Es geht um einen 14 jährigen Teenager, der das Wochenende allein zu Haus verbringt. Dieser, im Folgenden Marco genannt, hatte zu jener Zeit den Kopf voller Dummheiten. Und so kam was kommen musste. Wieder einmal fiel er auf. Aber lest selbst.
An einem sonnigen Vormittag im Jahre 1987 jubelte Marco innerlich. Seine Eltern waren dabei ihr Auto zu beladen, für den Wochenendausflug. Sie rangen lange mit der Entscheidung, dass Haus und ihren Sohn allein zu lassen und das für mehr als 48 Stunden. Der Grund für dieses Debakel lag in der Vergangenheit. Marco war an Streichen die er ausheckte, kaum noch zu überbieten. Aber nun war es so. Sie wollten mal wieder zu ihren Eltern fahren und das Gefühl empfinden, dass ihr Leben, das ganz normaler Eltern war.
Zwei Stunden später schlug sein Vater die Kofferraumklappe zu, sie stiegen ein und fuhren davon. Dies war der Beginn eines weiteren Abenteuers für Marco.
Sein Vater hatte ihm großzügiger Weise 50 Mark spendiert, damit er sich was zu Essen kaufen konnte. Gut gedacht, aber der Einfallsreichtum von Marco machte dem Plan einen Strich durch die Rechnung und so wurde alles in Süßigkeiten und Cola umgesetzt. Als er vom Einkaufen aus der Stadt zurückkehrte, war er heilfroh, dass seine Eltern nicht da waren. "Freiheit", entfuhr es ihm und er strahlte über das ganze Gesicht. Er warf sein Fahrrad an die Hauswand, ging zur Tür, steckte den
Schlüssel ins Schloss und trat ein. Ne halt Moment, so hätte es sein können, aber so war es nicht. Marco wurde nervös. Sein Schlüssel, Gott verdammt wo war er? Er legte den Rucksack ab und begann zu suchen. Linke rechte Hosentaschen, nichts. In den hinteren beiden war er auch nicht. Er ergriff den Rucksack, warf alles heraus, was dort drin lagerte und suchte wie ein wild gewordener Stier nach dem Schlüssel. Doch Fehlanzeige, er war nicht da. "Mist. Mist, Mist, Mist", brüllte er in die Gegend. Aber auch das half nichts, denn was nicht da ist, kann man auch nicht finden. Vor seinem geistigen Auge zog schon die Vorstellung vorbei, dass
er zwar seine Freiheit hatte, jedoch in der Garage schlafen müsste. Nein, so durfte es nicht enden. "Moment mal", dachte er. "Was habe ich denn mit dem Schlüssel getan, bevor ich in die Stadt fuhr? Ich steckte ihn in die Tür, damit er nicht verloren geht. Oh Hilfe, da ist er immer noch. Er steckt von innen im Schloss. Das ist ja ganz toll. Hast du super gemacht Marco. Der Kandidat erhält 10 Punkte für die Dummheit des Tages."
Doch alles Jammern half nichts. Es musste eine Lösung für das Problem her und zwar schnell. Er ging um das Haus herum in den Garten. Hier besah er sich
das Dach und im Speziellen das Badezimmerfenster im ersten Stock. Dieses stand immer auf Kipp, weil seine Mutter das so wollte. Dieser Umstand könnte jetzt seine Rettung bedeuten. "Das kann ich bestimmt irgendwie aufhebel", dachte er. Pech nur, dass das Fenster im ersten Stock war und nicht im Erdgeschoss. Aber dieser kleine Umstand konnte einen Marco nicht von seinem Vorhaben abbringen. Schnell wurde das Gehirn durchforstet und nach einer Lösung gesucht, wie er auf das Dach gelangen konnte. Und siehe da, es dauerte keine fünf Minuten und er machte sich an die Umsetzung seines waghalsigen Plans. Dafür legte er die
Leiter, welche immer so nutzlos in der Garage lag, hinten an die Hauswand an und stieg empor. Auf dem Dach der Garage angelangt, kletterte er auf die Schräge des Hausdaches. Die Pfannen waren sehr rutschig, weshalb er sich entschied, auf dem First entlang zu laufen, bis er oberhalb des Badezimmerfensters war. Nun rutschte er die Schräge hinunter, drückte mit der Hand das Fenster auf und stieg ein. "Puh", seufzte er. "Das war knapp." Egal, er war wieder im Haus und alles ist gut gelaufen. Schnell rannte er runter zur Tür und tatsächlich. Da steckte sein Schlüssel. Er öffnete die Tür, sammelte seine Süßigkeiten wieder ein und
entschwand ins Haus mitsamt dem Rucksack.
Eine gute Stunde später, Marco lag entspannt auf dem Sofa und schaute fern, klingelte es an der Tür. "Mist, wer ist das denn jetzt?", dachte er. Kaum war die Tür geöffnet sah er es. Zwei Polizisten standen da und musterten ihn unentwegt. Dann sagte der Linke von den beiden:
Polizist: "Sind sie Herr Mayer?"
Marco: "Ich bin der Sohn, Marco Mayer, ja."
Polizist: "Uns wurde gemeldet, dass hier
ein Einbrecher bei ihnen eingestiegen sein soll."
