Karlsruhes 1000-Jahr Feier
Im Jahr 2700 gab es in Karlsruhe eigentlich nur noch ein Thema, die bevorstehende 1000-Jahr-Feier im Jahre 2715.
Tausend Jahre Karlsruhe, wer hätte gedacht, dass diese, ehemals doch recht kleine, Stadt sich bis zu ihrer 1000 Jahr Feier zu einer richtig großen Stadt mit fast einer Million Einwohner entwickelt hatte.
Seit der 300 Jahr Feier im Jahre 2015 feierte Karlsruhe alle 100 Jahre. Die 1000 Jahr Feier sollte allerdings etwas ganz besonderes werden. Die gesamte Lokalprominenz von Karlsruhe und jeder einzelne Stadtteil
überlegten sich Aktionen. Es war geplant, dass man die 1000-Jahr Feier an jeder noch so kleinen und noch so versteckten Ecke erleben sollte. Niemand, aber wirklich niemand der in Karlsruhe lebte oder arbeitete sollte die 1000-Jahr Feier verpassen.
Jeder Stadtteil plante eigene Aktionen, der Schwerpunkt der Feier sollte sich allerdings in der Innenstadt und dort am deutlichsten in der Kaiserstraße abspielen. Das dumme war nur, dass es in der Kaiserstraße ein großes Problem gab. Fast alle Straßenbahn und S-Bahn Linien fuhren durch die Kaiserstraße und schon das Überqueren der Schienen war nur unter großer Lebensgefahr möglich. Jedes Jahr starben dutzende Menschen beim Versuch diese Straße zu überqueren.
Da nutzte es auch nichts dass in der Fußgängerzone keine Autos fuhren. Die Kaiserstraße war schon viele Jahrhunderte lang Fußgängerzone, obwohl der Begriff Fußgängerzone bei einer Straße durch die zwar keine Autos aber Straßenbahnen hindurch fuhren vielleicht nicht so ganz passend war.
Hierfür musste unbedingt eine Lösung gefunden werden bis zu der großen Feier. Es war absolut unvorstellbar, dass die ganzen Menschenmassen, die noch zusätzlich zu der eigenen Bevölkerung bei der großen Feier anwesend sein würden sich auch durch die Kaiserstraße und damit auch zwischen den
Straßenbahnen hin und herzwängten und drückten.
Es gab schon viele Jahre große Diskussionen, doch eine wirkliche Lösung hatte niemand parat.
Die Vorschläge reichten von Einstellung des gesamten Bahnverkehrs während der Feier, über Umleitungen, bis hin dazu die Straßenbahn unter die Erde zu verfrachten. Besonders der letzte Vorschlag wurde heftig diskutiert, allerdings entschied man sich dagegen, weil der Aufwand dafür viel zu groß sein würde. Eine solche Feier würde sehr viel Geld verschlingen, und da würde sicherlich nicht genug Geld übrig bleiben um ein
derartiges Großprojekt umzusetzen. Von den zahlreichen Behinderungen und Baustellen während der Bauzeit mal ganz zu schweigen. Nein, das konnte nun wirklich nicht die Lösung sein.
Letztlich wurde entschieden den Bahnverkehr während der 1000Jahr Feier komplett einzustellen. Das war die billigste und einfachste Methode. Und die Menschen die von außerhalb zu der 1000-Jahr Feier kamen konnten immer noch vom Hauptbahnhof aus laufen oder sich ein Taxi nehmen.
Die Frage nach den Straßenbahnen in der Kaiserstraße zur großen Feier schien gelöst und man kümmerte sich um die vielen anderen Projekte die an dieser Feier
stattfinden sollten. Schließlich sollte die Feier für jeden, aber wirklich jeden, unvergesslich werden.
Bald schon war die Sache mit den Straßenbahnen vergessen, denn wozu sollte man sich um ein Problem kümmern das gelöst war?
Als das Fest in groben Zügen geplant war und man sich um die Feinarbeiten kümmerte ergab es sich, dass in der Kaiserstraße ein uraltes Haus abgerissen werden sollte um dort ein neueres, viel moderneres Kaufhaus entstehen zu lassen.
Bei diesen Bauarbeiten geschah etwas sehr seltsames. Als die Bauarbeiter die Grube für den Keller machen wollten stießen sie auf einen Hohlraum. Wieso war hier ein Hohlraum? Das musste genauer untersucht werden. Da das Ganze aber nicht ungefährlich aussah riefen die Bauarbeiter alle Stellen an die ihnen so einfielen. Polizei, Feuerwehr und natürlich auch den Kampfmittelbeseitigungsdienst. Denn wer wusste schon ob hier nicht vielleicht eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg lag. Auch wenn dieser schon viele hundert Jahre vorbei war, so wurden auch heute noch immer damals nicht gezündete Bomben gefunden. Inzwischen waren diese zum Teil so verrostet
dass man immer sehr froh war wenn man noch eine fand. Denn durch die Verrostungen konnte es auch passieren, dass die eine oder andere Bombe von damals ohne weiteres Zutun explodierte. Und wenn das passierte gab es meist großen Schaden. Die eine oder andere Bombe von damals lag an Stellen auf denen heute Häuser standen. Gerade letztes Jahr war eine explodiert, auf der ein Krankenhaus gestanden hatte. Als diese explodierte hatten die Menschen keine Chance. Es gab einen sehr sehr lauten Knall und alle Menschen die sich zu diesem Zeitpunkt im Krankenhaus aufhielten starben.
