Auf den Punkt gebracht
Inspiriert durch
Geschichten,
die ihren Weg
um den Globus fanden.
Petra Ewering
Gottesfürchtig
In Pfarrers Garten, in der Nacht,
ein Dieb schleicht dort umher,
stiehlt Äpfel von des Pfarrers Baum,
der ärgert sich gar sehr.
Vorbei die Nachsicht,
die nichts nutzt,
der Dieb klaut munter weiter,
und viele Äpfel er verputzt.
Der Gottesmann hat einen Plan,
er will den Dieb ertappen,
auf die Lauer legt er sich,
um ihn dann zu schnappen.
Doch ganz umsonst ist seine Müh,
er kann den Dieb nicht finden,
trotz allem ist der ständig da,
weil noch mehr Äpfel schwinden.
Schließlich wird es ihm zu bunt,
ein Schild hängt jetzt am Baume:
„Der liebe Gott sieht was du tust!“
Und hofft auf strengem Glaube.
Am nächsten Tage doch oh Weh,
stand dort ganz frech geschrieben:
„Aber er verrät mich nicht,
bin ihm stets treu geblieben.“
Der Geizhals
Ein Mann der furchtbar geizig war,
nahm kurzer Hand den Spaten,
schlich sich heimlich in die Nacht,
und vergrub sein Geld im Garten.
Jeden Tag spazierte er,
stundenlang ums Haus,
als Dunkelheit den Tag verdrängt,
grub er es wieder aus.
So betrachtet er den großen Schatz,
verließ danach das Heim,
und grub noch in derselben Nacht,
den Reichtum wieder ein.
Eines Tags oh welche Graus,
ein Loch prangerte im Garten,
panisch eilte er dort hin,
konnt länger nicht mehr warten.
Der Geizhals heult mit Weh und Ach,
es kamen viele Leute,
sie lachten über diesen Mann,
auch um des Diebes Beute.
Ein kleines Mädchen fragte keck:
„Hast du das Geld gebraucht?“
„Oh nein, mein Kind, was denkst du dir?
Ich habe nur geschaut.“
Das Kind es blickt den Geizhals an
und sagte im Vertrauen:
„Dann kannst du doch genauso gut,
ins leere Loch reinschauen.“
Erlaubnis
Zwei Mönche trafen sich im Park,
sie wollten heut noch beten,
die Pfeife steckt sich einer an,
der andere war betreten.
„Das Rauchen ist uns untersagt“,
so sprach der gläubig Mann,
„wir falten Hände zum Gebet
und zünden nicht das Laster an.“
Der Ältere der beiden raunt:
„Ich hab des Bischofs Wort.“
Er paffte weiter ganz vergnügt
und betete in einem fort.
Nach Wochen traf der junge Mönch,
den greisen schließlich wieder,
verärgert war er ganz und gar
und senkte Haupt und Lider.
Dann fauchte er den Alten an:
„Du hast mich angelogen,
ich habe ebenfalls geraucht,
der Bischof hats verboten.“
Da sprach der weise alte Mönch:
„Ich hab den Bischof einst gefragt,
darf ich beim Rauchen beten?“
Und er hat wirklich „Ja“ gesagt.
Aussaat
Ein Weiser streute jeden Tag,
Samen um sein Haus.
Die Nachbarin schaut stutzig zu
und rief neugierig aus:
„Was hat das denn für einen Zweck,
täglich streust du Samen.“
Der Weise sagte ihr recht ernst:
„Wegen all der schönen Damen.“
„Nie eine Frau betrat dein Haus“,
sie sichtlich war empört.
„Wie wirksam doch der Samen ist“,
so keine niemals stört.“
Schiffbruch
Ein Schiff versank im stürmisch Meer,
ein Mann konnt' sich erretten,
auf einer Insel fern von hier,
im Sand sollt er sich betten.
Ausschau hielt er jeden Tag,
doch vergeblich war sein Warten,
so baute er sich aus dem Holz,
ein Häuschen klein mit Garten.
Plötzlich brach ein Feuer aus,
die Hütte brannte hell,
verzweifelt rannte er hinfort,
zum Meeresufer schnell.
Dann kam aus weiter Ferne,
ein Motorboot vorbei,
so ward der Mann gefunden,
der Trost für all die Warterei.
Untergang
Ein Gelehrter einst am Ufer stand,
er wollt zur anderen Seite.
Der Fährmann nicht gesprächig war,
er schaute starr ins Weite.
„Wie steht es um ihr Wissen?“
Der Weise sprach mit Freundlichkeit.
Es erwiderte der Fährmann prompt:
„Dazu hatt' ich niemals Zeit.“
Traurig sah der weise Mann,
dem Schiffer ins Gesicht
und fragte weiter mitleidsvoll:
„Fehlt so das halbe Leben nicht?“
Der Fährmann wendet sich zum Gast:
„Können sie denn schwimmen?“
„Nein, mein Freund, das kann ich nicht,
kann nur ein Boot erklimmen.
Niemals hatte ich die Zeit,
blieb stets dem Wasser fern,
zu lernen war mein großes Glück,
hab Bücher einfach gern.“
„Es sinkt mein Boot“, der Fährmann seufzt,
„was können Bücher geben?
Da sie gar nicht schwimmen können,
verlieren sie ihr ganzes Leben.“
Hauptgewinn
Tag für Tag ein Mütterchen,
artig in die Kirche geht,
fleht den lieben Herr Gott an,
Jahr um Jahr in dem Gebet.
„Ach schenk mir doch den ersten Preis,
in einer Lotterie,
auf ewig ich dir dankbar wär,
und glücklich wie noch nie.“
Der liebe Gott dort oben,
erboste sich gar sehr,
was konnte er denn machen,
es gab keine Gewähr.
Erneut die Frau zur Kirche lief,
die Not war riesengroß,
da rief der Herr ganz plötzlich:
„Verdammt, kauf dir ein Los!“