Vorwort
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben." So oder so Ă€hnlich, heiĂt es im Volksmund. Das kann ich nur bestĂ€tigen. Und gerade weil das so ist, möchte ich mal einen kleinen Schwenk von meiner Reise nach Ăsterreich erzĂ€hlen. Unter uns gesagt, ein traumhaftes Land. Nette Menschen, tolle Berge, grĂŒne Wiesen, leckere Weine und eine Sprache, die einem das Herz erwĂ€rmt. Nicht zu vergessen die Delikatessen, die nur die Ăsterreicher so richtig vermögen. Ich sag nur "Kaiserschmarrn, Wiener Schnitzel, also ein echtes und wer schon nach Wien reist, der sollte sich eine Wiener
Melange mit Schlag Oberst nicht entgehen lassen."
Wenn ich nur daran denke, möchte ich schon die Koffer packen.
Passau
Alles begann mit einer Reise zu einem guten Freund. Dieser lebte zu jener Zeit in Passau. Eine Stadt, wie ein ĂlgemĂ€lde. Man könnte meinen, sie stĂŒnde wahrhaft in Italien. Der Blick vom Berg herunter auf den Fluss bot dem Auge alle Herrlichkeit, die diese zu sehen vermochten. Die vielen bunten HĂ€user, die Kirchen, die Flussschiffe und CafĂ©s. Eine Filmkulisse wie sie das Leben nicht schöner zeigen konnte.
Die Anreise war schnell vergessen, im Angesicht dieser Schönheit und so machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir aĂen eine Kleinigkeit und
planten unsere morgige Reise nach Ăsterreich. Ich war zu jener Zeit schon ein paar Mal dort gewesen und genoss es jedesmal aufs neue. Nach dem köstlichen Mahl mit der herrlichen Aussicht auf die Donau, ging es zurĂŒck zu unserer Pension. Diese lag etwas versteckt in einem kleinen Dorf unweit von Passau. Wie ich diese charmanten Pensionen doch liebe. Die Gastwirte, ein Ă€lteres Ehepaar, waren durch und durch freundlich gesonnen. Dies verdankte ich unter anderem meinem Freund, denn er war der hiesige Apotheker. Das Essen war zĂŒnftig und die Musik echt bayrisch. Kurz gesagt, es war eine Gaudi da zu nĂ€chtigen.
Gegen Abend, als sich die MĂŒdigkeit bei mir einstellte, wollte ich noch kurz meine Emails checken und so fragte ich die Wirtin, ob sie Wlan in ihrer Pension hĂ€tten. Diese schaute mich nur verwundert an und nickte. Kurz darauf sagte sie:
Wirtin: "Kleinen Moment junger Mann, ich hole eben das Kabel."
Ich: "Ăh, wie jetzt? Sie holen das Kabel?"
Wirtin: "Jo mei, sie wolltens doch das Wlan Kabel fĂŒr das Internet haben, oder net?"
Ich: "Ich verkniff mir jegliches Lachen.
Wohl gemerkt, es viel mir sehr schwer. Und so gab es nur einen Ausweg. Ein schmerzhafter Biss in die Hand."
Wirtin: "Hier, packmers Bursche."
Mit TrÀnen in den Augen schluchzte ich nur noch : "Danke."
Wenig spÀter auf der Kammer, lachte ich laut los. Es gab kein Halten mehr. Ein Wlan Kabel. Es war das erste Mal, das ich ein solches in HÀnden hielt. Und ich dachte immer, das wÀre ein Mythos. So lernte ic noch dazu.
Nach österreich
Am nĂ€chsten Morgen, in aller Herrgotts FrĂŒh, weckte mich die Wirtin persönlich mit einem Hammerschlag an der TĂŒr. Die karierte BettwĂ€sche warf ich vor lauter Schreck direkt an die Wand. Was hatte die Frau um halb sechs Uhr morgens schon fĂŒr ein Organ.
"HEYDA, AUFWACHEN, SIE WOLLEN NACH ĂSTERREICH!"
Sowas fĂŒhlt sich an, wie eine Dusche im nahe gelegenen Gebirgsbach. Wenige Minuten spĂ€ter, duschte ich mich, zog mich an und sauste zum FrĂŒhstĂŒck in die Stube. Es roch herrlich nach frischen
Eiern, Schinken und lecker Semmeln. Der Brotkorb war gesĂ€umt von ein paar Brezeln. Dazu gab es Kaffee. Zum GlĂŒck brauchte ich keine Sahne. HĂ€tte ich welche gewollt, wĂ€re beim UmrĂŒhren der Löffel nicht an den Tassenrand geschlagen. "Hallo wach Kaffee der stĂ€rkeren Sorte."