Polizei, Feuerwehr und Kampfmittelbeseitigungsdienst untersuchten das Loch, sie fanden keine Bombe, aber sie
fanden etwas anderes. Auf dem Boden lag ein Schild auf dem ein H in einem runden Kreis abgebildet war und darunter standen ein paar Zahlen. Hinter diesen Zahlern war offensichtlich einmal Text gewesen, denn Reste davon waren noch zu erkennen, lesen konnte es allerdings keiner mehr.
Es wurde vermutet dass es sich hierbei um einen historischen Ort handelte, der schon seit vielen Jahren vergessen und verlassen war. Was dieses H mit den Zahlen darunter bedeutete, das war den Menschen allerdings überhaupt nicht klar. Hier mussten Archäologen ran. Man sorgte dafür dass die Baustelle gesperrt wurde. Niemand durfte diese Baustelle mehr betreten außer die
Archäologen die dieses gefundene Loch untersuchen sollten.
Das Ganze war nicht einfach, und jeder der schon einmal Archäologen bei der Arbeit beobachtet hat weiß dass die Arbeit der Archäologen sehr zeitaufwändig ist. Schließlich konnten diese nicht einfach drauf los klopfen und dann möglicherweise wichtige Zeugnisse der Vergangenheit zerstören. Archäologen mussten im wahrsten Sinn des Wortes mit Zahnbürste und Zahnstocher Löcher graben. Denn nur so war halbwegs sichergestellt, dass die Zeugen der Zeit die sie in ihren Ausgrabungsstädten fanden möglichst keine, und wenn dann nur äußerst
geringfügige Schäden davontrugen.
Die Archäologen arbeiteten Tage, Wochen, Monate in dieser Baustelle als sie wieder etwas Neues fanden. Nachdem sie sich durch eine weitere Mauer hindurchgearbeitet hatten fanden sie einen weiteren Hohlraum. In diesem Hohlraum war es erst so richtig seltsam. Denn man sollte es nicht glauben, aber hier lagen Schienen. Wieso lagen hier in der Kaiserstraße Schienen, wenn doch alle Straßenbahnen und S-Bahnen oben auf der Erde durch die Kaiserstraße fuhren. Waren das hier etwa Schienen von Außerirdischen? Oder was war hier los? Und wieso schienen
diese Schienen genau dieselbe Spurbreite zu haben wie die Schienen oben auf der Erde?
Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden was es mit diesen Schienen auf sich hatte. Sie mussten diesen Schienen sowohl in der einen, als auch in der anderen Richtung folgen. Vielleicht würden sie ja näher an die Lösung kommen was hier einmal los gewesen war wenn sie diesen Schienen folgten.
Sie teilen sich auf und ein Teil der Archäologen ging in die eine Richtung, der andere Teil ging in die andere Richtung.
Bald schon erkannten sie dass diese Schienen sich wie eine Art Labyrinth um
Untergrund verliefen.
Und so verliefen sich auch die Archäologen, was bei diesem Labyrinth auch kein Wunder war.
Die Schienen verzweigten sich, liefen wieder zusammen, verzweigten sich erneut, und so ging es immer weiter.
Jeder der Archäologen war zum Schluss unterhalb der Stadt in einer jeweils völlig anderen Gegend. Da sie hier nicht zu dem Ergebnis kamen woher diese Schienen kamen und um was es sich dabei handelte fotografierten sie alles und machten sich auf den Weg nach Hause.
Zu Hause recherchierten sie ob und wenn ja
was es mit diesen Schienen auf sich haben konnte.
Es dauerte lange, sehr lange, bis irgendwann Bettina in einem Archiv einen Artikel fand über die 300-Jahr Feier von Karlsruhe. Sie glaube erst nicht was sie da las. Schon damals war der Plan gewesen die Straßenbahnen und s-Bahnen unter die Erde zu legen. Das gelang auch und die ersten Jahre lief es auch super. Doch dann wurde diese unterirdische U-Strab wie sie genannt wurde, immer schneller und immer weiter ausgebaut. Und irgendwann konnte die Stadt damals die laufenden Kosten für diese unterirdische Straßenbahn nicht mehr bezahlen und nach und nach wurde der Nahverkehr und die Schienen
wieder auf über der Erde verlagert.
Nachdem die Archäologen ihre Erkenntnisse an die Stadt weiter gegeben hatten richtete man die Schienen von damals wieder her und so konnte bei der 1000 Jahr Feier jeder ohne Angst über die Kaiserstraße laufen, denn die Straßenbahnen fuhren jetzt wieder durch das uralte wieder hergestellte unterirdische Labyrinth.