ihr zurückzuziehen. Maen jedoch schlang die Beine um ihn, während eine ihrer Hände unter sein Kinn wanderte und Ordt zwang, sie anzusehen. Lust und Entschlossenheit spiegelten sich in ihren Augen. Sie wollte das hier genauso wie er und wie um diesen Gedanken zu bestätigen, begann sie sich mit ihm zu bewegen. Viel zu schnell wurde ihr

Rhythmus wilder, unkontrolliert… als er glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, hielt sie jedoch plötzlich still. Verwundert hörte Ordt auf. Alles, was eben noch an Lust da gewesen war, verschwand beinahe sofort bei der Vorstellung irgendetwas falsch gemacht, sie irgendwie verletzt zu haben… „Alles in Ordnung ?“ Seine eigene Stimme klang ungewohnt rau in seinen Ohren. „Nein. Weil ich Dich verliere, wenn das hier vorbei ist.“ Maen schloss einen Moment die Augen, dann jedoch begann sie sich wieder zu bewegen, schneller diesmal. Ihr Becken drängte sich immer wieder gegen seines. Ordt versuchte, es

so gut es ging hinauszuzögern, doch allzu bald hatte er erneut die Grenze erreicht, seine Muskeln schienen sich von selbst anzuspannen… Maen schien es zu spüren, denn sie begann sich ebenfalls schneller zu bewegen und schickte ihn endgültig über den Abgrund… Sie folgte ihm wenige Augenblicke später und Ordt spürte , wie sich sie sich kurz verkrampfte um dann schwer atmend neben ihm niederzusinken. Eine Weile blieben sie nur still liegen, während es draußen endgültig dunkel wurde, dann jedoch setzte Ordt sich schweren Herzens auf. „Ich muss gehen.“, erklärte er leise. „Ich weiß…“ Maen legte ihm eine

Hand auf den Arm. „Und ich wünschte, ich könnte es verhindern.“ „Solange keiner von uns zu einem Ältesten wird… sehe ich wirklich schwarz.“ Langsam, widerwillig erhob er sich und zog sich an. Das wenige, was er zusammengepackt hatte, passte in einen einfachen Beutel, zusammen mit Maens Kräutern. Ordt verbot sich, sich noch einmal umzudrehen, als er nach draußen trat. Wenn er das jetzt tat, würde er bleiben. Und wenn sie irgendetwas sagte ebenfalls. Das wusste er. Aber Maen schwieg, schwieg auch, als er auf die Wiese vor der Hütte hinaustrat und schließlich in den Wäldern verschwand. Erst, nachdem er sicher sein konnte,

seinen Clan und die Siedlung weit hinter sich gelassen zu haben, gestattete er sich, zu weinen…. „Jetzt wisst Ihr es also.“ Mittlerweile war auch der Wald um den Holzeinschlag herum dunkel geworden. Ordt stieg der Duft der auf dem Feuer köchelnden Suppe in die Nase, während Tiege noch eine Handvoll ihrer letzten Vorräte unterrührte. Kochen konnte der Mann immerhin, dachte der Wolf. „Und was würde passieren, wenn wir

das Pech hätten, Eurem alten Clan über den Weg zu laufen?“, wollte der Paladin wissen. „Für sie bin ich der Mann, der einen ihrer Ältesten grundlos getötet hat. Was glaubt ihr was sie tun würden? Wir wären tot, sobald man mich erkennt. Deshalb musstet Ihr es ja wissen…. Nur für den Fall, das Ihr… besser alleine weiterziehen wollt.“ „Und wer geht mir dann auf die Nerven?“, fragte Simon. „Kiris meldet sich sicher freiwillig.“, ergänzte Tiege. „Nein. Ihr seid mir zu bösartig, wenn Ihr es wollt.“, erwiderte der Zauberer in Richtung der Frau und rang sich ein

Grinsen ab. „Das würde ja langweilig werden. Und ehrlich gesagt, ich bin derjenige, von dem Ihr euch trennen solltet. Immerhin ist mir eine ganze Burg voll Hexenmeister auf den Fersen. Eure paar Ältesten fallen da wirklich kaum noch ins Gewicht.“ Ordt lachte schallend. Götter, dieser Mensch war irre. Aber immerhin zeigte er jetzt zum ersten Mal offen sein wahres Gesicht, wie es schien. Es gefiel ihm auf jedem Fall besser als das Alte. „Nur um das festzuhalten.“, schaltete sich Kiris ein.„Wir können also alle vier eigentlich nirgendwo mehr hin. Euer Helike ist zu weit weg, Tiege, Euer eigener Clan wird euch töten wenn sie

Euch auch nur sehen. Ordt, mein Dorf ist Asche und Ihr Simon habt nach wie vor den Kaiser selbst im Nacken.“ „Das Schicksal hat Sinn für Ironie.“, bemerkte Simon nur. Das hatte es wirklich, dachte Ordt. Es war seltsam, aber das kurze Gespräch hatte ihn wieder auf andere Gedanken gebracht. Er mochte diese Leute, so unterschiedlich sie waren…. Und selbst Simon schien sich langsam zum Besseren zu verändern. Er hatte keinen Clan mehr. Aber diese Leute hier waren immerhin gute Gefährten. Und er würde nicht zulassen, dass er einen von ihnen

verlor.

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EagleWriter
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Terazuma *seufz*
Was für eine traurige Geschichte. Zuerst fürchtete ich schon, dass seine Liebste tot sei, oder ihn abgewiesen hat. Doch das ist nicht minder schlimm. Im Gegenteil. Sie lieben sich, sie wissen es und dennoch können sie nicht zusammen kommen. Außer, Maen entscheidet sich Ordt auf seiner unsicheren Flucht zu begleiten. Das ist aber sicherlich auch nicht das was beide wollen.
Eine echt vertrackte Situation.
Schon daran ist nur, dass Simon wirklich langsam auftaut und menschlicher wird. Dass er seine Magie verloren hat, war wirklich das Beste, was ihm passieren konnte. ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Jap. Meine Charaktere haben es selten leicht. Aber Maen ist nicht zum letzten mal aufgetaucht, so viel sei verraten. Nur steht das nächste Wiedersehen auch nicht unbedingt unter einem zu guten Stern fürchte ich ^^ ( Und ja ich bin fies)
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Terazuma Sag mir etwas Neues! ^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Na zumindest einer freut sich darüber ^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Ist schon eigenartig, diese kleine Truppe. Hätte ma denen vor Wochen gesagt, dass sie sich mal zusammen tun würden ...
Sicherlich plagen Ordt noch Zweifel und Sorgen,ob es Maen wirklich gut geht^^

LG von Antje
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EagleWriter Na ich kann so viel Spoilern, das wird er noch erfahren ^^
lg
E:W
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