Eine gefĂŒhlte Stunde spĂ€ter kam mein guter Kumpel Roland in die Stube und gesellte sich zu mir. Wir besprachen kurz die Reiseroute und dann ging es auch schon los. Linz stand auf dem Tagesplan. Die Fahrt dorthin sollte auch nicht lange dauern. So interessant die Stadt auch war, an diesem Tag fiel sie
einem groĂen Schatten von Ereignissen zum Opfer, die alles, was ich zuvor erleben durfte, noch bei weitem ĂŒbertrafen.
Fern der autobahn
Nun zu den besagten Ereignissen.
War die Anreise nach Linz noch ein Kinderspiel, so gestaltete sich die RĂŒckreise nach Passau zu einer Erlebnis Reise der besonderen Art. Kaum das wir Linz verlassen hatten, sagte mein Freund in kurzen Worten zu mir:
Freund: "Komm, jetzt machmers mit dem Navi da. Ich hab keine Lust mehr, dich zu dirigieren."
Ich: "Klar gerne, wozu hab ich schlieĂlich das Teil im Auto"
Freund: "Sehr gut. Dann kann ich mich eine Weile aufs Ohr legen. Sag
Bescheid, wenn es was zu berichten gibt."
Ich: "Jo freilich."
Und schon war er ins Reich der TrĂ€ume davon gesegelt und lieĂ mich allein mit dieser wunderschönen Landschaft. Ganz ehrlich, ich war ihm nicht böse darum. So hatte etwas Ruhe vor seinen Witzen. Er kannte nicht nur einen und das auf Bayrisch, war schon 'ne Nummer fĂŒr sich.
Etwa eine Stunde spĂ€ter nahmen die Erlebnisse etwas an Fahrt auf. Das Navi entschied sich dafĂŒr, die Autobahn zu verlassen und stattdessen Querfeldein zu
fahren. Ich verlieĂ mich blind auf meine kleine Box. SchlieĂlich hatte sie das Kartennetz von ganz Europa in seinem Speicher. Die Landschaft wurde merklich interessanter und das nicht nur zur Linken wie zur Rechten. Es wurde immer holpriger, was aber der Gebirgslandschaft, in der wir uns mittlerweile befanden, geschuldet werden konnte. Roland erwachte und brachte nur ein Filmzitat hervor:
"Sind wir schon da?"
Mitnichten wĂ€re die passende Antwort darauf gewesen, doch ich hielt mich zurĂŒck. Er sah sehr verschlafen aus und
so wollte ich ihn nicht mit einer schnippischen Antwort unter den Lebenden begrĂŒĂen. Als er langsam wieder zu sich kam, bemerkte er, etwas unsanft gebe ich zu, dass wir die Autobahn weit hinter uns gelassen hatten. Ich durchfuhr ein Schlagloch was ihm kurzerhand eine Kopfnuss verpasste. Er hatte vergessen sich anzuschnallen und so schlug er geradewegs mit dem Kopf gegen den Dachhimmel des Autos. "Aua", hörte ich da. Und wenig spĂ€ter: "Du hast meine Frisur verbeult." Doch das blieb nicht das einzige Problem, wie wir sehr schnell feststellen mussten.
Der Winter hielt Einzug und das bei vor kurzem noch sommerlichen Temperaturen unten im Tal.Â
Ich: "Mist, was zur Hölle ist denn jetzt los?", entfuhr es mir.Â
Roland: "Schnee", entgegnete er.Â
Ich: "Ich dacht schon, wie wÀren auf einer Packung Marshmallows ausgerutscht."
Roland: "Hahahahaha"
Und das Lachen nahm so schnell kein Ende.
Im wilden westen
Das Navi schickte uns schnurstracks einen kleinen Landweg den Berg hinauf. Dank der Tannen, welche diesen Weg sÀumten, sahen wir nicht, wo hoch wir uns bereits befanden. Doch dann sagte uns das Navi:
Navi: "Biegen sie bei der nÀchsten Kreuzung rechts ab."
Roland: "Rechts ab? Wie jetzt. Da liegt eine Weide, mit KĂŒhen drauf."
Ich: "Ich vertrau dem Navi. Das weiĂ schon, wo der richtige Weg ist."
Roland: "Dein Wort in Gottes Ohr."
Navi: "Biegen sie rechts ab. Danach folgen sie dem Weg bis zum Ende."
Ich, Roland: "Aaaaarrrrgggghhhh!"
