Krieg und Frieda
Stalingrad,
Ardennen,
Waterloo.
Sieg oder Niederlage.
Leben oder Sterben.
Das Leben stellt meistens
keine blöden Fragen,
sondern entscheidet spontan.
Ohne den ganzen
sentimentalen Mist,
den du in der Bunten,
oder in der Frau im Spiegel
lesen kannst.
Und dann stehst du da.
Ziemlich machtlos,
überrascht und
vor allen Dingen angepisst.
Und was macht das Leben?
Es scheißt drauf.
Es interessiert sich einen
Dreck für deine Befindlichkeiten.
Es hat keine Zeit für
den ganzen humanen Schwachsinn.
Es ist im Stress,
in ständiger Pfege seiner Ignoranz.
Zur Sache:
Ich war immer einer dieser Kanditaten,
deren Hauptgewinn
der Trostpreis war.
Nicht, dass ich es nicht wollte.
Oh Gott,
ich schwöre,
ich wollte es.
Also das Leben der Anderen,
das Leben auf der oberen Stufe
der Evolution.
Aber die natürliche Auslese
hat mich nicht einmal
zu Kenntnis genommen.
Ich war zu nah am Boden
für die oben Suchenden.
Also eigentlich noch weiter
unten,
ich kroch.
Vorwärts,
seitwärts,
rückwärts.
Stillstand im Dreck.
Und genau da traf ich sie:
Frieda.
Sechsunddreißig Jahre,
blonde Haare,
braune Augen,
kleine Titten.
Nichts gelernt,
Arbeitsuchend.
Und was soll ich sagen.
Wir trafen uns da unten im Dreck
und suggerierten uns
Flugkünste.
Werner sagte später mal,
ich hätte mich wohl in sie verliebt.
Seis drum. Egal.
Jedenfalls waren die nächsten Wochen gut.
Wir soffen und fickten.
Wir schliefen und soffen.
Wir fickten und schliefen.
Nichts für die Ewigkeit,
nichts für ein Leben.
Eines Morgens -
ich glaube es war im August 2001 -
wachte ich neben ihr auf und
sah sie lange an.
Dann musste ich furzen.
Gottverdammt,
wenn das kein Zeichen war.
Ich weckte sie,
sagte ihr, dass sie besser gehen sollte
und legte mich wieder hin.
Ich starrte an die Decke.
Der Schimmel hatte die Farbe
abblättern lassen
und es sah aus wie die Ruinen
in den alten Kriegsfilmen.
Dann ging sie,
knallte die Tür zu
und war weg.
Ich stand auf,
pinkelte wieder im stehen
und bei Gott,
es war mal zu null Prozent
besser als mit ihr.
Es war Scheiße.
Wie gestern,
wie morgen.
Aber es interssierte mich nicht.
Ich legte die Flügel ab
und kroch in die letzte Runde.