Ich stinke
Man riecht es.
Man riecht meine
Unfähigkeit zum
sozialadäquaten Verhalten.
Ich singe in der U-Bahn.
Schmutzige Lieder,
alte Lieder,
sinnlose Lieder.
Lieder, die ich aus meinen
Gedichten herausbreche
und in ein Notenkorsett zwänge.
Die Worte wehren sich,
sie verzeihen mir
die Melodien nicht.
Aber ich singe weiter.
Ich singe gegen Wände,
gegen Bahnhofsvorsteher,
gegen Zeitungsausträger,
gegen Rechenmaschinenprogrammierer,
gegen Kaffeetassendesigner.
Ich singe es nicht nur,
ich schreie es.
Laut,
unartikuliert
und schwitzend.
Ich stinke gegen den Wind.
Diesen Wind,
der manchmal einen Hauch
von Scheiße
aus den Trabantenstädten bringt.
Dort,
wo die Huren weinend
in den Armen ihrer Mütter liegen,
wo die Männer sich verbergen.
Aus Scham,
aus Angst vor sich selbst.
Dort,
wo die Kinder
mit zerissener Kleidung
nach Intergration suchen,
wo ein Tag
keinen Anfang
und kein Ende hat.
Dort,
wo das Leben sich
inzestuös in die Evolution stürzt.
Auslese ausgeschlossen.
Kirchen bitten zum Gebet,
Polizisten saufen im Park
und die Prediger besetzen
ihren Schoß
mit jungem Fleisch.
Casting der
Aussichtslosigkeit.
Hier und da krepieren
ein paar Leute
und werden sachich entsorgt.
Die Stadt weiß,
was sie den Bürgern schuldig ist.
Und währenddesssen
stinke ich weiter,
schreie meine Verwesung
in die Gesellschaft
und opfere mich auf dem
Altar der Gleichgültigkeit.
Unsichtbar.
unerkannt
und unwideruflich.
Es ist August.
Keine Fliegen,
keine Sonne,
kein Meer.
Nur ich, mein Gestank
und das Wissen
um eine gute Entsorgung.