Marco: "Ein Einbrecher, hier, bei mir, in meinem Haus, jetzt?"
Polizist: "Ja. Er soll über die Garage auf das Dach des Hauses und von dort über den Giebel geklettert sein. Danach war er verschwunden, was den Schluss zulässt, dass er irgendwo eingestiegen sein könnte."
Marco: "Aaaaarrrghhh, ein Einbrecher, Hilfe."
Polizist: "Haben sie keine Angst Herr Mayer, wir sind ja da. Lassen uns doch einmal umschauen, damit wir ausschließen können, das wirklich jemand bei ihnen eingestiegen ist.
Marco: "Kommen sie rein und suchen sie diesen Verbrecher."
Polizist: "Hat das Haus im 1. Stock irgendwelche Fenster?"
Marco: "Ja mehrere, rausgucken will ich schon, wenn ich oben wohne oder?"
Polizist: "Wo sind die genau?"
Marco: "Mein Zimmer zur Strasse hin hat eins, dass Zimmer meiner Schwester hat eins, die Abstellkammer und das Badezimmer. Das Badezimmer, aaarrrgghhhh!"
Polizist: "Nun beruhigen sie sich. Was ist denn mit dem Badezimmer?"
Marco: "Da ist er bestimmt eingestiegen, denn meine Mutter lässt das Fenster immer auf Kipp zur Lüftung.
Hiiilllfffeee, ich hab einen Einbrecher im Haus. Hilfe."
Polizist: "Dann würde ich vorschlagen, wir schauen dort als erstes nach. Sie bleiben hier und warten."
Marco: "Mich bringt eh nichts dahin. Den können sie gerne mitnehmen."
Polizist: "Wir sind gleich wieder zurück."
Marco: "Gut."
Nach einer viertel Stunde des Suchens kehrten die beiden Polizisten zu Marco ins Wohnzimmer zurück.
Polizist: "Wir konnten im Badezimmer keine Spuren eines Einbruchs
feststellen."
Marco: "Na toll. Und das heißt jetzt, er ist mit Schlüssel eingestiegen?"
Polizist: "Entweder das oder es gab keinen Einbruch sondern nur falschen Alarm. Das kommt leider auch vor. Aber lieber einmal zuviel schauen, als jemand übersehen."
Marco: "Das war es jetzt?"
Polizist: "Ja, wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die sie durch uns hatten und wünschen ihnen noch einen schönen Tag. Falls ihnen noch etwas auffallen sollte, dann rufen sie uns doch kurz unter dieser Nummer hier an."
Er überreichte Marco eine Visitenkarte
mit Kontaktdaten. Die Polizisten gingen zur Tür und verabschiedeten sich.
"Puh", entfuhr es Marco. "Ich dachte schon, irgend so ein Schlitzohr wäre bei mir eingestiegen. Ich mach mal lieber das Fenster im Bad zu, damit da nicht noch wer anders auf die Idee kommt."
Gegen Abend, klingelte es erneut an der Tür. Die Nachbarin von nebenan stand da, etwas nervös und stammelte etwas von einem Einbrecher, dem Dach und Hilfe.
Marco: "Beruhigen sie sich. Was ist denn los?"
Nachbarin: "Bei dir ist da wer über das Dach deiner Eltern gestiegen. Ja, ich hab es mit eigenen Augen gesehen."
Marco: "Haben sie die Polizei angerufen?"
Nachbarin: "Ja das war ich. Ich muss dich doch schützen Junge. So ganz allein zu Haus."
Marco: "Die Polizei war da, aber gefunden haben sie nichts."
Nachbarin: "Na Gott sei Dank. Nicht ausdenken, wenn sie ein Rüpel hier um die Häuser schleicht."
Marco: "Da machen sie sich mal keine Sorgen. Die Polizei passt auf uns auf."
Nachbarin: "Ja, die Jungs sind tüchtig."
Marco: "Oh mein Gott. Da war gar kein
Einbrecher. Die meinen mich? Mich, echt die meinen mich? Ja klar, ich bin ja über den Dachfirst gelaufen, weil ich keinen Schlüssel hatte. Danach ins Badezimmer eingestiegen und und...., dachte er"
Nachbarin: "Was ist mit dir Junge, du siehst so blass aus?"
Marco: "Ne, ist alles gut. Danke der Nachfrage."
Nachbarin: "Nun gut mein Junge. Ich will mal wieder rüber gehen. Wenn was ist, du kannst jederzeit zu uns kommen."
Marco: "Danke, aber erstmal muss ich mich von dem Schock erholen, ich hätte einen Einbrecher im Haus."
Nachbarin: "Mach es gut."
Marco: "Ja Danke."
Erst jetzt realisierte er, was gerade geschehen war. Er, der Einbrecher, was für eine geile Vorstellung. Doch das ist eine andere Geschichte
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Demnächst gibt es weitere Geschichten von Marco. Unter anderem wird erzählt, wie er die Nachbarschaft daran hinderte, rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Wie er seiner Schwester die Welt zeigte, mit Hilfe eines Fahnenmastes oder auch, warum Tannen eine Halbwertzeit von wenigen Minuten haben können.
Fredericke Supi, freu mich riesig, dass dir meine Geschichte gefällt |