Navi: "Folgen sie dem Weg bis zur Kreuzung."
Roland: "Links, links, rechts, ne links, mehr, schneller, los fahr, mach schon, die KĂŒhe, Hilfe, Hilfe!"
Ich: "Aaaarrrggghhh! Da steht ein Bulle. Nimmt der Anlauf. Roland, kannst du ihn sehen, nimmt der Anlauf. Los sag jetzt!"
Roland: "Jaaaaaaaaaaaa! Fahr schneller, nu fahr schon!"
Ich: "Aaarrrggghhh!"
Wir schaften es zum Ende des Weges und das Navi geleitete uns fort von dieser kleinen SehenswĂŒrdigkeit. Im
Volksmund auch Viehtrieb genannt. Wieder lachten wir. Diesmal noch lauter als zuvor. War das gerade wirklich passiert? Ja das war es.
Die Strasse fĂŒhrte mittlerweile wieder gen Tal. Das lieĂ uns aufhorchen, hatten wir somit die höchste Stelle ĂŒberwunden. Vom vielen Lachen etwas gezeichnet, lenkte ich den Wagen in einen kleinen Ort. Ich passierte das Ortsschild und da geschah es. Keine 100 Meter spĂ€ter, machte ich eine Vollbremsung. Roland schaute mich entgeistert an und sagte:
Roland: "Hey, was ist los mit dir? Hast
du einen Geist gesehen?"
Doch ich blieb reglos und starte nur vor mich hin.
Roland: "Hallo, jemand Zuhause?"
Ich: "Wart mal hier, ich glaube nicht das ich da gerade richtig gelesen habe."
Roland: "Was hast du denn jetzt schon wieder. Kann diese Reise auch mal normal ablaufen?"
Ich: "Ich beeil mich auch, ehrlich."
Doch es kam anders. Ich marschierte in Richtung Ortsschild, welches ich kurz zuvor passiert hatte. Ging um das Schild herum, blickte auf den Namen und sank auf die Knie.
"HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA"
Ich hab TrĂ€nen gelacht. Ich hab gelacht, so gelacht, unfassbar was da stand. Doch es war ein echtes Ortsschild. Ich konnte nicht mehr. Die TrĂ€nen liefen mir ĂŒbers Gesicht. In der Ferne erblickte ich Roland, der sich fragte, wo ich denn wohl bleiben wĂŒrde.
Roland: "Hey, was ist denn jetzt, kommst du? Wir wollen zurĂŒck."
Ich: "HAHAHAHAHAHAHA!"
Roland: "Kannst du mal normal reden. Ich verstehe nichts, bei deinem Lachen.
Ich: "HAHAHAHAHAHAHAHA!"
Roland: "Bist du jetzt ĂŒbergeschnappt?"
Ich und totalem Lachen: "Komm nicht her, hahahaha, bleib wo du bist, hahahaha, das hÀlst du heute nicht mehr aus, was da steht. Hahahahaha."
Doch er kam zu mir. Er wollte wissen, warum ich kaum noch sprechen konnte. Langsam ging er um das Schild herum, warf einen kurzen Blick auf das Ortsschild und begann aus vollem Halse zu lachen.
Wir beide: "HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!"
Das hielt sich etwa eine Stunde lang. Danach versuchten wir zu reden, doch
unsere Stimmen waren zur GĂ€nze fort.
Mit MĂŒh' und Not versuchte ich unter TrĂ€nen vorzulesen, wie der Ort hieĂ, dem wir unseren Lachflash zu verdanken hatten.
Da stand auf einem schönen Schild in Ăsterreich:
"HĂHNERGESCHREI"
"HAHAHAHAHAHAHAHAHA"
Es war unfassbar. Aber der Ort hieĂ wirklich so. Das raubte uns alles an Stimme, was wir an diesem Tag noch ĂŒbrig hatten.
Auch spĂ€ter auf dem Heimweg nach Passau, lachten wir immer wieder, sobald unsere Stimmen dies zulieĂen. Eine Stunde spĂ€ter kehrten wir wieder in die Pension ein, schauten uns an und sagten gleichzeitig: "Das war der krasseste Tag in meinem Leben. Nie habe ich so gelacht wie heute."
Geografisch
Wer nun neugierig geworden ist, ob es diesen Ort wirklich gibt, dem sei gesagt, ja, es gibt ihn. Er liegt in Ăsterreich. Die Postleitzahl lautet 4121 HĂŒhnergeschrei.
Viel SpaĂ beim Lachen wĂŒnsche ich euch. Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig unterhalten.